musikalische Wandlung und Reifung oder doch nur Midlife-Crisis???

[Metalfist]

Ich habe bei mir in den letzten Jahren eine Veränderung in meinem Musikschaffen bemerkt.

Früher war ich fast schon besessen von Musik und hab fast jede freie Minute dafür genutzt.
Durch Familie geht das nicht mehr ganz so extrem wie früher, aber zum Glück habe ich eine sehr verständnisvolle Frau.

Momentan haben sich durch die Initiative von langjährigen Musik-Kollegen zwei Projekt-Ideen gebildet, die Spaß machen, aber weit von meiner alten Schiene sind (wie zB Jazztrio nach Realbook statt Elektro)

Während Corona habe ich mich endlich mehr mit Schlagzeug beschäftigt und spiele mittlerweile auch ganz ok. Allerdings komplett ohne Ambition in einer Band zu drummen. Das mach ich nur für mich und zum Spaß.

Meine Bundbässe verstauben fast schon, während ich zuhause hauptsächlich auf meinen Fretlessen übe.
Das Slappen, dass ich mir in langer Übung antrainiert habe, nutze ich kaum noch.

Meine 3 Effektboards sind ausgeräumt, ich habe einiges an "harten" Effekten (Synth, Oktaver, Fuzz) verkauft. Geblieben sind die neutraleren Effekter wie Kompressor, Preamp, Overdrive, EQ,... .
Beim Amp habe ich mit einem Trace Elliot-Transe und einen Fender Rumble ClassD alles was ich brauche.
Auch wenn ich manchmal in die Threads zu Verstärkung und Effektgeräten reinschaue, aber GAS kommt im Vergleich zu früher nicht mehr auf.

Geht es euch auch so?

 

[SuperFour]

Bei mir geht es gerade andersrum. Im November nochmal Papa geworden. Durch das erste Kind Motorrad fahren deutlich eingeschränkt und damit mehr Zeit daheim. Und das geht natürlich zugunsten des Bassspiels. Und es macht noch mehr Spaß als vor den Kids.

 

[Kasho]

Bei mir hat es sich auch komplett gewandelt.

Früher 25 Jahre lang immer mit größeren Formationen als Hobby (bis hin zu einer Soul-Blues-Combo mit drei Gitten, 3er-Bläser-Section und 4x Gesang), dann eine 15 Jahre lange Familien-Pause, dann doch wieder Lust bekommen...
Mehrere Anläufe mit verschiedenen Bands in der Region sind gescheitert. Teils waren die Leute für meine Begriffe zu unmotiviert (3 Proben in 6 Monaten, null Ambition zu Gigs), teils waren die musikalischen Ansichten zu different.

Vermutlich hat es mit dem fortschreitenden Alter zu tun. Ich weiß heute besser, was ich will. Aber vor allem, was ich nicht will.

Zurzeit bin ich ohne Proberaum und habe mir bezüglich des Equipments Gedanken gemacht und aufgeräumt. Welche Instrumente möchte ich tatsächlich besitzen? Lernen? Neues?
Mein "neuer Fuhrpark" bestand aus 18 Bässen, 3 Gitten, diversen Effekten auf zwei Boards, 3 Bass-Amps, 6 Boxen und 2 Git.-Amps (Röhre und Transe) mit Boxen.

Inzwischen ist der Großteil verkauft; einige Dinge sind leider immer noch da und gehen demnächst wieder in den Verkauf.

Bleiben werden 1 (in Worten: ein) Bundbass und 1 Gitarre; 1 Fretless wird gerade nach meinen individuellen Wünschen gebaut.
Die Effekte stellt ein Helix LT. 2 Bass-Amps, 2 Boxen, 1 Mini-Git.Amp (Transe). GAS ist bei 0%.

Neu dabei ist ein Keyboard, das Sounds von 33 verschiedenen Synths und Klavieren im Macbook triggert. Natürlich kann man mit der Kombination auch prima aufnehmen.
Und weil ich die Trompeten-Sounds von Till Brönner und Nils Wülker liebe - bereits da, aber noch nicht wirklich damit beschäftigt - eine Trompete!

