Öfter mal was Neues, oder: Die Kunst des Stopps

[Dr.Sterni]

Hallo Ihrse!

Ich mal wieder mit einer - wie ich finde und darüber ärgere ich mich - saublöden Frage.

Ich spiele heute morgen mal so meine Übungen durch und habe aufgrund eines Lehrerwechsels, der mir bevor steht, mal mit einem neuen Buch angefangen. Dieses Buch fängt super easy an und ich dachte eigentlich, dass ich meinen Kram bis hier her soweit ganz gut machen würde. Und PAUTZ - schon hat es mich erwischt. Erste Seite, erste Übung und ich steh da wie der Ochse vorm Berg.

Es geht um folgendes: Es sollen lediglich die open strings E-A-D-G legato gespielt werden, jeweils ganze Noten im 4/4-Takt. Super easy, klar. Auch die Stopps funktionieren so ja prächtig, ich stoppe ja indem ich spiele. Geniales Prinzip, fand ich beim Bass immer schon riesig^^ Aber was bitte ist jetzt, wenn ich die Saiten RUNTER spiele (das ist nämlich die zweite Hälfte dieser Übung)? Wie kriege ich diese sch... Saiten, die ich vorher gespielt habe, dazu aufhören zu klingen?

Erst jetzt fiel mir auf, das alle Übungen, die ich bis jetzt gemacht hatte, auf gegriffenen Tönen beruhten. Auch die Songs natürlich. Ist ja auch logisch, ist ja eigentlich der Anwendungsfall Nr. 1. Somit ist es leicht, in solchen Fälle abzustoppen. Ganz einfach durch "linken Greiffinger abheben".

Aber trotzdem will ich ja auch diesen simplen scheiß hinbekommen. Aber ich bin zu blöd, die Saiten zu stoppen und zwar in time! Also nicht kurz vor Tonwechsel noch mal schnell mit der linken Hand irgendwie dicht machen oder so. Dann ist entweder der gespielte Ton einen kleinen Tacken zu kurz oder der nächste Ton kommt so "halb-muted" rüber. Gefällt mir also nicht.

Gibt es eine einfache Antwort auf diese scheinbar einfache Frage? Hab ich eine simple Technik übersehen, die mir hier weiter hilft?

Danköööö!

Tante Edith sagt: Ach ja, bevor auf das Buch gemeckert wird: es geht in diesem Buch ausdrücklich nicht um Spieltechniken. Es wird infolge dessen auch in diesem Punkt absolut nichts erklärt. Es geht in dem Buch ausschließlich um Notenfestigkeit und Leseübungen. Für die, die es nicht interessiert: Es ist das Buch "Note Reading Studies on Bass" von Arnold Ewans.

 

[Headbanger92]

Hi,

Soweit ich jetzt dein Problem richtig verstanden habe, gibt es (min.) zwei "Techniken", wie du die Saiten abdämpfen kannst. Du kannst zum einen, wie du ja schon selbst geschrieben hast, deine Greifhand benutzen und gleichzeitig mit dem Anschlag der nächsten Saite die klingende Saite abdämpfen oder du nimmst , wenn du jetzt die G-Saite angeschlagen hast und nun die D-Saite spielen willst bspw. deinen Mittelfinger und dämpfst damit ab.

 

[Unbekannter]

Also ich dämpfe immer mit der rechten Hand bei Spieltechniken dieser Art. Und zwar mit dem Ringfinger und mit dem Mittelfinger. Funktioniert für mich am besten. Bei schnellen Sachen dämpfe ich manchmal mit der linken Hand.

 

[Dr.Sterni]

Ändert sich dadurch eigentlich die Wechselschlag-Sequnenz? Wenn ich die richtig verstanden habe, führe ich ja immer mit einem der beiden Finger eine Aktion aus. D.h. nachdem der Mittelfinger etwas gemacht hat, macht der Zeigefinger was usw.

Würde ja bedeuten, dass ich z.B. die G-Saite mit dem Mittelfinger spiele, dann mit dem Zeigefinger die gleiche Saite abstoppe und wieder mit dem Mittelfinger die D-Saite spiele? Oder "rutscht" der Stop-Finger der ersten Saite weiter runter auf die nächste und spielt diese dann, so dass man bei der eigentlichen Abfolge bleibt?

