Pro & Contra / Einzelpedale VS. Multi

[lordbasstard]

Ich gebe zu, der Titel ließt sich reißerischer als er von mir gemeint ist.
Also vorweg, ich bin nicht auf Krawall aus.
mich interessieren eure Beweggründe warum ihr euch wie entschieden habt. Wieviel ist rational entschieden worden? Wieviel hat der Bauch entschlossen dass es jetzt so sein muss?
Ich geh mal voran:

Mein board besteht aus Einzelpedalen. Es ist übertrieben groß. Es ist unnötig kompliziert. Es wiegt ziemlich exakt 13 kilo. Es hat mich ca. (mit allen kabeln, strom, usw.) 2800€ gekostet. Es dürfte jetzt die fünfte oder sechste Version sein. Es ist nie nie nie nie fertig.

Was zur Hölle läßt mich daran festhalten?

1. Ich habe keinen kommerziellen Hintergrund. Mein board muss nicht in ein irgendwie geartetetes anforderungsprofil passen.
2. Mein board muss nicht beweglich sein. Es ist ein reines „studio“-baord. Es liegt in meiner Übungsecke auf dem Boden.
3. Es ist definitiv „Hobby-im-hobby“. das verbessern, optimieren, anpassen und umbauen hat den selben Charakter wie eine Modelleisenbahn oder ähnlich nerdige Kellervergnügen.
4. Jedes Poti und jeder schalter hat eine Funktion. Kein hinabsteigen in Menüs.
5. Es inspiriert mich. Fast jeden Abend nehm ich den bass in die Hand und freue mich über den sound und die Möglichkeiten und spiele ne stunde vor mich hin.
6. Das suchen ist schöner als das finden: bei Instrumenten ist die suche beendet: ein prezi und ein jazz, beide gepimpt nach meinen Bedürfnissen, bei amps bin ich durch, mir reicht es wenn es ordentlich laut geht und genug „Hubraum“ hat. Charaktersounds nerven und behindern mich früher oder später. Aktuell und auf absehbare zeit auch keine band in Sicht, also gar kein Bedürfnis nach fetten teilen. Saiten hab ich auch für mich erschöpfend durchgearbeitet, steels für den jazzbass, nickel für den preci ist das Ergebniss. Selbst Plektren hab ich durchexerziert. Die orangenen Triangel für den jazzbass die gelben für den preci. Mich mit kabeln zu beschäftigen ist mir dann doch (eine gewisse Basisqualität voraus gesetzt) zu esoterisch. Bleiben also nur noch pedale.

Ich gebe zu, ein optischer Faktor spielt bestimmt auch eine rolle. Ein cooles pedalboard sieht einfach gut aus. Ich hab schon vor 30 jahren verstohlen auf die „Stressbretter“ der Gitarristen geschielt. Inzwischen haben wir Bassisten uns in dieser Hinsicht auch emanzipiert (sagen die einen) oder sind in die selbe kommerzielle falle gelaufen wie die dünnsaiter (sagen die anderen). Wie auch immer. Pedale zu sammeln ist (noch) günstiger als Bässe sammeln und nimmt weniger platz weg.

All das kann mir ein helix/QC/fractal/ wie auch immer, nicht bieten.

Müsste ich allerdings beweglich sein, müsste ich soundtechnisch extrem vielseitig sein (top40 band z. Müsste ich mit Bassspielen mein Geld verdienen…. Dann hätte ich einen Multi im Rucksack mit appsteuerung auf dem handy wo ich schon auf dem weg zum neuen Job in der bahn einen neuen sound (im groben) austüfteln würde (oder eben einen alten, bewährten sound laden würde).

Soundtechnisch macht es -wenn überhaupt- nur einen minimalen unterschied. Und je komplexer es wird desto mehr kommen die Multis da in Vorteil .

wie sieht es bei euch aus?

 

[TheBass]

Mein board besteht aus Einzelpedalen. Es ist übertrieben groß. Es ist unnötig kompliziert. Es wiegt ziemlich exakt 13 kilo. Es hat mich ca. (mit allen kabeln, strom, usw.) 2800€ gekostet. Es dürfte jetzt die fünfte oder sechste Version sein. Es ist nie nie nie nie fertig.

