Mein erster Bass mit unverkennbarem Vorbild

[Ocelot]

Ich habe vorab viel von Euch hier gelesen und habe einiges durch das Forum gelernt, daher habe ich mir überlegt in den kommenden Tagen/Wochen auch etwas für andere niederzuschreiben.

Angefangen hat alles letztes Jahr im September durch einen Lustkauf eines Fender Flea Basses. Durch das Aging und den Nitrolack kam bei mir in den paar Tagen, in denen ich ihn hatte, immermehr der Gedanke hoch, dass ich für das viele Geld so ein Ding doch auch selber hinkriegen könnte.
Der Bass ging zurück und ich sah mich nach Holz und Hardware/Ersatzteilen um.

Erle am Stück, Ahornriegel und Ebenholzplatte vom nächstgelegenen Gitarrenbauer waren meine erste Investition. Da ich als Anfänger nicht nach x Stunden Arbeit mit misslungener Bundreinheit leben wollte, ließ ich das Griffbrett gleich mit CNC-genauen Bundschlitzen ausrüsten.
Anfang November ging es dann also los.

Die Sperrholzplatte für die Schablone war dann eigentlich das Allererste, mit dem ich logischerweise anfing. Abseits der Fender Katalogware hatte ich folgende Vorstellungen: Ebenholzgriffbrett, 24 Bünde, etwas kleinere Kopfplatte und auch etwas kleinerer Korpusbauch ( bei meinen 1,80m / 77kG finde ich die Fenderbässe solo gut, aber getragen optisch irgendwie zu arg "klopper") Sattelbreite irgendwo zwischen Preci und Jazzbass.

Als größte Hilfe zum Abschauen diente mir mein American Precision Deluxe von 2012.

Am Sperrholz floss also einiges an Überlegungen in Sachen Design rein.

 

[Ocelot]

Ahornriegel mittels Schablone angemalt und grob ausgesägt (Akkustichsäge hatte zu kämpfen). Dann Nut für Halsspannstab gefräst.

 

[Zomok]

Was schwebt dir so als Tonabnehmer vor???

 

[Ocelot]

Ich sollte vielleicht erwähnen dass der Bass nächste Woche zu 100% fertig gestellt ist
Also Geduld
...PJ EMG Geezer Butler

 

[Zomok]

Ah okay, ein PJ - Bass also. Bin schon sehr gespannt und werde das alles hier weiter verfolgen. Hast du dann auch soundfiles geplant???

 

[Ocelot]

Soundfiles hab ich noch nicht geplant. Wenn Interesse da ist schau ich mal ob ich das hinbekomme

Also weiter im Text, mittels Schablone das Ahorn und auch gleich das Griffbrett kopiergefräst und die Bohrung für den Zugang zur Halsspannstabschraube gefertigt.

 

[Ocelot]

Als nächstes habe ich den Ahornhals bereits etwas in Form gefeilt um ihm noch ein zwei Tage Zeit zu geben mögliche Spannungen rauszulassen. Er hat sich aber nicht mehr gekrümmt oder verwunden, sonst hätte ich die Oberfläche für das Griffbrett nochmals abgerichtet. Dann zwei Ministifte als Griffbrett-Arretierung beim Aufleimen aus 2 abgefeilten Nägeln angebracht. MDF 21mm doppelt verleimt, also 42mm als Pressbeilage - mittig ausgefräst damit sich die Verpressung auf die Aussenkante konzentriert.

 

[Ocelot]

Verleimung ist geglückt, hoffe ich sage das in 30 Jahren auch noch
Jetzt etwas filigrane Arbeit: mit dem Dremel und Mundschutz direkt überm Staubsaugerrohr Mother of Pearl bearbeitet sowie mit Dremel und so einem 5€ Schnitzerskalpellset die Inlays ins Griffbrett eingepasst, dann mit Schleifstaub und Sekundenkleb eingeklebt - teilweise etwas tiefer gesetzt da das Griffbrett ja noch stark gerundet werden soll und auch zum Sattel hin noch eine deutliche Keilform annehmen muss. Ansonsten wäre bei gleichem Radius der Seitenrand des Grifbretts unterschiedlich hoch - sähe beschi..en aus.
Also nochmal Multiplex gekauft und ein Aufbau für die Oberfräse zusammengestellt um die Keilform hinzubekommen.

 

[Ocelot]

Die Multiplexgrundplatte und Latten in diversen Größen waren eine gute Anschaffung und erwiesen mir weiterhin noch sehr gute Dienste. Als nächstes habe ich Kopfplatte und Halsfuss (heißt das so?) gegenüber des Griffbretts nochmals plan gefräst und dann das Halsprofil mit viel Liebe und Geduld gefeilt und geschliffen. Dann fräste ich die Kopfplatte auf der Griffbrettseite bis auf die Sollstärke von 16mm.
Mit einem 7,25" Radiusschleifblock gab ich dem Griffbrett die grobe Form und lies den Hals dann etwa 2-3 Wochen ruhen. Spannungen und Restfeuchte vom Leim dürften sich also noch etwas austoben bevor ich den letzten Radiusschliff am Griffbrett machte - ob das nötig war, keine Ahnung - aber als Anfänger wollte ich nichts überstürzt machen. Eine deutliche Neigung des Halses konnte ich hinterher jedoch nicht ausmachen.