 

[Grga]

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Während Corona habe ich mich endlich mehr mit Schlagzeug beschäftigt und spiele mittlerweile auch ganz ok. Allerdings komplett ohne Ambition in einer Band zu drummen. Das mach ich nur für mich und zum Spaß.
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Auch wenn ich manchmal in die Threads zu Verstärkung und Effektgeräten reinschaue, aber GAS kommt im Vergleich zu früher nicht mehr auf.

Geht es euch auch so?

Bis vor kurzem ging mir das auch so, NULL Verlangen nach Eqipment, weil man ja auch alles hat was gebraucht wird. Fand ich gut. Dann fing ich wieder an zu trommeln im Oktober, kaufte ein Kit und plötzlich hatte ich 3 Snaredrums und etliche Becken kamen und gingen und kamen und gingen und kamen. Mit div. Fellen und Stimmungen herumexperimentiert bis ich zufrieden war. Nun hat sich das wieder beruhigt und so gehe ich fast jeden Abend eine Stunde trommeln. GAS ist wieder weg zum Glück. Es ist im Grunde die Musik an sich, die Rhythmen, die Feelings, die doch im Wesentlichen für Glücksmomente sorgen. Wenn dazu das Equipment stimmt.. alles in Butter, was will man mehr? Es macht mir einfach Spass Sachen zu lernen und auszuprobieren, die ich in meinem früheren Drummerleben nie beachtete od. spielte. Im Moment bringt mir Swing unheimlich Freude. Walking Bass od. Sax singe oder summe ich einfach dazu beim spielen. Da ich im Haus niemanden störe (Kinder sind seit Jahren schon ausgezogen, Frau hat nichts dagegen) hatte ich ein akustisches Kit gekauft, da braucht's keinen Strom für und bin mehr als happy damit.

Basszeug, ein Bass, ein LMII, zwei FMC Boxen, kleiner Übungskombo, ein Compressor, Funke, mehr brauch' ich nicht mehr. Gitarrenzeug lass ich mal weg... ein Klavinova tut hier noch seinen Dienst.

m2c

Edith meint noch, dass ein Leben nicht ausreicht, sich auf so viele tolle Sachen einzulassen und auszuleben. Ich hatte ziemlich jung mit akustischer Gitarre angefangen, dann zusätzlich Klavier gespielt, dann kam das Schlagzeug dazu und später der E-Bass. Der Musikgeschmack justiert sich öfter neu, als Kind und noch Jugendlicher viel Klassik gehört und gemacht, dann Blues Kram, Rock in diversen Formen, dann jahrelang vor allem von Zappa fasziniert gewesen, CAN mit Jaki Liebezeit, KRAAN (aber nur Live), plötzlich bekam ich Lust auf Gypsy Swing.. dann Brubeck, ich liebe Joe Morellos Spiel.. es geht immer weiter und wieder zurück und vor..

 

[EADG]

Ich habe mich immer mehr dem Kontrabass zugewendet seit ich mir zum 55sten Geburtstag Stunden plus Leihinstrument geschenkt habe und zum 56sten einen eigenen. Mittlerweile spiele ich gar keinen E-Bass mehr. GAS war noch nie mein Thema, weil meine aktivste Musikerzeit in den Achzigern war und ich mir seinerzeit gutes Zeug gekauft und nie verkauft hatte. Damals gab es auch nicht so viel Firlefanz. Wo ich echt nochmal Geld ausgeben könnte, wäre ein Zweitkontrabass und Bogen. Wo ich nochmal Geld ausgeben werde, ist beim Thema Verstärkung.

Musikalisch gibt der KB auch den Ton vor. Jazz interessiert mich wieder viel mehr und Klassik würde ich echt gerne mal spielen.

 

[Chuck]

Damals gab es auch nicht so viel Firlefanz.

+1

 

[Loki]

Mein musikalischer Geschmack, oder eher: Vorlieben ändern sich regelmässig. Meine musikalischen Abneigungen (zB slap) bleiben. Heute Ambient, morgen Rock, nächste Woche Klassik, alles auf bescheidenem Niveau aber mit Spass und Freude.

Gas ist seltsamerweise beim Bass nie da, 1 Amp, 1 Box, 3 Bässe, 0 Pedale. Mit Gitarrenkrempel kann ich ne Musikschule ausstatten erst Montag ist mir ein Roland JC 22 zugelaufen

 

[Chuck]

erst Montag ist mir ein Roland JC 22 zugelaufen

einfach so?

 

[Mudskipper]

Geht es euch auch so?

