spielen mit klick

[teecee]

hi,

wir sind noch unerfahren, was studioarbeit angeht. bei den ersten anfragen an studios taucht oft die frage auf: "könnt ihr nach klick spielen?". was heisst denn das konkret? kriegt der drummer nen klick und der rest hängt sich auf die drums, oder kriegen alle nen klick eingespielt? wie übt man das am besten vorher, damits im studio läuft? für tipps und erleuchtung dankbar
t.

 

[ehemaligerUser]

Ne Band von nem Kumpel haben ihren Drummer letztens alles einfach mal einspielen lassen und als er weg war das ganze durch Drums aus der Dose ersetzt... er hats immer noch nicht gemerkt ...

Das mal nebenbei. []

Gruß

 

[seBASStian]

@ teecee

Ich glaube, "nach Klick spielen" sollte nicht so das Problem für Dich sein.

Ich fand es bei meinen wenigen Studioausflügen viel irritierender, dass man (ich und die anderen) auf einmal die Bassspur allein hören konnte und ich gemerkt habe, wie ungleichmäßig mein Spiel ist (z.B. Anschlag)

Da hörst Du auf einmal Sachen, die im Bandgefüge ja komplett untergehen und vielleicht auch auf der späteren AUfnahme, aber wenn Du nur ganz isoliert Deinen Bass (oder auch die anderen Instrumente) hörst, fällt Dir schon einiges auf.

Deswegen mein Tipp: übe daheim mit Klick, nimm das auf und höre Dir das an, übe es nochmal etc. dann kannst Du schon viel Zeit später im Studio einsparen.
Gilt natürlich auch für Deine Mitmusiker.

Wichtig ist weiterhin, dass alle, insbesondere der Drummer weil er der Erste ist, die Songs auswendig kann und im Fall auch alleine spielen kann. Oder Du spielst mit ihm zusammen ein.

Viel Spaß dabei! []

 

[Dr.Sterni]

Boah, Boemmel, wenn der Typ DAS nicht merkt, sollte er sich vielleicht eine andere Freizeitbeschäftigung suchen... Ist ja echt krass... Aber ist auch gehörig fies, was eine Bandkollegen da mit ihm gemacht haben. Reden hilft bei sowas oft wunder, aber so eine Aktion wäre bei mir "Kündigungsgrund" in alle Richtungen.

Ich persönlich finde zum Click zu spielen (vor allem zum Anfang) extrem schwer! Die Kunst daran ist, sich einerseits natürlich stur in der Time zu bewegen aber sich gleichzeitig eben wirklich dort zu "bewegen". Es soll ja nicht steril und "doof" klingen, eben wie aus der Büchse, dann kann man besser den Drum- oder Basscomputer bemühen. Es sind diese winzigen Details, die das Ganze lebendig machen. Und die finden eben ein winziges Stückchen hier oder da vor oder nach der eigentlichen Time statt. Aber trotzdem bleibt man natürlich (!) in der Zeit.

Leicht ist was anderes^^

 

[Mike`adelic]

Mehr zu mehr sträube ich mich gegen Click bei Gigs und Aufnahmen. Ohne Click kann ein Song wesentlich mehr atmen und lebendiger sein. Wenn man sich ältere Rockplatten anhört oder Motown-Sachen... da haben viele nicht mit Click gearbeitet und rauskam meisterliches. Selbstverständlich ist es mit Click aufzunehmen einfacher, weil man ja seit längerem schon Fehler beseitigen kann (was soviel bedeutet wie "man muss nix mehr können") und man somit viel Zeit sparen kann. Was aber meiner Erfahrung nach meistens bei vielem Rumdoktoren passiert ist Folgendes: die Aufnahme klingt stellenweise total tot und steril.
Mir persönlich sind ehrliche und wirklich handgemachte Stücke lieber, als totgerückte.

So. Allerdings ist der Click zum Üben *unerlässlich*!
Wer clickfest ist, hat solo auch ein gutes Timing. Wo clickfest jetzt anfängt, da kann man sich lange drüber streiten.

 

[Tömsken]

Mike`adelics Aussage möchte ich fett unterschreiben!