Das beschreibt eigentlich schon, warum ich mir ein HX Stomp zugelegt habe und Einzeltreter für mich nicht in Frage kommen. In Deiner Aufzählung fehlt noch der Spass beim Auftritt, wenn mal wieder irgendein Kabel ein Wackler hat oder das ganze Gelumpe aus irgendeinem Grund brummt, knarzt oder sonstwie stört.

 

[lordbasstard]

In Deiner Aufzählung fehlt noch der Spass beim Auftritt, wenn mal wieder irgendein Kabel ein Wackler hat oder das ganze Gelumpe aus irgendeinem Grund brummt, knarzt oder sonstwie stört.

ist mir zu Bühnenzeiten zum glück nie passiert. läßt sich natürlich auch nie 100% ausschließen, aber doch minimieren.

ich möchte aber zu bedenken geben: ein Multi ist im Grunde ein spezialisierter kleiner computer. und wie alle diese teile haben die auch ihre Macken (siehe den HX-faden: festfahren, aussteigen, lautstarke spielt verrückt).

ich glaub, da nehmen sich beide Varianten nicht viel. je größer das board verliert aber das einzeltreuer-board mehr Boden.

 

[Norskald]

oder sonstwie stört.

... zum Beispiel durch überfordernde Bedienung. Oder weil ich eh meistens vergesse, da draufzutreten. Deshalb spiele ich in aller Regel natura. Ich besitze sowas wie ein Board (Eigenbau) für 6-7 Einzeltreter. Und mehr besitze ich auch nicht - inklusive Tuner. Irgendwie ist das nicht meine Welt...

 

[Klangfarbe]

Warum komplizierte Entscheidungen treffen, wenn man beides haben kann?

 

[lordbasstard]

Board (Eigenbau)

schon mal geil! Foto?

6-7 Einzeltreter

das ist doch schon sportlich!

überfordernde Bedienung

naja, ich find mehr als 1 Grundsound und vielleicht 2 variationen auch als unnötig. ein Fred Astaire als bassist würde mich als Zuschauer auch hart nerven.

optionen zu haben bedeutet ja nicht sie immer zu 100% auszuschöpfen. es gibt auch die Option: "ich laß das jetzt mal so"

 

[Norskald]

Hab ich mal von meinem Bruder zum Geburtstag gebastelt bekommen...

... und dann mit Palmer bestückt. Coole Namen, kleine Preise, großer Frust...

 

[HeGoe]

Bei mir folgende Gedanken:
Nach diversem hin und her bin ich jetzt bei drei parallelen Systemen angekommen

1. Batteriebetriebener, einfacher Preamp mit DI out. Dient als Backup, ist immer im Gigbag.

2. Pedalboard mit Origin Effects Bassrig SVT plus MultiComp, Tuner, Phaser, Zerre.
Macht Irre Spaß, habe so meinen Rockbandsound gefunden.

3. Kemper Profiler Player wo ich Nr. 2 nachgebaut habe. Hier kann ich für verschiedene Bässe Inputgains abspeichern, damit die Zerre und Kompressor immer ähnlich angesteuert werden. Und wenn ich spontante GASanfälle kriege, schraube ich erstmal in der Software rum, bevor ich wieder Pedals kaufe. Es passt zusätzlich zum Backuppreamp mit ins Gigbag.

 

[TheBass]

läßt sich natürlich auch nie 100% ausschließen, aber doch minimieren.

Davon scheinen die Gitarristen noch nie was von gehört zu haben. Die packen beim Auftritt ihre zentnerchweren Boards aus, die gefühlt die halbe Bühne belegen, wahrscheinlich soviel wie ein Kleinwagen gekostet haben und fast regelmässig gibt's beim Soundcheck dann erst mal ein ohrenbetäubendes KNARRZZZ RAUSCH BRUMMMM etc. gefolgt von langer Fehlersuche. Oft hat ein Stecker Wackelkontakt oder ein Kabel ist defekt. Das nervt einfach nur. Da bin ich mit dem HX Stomp doch erheblich besser bedient. Als Gitarrist würde ich mir dann gleich das grosse Helix zulegen. Da sind dann auch genügend Schalter und ein Pedal mit dran. Beim Bass reicht das Stomp für mich aus.

