Dies ist ein Review... -nun, sagen wir der etwas anderen Art- eines Fender Japan Precisionbasses 62-78 US. Es handelt sich hierbei um einen 62 Re-Issue, also Korpus aus Erle (Farbe: schwarz) Griffbrett aus Palisander mit U.S. Vintage-PU und weißem Schlagbrett. Gekauft habe ich den Bass bei "The Guitar Emporium Ltd." in England, getrieben von der Sorge, daß auch diese Quelle -ähnlich wie Ishibashi- versiegen könnte. Gekostet hat der Bass 569 GBP (und nicht 486 wie irrtümlicherweise zunächst angeboten).
Optik/Verarbeitung
Der Bass macht optisch einen hervorragenden Eindruck.
Der vierfach verschraubte Hals ist aus Ahorn mit aufgeleimtem Palisandergriffbrett ohne Skunkstripe. Ich habe noch nie derart dunkles Palisander als Griffbrett gesehen. Alles ist gut verarbeitet, der Hals ist sauber eingepaßt. Der Halsstab ist an der Korpusseite des Halses einstellbar (war wohl auch beim Original so (?)). Der Hals ist -wohl aus optischen Gründen mit einem leicht getönten "Klarlack" überzogen, um insbesondere auf der Kopfplatte den Hauch eines alten Instrumentes zu erzeugen. Der Hals ist am Steg etwas breiter als bei meinem Collins Jazzbass (40 vs. 44 mm). Als Brücke kommt hier Leos Blechwinkel zu Einsatz, so wie man es von einem 62 RI auch erwarten darf. Die Stimmmechaniken sind recht rubust und deshalb schwer. Dies führt zu einer merklichen Kopflastigkeit, die aber wohl durch einen breiteren Gurt kompensiert werden kann.
FAZIT: Ein -für mich- sehr schöner Bass mit absolut untadeliger Verarbeitungsqualität.
Bespielbarkeit
Der lackierte Hals ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig jedoch kein Problem. Der Bass hat eine sehr niedrige Saitenlage. Auf Grund des sehr geraden Halses schnarren die Saiten schon, wenn ich nur ganz normal zupfe.
FAZIT: Für mich nicht so optimal, kann man aber einstellen.
Sound
Bevor ich den Bass getestet habe, habe ich ein Instrument mit dem typischen Preci-Tiefmittenknurr erwartet, der auf Grund des U.S.-PUs dann auch schön punchy kommen sollte, schließlich ist das ein 62 RI.
Aber was war das?
Nix Tiefmittenknurr [V][V][V], sondern zwar sehr schöner, präsenter runder Sound (= HiFi) über das gesamte Griffbrett, aber eben nicht das, was man von einem Preci erwartet.
Hmmm... kann natürlich auch an meinem B...-Amp (ihr wißt schon[
]) liegen, denk ich mir. Also mal bei Lutz (mein Basslehrer) testen. Angerufen, mit meinem Collins Jazzy und dem Fender CIJ hingefahren und 3 Bässe getestet:
1. Der modified Jazzbass meines Basslehrers (Erle-Korpus, Palisander Griffbrett) nur Preci-PU voll auf
2. Mein Collins-Jazzy (Agathis-Korpus, Palisander Griffbrett) Hals- und Steg-PU voll auf
3. Der Fender CIJ Preci, PU voll auf
Höhenblende bei allen Bässen voll auf. Amp: Eine aktive PA-Box. Ergebnis: Keine Veränderung [V] Der modified Jazzbass hat den ultimativen Preci-Knurr, so richtig schön knochig.
Zwischenzeitlich hatte ich auch schon gen England gemailt, daß ich mit dem Sound definitiv nicht einverstanden sei, aber sich dies durch Einstellarbeiten (=Oli Wans Standard-Tipp[:!!]) evtl. beheben ließe. Die Antwort war dann jedoch, daß jegliche Veränderungen am Bass -also auch Einstellarbeiten- dazu führen würden, daß der Bass nicht mehr umtauschbar sei.
