Setlänge für Club-Auftritt ?

[X-Ray]

Liebe Bassicer,

möchte gerne Eure Einschätzungen bzgl. der Länge einer Setlist für einen Auftritt in Erfahrung bringen. Randbedingungen: Wir haben im Sommer einen Auftritt in einem Club, vor uns spielt eine Vorband eine knappe Stunde lang, dann gibts eine Pause. Unsere Musik ist eher im Indie/Alternative Sektor anzusiedeln, erst im letzten Drittel unseres Sets sind Stücke drin, die eher tanzbar sind. Wir spielen nur eigene Stücke.

Ich selbst bin der Meinung, es besser knapp zu halten als zu lang zu spielen und plädiere für eine maximal einstündige Setlist, am liebsten sogar noch weniger. Ein Bandkollege vertritt die konträre Ansicht, wir könnten gut deutlich mehr Stücke spielen, also mindestens 90 Minuten, die Zuschauer würden ja für sich sorgen und mal an die frische Luft gehen, wenn Sie genug haben.

Sicher ist das nicht leicht, etwas Generelles zu sagen, hängt ja schliesslich schon sehr davon ab, wie gut man mit dem Publikum interagiert und wie abwechslungsreich die Stücke sind und ob zart oder hartes Brett etc. - aber vielleicht gibt es ja aus Eurem Erfahrungsschatz Anhaltspunkte ...
Vielen Dank!!!!

 

[Bassascha]

Für einen einstündigen Gig planen wir so 12-15 Songs ein.
Für einen 4 Stunden Gig sind es ca. 45 Songs aber meistens mit 10-15 Minuten Pause nach jedem Set (pro Set ca. 50 Minuten).
Wir haben bald einen 2 Stunden Gig ohne Pause. Dafür haben wir 25 Songs + 2 Zugabesongs eingeplant.

Edith: ist ne Partyband und das Publikum muss auf jeden Fall immer mit eingebunden werden, ob eigene oder Cover Songs

 

[Doc]

Eine Stunde ist eine gute Orientierung, Wenn ihr gut ankommt, noch zwei Zugaben, dann ist das eine runde Sache, gerade im Hinblick darauf, dass ja die andere Band auch schon eine Stunde vor euch gespielt hat.

 

[TomW]

Das ist wohl von Band zu Band und Genre zu Genre höchst unterschiedlich ... mit meiner Classic-Rock/Pop-Band spielen wir je nach Größe der Veranstaltung (Straßenfeste, Betriebsfeiern) 3 oder 4 Sets á 30 Minuten, dann gibt es noch Zugaben ... mit der Bluesband läuft's ähnlich, also 3 x 25 Minuten ...

 

[Mudskipper]

Ich selbst bin der Meinung, es besser knapp zu halten als zu lang zu spielen und plädiere für eine maximal einstündige Setlist, am liebsten sogar noch weniger. Ein Bandkollege vertritt die konträre Ansicht, wir könnten gut deutlich mehr Stücke spielen, also mindestens 90 Minuten, die Zuschauer würden ja für sich sorgen und mal an die frische Luft gehen, wenn Sie genug haben.

In Bands mit eigenen Stücken haben wir im Zweifel immer eher die kürzere, knackigere Setlist gespielt - kommt, aber auch auf das Setting an, was für Publikum wird erwartet, wie ist die andere Band/s unterwegs usw.
Bringt ihr gut eigenes Publikum mit das euch länger kennt, freuen die sich auch mal über gute 90min Ist es eher "frisches" Publikum besser nur die Sahne aus eurem Repertoire schöpfen und die dann kurzweilig abliefern. man könnte aber auch zwei Setlists machen und wenn die "Meute" mehr haben will einfach dranhängen - wenn man genug Songs hat kann man immer noch länger spielen. Fangen die Leute an vom Bier holen und pinkeln nicht zurück zu kommen war das dann nicht so die gute Idee.
Ich freue mich immer wenn ich eine mir neue Band mit eigenen Stücken sehe die fein aber kurz abliefert . Covermucke hat wieder eigene Gesetze.

