Verbreitung der Musik - was geht in 2021?!

[Mad Jazz Morales]

Hallöchen liebe Musizierende...
Bei uns in der Band gibt es immer wieder aufs Neue Diskussionen über alle möglichen Medien. Gerade bei den "neueren" sind wir uns nicht komplett einig.
Ich möchte nun einige Threads erstellen.
Hier geht es mir um ein Meinungsbild über die aktuell up-to-date Verbreitung der eigenen Songs etc.
Wir, Svennä & Morales haben gerade zu Beginn dieses Jahres die Mix- und Mastergeschichte unseres zweiten Albums abgeschlossen.
12 eigene Songs, zwischen Polit-Statement und Liebeslied ist alles dabei.
Was macht man jetzt damit?!
Vinyl - Cool und Teuer
CD - Rückläufig aber noch angesagt
Sticks - mit noch mehr "Fan-Material"
Download von einzelnen Songs und/oder dem ganzen Album
Streaming auf allen möglichen Kanälen
gerade der letzte Punkt ließ bei uns eine Diskussion aufkommen, weil es unserem gesellschaftspolitischem Denken widerstrebt, das rein theoretisch Multibillionäre durch uns noch mehr verdienen, wir, nachdem ein Song 1000x gehört wurde, drei halbe Erdnüsse teilen müssen, damit jeder von uns was abbekommt.
Oder ist Streaming die einzige Möglichkeit e-v-e-n-t-u-e-l-l bekannter zu werden?
Ich bin gespannt, wie Ihr darüber denkt, welche Medien ihr bevorzugt, welche ihr gar nicht nutzt etc.pp.
Danke schön

 

[Mudskipper]

Oder ist Streaming die einzige Möglichkeit e-v-e-n-t-u-e-l-l bekannter zu werden?

Ich befürchte ja.
Heute ist das als Band mit eigenem Material ja nicht mehr zum Geld verdienen sondern Werbung für's zum Konzert gehen und dann als Fan CD Merch oder Platte holen.
So habe ich schon tolle Entdeckungen gemacht und dann auch was von dwn KünsterInnen gekauft wie sich das gehört. Ohne Streaming und Youtube wäre mir das klar entgangen.
Oder wie Olli Schulz sagt:" Jaa, das ist nicht real Indie, das ist nicht Punk, aber Musik will gehört werden und Gutes verschwindet sonst einfach!"

 

[pitsieben]

Heute ist das als Band mit eigenem Material ja nicht mehr zum Geld verdienen sondern Werbung für's zum Konzert gehen und dann als Fan CD Merch oder Platte holen.

Ja...ich muss schätzen, aber CD und Vinylverkäufe bei Gigs machen bestimmt irgendwas zwischen 20 und 40%...Merch noch dazu. Rumlabern, lokales Bier vernichten und Scheiben signieren dauert immer fast so lange, wie der Gig selbst.
Das ist aber echt nice, garnicht nervig und macht Bock.

 

[DeusVult]

Streaming auf allen möglichen Kanälen
gerade der letzte Punkt ließ bei uns eine Diskussion aufkommen, weil es unserem gesellschaftspolitischem Denken widerstrebt, das rein theoretisch Multibillionäre durch uns noch mehr verdienen, wir, nachdem ein Song 1000x gehört wurde, drei halbe Erdnüsse teilen müssen, damit jeder von uns was abbekommt.
Oder ist Streaming die einzige Möglichkeit e-v-e-n-t-u-e-l-l bekannter zu werden?

Entweder ihr seid käuflich oder nicht.
Würde < Möglichkeit auf Reichweite.
Ist zwar jeder Arsch auf spotify - aber hey

 

[Nick McNoise]

Ich würde mein Zeug nicht auf Streamingplattformen stellen.

Ein paar wenige Spezis mit hoher Musikaffinität (wie wir hier) lassen diese Dienste vielleicht wirklich mal im "Random mode" laufen, was wohl die einzig realistische Chance ist, dort "entdeckt" zu werden.
Aber die erreicht mensch ebenso wenn nicht besser (gezielter) über Musiker*innenforen und die dortige Mundpropaganda.

Außerdem ist es heutzutage mindestens so wichtig, sprich aussagekräftig, wo mensch nicht dabei ist, was mensch nicht mitmacht.