 

[Ocelot]

Dann also ran an den finalen Griffbrettradius - mittels Multiplexführung und dem Radiusschleifklotz eigentlich kein Hexenwerk - immer schön auch zwischendrin gemessen mit Stahlineal und Schieblehre ob ich auch gerade und mittig schleife.

Die Bundschlitze waren dann am Sattel beinahe weggeschliffen aber noch genug um als Führung für die Säge zu dienen (die ich mir dann doch noch leisten musste deswegen ) ich habe mir ein Tiefenmass selbst gebaut indem ich 2 übrige Stahlvierkant mit doppelseitigem Klebeband an die Säge pappte. Mit Druck darf man ja eh nicht arbeiten - hat gehalten

 

[olbass]

Wow, das ist wirklich beeindruckend was Du da zustande bringst.

 

[Ocelot]

Danke

Die Bundschlitze hatte ich also nachgesägt, gerade so tief dass die Bundstäbchen reinpassen + etwa 0,1-0,2mm Sicherheitsabstand.
Da ich ja jetzt durch das Radiusschleifen und Bundschlitze vertiefen wieder Spannung aus dem Holz nahm, legte ich gleich los die Vintage-Bundstäbchen reinzuklopfen um wieder Spannung reinzubringen. In dem Moment dachte ich mir, "Mann, bist Du blöd, warum hast Du keinen Double-Action-Trussrod verbaut" das wäre m.E. der einzige Grund für so einen Halsstab, also wenn sich der Hals beim Bau nach hinten wölbt - ansonsten werden bei Betrieb die Basssaiten vermutlich beinahe 100% den Hals nach vorne biegen.
Glücklicherweise war nach ein paar Tagen keine Biegung ausmachbar - hätte ich nicht erwartet - aber umso besser.
Mit der Abrichtfeile und dem Radiuschleifblock habe ich mir provisorisch die 35° Bundendenneigung realisiert, leider bin ich einmal abgerutscht - was mich bis heute ärgert, denn ich musste deswegen einiges neu leveln. Die Bundkronen sind heute bei 1,0mm - waren original 1,1.

 

[Ocelot]

Der schöne Part am Hals ist fast zu Ende, jetzt noch die Löcher für die Mechaniken - ich habe mich in Ermangelung einer Ständerbohrmaschine getraut es freihand zu machen. Hat funktioniert auch hinten habe ich gleich noch die jeweils 2 Löcher ergänzt die der schraubenlosen Fender Mechanik zur Arretierung dienen.
Jetzt ist er soweit fertig für die Lackvorbereitung, ich fahre fort mit dem Body, mit dem ich parallel etwa zum Zeitpunkt der Halsverleimung anfing.

 

[Ocelot]

Ja der Body, hier darf man in die Vollen, die Raspel ist mein Freund
Mit Schablone aufgemalt, grob ausgesägt, dann mittels Schablone kopiergefräst, Rundungen, Bauchtasche (wie auch immer die Aussparung heißt) usw.

Bei den Pickupausfräsungen stieß ich etwas an die Grenzen, irgendwie scheint es nicht die richtigen Kopierfräser zu geben für diese kleinen Radien, folglich baute ich tausendmal die Anschläge für die Oberfräse um und machte viel mit dem normalen 8mm Fräser. Auch etwas freihändig musste sein. Beim Jazzpickup hatte ich da schon echt Schiss, das ist ja hinterher volle Sichtkante.

 

[Ocelot]

Hals mit Laser angesetzt damit des schöön mittig ist und dann angezeichnet. Mit Skalpell den Hals umritzt auf MDF das wiederrum als Kopierschablone dient. So wird das schön knackig eng und man kann es auch schonmal an der Schablone testen wie eng es zugeht in etwa.

Umso weiter ich fortgeschritten bin desto langsamer wurde ich. Warum? Weil mit jeder falschen Bewegung die ganze Arbeit für die Tonne ist

 

[Ocelot]

Die String-through Bohrungen sind eigentlich nur was für die Ständerbohrmaschine. Tja, ich hab keine also bohrte ich sauber und mit so einer Bohrhilfe halbswegs gerade von der einen Seite - und um nicht an der falschen Stelle rauszukommen bohrte ich nur bis zu Hälfte und dann von Hinten den Rest. Die Löcher sind bolzengerade, sieht nur auf dem Bild so krumm aus Bohrungen für die Erdung der Brücke und Verkabelungen waren kein Problem mit nem langen Bohrer.

