Rechte Hand: was mach ich denn mit dem Daumen?

[yoshi]

Guten Tag allerseits

Habe kürzlich Basslehrer gewechselt und bin jetzt mit einer vollkommen neuen Technik für die Rechte Hand beim Fingerpicking konfrontiert.
Bis anhin spielte ich wie der Herr im Video erklärt:
http://www.youtube.com/watch?v=0TDTSSOOV20
oder man hier sehen kann: http://www.youtube.com/watch?v=JfRPuzyFpoU
also mit dem daumen immer nachgerutscht, z.B. wenn ich die A-Saite spiele, mit dem daumen auf die H-Saite,,,

Bei der neuen Technick soll ich jedoch mit dem Teil knapp hinter dem Handgelenk (dort wo man Pulswärmer trägt []) auf dem Bassbody flach abstützen und den Daumen nicht abstützen, sonder dämpfend auf die Saiten legen.
Nach langer Youtube Recherche habe ich sogar einen Bassisten gefunden, der diese Technik ansatzweise anwendet. und es ist niemand geringeres als John Patitucci:
http://www.youtube.com/watch?v=_Ztsv3o9Jc0

Bei der schon erwähnten Recherche ist mir aufgefallen, dass viele "Götterbassisten" wie Victor Wooten, Jaco Pastorius, John Patitucci (früher!), u.s.w. eine für mich eher schlecht ausgereifte RH-Technik haben, sie stützen den Daumen immer auf dem Pickup am, egal ob sie die G- oder E-Saiter spielen:
http://www.youtube.com/watch?v=RUkETBD8Qag
http://www.youtube.com/watch?v=JLw-_sDpAwM
http://www.youtube.com/watch?v=1MEiLguhkLw


Jetzt wollte ich fragen ob Ihr mir vielleicht von euren Erfahrungen erzählen könnt, welche Haltung was für Vorteile hat?
oder warum du dich gerade für "deine" Haltung entschieden habt?

Besten Dank für die Antworten!
liebe Grüsse, yoshi

 

[allerbässt]

Mein Tipp: Probiere aus, was Dir am bässten liegt. Das machst Du dann... Ich persönlich habe festgestellt, dass ich bei JB den Daumen auf dem hinteren PU ablege, beim PB allerdings die jeweils tiefere Saite benutze (weil mir der "hintere" PU fehlt).

 

[alice d.]

aaaalso, am anfang lag mein daumen immer auf dem pu. schlecht, weil die linke hand die hohen saiten dämpft, aber nichts die tiefen. da schwang immer alles mit.
comander setzer hat da mal einen kleinen videolehrgang gepostet, in dem eine rh-technik propagiert wird, die sehr ausgefeilt ist. der daumen schwimmt mit, die durchgestreckten finger schlagen an. ich kanns zwar auch noch nicht so ganz, insbesondere das anschlagen mit den durchgestreckten fingern. das hat den vorteil, daß du immer die tiefen saiten mitdämpfst, deine anschlagslautstärke verdammt gleichmäßig wird, die geschwindigkeit ohne große anstrengung hoch geht und dead notes gleich laut sind wie normale noten. also glaich vier dinge auf einmal. besser als ein ü-ei.
diese geschichte ist allerdings relativ neu. das heist, unsere ganzen heros und altmeister hatten eine "schlechte" technik. sie haben entweder die ihres lehrers übernommen, ihre eigene ausgetüftelt, mit der sie am besten zurechtkamen oder sonst etwas. die technik formt immer auch den sound mit. wooten und co. haben sicher keine schlechte technik, sondern eine, mit der sie aufgewachsen sind, oder die sie für gut befinden, die zu ihnen und ihrem sound passt.

es gibt kein richtig oder falsch. meister setzers technik ist aus oben genannten gründen empfehlenswert. mir persönlich scheint dabei die anatomie meiner hand im weg zu sein (große handfläche, kurze finger). wenn ich das handgelenk so wie du beschreibst, abstütze, komme ich nicht zur g-saite. auf meinem preci mit aschenbechern muß ich eine völlig andere technik anwenden. daher: versuch mal, die jeweiligen techniken zu analysieren, was ist gut, was ist sch... versuch dann, deine bestehende technik zu variieren (nicht plötzlich krampfhaft ändern, bei mir wird so was nur murks und frustration.) ziel ist die höchstmögliche korellation aus lockerheit und bequemlichkeit der haltung, sowie vorteilhafter technik. merke dabei: eine gute technik kann nicht kompliziert oder verkrampft sein.

 

[Lookbehind]

Ich mach es noch anders. Ich lege den Daumen immer auf die nächst tiefere Saite.
Spiel ich die G-Saite, liegt er auf der D, spiel ich D, liegt er auf der A. Nur wenn ich die E-Saite spiele, liegt er auf der PU-Kante.