 

[lordbasstard]

letztens war eine doku auf arte über streaming, speziell spotify und ihr geschäftsgebaren, bzw. ihr nicht grad faires bezahlmodell.

als nischenband würde ich mir das nicht antun, gegen ein millionenher k-pop-fans die sich hinsetzen um immer wieder die songs neu starten damit ihre band noch mehr "fame" bekommt kann man nur verlieren.

facebook wird zwar immer schwächer was reichweite angeht, halte ich aber trotzdem für unabdingbar. bandcamp ist ne supersache, soundcloud versucht es grad mit besseren bezahlberechnungen. vermutlich um "bessere" (reichweitenstärkere) künstler zu ködern. youtube ist auch ein drecksladen, aber immer noch die erfolgreichste streamingplattform.

diese kanäle würde ich als erstes bedienen. wenn das rund läuft und es in nicht zu langen abständen gefüttert wird läßt sich damit zumindest schon mal bekanntheit erreichen (wenn, wo ich von ausgehe, die qualität stimmt). wenn dann noch zeit übrig ist: weitere kanäle (twitter, pinterest, instagram, tiktok, was weiß ich wie die alle heißen) befüttern.

CDs halt ich für unnütz, bzw. auf jeden fall für ein minus-geschäft, die gute alte schallplatte erlebt zwar grade eine wiederauferstehung, darf man sich aber auch nicht zuviel von versprechen, bietet gegenüber der CD dem fan mehr haptik. wenn ich regelmäßig live (hoffentlich bald wieder möglich) spielen würde: zuhause 50 cassetten aufnehmen, cover selber gestalten, photokopieren, mit der hand durchnummerieren und nur live verkaufen.

im grunde ist das ein vollzeitjob und von einer amateurband aus digitalen anfängern gar nicht zu leisten.

ideal wäre quasi ein "zusätzliches bandmitglied" der die band permanent begleitet mit photoapparat, videokamera, handy, laptop und die verschiedenen kanäle füttert.

"lieb sein" zu anderen die ähnlich ticken (andere bands, veranstaltungen, veranstaltungsorte, andere künstler mit ähnlicher message) sollte selbstverständlich sein. das verlinken/netzwerken untereinander hilft allen beteiligten.

der unnahbare künstler der in seinem wolkenkuckucksheim nur für seine kunst lebt, alle zwei jahre eine platte rausbringt, interviews verpennt, live auch mal nach zwei songs abbricht weil ihm irgendwas nicht paßt ist als geschäftsmodell tot.

 

[Nick McNoise]

... der unnahbare künstler der in seinem wolkenkuckucksheim nur für seine kunst lebt, alle zwei jahre eine platte rausbringt, interviews verpennt, live auch mal nach zwei songs abbricht weil ihm irgendwas nicht paßt ist als geschäftsmodell tot.

So etwas hat als Modell nie wirklich funktioniert und stand hier im Thread auch nicht wirklich zur Debatte.

 

[lordbasstard]

muss ich diesen kleinen, überspitzten epilog jetzt wirklich erklären und ist dass das einzige was du aus meinem beitrag für dich heraus ziehen kannst?

wenn ich an guns'n roses, liam gallagher oder pete doherty denke, da hat es schon funktioniert. ein kleiner skandal hier, ein zertrümmertes drumset dort, schon war wieder was für die presse da. sicherlich teilweise auch inszeniert von musikern/plattenfirmen.

das hat aber zu mythenbildung beigetragen und als folge erlebt man kellerbands mit minimalem können und stargehabe im jugendzentrum.

worauf ich aber eigentlich hinaus wollte: für ein wenig reichweite muss sich ein musiker mit ganz viel sachen auseinander setzen die mit musik überhaupt nichts zu tum haben. das muss man auch wollen.

 

[Nick McNoise]

Ich habe mal gegoogelt:
Eine Standard-Vinyl-LP kostet so 6-7 Euro bei 250 Stück (500 Stück 4-5 Euro) plus gesonderter Masteringkosten.
Kommt halt drauf an, was für eine Mucke man macht und wie man das eigene Publikum einschätzt (haben die Dreher, geben die 20+Euro für sowas aus?)