Ich mach's mir wahrscheinlich mal wieder viel zu kompliziert...

 

[Praiden]

Ich dämpfe die höheren Saiten in der Regel automatisch mit der Greifhand, da ich die Finger relativ flach zum Griffbrett habe, wenn ich als die G Saite gespielt habe und zur D Saite gehe, wird die G Saite durch den greifenden Finger eigentlich mit gedämpft, wenn ich absolut sicher gehen will, dass nix nachschwingt setze ich auch noch kurz einen Finger der Greifhand mit auf die zu dämpfende Saite. ^^

Ob du nun einen konsequenten Wechselschlag spielst oder mit einem Finger durch die Saiten "rutscht" (=> Raking) ist deine Sache, wie es für dich am bequemsten ist, hauptsache du bleibst bei einem System. ^^
Probier aus, wie es für dich am besten ist, und kontrolliere ob du so wirklich die Saiten auch zum verstummen bringst.

 

[Dr.Sterni]

Allet kla!

Danke Euch!

 

[Knurrbass]

Hi Sterni,

... was lese ich da, du hast deinen Bass-Lehrer gewechselt, darf man erfahren weshalb?

Mit dem Bass lernen, legst du dich ja richtig ins Zeug, mach langsam und immer eins nach dem anderen, sonst gibt es noch Ärger mit der "Besseren Hälfte"[] Mal im ernst, was du dir in der kurzen Zeit schon draufgeschafft hast ist schon enorm, Hut ab. Habe ja schon einiges von dir gehört.

Grüße

 

[Dr.Sterni]

Upppps.... Jetzt werd' ich rot... vielen lieben Dank! Aber ist bestimmt alles nicht so wild... Ich steh' bei so vielen Dank sowas von auf dem Schlauch... Naja, muss ich halt durch

Du, das mit dem Basslehrer ist so'ne Sache. NOCH hab' ich ihn nicht gewechselt, ganz einfach weil der Vertrag noch läuft (immer ein halbes Jahr, automatisch verlängert bei nicht-Kündigung usw.). Trotzdem denke ich drüber nach, das zu tun. Mein Basslehrer ist ein wirklich, wirklich feiner "Kerl" und er hat auch echt was drauf. Allerdings ist mir der Unterricht in dieser Musikschule ein wenig zu oberflächlich, möchte ich sagen. Der Unterricht dort geht - entsprechend den Bedürfnissen der überwiegend sehr jungen Kundschaft - eher in die Richtung: "Wie spiele ich diesen oder jenen Song, den die Band XY dann und dann auf der und der Scheibe veröffentlich hat?".

Weißt Du, ich will Bass spielen lernen, und nicht, wie man diesen oder jenen Titel auf dem Bass spielt. Das ist insoweit ein Unterschied, als dass ich glaube, dass es mir persönlich mehr bringt, die Materie an sich zu verstehen und nicht zu imitieren, was irgendwer schon mal auf Platte gebannt hat. Es ist toll, sowas zu machen. Ich erinnere an Deine Wohnzimmer-Session mit Phil Linnot... Hammer-geil!!!! Hat riesen Spaß gemacht. Nur finde ich es schade, nicht zu wissen, was man dort spielt und warum Phil Linnot es so gemacht hat. Oder es wäre fein, einfach "mal eben so" eine Abwandlung davon spielen zu können, ohne sich großartig Gedanken machen zu müssen, wie das jetzt gehen könnte. Oder man stelle sich vor, es würde sich ein Gitarrist plötzlich dazu gesellen, der den Song nicht kennt. Es wäre doch fein, ihm sagen zu können: "Der Song hat die und die Harmonien, diesen und jenen Beat - mach einfach erst mal". Daraus entwickeln sich tolle Dinge und weil das Ganze so "frei" ist, wird - bei viel, viel Üben - die Technik vielleicht mal so gut, dass man irgendeinen Song hört, den man toll findet und sofort mitspielen kann. Das wäre fein Ist aber riesiges Wunschdenken, ich weiß... Ist ein langer Weg bis dahin.