Warum ich das so mache? Weil ich damit am besten klar komme.

An deiner Technik ist ja erstmal grundsätzlich nichts falsches. Wenn dein neuer Lehrer dir die andere Technik auf zwingen will, dann würd ich dir raten dir einen anderen zu suchen!

 

[alice d.]

Zitat:Original erstellt von: Lookbehind

Ich mach es noch anders. Ich lege den Daumen immer auf die nächst tiefere Saite.
Spiel ich die G-Saite, liegt er auf der D, spiel ich D, liegt er auf der A. Nur wenn ich die E-Saite spiele, liegt er auf der PU-Kante.

genau das ist mit "schwimmender daumen" gemeint. der daumen "schwimmt mit" und hat keinen festen platz.

so ganz ablehnen würde ich's auch nicht, was dein lehrer dir sagt. menschen tun selten etwas völlig sinnloses. er wird gute erfahrungen mit seiner technik gemacht haben. gleiches unterstelle ich meister setzer. setzers technik behagt mir haltungsmäßig nicht (ich müßte das handgelenk zu sehr knicken, ich knicke daher das handgelenk nicht zu sehr und krümme dafür die finger, was suboptimaler ist, mir aber einzelne schnelle töne auf höheren saiten ermöglicht, ohne die ganze hand zu bewegen), ein freund von mir hat damit aber erstaunliche ergebnisse erziehlt. daher versuche ich mich, so weit es geht, anzunähern.

bei genauerer betrachtung muß ich sagen: bei meinem jaguar liegt der daumen auf der pu-kante (vorne oder hinten, je nach dem...), bei meinem akustik auf dem halsansatz und schwimmt mit. beim akustik wird aber schon viel stützfunktion vom unterarm übernommen, der auf dem korpus aufliegt. beim preci mit den aschenbechern kann mein daumen sich nicht abstützen, wenn ich die e-saite spiele. da liegt der unterarm auf dem korpus und entweder daumen oder kleiner und ringfinger liegen auf dem pu-cover, wieder je nach dem, ob ich vorne oder hinten spiele. beim p bin ich noch nicht so zufrieden, den hab ich auch noch nicht lange genug. diese haltungen gelten für die beiden e-bässe im stehen, beim akustik im sitzen. dabei ist der gurt so eingestellt, daß der bass mir im unteren bauchbereich hängt, der kopf ist auf schulterhöhe. ebenfalls faktoren, die relevant sind.

fazit: laß dich nicht zwingen. es gibt bessere und schlechtere haltungen, manche sind je nach handanatomie bequem oder unangenehm. versuch zu analysieren, welche vor- und nachteile sie bringen und versuch permanent, die vorteilhaften sachen in deinen stil zu integrieren.

 

[yoshi]

zuerst danke viel mal für die raschen Antworten!

Habe die drei (oder 2.5 ^^) Techniken mal alle am Stück ausprobiert und habe bei der neuen Technik viele Vorteile gefunden!
1. hat man eine sehr natürliche und entspante haltung.
2. man ist von der lage her überhaupt nicht gebunden, da man weder an einem PU noch am Hals abstützen muss. Dadurch kann man stuffenlos zwischen dem spitzen Sound nahe am Steg und dem weiche Sound nahe am Hals varieren.
3. Zudem sind alle tieferen Saiten, als die z.Z. gespilte Satie, gedämpft. und bei dieser Technik sogar ohne von Zeit zu Zeit springen zu müssen, wie z.B. auch bei Markus Setzer's oder Stefan Rademacher's Technik.
4. Ist der ganze Bass irgendwie ruhiger bei dieser Technik. Ich erkläre mir das mit der Tonerzeugung, die bei der neueren Technik fast ausschliesslich aus den vorderen zwei Fingergelenken entsteht. Bei der alten Technik macht der ganze Finger die Tonerzeugende Bewegung.

Nun bin ich mir sicher, dass ich diese Technik weiterhin verfolgen werde []

habe mir sogar noch die zeit genommen, ein paar Bilder von der Technik zu schiessen, falls jemand bei meinen schwammigen Beschreibungen nicht nachkommet []
http://base.breakdownofsanity.com/yoshi/bassic/1.jpg
http://base.breakdownofsanity.com/yoshi/bassic/2.jpg
http://base.breakdownofsanity.com/yoshi/bassic/3.jpg
http://base.breakdownofsanity.com/yoshi/bassic/4.jpg
http://base.breakdownofsanity.com/yoshi/bassic/5.jpg
http://base.breakdownofsanity.com/yoshi/bassic/6.jpg

Der einzige nachteil dieser Technik ist bei der tiefsten Saite (E oder H), weil man den Daumen dann in der Luft halten muss.. Ersichtlich auf Bild 5.

nochmals besten Dank und liebe grüsse,
yoshi

 

[Mike`adelic]

Der Vorteil dieser Technik ist das gerade Handgelenk. Sehnen und Muskeln können sich frei bewegen. Sieht nicht schlecht aus.