Compactcassette als Tonträger würde ich nicht anbieten.
Die Artworkmöglichkeiten sind noch bescheidener als bei einer CD, kaum noch jemand hat ein Abspielgerät, die Vervielfältigung in Eigenarbeit ist ein Albtraum und die Cassetten verfallen schnell in Klang und Mechanik.

CD ist ein gangbarer Kompromiss, kann mensch auch signieren und begrenzt artworken. Halt nach wie vor der Standard.

USB-Sticks, hm , sicher praktisch - aber wie "verpackt" mensch sowas?
Und irgendwie ist das dann doch auch nix Anderes mehr als Download?
Download finde ich übrigens gut, weil umweltschonend.
Mensch könnte mit Downloadkarten auf stabilem Karton im LP-Format arbeiten, damit auch was fürs Auge dabei ist.

 

[Nick McNoise]

worauf ich aber eigentlich hinaus wollte: für ein wenig reichweite muss sich ein musiker mit ganz viel sachen auseinander setzen die mit musik überhaupt nichts zu tum haben. das muss man auch wollen.

Sehe ich auch so.
Ich glaube aber nicht, dass ich oder Du @Mad Jazz Morales das erklären müssten.

 

[lordbasstard]

die cassette wollte ich auch nicht als alternative zu anderen tonträgern plaziert wissen. ich stell mir das einfach als witziges merch vor. liebevoll gestaltet in handarbeit. so wie handgestrickte mützen oder selbstgetöpferte aschenbecher.

Kommt halt drauf an, was für eine Mucke man macht und wie man das eigene Publikum einschätzt

ein ganz wichtiger punkt. da habe ich meine "scene" als maßstab genommen bei den CDs. kann woanders natürlich funktionieren. hängt halt davon ab in welchem "biotop" man sich befindet.

 

[lordbasstard]

Ich glaube aber nicht, dass ich oder Du @Mad Jazz Morales das erklären müssten.

erklären sicherlich nicht, aber zumindest ich muss mir das regelmäßig vor augen führen. das ist einer der gründe warum ich nicht mehr in bands spiele. ich übe auf meinem instrument, man verbringt zig stunden im proberaum, arbeitet erst songs, dann ein programm aus, übt alles wie doof, geht ins studio, läßt evtl. auf eigene kosten pressen und dann...

...fängt die arbeit erst an... kann ich nicht mehr, schaff ich nicht mehr, will ich nicht mehr.

 

[Nick McNoise]

die cassette wollte ich auch nicht als alternative zu anderen tonträgern plaziert wissen. ich stell mir das einfach als witziges merch vor. liebevoll gestaltet in handarbeit. so wie handgestrickte mützen oder selbstgetöpferte aschenbecher.

Ja, vielleicht eine Endloscassette mit dem Greatest-Hit oder einem besonders krassen Groove als Really Extended Dance Floor Edition?

Im Ernst, mensch sollte bei all dem Merch nicht vergessen, worum es eigentlich geht. Und das wären bei mir die Songs, die Musik, die Texte.

ein ganz wichtiger punkt. da habe ich meine "scene" als maßstab genommen bei den CDs. kann woanders natürlich funktionieren. hängt halt davon ab in welchem "biotop" man sich befindet.

Seine Zielgruppe zu kennen ist wichtig, wenn es um Vermarktung geht.
Aber such da: mir ginge es in erster Linie um die Musik.

Sollten nun wider Erwarten Geschwader von seitengescheitelten Banklehrlingen, Mütter über 50 oder Sportfischer meine Konzerte bevölkern, tja, dann wäre das eben so.

Anpassen würde ich maximal das Merchandising (Krawatten, Haarwachs, das Bandkochbuch, ein Songbook für Heimorgel oder Blockflöte, Topflappen, Prosecco, Fliegenköder o.ä.).

 

[Nick McNoise]

.... das ist einer der gründe warum ich nicht mehr in bands spiele. ich übe auf meinem instrument, man verbringt zig stunden im proberaum, arbeitet erst songs, dann ein programm aus, übt alles wie doof, geht ins studio, läßt evtl. auf eigene kosten pressen und dann...

...fängt die arbeit erst an... kann ich nicht mehr, schaff ich nicht mehr, will ich nicht mehr.