 

[W.A.S.P.chen]

Sicher ist das nicht leicht, etwas Generelles zu sagen, hängt ja schliesslich schon sehr davon ab, wie gut man mit dem Publikum interagiert und wie abwechslungsreich die Stücke sind und ob zart oder hartes Brett etc

Nö, es hängt davon ab, ob ihr genug GUTE Songs für 'ne lange Spielzeit habt und ob Ihr 'ne Band seid, die man sich gerne lange reinzieht.

Es gibt ja nu in jedem Genre genug Artisten, die auch nach 2 Stunden stilistisch gleichförmiger Eigenmucke zu Zugaben gebrüllt werden.
Leute, die Ihr mit den ersten drei Songs aus dem Laden gespielt habt, seht Ihr nicht wieder, es sei denn, Ihr sagt am Anfang vom Set, daß am Ende, so in ca 50 Minuten noch tanzbare Mucke kommt, aber das wäre halt peinlich, es sei denn, Ihr habt den Megacharismatiker als Frontsau, aber dann braucht Ihr das auch nicht zu sagen, dann geht das eh.
Daß man mit untanzbarer Mucke anfängt und dann am Ende die Hütte tobt, hab ich im Amateurbereich mit Fremdpublikum allerdings auch eh noch nicht erlebt.

Hm, warum bin ich denn in dem Club? Ihr seid die Hauptband und nicht meine Kumpel oder aus der Stadt? Dann bin ich entweder wegen Euch da und hab mir ein paar Songs angehört und weiß grob was kommt, oder ich bin wegen der Vorband da und dann habt Ihr drei Songs Zeit mich davon abzuhalten, draußen zu saufen, nach guten Gras zu suchen und was vor's Rohr zu kriegen, wie Du selber sagtest: SOMMER!

 

[X-Ray]

Vielen Dank für Eure Denkanstösse!

Bringt ihr gut eigenes Publikum mit das euch länger kennt, freuen die sich auch mal über gute 90min Ist es eher "frisches" Publikum besser nur die Sahne aus eurem Repertoire schöpfen und die dann kurzweilig abliefern.

Vermutlich ist ein erheblicher Anteil "eigenes Publikum", das uns kennt - Deine Aussage hat mich nun doch bestärkt, nicht auf die ganz kurze Setlist zu drängen.

 

[X-Ray]

draußen zu saufen, nach guten Gras zu suchen und was vor's Rohr zu kriegen

Gegen dieses bunte Abendprogramm ist aber schwer anzuspielen

 

[franzmann]

Ihr solltet unbedingt am Anfang ein Paar knackige Stücke spielen um die Aufmerksamkeit nach der Umbaupause zu gewinnen. Danach entweder sind die Leute ganz bei euch oder es interessiert sie nicht, und in beide Fälle könnt ihr machen was ihr wollt...
Es gibt meiner Meinung nach nur wenige Fälle wo ein sanfter Anfang geeignet ist.

 

[schepper]

moin,
ich bin auch freund von kürzeren auftritten.
'ne stunde klingt gut, zumal die vorband ja auch schon 'ne stunde spielt.
lieber kurz und würzig als lang und weilig.
und wenn ihr gut ankommt, dann könnt ihr ja gerne noch stücke dranhängen.

und immer schön mit dem publikum spässken machen- das kommt bässer.

 

[Doc]

@X-Ray : Fangt mit den groovigen Nummern an. Selbst wenn die Mehrheit des Publikums nur ein wenig in Bewegung gerät, ist die Chance, dass ihr gut ankommt deutlich größer als bei durchschnittlichem Alternativgeschrammel.

 

[X-Ray]

Franzmann und Doc, Ihr habt Recht .... hatten ursprünglich unser zartestes Pflänzchen an den Anfang gestellt. Wunderschön, aber schlapp. Nun lassen wir es am Anfang rumpeln. Vielleicht ist das erste Stück ja besonders wichtig.

Aber wir haben halt noch nicht genug Driver in der Setlist, um das ganz durchzuziehen. In der Mitte wirds dann softer, um am Ende wieder mehr Fahrt aufzunehmen. Ist vielleicht gar nicht so schlecht. Ich arbeite aber ohnehin daran, den Balladenanteil zu senken ...

 

[Doc]

Das ist ein guter Plan, die erste und die letzte Nummer, das sind die Songs, die beim Publikum in Erinnerung bleiben.