 

[Ocelot]

Die Holzarbeit ist damit beinahe fertig. Feinschliff von Body und Hals, wässern- schleifen - wässern - schleifen...und dann fürs Lackieren vorbereiten. Währenddessen hatte ich noch etwas zu schwitzen mit einer Edelstahlplatte, die mir als Halsplatte dienen sollte. Ich versuchte mit dem Dremel und Edelstahlfräsern an einem Reststück mein Glück einer eigens gefertigten Gravur, dabei wäre aber nur kraxliges rausgekommen wie beim FleaBass. Ich entschied mich das beim Graveur machen zu lassen - auch der hatte mit Edelstahl seine wahre Freude - aber das Ergebnis war für mich zufriedenstellend. Zu allem Überfluss ließ ich die Platte, nachdem ich alles mit Dremel und Ohrenstäbchen hochpoliert hatte, auch noch verchromen.

 

[Ocelot]

Griffbrett abkleben und los kanns gehen. Ab hier macht mir das weniger Spaß, Lackieren hat für mich nichts Entspannendes.
Dumm und Dusselig habe ich mich darüber vorab belesen.

Die Wahl fiel auf: ich mach mein Bass selbst also lackiere ich auch selbst! Ich hab keine Ausrüstung also Spraydose. Es war noch Winter also drinnen, zum Glück durfte ich ein leerstehendes Lager nutzen. Nitrolack wollte ich nicht - lange nachdünstender und auch irgendwie lange weichbleibender oder gar babbiger Lack nervt mich, auch der FleaBass hat mir noch viel zu stark nach dem Lack gerochen.
Also...

Body: 1 dünne Schicht DUPLI-COLOR Holzgrundierung grau; dann angeschliffen und nochmal dünn drüber - wieder geschliffen bis Babypopo. Eine Dose hat ausgereicht.

Jetzt wurde es giftig - 2K Acryl-Farbspray nach Wunschfarbe im Autozubehörhandel abmischen lassen (COLORMATIC 2K pre-filled nennt sich das, da ist der Härter schon drin und es wird noch Farbe dazugefüllt) Dass es sowas überhaupt frei verkäuflich gibt ist schon irgendwie seltsam. Lackiermaske A2/P3 und dichte Brille sowie Overall besorgt.

Lagerhalle mit Zerstäuber abgesprüht um Staub zu binden, Dose etwas angewärmt, aktiviert und drauf das Zeug. Super ausgehärtet, einen Tag später riecht das nicht mehr nach Lack. Hatte Orangenhautbildung, war vermutlich zu dick aufgetragen, bin ja auch kein Profi. Es war eine Dose 400ml leer danach. Also alles angeschliffen bis alles matt und eben war. Dann war es etwa eine Woche später, da kam dann nochmal 2K Acryl von COLORMATIC drüber, aber diesmal Hochglanz Klarlack eine 500ml Dose. Das dann wieder matt geschliffen, geschliffen, geschliffen, geschliffen, geschliffen, poliert, poliert, poliert - bäh! Aber für das Ergebnis hat sich die Arbeit für mich gelohnt. Für das Ergebnis packe ich in den nächsten Tagen extra meine Spiegelreflexkamera raus, wenn es mal nicht so heiss ist.

Achja, parallel lackierte ich ja den Hals: erstmalig ohne Grundierung oder Füller direkt aufs Ahorn 200ml Dose COLORMATIC 2K Acryl Seidenmatt (der Hals soll Satin werden, für mich das beste Spielgefühl), dann auch leicht eben geschliffen, besonderes Augenmerk auf der Kopfplatte unter den kommenden Logos. Dafür nutze ich eine 7my Wasserschiebefolie ( dafür braucht man beinahe ne extra Ausbildung)
Dann nach den Folien nochmal so eine 200ml Seidenmatt Dose überall drüber. Zu guter Letzt hat die Kopfplatte noch ein Hochglanzfinish bekommen, aus der selben Dose die ich für den Body nahm.

Wow, was für ein Text, und das alles mit dem Handy reingeklopft
Dafür gibt's jetzt auch ein paar Bilder:

 

[viersaitling]

Aber Hallo >>>Ganz grosses Kino. Bin echt beeindruckt, und du bist sicher, dass du nicht irgendwann mal eine Zupfinstrumentenbauer-Ausbildung gemacht hast??? Also alles "nur so nebenher" angelesen usw. Ich bin echt beeindruckt, Hoffentlich klingt er auch so, wie du dirs vorstellst

 

[Ocelot]

Sodele sagt der Schwabe, der Bass ist fertig. Gestern beim Pleken gewesen, heute ein paar Fotos bei viel Licht - er ist sonst schon recht dunkel - und dann darf er die ersten Schrammen bekommen - auch wenn ich das tunlichst vermeiden werde.
Als nächstes Projekt habe ich vor meine Bass-Skills nach vorne zu bringen