 

[lordbasstard]

ja, sowas finde ich auch immer ärgerlich. in meiner letzten band waren 2 Gitarristen. der eine hatte sein pedalboard super im griff und es gab nie Probleme. der anderen war genau so ein Kandidat wie von dir beschrieben.

im vergleich konnte man das auch gleich erkennen, das eine: pedale ordentlich fixiert, kabel ordentlich verlegt und vernünftiges Netzteil.
das andere: billige patchkabel, lose pedale, daisy chain Stromversorgung und Kabelmanagement wie ein Rattennest.

man kann mit vernünftiger Planung ein pedalboard auch tortauglich machen. aber klar man kann auch einen modeller nehmen, vorne raus hört kein mensch einen unterschied.

 

[Hedgeman]

Ich bin auch für beides. Live und im Proberaum läuft alles über ein Helix Effects und ein Sansamp bzw. Alternativ irgendein DI- Gerät mit Boxen- Simulation.

Da ist einfach alles drin, was man so braucht. Highpass, Tuner, Zerre… das alles ohne Störungen, kaputte Kabel, Brummen etc.

Zuhause gerne Einzeleffekte zum probieren und testen. Ab und an schnall ich dann auch mal was vor das Helix.

Ich bin jedenfalls froh, dass es beides gibt und Geräte wie das Helix mittlerweile eine echte Alternative sind.

 

[dumbopop]

Für mich funktionieren Hybrid-Boards am besten. Erlesene, i.d.R. analoge Einzeltreter in Kombi mit nem Multi, best of both worlds.

Hatte früher nen BassPod XT, ein GT-6B, dann recht lange ein GT-10B. Haben alle Spaß gemacht, aber in letzter Konsequenz fehlte mir immer irgendwas. Dann kam die Einzeltreterphase. Das hat Spaß gemacht, wie oben beschrieben die Modelleisenbahn des Bassisten. Aber damit die komplexen, variablen Ketten aus den Multis nachzubauen war finanziell ein Fass ohne Boden. Und Gewicht und Größe gingen mir auch auf den Zeiger. Dann GT-10B mit Einzeltretern. Geil, aber immer noch zu groß.

Mit dem HX Stomp kam dann ein Gerät, was mich klanglich, vom Funktionsumfang und Formfaktor überzeugt hat. Das fungiert als Jokerpedal, Gewürzpalette oder all in one Backup. Bzw. wie gerade im Moment als kleines Practicetool/Interface im Osterurlaub. Meine Holde hat schon komisch geschaut, dass ich den Bass ins Auto gestopft hab. Das Brett musste dann schon aus Platzgründen zuhause bleiben. Der Stomp passte hingegen noch ins Gigbag. Und so kann ich auch am Arsch der Welt jeden Abend mein Stündchen mit MacBook, Stomp und Headphones genießen.

Trotzdem freue ich mich, wenn ich den Stomp wieder in mein analoges Brett integrieren kann. Zusammen mit NE_O4, Origin CB, OC-2, und Origin SV geht dann richtig die Sonne auf. Das Gefühl kann mir der Stomp alleine nicht liefern. Allein die analogen mit HX im Bypass bringen einen Grundsound zum Niederknien und mit dem HX habe ich alle Optionen den noch zu würzen und bei Bedarf Special-FX abzufeuern.

Best of both worlds eben.

 

[Dommbasstisch]

Ich hab kein Intresse am Multieffekt, da es für meine bescheidenen Ansprüche zu teuer ist.
Das Prinzip "ein Regler, eine Funktion" find ich als Einsteiger auch praktisch.

 

[Talisker]

Warum komplizierte Entscheidungen treffen, wenn man beides haben kann?

Gleichzeitig natürlich!

 

[TheBass]

Erlesene, i.d.R. analoge Einzeltreter in Kombi mit nem Multi, best of both worlds.

Aber nur, solange das resultierende Board dann nicht doch wieder zu gross wird

Ich hab kein Intresse am Multieffekt, da es für meine bescheidenen Ansprüche zu teuer ist.