Über ein paar Ecken habe ich aber einen Basslehrer kennen gelernt, der selbst ausgesprochen gut spielen kann, nicht ganz unbekannt ist und vor allem ein großes Talent hat, zu unterrichten und die Dinge an den Mann / die Frau zu bringen, wie der/die Schüler(-in) dies gerade braucht, um wirklich weiter zu kommen. Er ist Dozent an der BSM (Bass School Munich) in Köln und schreibt auch für einige ganz gute Zeitschriften hin und wieder Artikel. Er wohnt gar nicht so weit weg und wir wollen uns jetzt mal treffen. Vielleicht wird was drauß. Ich würde ihn gerne als einzigen Basslehrer haben, aber als Ergänzung zum bisherigen Unterricht ist es vielleicht auch eine Hilfe. Wer weiß?

 

[Mike`adelic]

Entweder mit der Greifhand oder mit der Spielhand.

Greifhand ist klar, ne?

Bei der Spielhand mach ich das so: der Wechselschlag wird quasi einfach fortgeführt, nur dass der nicht mehr gebrauchte Finger die höhere Saite stoppt und der aktuelle Spielfinger die "neue" Saite spielt.

 

[Dr.Sterni]

Jo, Greifhand is' klar

Ich hoffe, an diese Vorgehensweise gewöhnt man sich.. Das klingt ja einfach, aber irgendwie scheint es das nicht zu sein^^ Zumindest für mich nicht...

 

[groovething_1]

Hey,
Du nimmst Unterricht beim Chris? Richte dem mal ganz liebe Grüße aus, war bei ihm an der BSM. Wenn Du die Gelegenheit kriegst bei ihm Unterricht zu nehmen: MACH ES!!! Besseren Unterricht kannst Du nicht kriegen und es macht Spaß! Einer der nettesten Menschen die ich kenne! Habe von ihm verdammt viel gelernt und er schmeißt Dich nicht mit sinnlosem Quatsch zu sondern Du lernst wirklich praxisorientiert!!!

 

[Jokerle]

Zitat: . Der Unterricht dort geht - entsprechend den Bedürfnissen der überwiegend sehr jungen Kundschaft - eher in die Richtung: "Wie spiele ich diesen oder jenen Song, den die Band XY dann und dann auf der und der Scheibe veröffentlich hat?".

Ich nehme mal an, du hast deinem Lehrer gesagt was du möchtest, oder?

 

[groovething_1]

Kündige den jetzigen Unterricht und wechsel zum Chris, sein Unterricht geht genau in die Richtung die Du oben beschrieben hast!!!

 

[Dr.Sterni]

Danke Dir, Udo! Die Grüße werde ich natürlich ausrichten! Allem Anschein nach ist es - ich habe inzwischen einige Male mit ihm lange gesprochen - tatsächlich so: er ist ein super-netter Mensch und sein Unterricht scheint unglaublich gut strukturiert zu sein. Abgesehen davon, dass er am Bass ein Tier ist^^

@Jokerle: Berechtigte Frage! Dazu muss ich zwei Dinge sagen:

Natürlich (!) habe ich ihm genauestens von meiner musikalischen Vorbildung erzählt und genau gesagt, dass ich Bass lernen möchte. Auch, dass ich selbst lange Snaredrum-Unterricht gegeben hab, wo wir damals mit unserer Pipe Band gelandet sind usw. Möglicherweise habe ich ihm - speziell auf den Bass zugeschnitten - aber nicht gesagt "Achtung, ich will Technik, Fundament und Theorie lernen, damit ich ein guter Bassmann werden. Songs interessieren mich erstmal nicht". Meine Frage war anstelle dessen: "Kannst Du mir das Bass Spielen beibringen?". Mehr wusste ich ja leider nicht. Ich habe auch zunächst gar nicht in Frage gestellt, dass es vielleicht nicht ganz die Richtung ist, die ich mir wünsche, denn woher sollte ich das wissen? Ich ging davon aus, dass er mir mit der Auswahl der Stücke etc. schon helfen kann, in die richtige Richtung zu gehen.