 

[MRoyce]

Bei mehr als 2 Balladen pro Stunde erwarte ich eine bestuhlte Venue! Ein bissel Gefühlsgedusel ist ja mal ganz nett aber wehe wenn die sich zu ähnlich klingen. Noch eine Ballade mit Piano, Akustik-Klampfe und softer Rythmsektion braucht die Welt nicht.

 

[X-Ray]

Naja, der Schluss von "Ballade" auf "Gefühlsduselei" erscheint mir nicht zwingend

 

[cellkirk74]

Also inzwischen ist im internationalen BEreich die übliche Spieldauer der Vorband max 40 min. Hauptbands 60 min plus Zugaben.

Falls nach dem Konzert noch ne Disco ist auch eher kurz. 90 min Set gehen nur als Band die die Leute zieht oder wenns der Veranstalter klar so will.

 

[heliumguy]

ola x-ray

aus erfahrung würde ich das set auch eher knapp halten als ausdehnen. es ist doch cooler die leute mit dem gefühl "boah geile mucke! die will ich mir nochmals geben" nach hause gehen zu lassen, als wenn sich der club von selber leert. ein 1stündiges set einer vorband erachte ich ebenfalls als zu lange......

 

[bass_ennyday]

Ich freue mich immer wenn ich eine mir neue Band mit eigenen Stücken sehe die fein aber kurz abliefert

^ Genau so machen wir es. Egal ob als Support- oder Hauptband spielen wir max. 40 Minuten (Stonerrock). Es gab Zeiten da haben wir unsere Setlist mit unseren "schlechteren Songs" künstlich aufgebläht um auf mind. 60 bis 85 Min. zu kommen, hat uns aber keinen Vorteil erbracht. Jetzt mit der reduzierten Setlist spielen wir quasi nur unsere "Hits", hahaha. Wir spielen Song an Song, keine Gelaberansagen dazwischen, maximal kurze Stimmpause vor oder nach dem 3. Song und wir spielen auch niemals Zugaben, ich finde es affig von vornherein Zugaben einzuplanen, wenn unser Set zu Ende ist, dann ist unser Set zu Ende, das bestimmen wir, nicht das Publikum. Hört sich jetzt doof an, aber wir sind keine Entertainment-Band sondern knallharte Egoisten: WIR wollen UNSEREN Spaß auf der Bühne haben ... klar, sobald einer aus dem Publikum auch Spaßt hat, dann freut es uns, aber wir machen es keinem Recht, auch keine "Dramaturgie" in der Setlist, keine Vorüberlegung "was ziehe ich heute für den Gig an", etc. Wir gehen auf die Bühne stöpseln uns ein, rocken und hauen wieder ab. Quasi genau das Gegenteil von einer Coverband ...

 

[Durstig]

Als sie zum zweiten Mal kam schrie die Architektengattin noch lauter, aber als sie ihr Kleid zurechtzupfte und aus der Küche zurück zu den anderen ging, schien niemand etwas bemerkt zu haben...
(frei nach Harald Schmidt)

Tut hier nichts zur Sache, aber eure Aufmerksamkeit dürfte ich nach diesen Zeilen haben!
Deshalb:

Ihr solltet unbedingt am Anfang ein Paar knackige Stücke spielen um die Aufmerksamkeit nach der Umbaupause zu gewinnen.

Aufmerksamkeit ist das Wichtigste! Nicht in selbstverliebten "wir-sind-ja-ach-so-tolle-Künstler"-Schwurbeleien verlieren, die kein Normalsterblicher hören will - es geht um Entertainment!

Deshalb sehe ich's genau so:

In Bands mit eigenen Stücken haben wir im Zweifel immer eher die kürzere, knackigere Setlist gespielt

vor uns spielt eine Vorband eine knappe Stunde lang

Wenn die euch den Laden bereits leer gespielt haben ist es dann auch egal, wie ihr euch entscheidet...


Viele Grüße
Durstig

 

[X-Ray]

Bin nach Euren Beiträgen von der "kurz und knackig"-Variante überzeugt ... Bei der Auswahl der Stücke für die Setlist ist bei uns auch nochmal verhandeln gefragt - bei den meisten Stücken sind wir uns sehr einig, aber es gibt auch rasante Ausnahmen. Klar, Veto-Recht gibt's, aber das löst das Problem ja nicht. Aber ich glaub, wir sind jetzt auf einem guten Weg.
Danke nochmal an alle, war sehr hilfreich!