Na gut, eine Chance hab ich dem Bass dann noch gegeben: Samstag zu Musik Produktiv nach Ibbenbüren, den Leuten in der Bassabteilung kurz das Problem geschildert, Antwort: "Kein Problem, nimm Dir nen MIA, nen MIM und nen Squier und spiel alle 4 über die Eden-Combo, die hat nen ziemlich neutralen Sound, da hört man die Unterschiede gut."
Tja, was soll ich sagen, der CIJ war auch hier derjenige, der soundmäßig nicht mithalten konnte [V][V][V] Ich habe mich dann -schweren Herzens- entschlossen, den Bass zurückzuschicken, da mir auch die Leute bei MP versichert haben, daß aus dem CIJ -auch nach allen möglichen Einstellarbeiten- definitiv nicht der klassische Preci-Sound herauszubekommen sei. Hier bestätigt sich -auf fatale Weise- Bauschis Meinung, daß eine erstklassige Verarbeitung noch lange kein Garant für einen ebenso erstklassigen Sound ist.
Fazit:
Offenbar bin ich der erste hier im Forum, der eine "Gurke" von Fender Japan in der Hand gehalten hat. Ich hätte Euch hier wirklich sehr gerne was anderes geschildert. Aber auch eine qualitativ hochwertige Fertigung kann sich eben doch nicht 100% frei von Qualitätsmängeln sprechen. Die Gaus'sche Glockenkurve ist nun mal nicht geschlossen integrierbar, einige ppms sind eben auch bei Japanern möglich.
Daraus zeihe ich für mich persönlich die Lehre, daß ich so schnell keinen Bass mehr kaufe, den ich nicht vorher angespielt habe.
Besonders betonen möchte ich -auch deshalb, weil ich nicht möchte, daß hier gleich die 739. Folge der Bassic-Telenovela "Gute Fender - schlechte Fender" losbricht- daß
- sich Malcolm von The Guitar Emporium absolut korrekt verhalten hat und den Bass anstandslos zurückgenommen hat (ob das bei "Ken" auch so möglich wäre?)
- ich der festen Überzeugung bin, daß ich "meinen" Preci noch finden werde, offenbar hat Leo in seiner unermeßlichen Weisheit noch etwas anderes mit mir vor []
- ich Fender immer noch mag []
Und nun vielen Dank für das Lesen dieses langen Posts.
Edit: Einige Tippfehler korrigiert
Optik/Verarbeitung
Der Bass macht optisch einen hervorragenden Eindruck.
Der vierfach verschraubte Hals ist aus Ahorn mit aufgeleimtem Palisandergriffbrett ohne Skunkstripe. Ich habe noch nie derart dunkles Palisander als Griffbrett gesehen. Alles ist gut verarbeitet, der Hals ist sauber eingepaßt. Der Halsstab ist an der Korpusseite des Halses einstellbar (war wohl auch beim Original so (?)). Der Hals ist -wohl aus optischen Gründen mit einem leicht getönten "Klarlack" überzogen, um insbesondere auf der Kopfplatte den Hauch eines alten Instrumentes zu erzeugen. Der Hals ist am Steg etwas breiter als bei meinem Collins Jazzbass (40 vs. 44 mm). Als Brücke kommt hier Leos Blechwinkel zu Einsatz, so wie man es von einem 62 RI auch erwarten darf. Die Stimmmechaniken sind recht rubust und deshalb schwer. Dies führt zu einer merklichen Kopflastigkeit, die aber wohl durch einen breiteren Gurt kompensiert werden kann.
FAZIT: Ein -für mich- sehr schöner Bass mit absolut untadeliger Verarbeitungsqualität.
Bespielbarkeit
Der lackierte Hals ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig jedoch kein Problem. Der Bass hat eine sehr niedrige Saitenlage. Auf Grund des sehr geraden Halses schnarren die Saiten schon, wenn ich nur ganz normal zupfe.
FAZIT: Für mich nicht so optimal, kann man aber einstellen.
Sound
Bevor ich den Bass getestet habe, habe ich ein Instrument mit dem typischen Preci-Tiefmittenknurr erwartet, der auf Grund des U.S.-PUs dann auch schön punchy kommen sollte, schließlich ist das ein 62 RI.
