Lieder nach Noten lernen - wie möglichst effektiv?

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SchnippSchnappSchnupp

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Bassix
ß909
Hallo Zusammen!

mich plagt folgende Frage, vielleicht könnt ihr mir da viele Selbststudien ersparen:

Ich kann prinzipiell Noten lesen und finde auch die passenden Töne auf dem Holzbrett. Ist zwar hundert Jahre von "Sightreading" entfernt, aber das ist beim Erarbeiten von was neuem ja eher Wurst, wenns länger dauert.

Allerdings kommt mir das eher vor, wie "Erschlagen bis es sitzt" - mit viel Frust.

Bisher ist meine Herangehensweise folgende

1. Rauslesen der Rhythmik (1+2eude+3...) und bei komplexen Stellen drüberschreiben
2. Erstmal schrittweises durchspielen der Rythmik auf einer Leersaite
3. Zuordnung Noten auf Griffbrett und Planung optimaler Handpositionen
4. Langsames schrittweises durchspielen der Melodie und nur in grober Form auf die Rhythmik achten, bis sie sitzt (an dieser Stelle wäre Folgen der Bassline mit Playback bei einfacheren Liedern schon halbwegs drin. Ohne Feinschliff.)
5. Versuchen das irgendwie alles sauber hinzukriegen, Takt gibt das Fusswippen vor
(6. Mit Metronom und Playback, etc...)

Im speziellen plagt mich, dass das Herauslösen aus den "gezählten" Rythmik vom Mund in den Fuss ewig dauert. Sobald ich verbal aufhöre zu zählen, beginnt das Stümpern. Auch geht alles ziemlich auf die Konzentration.

Geht euch das auch so? Verbock ich da was? Vielleicht an der fehlenden Band, die mir einen Zeit-/Takt-Kontext zum Orientieren der Einsätze bietet?

PS: Man muss dazu sagen, das ich noch nicht so super lange beim Bassen dabei bin, kann ich mich noch nicht auf abstrakte Song-Merkmale verlassen. Vielleicht sind das alles auch nur Anfangsschmerzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also erstmal finde ich es grundsätzlich ja gut, wenn jemand nicht 3 Seiten darüber schreibt, warum man beim Bass-Spielen nicht Noten lesen können muss, und warum Noten grundsätzlich eine saublöde Idee sind, weil sie sämtliche Kreativität und Groove killen, und weil Stevie Wonder ja schliesslich auch keine Noten lesen kann...

Darf ich fragen woher Du Noten lesen kannst? Hast Du bereits ein anderes Instrument gelernt?

Und um welche Art von Musik geht es?

"Falsch" machen tust Du nichts: es gibt ja keine Patentlösung, und jeder hat da eine eigene Herangehensweise: für mich z.B. ist Dein Schritt 2 nicht: das mache ich - wenn es komplex wird - mit der Tarzan-Methode (Trommeln mit beiden Händen auf dem Brustkorb)...

Und dann habe ich einen "Schritt 0", der oft am Meisten Zeit beansprucht: da beschäftige ich mich erstmal grundsätzlich mit dem Feel, Dynamik, Harmonik und Ablauf des Stückes. Es schadet nichts, sich ein paar Aufnahmen anzuhören, bevor man sich an ein neues Stück wagt.
Manchmal gibt es auch einen "Schritt 7", bei dem ich mich mit den anderen Stimmen auseinandersetze, um ein Arrangement besser zu "durchdringen"...

Ich weiss es natürlich nicht sicher - aber ich hab so ein Gefühl, dass Dein Problem mit Phrasierung und Akzentuierung zusammenhängt: je nachdem, was Dir an Notenmaterial vorliegt - dazu gibt es oft keine brauchbaren Informationen (und in Deinem "Prozess" fehlt auch der Schritt, bei dem Du Dich mit Betonungen beschäftigst...). Und selbst für Geübte ist es oft schwer, bei einem Instrument wie dem Bass, welches in den seltensten Fällen ein Stück alleine "trägt", auf Anhieb den richtigen Ansatz zu finden.
Ein Beispiel: nimm das Riff von "7 Nation Army": die Aufnahme kannst Du einem Bassanfänger vorspielen, und der spielt Dir das in einer halben Stunde recht gut phrasiert runter... (Ausnahmen bestätigen die Regel). Wenn ich das aber notiert jemandem vorlege, der das Stück nicht kennt, dann wird er das schnell spielen können - allerdings in einer Form, die Dich nicht vom Hocker reisst.
Etwas komplexer: nimm das Intro von "I want you back"...

Es gibt da 3 mögliche Lösungen - je nach Situation:
a) im Notenmaterial sind Akzente gut notiert... dann beschäftige Dich in einer frühen Phase damit. Wenn ich es mir recht überlege, dann ist meine Version von "Schritt 2" wahrscheinlich auch so entstanden, weil ich mit Trommeln auch einfacher Betonungen setzen kann...
b) such Dir Aufnahmen und Videos - möglichst viele unterschiedliche - um ein Gefühl für Akzente und Phrasierung zu bekommen
c) nimm "Stilistik" Anweisungen im Notenmaterial ernst: wenn da steht "Samba-Feel", dann ist das ein wichtiger Hinweis auf Betonungen - und hört sich ganz anders an als "Swing" oder "Rock"...
 
4low schrieb:
Darf ich fragen woher Du Noten lesen kannst? Hast Du bereits ein anderes Instrument gelernt?
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Ist mein erstes Instrument. Notenlesen hab ich mir selbst beigebracht, hab Tabs bisher noch nicht so häufig verwendet - nur wenn es keine saubere Transkription von einem Song gab.