Dann rechne mal aus, wieviel die Einzeleffekte + Multinetzteil + Board + Verkabelung kosten. Da liegst Du ganz schnell über einem (guten) Multi FX.

 

[Talisker]

Ich habe drei verschieden große und verschieden komplexe Boards
gebaut und betrieben. Mittlerweile habe ich zwei wieder aufgelöst, das dritte bleibt, weil es gut klingt (one Trick Pony) und aus nostalgischen Gründen.
Das Problem ist, dass trotz vieler Klimmzüge wie parallele Wege und Integration kleiner Modeller (Zoom Stomp) ich nie die Flexibilität erreichen konnte, die ich mir gewünscht hätte. Ich weiß, das braucht nicht jeder, für mich ist es Teil meiner Kreativität, manchmal macht eben der Sound das Lied.

Seit gestern habe ich ein Quad Cortex und das sieht so aus, als wäre die Suche zu Ende… (ichweißichweiß)

 

[TheBass]

Seit gestern habe ich ein Quad Cortex und das sieht so aus, als wäre die Suche zu Ende… (ichweißichweiß)

 

[Talisker]

Ja?

 

[EPBBass]

Seit gestern habe ich ein Quad Cortex und das sieht so aus, als wäre die Suche zu Ende… (ichweißichweiß)

Das dachte ich auch... Nach einem Monat durfte ich das Teil zum Glück wieder zurückgeben, obwohl die Money Back Garantie schon abgelaufen war.
Nur noch am rumspielen, keine zwei Songs beendet, ohne das ich zufrieden war, weil man könnte ja noch hier und da und überhaupt... Bin froh, dass sie das Ding weider mitgenommen haben.
Es ist ein tolles Gerät, aber war für mich viel zu viel von allem und das auf einmal. Wer damit umgehen kann, wird sicherlich glücklich, ich kanns aber nicht.

 

[dumbopop]

Aber nur, solange das resultierende Board dann nicht doch wieder zu gross wird

Genau. Habe mir daher als maximale Größe das Pedaltrain Junior SC mit 46x32 gegönnt. Größer will ich nicht mehr. Vorher hatte ich das große 80er HB Spaceship. Das war zu unbequem.

Seit gestern habe ich ein Quad Cortex und das sieht so aus, als wäre die Suche zu Ende… (ichweißichweiß)

Dachte ich auch. Gutes Gerät, klanglich fein, Bedienkonzept super. Aber dann doch recht beschränkt, wenn es um Effekte und Amps geht. Nicht die größte Auswahl, wenngleich die Qualität der wenigen QC-FX mir teilweise besser gefiel. Insbesondere Komp und Reverbs sind schon großes Kino. Und die Prozessorleistung des QC ist der Hammer. Die anfängliche Begeisterung war trotzdem recht schnell verflogen. Zumindest hab ich nicht den Sinn gesehen dafür nochmal über 1000 Eurodollar mehr auszugeben, als für den Stomp.

Hab auch versucht mit dem QC ein Capture meines SV einzufangen. War schon ziemlich nah dran. Aber wie heißt es so schön: knapp vorbei ist auch daneben. Und es ist nicht immer nur der Sound. Ganz oft entscheiden bei mir unhörbare Kriterien, also wie sich das Gerät „anfühlt“. Oder wie oft ich (nicht) in Versuchung komme am Sound zu schrauben. Oder wie die Spielzeit ist. Ich hab zuhause am Rechner immer alles an. Greife dann impulsgesteuert immer mal nach dem Hobel und dudel rum. Spotify Playlist und ab dafür. Beim QC war die Session nie so lang, wie beim Brett, wo ich teilweise nach 2 Stunden Flow aus der Trance aufwache. Schwer in Worte oder gar objektive Parameter zu fassen.

Wie gesagt, der QC ist ein feines Gerät, aber ich bin trotzdem beim Stomp + Einzeltretern geblieben. Das Brett liegt vor mir, ich habe bei den analogen direkten Zugriff auf Parameter und doch schon ewig nix mehr verstellt, weils einfach passt. Set, forget, Augen zu und Dauergrinsen jetzt schon seit etlichen Monaten.