Aber was war das?
Nix Tiefmittenknurr [V][V][V], sondern zwar sehr schöner, präsenter runder Sound (= HiFi) über das gesamte Griffbrett, aber eben nicht das, was man von einem Preci erwartet.
Hmmm... kann natürlich auch an meinem B...-Amp (ihr wißt schon[
]) liegen, denk ich mir. Also mal bei Lutz (mein Basslehrer) testen. Angerufen, mit meinem Collins Jazzy und dem Fender CIJ hingefahren und 3 Bässe getestet:1. Der modified Jazzbass meines Basslehrers (Erle-Korpus, Palisander Griffbrett) nur Preci-PU voll auf
2. Mein Collins-Jazzy (Agathis-Korpus, Palisander Griffbrett) Hals- und Steg-PU voll auf
3. Der Fender CIJ Preci, PU voll auf
Höhenblende bei allen Bässen voll auf. Amp: Eine aktive PA-Box. Ergebnis: Keine Veränderung [V] Der modified Jazzbass hat den ultimativen Preci-Knurr, so richtig schön knochig.
Zwischenzeitlich hatte ich auch schon gen England gemailt, daß ich mit dem Sound definitiv nicht einverstanden sei, aber sich dies durch Einstellarbeiten (=Oli Wans Standard-Tipp[:!!]) evtl. beheben ließe. Die Antwort war dann jedoch, daß jegliche Veränderungen am Bass -also auch Einstellarbeiten- dazu führen würden, daß der Bass nicht mehr umtauschbar sei.
Na gut, eine Chance hab ich dem Bass dann noch gegeben: Samstag zu Musik Produktiv nach Ibbenbüren, den Leuten in der Bassabteilung kurz das Problem geschildert, Antwort: "Kein Problem, nimm Dir nen MIA, nen MIM und nen Squier und spiel alle 4 über die Eden-Combo, die hat nen ziemlich neutralen Sound, da hört man die Unterschiede gut."
Tja, was soll ich sagen, der CIJ war auch hier derjenige, der soundmäßig nicht mithalten konnte [V][V][V] Ich habe mich dann -schweren Herzens- entschlossen, den Bass zurückzuschicken, da mir auch die Leute bei MP versichert haben, daß aus dem CIJ -auch nach allen möglichen Einstellarbeiten- definitiv nicht der klassische Preci-Sound herauszubekommen sei. Hier bestätigt sich -auf fatale Weise- Bauschis Meinung, daß eine erstklassige Verarbeitung noch lange kein Garant für einen ebenso erstklassigen Sound ist.
Fazit:
Offenbar bin ich der erste hier im Forum, der eine "Gurke" von Fender Japan in der Hand gehalten hat. Ich hätte Euch hier wirklich sehr gerne was anderes geschildert. Aber auch eine qualitativ hochwertige Fertigung kann sich eben doch nicht 100% frei von Qualitätsmängeln sprechen. Die Gaus'sche Glockenkurve ist nun mal nicht geschlossen integrierbar, einige ppms sind eben auch bei Japanern möglich.
Daraus zeihe ich für mich persönlich die Lehre, daß ich so schnell keinen Bass mehr kaufe, den ich nicht vorher angespielt habe.
Besonders betonen möchte ich -auch deshalb, weil ich nicht möchte, daß hier gleich die 739. Folge der Bassic-Telenovela "Gute Fender - schlechte Fender" losbricht- daß
- sich Malcolm von The Guitar Emporium absolut korrekt verhalten hat und den Bass anstandslos zurückgenommen hat (ob das bei "Ken" auch so möglich wäre?)
- ich der festen Überzeugung bin, daß ich "meinen" Preci noch finden werde, offenbar hat Leo in seiner unermeßlichen Weisheit noch etwas anderes mit mir vor [
]- ich Fender immer noch mag [
]Und nun vielen Dank für das Lesen dieses langen Posts.
Edit: Einige Tippfehler korrigiert