Mensch kann aber theoretisch auch anders in Bands spielen.

 

[MRoyce]

Für faire digitale Distro ist Bandcamp immer noch das beste was es gibt. Die Bands und Musik stehen im Mittelpunkt, nicht irgendwelcher social media Quark. Hier tummelt sich vor allem ein recht musik-affines Publikum mit einem gewissen Hang zum Sammeln, ergo werden viele Nichen und non-Mainstrem Genres bedient. Prinzipiell geht alles von kostenlosen anhören, digitale Downloads mit beliebigem Preismodell bis hin zum Verkauf von Tonträgern jeglicher Art, Bandcamp behält 10-15% und der Rest geht an die Musiker.

 

[ffetzer]

Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn man erstmal systematisch prüft, welche Ziele man verfolgen möchte und welcher Kanal (z.B. Bei dem Ziel der hohen Verbreitung wäre Streaming in Verbindung mit Patreon möglich) für diese Ziele am geeignetsten ist. Systematisch bedeutet z.B. mit Hilfe eines Business Model Canvas ein Geschäftsmodell zu skizzieren. Ich weiss, das ist sehr wirtschaftlich gedacht, aber selbst wenn man nicht zum Geld verdienen Musik machen möchte, gibt einem der Canvas Hilfestellungen an die Hand, mit denen man seine Anforderungen identifizieren und dann nach geeigneten Kanälen suchen kann.

 

[BassPapa]

Ich hatte mich letztes Jahr aus Zeitgründen gegen ein Projekt enschieden, bei dem der Initiator ganz klar auf Spotify & Co setzt. Ich glaube auch, dass das leider (? - evtl. bin ich zu alt für sowas) die Zukunft sein wird.

 

[EADG]

Ganz ehrlich: Überlegt euch mal, welche merchandising-Produkte ihr selbst von (noch?) unbekannten Bands kauft. Ich persönlich kaufe immer eine CD oder ein T-Shirt, wenn mir eine Band gefallen hat, aber ich würde das Geld genauso einfach direkt spenden, weil die Songs und die Produktionen nicht so viel hergeben, wie ein Konzert. Ich finde, dass die Qualität der Songs von Svennä und Morales (richtig geschrieben?) im Vergleich mit den meisten (noch ?) unbekannten Bands schon heraussticht, aber es braucht einen professionellen Background, um echt -wie sagt man heute so schön- "airplay" zu bekommen.

Mein Credo lautet live, live, live

Ich gebe zu, ich bin da vielleicht ein bisschen desillusioniert, aber wer mit Mitte Zwanzig nicht schon abgeräumt hat, der hat es ganz schwer. Es gibt so viele gute und sehr gute.

Ich habe mit Mitte Zwanzig auch Preise bekommen, dazu kam der NDW-Hype. Wir hatten ziemlich geile Gigs im Nachklapp, aber ein Song oder ein Album, der/das in den Medien läuft ist schon der Hammer, den wir nie geschafft haben. Ich kannte auch Leute, die das geschafft haben -Kennt irgendjemand noch Jocco Abendroth oder the Wirtschaftswunder?- Markus kennen zumindest die älteren noch. Von seiner ersten Band, Nylon Euter war ich echt Fan. Der zweite erfolgreiche Song, das zweite erfolgreiche Album ist kaum zu realisieren.

Ich finde, ihr macht das schon gut. Macht euch nicht so nen Kopf um neue Medien. Es ist und bleibt Musik.

 

[BassPapa]

Jo - dann gehörst Du zu meiner Generation.
Die juge Genetation hat ihre Musik am liebsten aufm Scharmfon!

 

[Bassphalanx]

Aufm Teppich bleiben.....

Ich mag ja Menschen, die für ihre Sache brennen.

Svennae& Morales ist sicher kein mainstream, eher ein Nischenproddukt. Und richtig Geld verdienen kann man mit solcher Musik eben nicht.
Merch wird dann bestenfalls ein Nullsummenspiel.
Also denk ich mir, ich würde vlt. das ans laufen bringen, was nix bis wenig kostet.
Klar, so Sachen wie youtube, facebook und Konsorten sind mittlerweile Pflicht. Für die "Alten" ist ne gute Homepage auch Pflicht.

Ansonsten spielen und Spass haben