Nicht so, aber Phasen sind normal.
Aktuell habe ich wenig GAS auf Neues, ich habe mehr als genug Krempel, spiele zu 90% nur noch zwei Bässe, überlege sogar Gear gehen zu lassen und dafür nix Neues mehr zu kaufen.
Musikalisch bin ich aber immer auf der Suche und gehe mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und lasse solche Einflüsse auch gerne ins Bassspiel einfließen…und ohne Bass kann ich nicht since 1992.

 

[Loki]

einfach so?

Ja, hab aus Lust&Laune eine Ibanez ATZ ausprobiert und da stand der kleine Roland weinend in der Ecke und schluchzte "keiner mag mich weil ich so abgerockt aussehe, dabei klinge ich ganz toll" Da könnte ich vor lauter Empathie nicht anders als den Kleinen gegen geringen Obulus zu befreien. Jetzt darf er mit seinen neuen Kumpels Revv, Vox, Black Star, Boss, Ibanez und Konsorten rumtoben

 

[triona]

... Bassspiels. Und es macht noch mehr Spaß als vor den Kids.

Und vlt macht es denen ja eines Tages mal selber Spaß ...
So eine Familienkapelle kann sehr viel Freude machen, wenn Frau / Mann und Kinder einen ähnlichen Musikgeschmack haben und zusammen musizieren können.
Früher nannte man das "Hausmusik" und es war in manchen Kreisen sehr verbreitet und beliebt. Leider ist das mittlerweile beinahe ausgestorben.

Hier ein gelungenes Beispiel einer Bluesfamilie:

Family Jam - harpforum.de

liebe grüße
triona

 

[Metalfist]

Und vlt macht es denen ja eines Tages mal selber Spaß ...
So eine Familienkapelle kann sehr viel Freude machen, wenn Frau / Mann und Kinder einen ähnlichen Musikgeschmack haben und zusammen musizieren können.
Früher nannte man das "Hausmusik" und es war in manchen Kreisen sehr verbreitet und beliebt. Leider ist das mittlerweile beinahe ausgestorben.

Hier ein gelungenes Beispiel einer Bluesfamilie:

Family Jam - harpforum.de

liebe grüße
triona

Jaja. SO habe ich meine Zukunft auch gesehen.

Beim Junior hatte ich viel Hoffnung: egal was für ein Hobby, solange es entweder Gitarre, Klavier, oder Schlagzeug ist...

Meine Frau ist Dressurreiterin. Sie hat sich schon im Reitstall mit ihm gesehen.

So haben wir uns das ausgemalt.
Realität: jetzt wird er 7 und wir stehen am Fussballplatz.
Ausserdem pflegt der Junior einen extrem ausgeprägte Liebe zu Autos.
Ich brauche an der Stelle nicht zu erwähnen, dass wir keine Fussballfans sind (ich schaue maximal EM und WM und vielleicht noch ein CL-Finale) und Autos sind absolutes Mittel zum Zweck...


Naja. Eine zweite Chance habe ich noch, aber mit ihren 10 Wochen kann man noch nicht allzuviel Leidenschaft für Hobbies erkennen.
Aber immerhin weint sie nicht, sondern schaut mir gespannt zu wenn ich ihr auf der Westerngitarre etwas vorspiele und singe. Ein Fünkchen Hoffnung.

 

[EADG]

Es muss ja nicht gleich eine

Familienkapelle

sein.

Auch eine

Dressurreiterin

oder ein Siebenjähriger, der am liebsten

Fussball

spielt und eine schwer zu erklärende

Liebe zu Autos

hat, können Musik lieben.

Deine kleine Tochter

schaut mir gespannt zu wenn ich ihr auf der Westerngitarre etwas vorspiele und singe

Ich finde, die Hauptsache ist, dass selbstgemachte Musik im Familienkreis ganz selbstverständlich und normal ist. Ich denke, das ist für deine Kinder einfach sehr viel wert.

 

[Chuck]

immerhin weint sie nicht

wenn ich

singe

Na dann...