 

[alice d.]

problem bei der sache:
1. mit durchgestrecktem graden finger kannst du schneller spielen. einfach mal rum16teln. das "dritte" gelenk ist einfach fixer. dabei sollen deine finger nicht "laufen" sondern einfach einen "scherenschlag" machen.
2. mit durchgestrecktem graden finger bekommst du eine gleichmäßigere lautstärke beim anschlag hin. so sind drei gelenke beteiligt, was das endresultat variabler macht.

die von dir beobachteten vorteile sind jedoch nicht von der hand zu weisen. nur in punkt vier bin ich nicht so ganz deiner meinung.

bei mir sind die finger wie bei lockerer handhaltung gekrümmt, bewegen sich jedoch nur aus dem dritten gelenk. das erste gelenk biegt sich nur durch den wiederstand der saite etwas nach hinten durch.

aber ist schon eine faszinierende sache, sich mal dadrauf zu konzentrieren. normalerweise schaut man ja nur aufs griffbrett...

 

[SplentaSploink]

Ich spiele seit Jahren so, weil mir das Daumen abstützen auf der nächsttieferen Saite zu umständlich ist. Hab auch 'ne Zeit lang 6-Saiter gespielt, da ist die zusätzliche Dämpfung nützlich.

Aber es ist schon richtig, wenn ich mal schneller oder sehr kraftvoll spielen will, ist es schon besser, wenn man den Daumen auf der Saite oder der PU hat.

 

[yoshi]

@Mike`adelic:
danke für die blumen []

Zitat:
Original erstellt von: alice303

problem bei der sache:
1. mit durchgestrecktem graden finger kannst du schneller spielen. einfach mal rum16teln. das "dritte" gelenk ist einfach fixer. dabei sollen deine finger nicht "laufen" sondern einfach einen "scherenschlag" machen.
2. mit durchgestrecktem graden finger bekommst du eine gleichmäßigere lautstärke beim anschlag hin. so sind drei gelenke beteiligt, was das endresultat variabler macht.

Zu Punkt 1. wegen der Geschwindigkein magst du recht haben, aber von der Bewegung her strebe ich für mich eher eine Fahrradfahrer änliche Bewegung an. Denn so kann man einen schönen vollen Sound hinbekommen und mit viel "Fleisch" von der Fingerkuppe spielen.
Zu Punkt 2. Die Gleichmässigkeit ist reine Übungssache und mag villeicht zu Beginn mit gestrecktem Finger leichter fallen, später kommts aber aufs Gleiche. aber variabler ist es sicher, jedoch kannst du mit gestrecktem Finger wie schon erwähnt nie soviel "Fleisch" geben wie mit gebogenem.

lg yoshi

 

[alice d.]

zu 1. da hast du recht. ich muß die fingernägel an zeige und mittelfinger bei meiner technik immer sehr kurz halten.

 

[kabelknäul]

mit den fingernägeln hat ich anfangs auch problems hab se jetz aber auch immer zimlich kurz...
ich leg meinen daumen immer aufm PU oder aufm halsende richtung korpus ab(weil ich relativ kleine finger hab un mim saitenabstadn nochn bissel probleme hab)...allerdings wenn ich schnell spiel schwebt der da auch manchmal in der luft rum...weiß nich wrm ...wenn ich dann in die höheren lagen geh knick ich mein handgelenk immer nach innen ..nich unangenehm un ich komm damit am besten zurecht

bidschö

 

[nYflax]

also, ich hab jede dieser techniken schon probiert und muss sagen das ich auch so mache wie in dem ersten video. ich lege mein duamen auf den pickup (wenn ich B-Saite spiele), auf die B-Saite (wenn ich E-Saite spiele) und auf die A-Saite wenn ich g-Saite spiele. da dämpfe ich mit dem daumen 3 Saiten. Am anfang hatte ich es auch so das ich den daumen gnadenlos auf dem pickup gelassen habe, aba das war mir zu viel action mit der Greifhand.
Ich kenn leute die spielen gnadenlos mit dem daumen aufm pickup und sagen, dass der wechsel des daumens auf den saiten ihnen zu viel actionreich wäre.
Die dritte technik hab ich mir noch garnicht angeguckt, aba ich glaube das die ganz nett sein könnte. ich werdse ma in zukunft ausprobieren und antesten

 

[Bass-fre@k]

hmm ich machs ganz anders *gg*
hab (außer wenn ich H und E-Saite spiele) den Daumen auf der E.
und wenn ich dann D und G Saite spiel, liegt mein Ringfinger auf dem A, sodass immer möglichst alle Saiten gedämpft sind, v.a. wenn man höhere saiten spielt ists wichtig, dass die tiefsten gedämpft sind, weil man ja nicht wirklich mit der linken hand dämpfen kann.