Mag sein, dass euer Tontechniker viel Wert auf 'nen Klopfgeist legt und auch gute Argumente dafür hat. Aber das Spielen zum Ticker ist schwierig und will geübt sein. Wenn euer Trommler das nie gemacht hat, wird er womöglich "steif" trommeln – falls er es überhaupt hinkriegt.
Dann würde ich sehr empfehlen: Pfeift auf den Ticker! Warum sollte ein Song nicht nach hinten hinaus z. B. etwas schneller werden?! Und nachträglich rein-droppen um z. B. einen murksigen Bass zu reparieren geht auch bei solchen Aufnahmen.

 

[Mike`adelic]

Zitat:Original erstellt von: Tömsken

Mike`adelics Aussage möchte ich fett unterschreiben!

Mag sein, dass euer Tontechniker viel Wert auf 'nen Klopfgeist legt und auch gute Argumente dafür hat. Aber das Spielen zum Ticker ist schwierig und will geübt sein. Wenn euer Trommler das nie gemacht hat, wird er womöglich "steif" trommeln – falls er es überhaupt hinkriegt.
Dann würde ich sehr empfehlen: Pfeift auf den Ticker! Warum sollte ein Song nicht nach hinten hinaus z. B. etwas schneller werden?! Und nachträglich rein-droppen um z. B. einen murksigen Bass zu reparieren geht auch bei solchen Aufnahmen.

Zur Verteidigung des Clicks muss man aber sagen, dass es wirklich einiges an Arbeit und Zeit spart im Studio. Wenn man sich drauf geeinigt hat, dass man ohne Click aufnimmt, hat man im Vorfeld mehr zu tun, denn da muss jeder Song zu 100% sitzen. (!)
Sonst dauerts ewig.

Leider macht das nur kaum einer mehr.

(meine Theorie des Klickwahns ist, dass es einfach so viele Mucker gibt, die weder gerade kucken noch spielen können, aber trotzdem Aufnahmen machen und diese deshalb dann "amtlich" klingen, weil man ja alles hinrücken kann - aber wie gesagt: zum Üben ist der Klick absolutes Muss!)

 

[TomM]

Mit Click spielen will geübt sein. Wenn man es sportlich nimmt, wäre das Grund genug, sich der Herausforderung zu stellen und es auszuprobieren, selbst wenn es im praktischen Einsatz dann nicht gemacht wird.

Ohne Click die Time zu halten ist sicher das Ziel. Aber lieber mit Click genau spielen, als ohne Click rumeiern.

Aufnahmen, die später Overdubs bekommen sollen, gehen i.d.R. nur mit Click.

Für die Band ist der Click als Orientierung eher besser, als der Drummer. Der wiederum muss sich da erst schwer dran gewöhnen, sonst hat er nur Stress. Drummer und Click sowie Band mit dem gleichen Click geht. Drumer mit Click und Band zum Drummer geht nur, wenn er das gut kann. Sonst addieren sich die Reaktionszeiten bei Timingkorrekturen und es eiert um so mehr.

 

[Dr.Sterni]

Du bringst es auf den Punkt, Tom.

Ich dreh's nur mal um:

1. Wenn es später mal wirklich professionell klingen soll und man auch Studio- und (gute) Live-Standards halten will, kommt man an einem Click nicht drum rum.
2. "Mit Click spielen will geübt sein". Und da 1. gilt, kann man das durchaus auf "MUSS" geübt sein ummünzen.

Ich würde nie wieder ohne spielen wollen, weder Drums noch Bass... Und wenn die beiden (der Drummer und der Bass) gut zusammen spielen ("in the pocket" undso, Ihr kennt das ja...), dann rockt's ohne Ende und dann ist der Groove wirklich unumstößlich.

 

[Mike`adelic]

Zitat:Original erstellt von: TomM

Aufnahmen, die später Overdubs bekommen sollen, gehen i.d.R. nur mit Click.

Naja... punch in und punch out, gehen auch ohne Click. Ist halt dann u.U. nur etwas fummeliger.

Selbstverständlich ist es aufnahmetechnisch (Betonung auf technisch) einfacher mit Click. Allerdings wird man sehr schnell zum Sklaven des Clicks und das nimmt vielen Aufnahmen die "Tiefe".

Ehrlich gesagt, kenn ich weniger als eine Hand voll Drummer, die zum Click genauso lebendig spielen können, wie frei. Trotzdem kommt man um den Click fast nie rum. Für mich aber ein Grund zur Drumspur zu spielen und den Click auszuschalten.

Nicht dass wir uns falsch verstehen, der Click ist dein Freund, wenns ums Üben geht.