 

[DGM]

Bin jetzt 51 und mein Musikgeschmack ist im Grunde noch derselbe wie vor 30 Jahren. Trage auch z.B. immernoch schwarz/weiße Sambas, wie in den 80zigern… und spiele seit 1991 in derselben Band und liebe meine Precis. GAS ist immernoch vorhanden, aber die Intervalle werden länger.
Meine Frau behauptet, ich sei irgendwann mal mit allem stehengeblieben. Is aber nicht schlimm. Ich mag das so… und sie anscheinend auch (seit 30 Jahren)
Jedoch verschließe ich mich Veränderungen gegenüber nicht - allerdings müssen sie mir passen

 

[ojutan]

Bin 55 und muß festatellen daß mein Hang zu 60er / 70er Jahre Sounds, Rock aber auch US und UK Pop sowie Experimentelkem a la Stockhausen aus den Högewohnheiten meiner Eltern stammt. Bin aber nach wie vor offen für alles... und dank Online Jams auch wirklich alles... außer Jazz.

 

[Thunderheartwoman]

Mein Musikgeschmack hat sich in den letzten paar Jahren komplett geändert. Früher mochte ich von fast allem ein bisschen, aber nichts so richtig. Jetzt ist es viel stärker eingegrenzt, dafür mit Begeisterung. Von dem, was ich früher mochte, ist fast nichts übrig geblieben.
Früher konnte ich auch mit meinen Eltern ewig über Musik reden. Jetzt gibt es da fast überhaupt keinen Konsens mehr.

Was mich in letzter Zeit am meisten überrascht: Ich finde hohe Frequenzen heute äußerst unangenehm. Ich meine, klar, dass man als Bassist eine Präferenz für die tiefen Töne mitbringt und sich das mit der Zeit noch steigern kann. Aber früher war es bei mir komplett umgekehrt.

Ich liebte Sopranstimmen und Violine, die tiefen Töne habe ich kaum wahrgenommen, und wenn, dann haben sie mich nicht interessiert.

Neuerdings kann ich mir vieles mit weiblichem Gesang nicht mehr anhören, weil ich die hohen Stimmen meistens unerträglich finde.

Dabei nimmt doch im Alter angeblich die Sensibilität für die hohen Frequenzen ab.

 

[licorice]

Bei mir ist es andersherum. Je älter ich wurde, desto offener wurde ich für andere Musikstile. Deshalb ist es auch problematisch wenn ich sehe, dass meine Bandmusiker sich immer mehr auf ihr altes 70er Jahre Zeug fokussieren und da absolut keine Weiterentwicklung sichtbar ist.

 

[Necrogoat]

Ich bin da eher einfach gestrickt - seit nun fast 30 Jahren bin ich absoluter Metalhead (bevorzugt Black/Death - aber auch diverses anderes solange kein ...-Core dransteht, da bekomm ich spontanen Brechdurchfall). Auch Bandtechnisch bleibe ich seit nun gut 18 Jahren in meinen (mehr Black als Death) Wänden und fühle mich da wohl, trotz diverser Bandwechsel durch diverse Umstände/Auflösungen/Neugründungen/Besetzungswechsel etc.

Und das wird (so wie ich mich auch kenne) bis an mein Ende so bleiben, da ich hier absolut nichts vermisse. Maximal hin und wieder die eine oder andere neue Spielerei in Form von Equipment usw, aber da kann man ja abhelfen und probieren.

 

[BassPapa]

Wir sind umgezogen in meine alte Heimat in ein Eigenheim. Hatte in der Stadt für 12 Jahre ein wirklich tolle Session-Band, mit der wir auch vor 2,5k-Publikum gespielt haben.
Jetzt baue ich eine kleine gemeinützige Band für Stadt-Veranstaltungen auf. Man weiß ja - das Geld wird immer knapper für kleine Städte & Gemeinden. Da muss man mit dem "Können" arbeiten, das man findet. Glück gehabt habe ich (wir?) mit dem Gesangfee, die ist wirklich gut. Der Gitter geht so und der Drummer ist mit 19j totaler Anfänger, findet sich aber langsam ein. Ich habe mir gedacht, ich habe auch mal so angefangen und von besseren Musikern gelernt, die mir eine Chance gegeben haben. Ohne diese, wäre ich nie da hin gekommen, wo ich bin (war?). Warum also nicht mal sorum?
Vor allem aber ist die Truppe super sympathisch. Viel positives Annehmen und sie können musikalisch zuhören und das ist schon die halbe Miete und macht echt Spaß. Wenn ich daran denke, wie verkniffen manchemal der alte Gitter war, auch wenn er wirklich sehr gut spielt ....