lg chris

 

[Matbas]

Ich machs mit meinen Viersaitern ganz primitiv. Hab den Daumen fast immer auf der E Saite liegen, so vor dem Hals Pickup meines Jazz Basses. Nur wenn ich diese Saite spiele, setze ich den Daumen auch fuer nur ein paar oder sogar einen Ton auf dem Halspickup ab, Also Wechsel nur zwischen E Saite und PU.
Fuer ein moeglichst gerades rechtes Handgelenk hab ich mit der Gurtlaenge expeimentiert. Jetzt ist das Handgelenk nur leicht gekruemmt und waere mein Bass transparent, so wuerde man in hinter den Saiten etwa meinen Hosenbund sehen....um die Hoehe des Basses mal so zu erklaeren.....Fuer mich bequemer als so eine hohe Haltung mit stark angewinkeltem Gelenk.

 

[retsnoM]

Ich habe mir diese Technik auch angeeignet. Das war noch bevor ich Bassunterricht nahm. Mein Basslehrer hat mir aber gesagt ich soll den Daumen lieber auf dem Pickup lassen zwecks Soundverbesserung.

Mein Problem dann: Die tiefen Saiten dämpfen. Deshalb habe ich mir angewöhnt, den Zeige- und Ringfinger auf den tieferen Saiten liegen zu lassen (wie in dieser Technik der Daumen).

Mittlerweile ruht der Daumen aber auch aus Bequemlichkeit mal auf der E- oder A-Saite. Bei schnellen oder rhythmisch komplexen Stücken lasse ich den Daumen jedoch immer am Pickup, weil ich dann einfach schneller bin.

 

[strawanski]

Ich hab mich vor ner Woche einfach umgestellt. Hab bis jetzt so gespielt, dass der Daumen immer auf der H Saite liegt, die E Saite ist da aber irgendwie immer mitgeschungen. Hab jetzt einfach die vom Threadersteller beschriebene Handhaltung ausprobiert, bei der der daumen flach auf den Saiten liegt und mitgeführt wir, so wie auch auf dem John Patitucci Video zu sehen. Ich muss sagen, dass ich davon echt begeistert bin! die ersten 1-2 Tage waren echt gewöhnungsbedürftig, aber dann gings wunderbar. Bin jetzt sogar schneller als zuvor, und alle Saiten sind immer gedämpft. Ich kann die Technik nur empfehlen, hat für mich nur Vorteile!!!

 

[DIDI]

Mit dem Daumen die tiefer liegenden Saiten durch Auflegen dämpfen, mach ich auch so. Das hat aber Grenzen, wie z.B. beim schnellen Spielen von Grundton - Oktave (oder höher) - Grundton. In diesem Fall müsste man die ganze Hand mit Daumen sehr schnell hin und her bewegen. Da ist aber ab einem bestimmten Tempo schluss, also Daumen aufrichten, den Oktavenlauf spielen, und dann wieder zurück in die Daumenauflageposition, um die tiefer liegenden Saiten wieder zu dämpfen.

Gruss, DIDI

 

[bassassine]

mein daumen bleibt immer auf dem ende des griffbrett. hat sich bei mir so bewährt. die seiten dämpfe ich sowieso mit der linken hand ab. ich verschiebe meine rechte hand nur wenn ich einen anderen sound möchte.

 

[Ungleichklang]

Dann auch mal mein Senf,

ich denke, wie einige hier, das man selber probieren sollte welche Daumenposition einem am Besten liegt und sich nicht sklavisch an irgendwelche Sachen binden.
Es kommt bei den ganzen Handpositionen immer auch darauf an:
1) welches Lied man mit welcher Bassline spielt
2) welche Stilrichtung man spielt (Jazz, Rock, Blues)
3) wo auf dem Hals man mit der Greifhand spielt, eher Nähe Kopf oder eher im mittleren Bereich .....
4) wie (auf welcher Höhe) der Bass hängt (Bei Punks und Heavy ist der Body eher auf den Knien oder Fußknöcheln, beim Jazz unterm Kinn) <= leicht übertrieben ...... aber nur leicht.

Wenn einen die Saitenschwingungen stören sollte man sie dämpfen, wenn nicht, sollte man die bequemste und beste Daumenposition für seinen eigenen Stil bringen.
Ich selber dämpfe wenn überhaupt die E mit dem Daumen und anderen Saiten mit der linken Hand.
Bei mir ist aber auch der Daumen der Greifhand nicht so perfekt am Griffbrett wie es nach Buch sein soll (nicht so heftig wie bei Sting aber ...), kommt trotzdem Klang raus und Hand krampft nicht.

Gruß aus Belgien, Sascha