 

[toav]

Jo zum Klick zu spielen ist nicht gerade einfach, habe mit Drums nie irgendwelche schweren timing Probleme. Aber dann wollte ich mal bei meinem Mitbewohner schnell ne Bassspur aufnehmen und war erst mal erstaunt wie ich fast gar nicht mit dem klick klar kam, darum wird das wieder geübt^^.

 

[rabarvek]

Meine Erfahrung: Genau die, die nicht zu Click spielen können, hätten es am dringendsten nötig.

 

[Mike`adelic]

Zitat:Original erstellt von: Joerg


Zu Mike'adelic:
Nun, ich denke der Weg führt in der Regel über den Click! Alle ausgezeichneten und alle Top-Musiker die ich kenne, können auf den Click spielen. Entweder haben sie dies explizit sich erarbeitet, oder (WENIGE AUSNHAMEN!) sie haben Auslandserfahrungen gesammelt und dort ein "afrikanisches", bzw. "indisches" / "persisches" timing erworben.

Nur wer das beherrscht, kann auch ohne Click super einspielen, kann auch live mal Time-Verschiebungen realisieren so dass es auch gut klingt!

Ich habe schon viel zu viele Studio Aufnahmen gehört, die ohne Klick eingespielt wurden. Ok, manche Band ist zufrieden damit, ich aber fand es jedesmal(!) ziemlich unglücklich!!

By the way gehört meine eigene Band dazu. Bei uns hat auch der Tonmeister vom Klick abgeraten.[:0] Was haben wir jetzt: nicht brauchbare Lieder aus denen ich([]) die wenigen und kurzen Abschnitte herausschneiden musste, damit wir überhaupt Material haben.

Fazit:
- ohne Klick konnte mich noch nicht ein einziges Mal überzeugen - professionelle Produktionen ausgenommen.
- Klickfest werden ist ein hohes Ziel, das nicht einfach zu erreichen ist.

Natürlich. Ich spreche hiermit das ohne-Click-Einspielen nicht heilig. Es kommt immer auf die Rahmenbedingungen und vor allem auf die Qualität der Musiker an.
Das Ziel einer Produktion ist doch eine gewisse Professionalität, also lasse ich mir da die Türe offen, ob ich da mit oder ohne Click spiele.
Das "Schlimme" an Aufnahmen kann sein, dass ein Song ein oder zwei bpm schneller oder langsamer erst richtig tut. Mit pi mal daumen kann man da nicht viel machen.

Rabarvek hat leider recht. Die Leute die sich gegen den Click sträuben (ich tue dies nicht, denn beide Arten haben ihre Vorteile), können meistens dazu nicht spielen.

 

[rabarvek]

Als wir uns mit der Rockband auf die Aufnahmen (mit Click) vorbereiteten, entdeckte ich einen Vorteil, der mir vorher gar nicht bewusst war: Zu diesen Vorbereitungen gehört auch die Suche nach dem richtigen Tempo und wir haben einige Proben damit verbracht, die Songs in unterschiedlichen Tempi auszuprobieren (in 1-2 bpm Schritten).
Aus dem Bauch heraus hätten wir die meisten Nummern zu schnell gespielt, aber erst eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Tempo zeigte das auf. Vielleicht gibt es Musiker, die ohne Temporeferenz sagen können: "Probieren wirs mal 2 bpm langsamer" und es dann auch wirklich tun - ich gehör nicht dazu.

 

[Mike`adelic]

Zitat:Original erstellt von: rabarvek


Als wir uns mit der Rockband auf die Aufnahmen (mit Click) vorbereiteten, entdeckte ich einen Vorteil, der mir vorher gar nicht bewusst war: Zu diesen Vorbereitungen gehört auch die Suche nach dem richtigen Tempo und wir haben einige Proben damit verbracht, die Songs in unterschiedlichen Tempi auszuprobieren (in 1-2 bpm Schritten).
Aus dem Bauch heraus hätten wir die meisten Nummern zu schnell gespielt, aber erst eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Tempo zeigte das auf. Vielleicht gibt es Musiker, die ohne Temporeferenz sagen können: "Probieren wirs mal 2 bpm langsamer" und es dann auch wirklich tun - ich gehör nicht dazu.

Ja, das ist echt verreckt manchmal. 1-2BPM sind Welten bei der Wirkung eines Songs.