Lediglich die Tatsache, dass ich mich über den Unterricht hinaus sehr viel weiter mit meinem neuen Instrument befasse, befasst habe und weiter befassen werde, hat mir aber gezeigt, dass es doch wohl eher nicht meine Richtung ist. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich es ihm auch gesagt.

 

[groovething_1]

Also, mal 'n bischen abschweifen[]
Du scheinst ja echt mit Begeisterung dabei zu sein!!! Wenn Du malLangeweile hast kannst Du gerne mal vorbeikommen, habe jede Menge Übematerial, Noten, Texte und Akkorde, Powertabs usw.usf. hier. Wenn Du gerne mal sichten möchtest, komm vorbei, kriegst 'n Käffchencölchenbier[]
Überleg 's Dir einfach mal, können uns dann ja mal per PN austauschen.
Mit 'm Chris hast Du allerdings wirklich den besten Lehrer den ich kenne, kann Dir nur gratulieren!!! Habe also höchstens Sachen, die für dich bei Üben ergänzend sein können!

 

[Tinitus1980]

schon mal daran gedacht, mit dem rechten daumen zu dämpfen? ist anfangs etwas schwer da man im daumen nicht so das gefühl hat aber abrupte stopps klappen recht gut, wenns weicher enden solll mit der greifhand wie die anderen meinten eine gespielte leerseite dämpfen.

meine frage an dich, da ich anfänger bin, was kostet soon bassunterricht ungefähr im monat/jahr?

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grüsse aus dem land wo ihr urlaub macht *g*

 

[Dr.Sterni]

Jo, es gibt da verschiedene Modelle. Bei meinem bisherigen Lehrer hatte ich für eine halbe Stunde in der Woche (was leider als Übungseinheit VIEL zu wenig ist). Das kostete mich so um die 80,00 Euro pro Monat.

Mit meinem jetzigen Lehrer habe ich ein anderes Modell ausgemacht, welches zwar nicht so oft stattfindet, aber dafür wesentlich längere Zeiten beinhaltet. Und zwar üben wir jedes Mal ca. 90 Minuten, allerdings nicht jede Woche. Der Unterricht wird so ausgelegt, wie es ein bestimmtes Thema, welches wir angehen, erfordert. Er sagt und zeigt mir alles, was ich wissen muss zu dem Thema und ich bekomme einen riesen Haufen Aufgaben, die ich selbst lösen muss. Dafür habe ich dann eine bestimmte Zeit, die wir gemeinsam festlegen. Z.B. zwei oder drei Wochen. Dann treffen wir uns wieder. Das kostet so um die 45,00 €. Ich muss sagen, dass dieses Konzept viel besser auf meine Bedürfnisse abgestimmt ist und mich - bereits nach zwei Sitzungen - sehr viel weiter gebracht hat.

Zurück zum Stoppen/Dämpfen: Markus Setzer hat unlängst in Setzer's Corner auch ein Video zu dem Thema veröffentlicht (kurz nach der Anfrage hier). Dort erklärt er es dem Grunde nach so, wie es auch mein Basslehrer jetzt von mir will. "Früher" (also vor diesem Basslehrer) habe ich tatsächlich nicht allzuviel mit rechts und links gleichzeitig gedämpft.

Mein Lehrer möchte aber, dass ich - wie Du es auch sagst - zusätzlich zur Dämpfung von Saiten, die über der gespielten/angeschlagenen Saite liegen und die ich mit der linken Hand zu dämpfen habe - mit der rechten Hand auch noch dämpfe. Und zwar dort mit dem Daumen auf der E-Saite (bzw. E- und B-Saite beim 5er), mit dem Spielfinger die unter der gespielten Saite liegende und zusätzlich noch mit Ring- bzw. kleinem Finger wenn erforderlich noch eine weitere, wenn ich die G-Saite anschlage.

Klingt kompliziert und war's für mich anfangs auch, weil mein erster Basslehrer mir das gar nicht so erklärt hatte, aber jetzt geht's ))