Hab auch einen ganz guten Bass Lehrer (ein alter Jazzer) der eine Menge Tipps gibt und einen fordert. Der achtet auf sowas und gibt Rückmeldung.

4low schrieb:
Und um welche Art von Musik geht es?
Zum Vergrößern anklicken....

Das trifft so ziemlich alles was ich bisher "erlegt" habe - meistens sind es gerade einfacheren Rock und Blues/Jazz Sachen.

Warscheinlich schände ich gerade uralte Klassiker der Erzheiligen, ohne es überhaupt zu merken :-)

Aber danke für deine Hinweise, da kommen Begriffe auf den Radar, die mir bisher nicht bewusst waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ahoi!

Als erstes höre ich mir das Lied ein paar mal an, lese und singe dabei mit.
Dann nehme ich mir ohne Playback direkt das Metronom dazu, mit einem Tempo meiner Wahl, aber eben gnadenlos gerade. An schwierigen stellen verringere ich das Tempo durchaus auch, aber immer mit Metronom und die Füße schlagen den Beat mit (links und rechts im Wechsel zur Orientierung, ob ich nun bei 1, 3 oder 2, 4 bin). Der Kopf oder Oberkörper kann dann z. B. noch Offbeats betonen
Ich singe die Rhythmik und nehme dann die „Melodie“ dazu. Das kann bei einfachen Passagen auch gleichzeitig sein und bei ganz einfachen Songs, wo unter Umständen viele Wiederholungen vorkommen überspringe ich auch einiges.
Dann nehme ich den Bass dazu und übertrage den Song passagenweise auf die Saiten - mit verbalem Rhythmus-Melodie-Gestammel dazu. Eine Passage kann eine Ganze Strophe oder ein ganzer Refrain sein, kann aber auch Takt für Takt sein. Je nachdem, wo ich Schwierigkeiten habe.
Wichtig finde ich, dass ich Fehler nicht ignoriere und einfach in meinen Wiederholungen „überstümpere“, da ich sie sonst genau so mit abspeichere und später nicht oder nur sehr schwer wieder rausbekomme, was wahrscheinlich schwieriger würde, als es direkt richtig zu üben.

Vielleicht hilft ja die ein oder andere Idee jemandem weiter. Bin gespannt auf eure Tipps.

Grooves
Henning
 
Bin zwar selbst weit davon entfernt, direkt vom Blatt zu spielen, aber kann dir sagen, dass besonders dein Schritt 3 einer der wichtigsten ist...

Und zwar sollte dieser Schritt nicht mehr über das Großhirn gehen, sondern direkt über's Kleinhirn.
Soll heißen: Solange du aktiv Nachdenken musst, wo der Ton auf dem Bass zu finden ist, und welchen Finger du dafür benutzt, zweigst du zuviel Konzentration ab, die du dringend für die Rhythmik brauchst.

Deine Finger sollten also beim "ansehen" der Note auf dem Papier den richtigen Ton "von selbst" greifen.

(Tom Bornemann hat dazu einen sehr guten Workshop ("Sightreading for Bass") auf seiner Webseite)

Somit hast du mehr "Hirnkapazität" für die Rhythmik übrig und fliegst nicht so schnell aus der Linie...
 
Eigentlich arbeite ich ja auch so, daß ich mir Stücke erstmal anhöre,und versuche Form und Patterns zu verstehen.
Aber, wenn Du Blattspielen verbessern willst ist das kontraproduktiv. Da hilft es viel eher, einfachere Probleme zum Üben zu nehmen. Die meisten Basstimmen für Bigband Swing Arrangements haben keine bis wenig rythmische Challenge. Die kann man sich dann eher mit tonal übersichtlichen Rockriffs besorgen.
 
Spricht denn irgendwas dagegen, direkt zum Playback zu spielen? Da ergibt sich die Rythmik meist fast von selbst. Und du spielst ja wahrscheinlich sonst auch nicht alleine?
 
Ich bin auch ein Anfänger. Mir hilft noch ein Schritt: "Struktur des Stückes verstehen". Wenn ich das gemacht habe, ist ein Stück für mich nicht mehr eine lineare Folge von Tönen (Noten, Tabs) von Anfang bis Ende, sondern hat eine Struktur. Z.B.: Intro, Vers1, Refrain, Vers2,.....Bridge,....Solo, ... VersN, Refrain, Outro. Dann ist es für mich viel leichter, ein Stück zu erlernen. Selbst wenn die Bass Linie von Strophe zur Strophe anders ist, hilft mir das sehr. Denn ich weiss wo ich bin, kenne das Feeling und muss nicht alles lernen sondern mir nur merken, was der Unterschied ist.
 
Danke euch allen! Das hat mir ziemlich geholfen und denke das ich die Probleme nun im Griff hab.

War im Wesentlichen:
- Ich kannte die Noten/Griffbrett/Melodie nicht 100% auswendig, das hat mir ständig in den Rhythmus gefunkt
- Habe oftmals jenseits meiner Konzentationsfähigkeit gelernt. Ich konnte teilweise nichtmal noch 1234 zählen und den Fuss dazu wippen.

Hab den bedrahteten Holzbock ein paar Tage zur Seite gestellt und mich nochmal dran versucht - siehe da, alles klappt. Hängt wohl auch viel von der mentalen Entspanntheit ab.

Ich werde Metronom/Notenarbeit wohl zeitlich massiv einschränken, damit es mich völlig plattwalzt.
 
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