Interessanter Tröt!
Ich kapier nicht, warum manche Musiker so viel Wert darauf legen, ihr selbsterdachtes Zeug, das eh meist nur aus Versatzstücken bekannter Songs zusammengelötet wurde, als kulturell wertvoller zu erachten als Songs, bei denen die Leute mitsingen statt auf's Klo zu gehen
Es kommt auf die Perspektive und die Ziele. Wenn es Ziel ist, ein recht breites Publikum zu generieren, was auch abfeiert, ist Covern lukrativ. Selbstverständlich ist gutes Covern anspruchsvoll und wird oft unterschätzt. Allerdings steckt es wohl in der Seele vieler Mukker, einfach kreativ agieren und dies dann mit anderen Teilen zu können. Ich kenne auch Musiker, denen Publikum relativ egal bis völlig unwichtig ist.
Viele große Bands haben mit Covern angefangen. Sowas ist gut, um eine gemeisame Basis zu finden...an der es ja oft genug scheitert, wenn sich Hobbymusiker oder Semi-Profis treffen und krativ sind. Oft fehlt eine gemeinsame Vision, selbst wenn der eine oder andere wirklich was auf dem Kasten hat. Schwierig genug, diese Vision dann mit mindestens 2-3 Anderen umzusetzen, noch anspruchsvoller, dieses dann einem Publikum zu präsentieren, welches das auch abfeiert oder zumindest wertschätzt.
Jetzt wirds subjektiv, aber aus den eigenen Erfahrungen zieht man eben seine Konsequenzen:
Ich vermute einfach mal, dass das bis in die späten 90er einfacher war, grade weil man dann einfach "gerockt" hat...vielleicht hier und da spezieller, aber das ist schlichtweg vorbei und garantiert kein Publikum mehr. Mit 17 habe ich auf einer offenen Bühne irgendwas runtergeschrammelt und es haben trotzdem Leute Party gemacht, nicht weil es gut war, sondern weil gerockt wurde und die Leute es verstanden haben (dängeldängelbraaat yeahhh). Das war im Jahr 2000. Wenn ich aber in gewissen Läden Leute den Blues spielen (sprich covern) sehe oder irgendwelche Rockabilly Bands, dann kommen Leute und hören sich das an. Auch auf Hochzeiten oder Partys sind Bands die "Hits" spielen wilkommen. Das geht und ist dankbarer, wenn man es den gut macht/gut verkauft. Dann gibt es noch die moderne Metalszene, wo die Schlagwörter "schneller, härter, djentiger" ab absurdum geführt werden. In der Lücke zwischen Pop und Metal sehe ich da aktuell ein großer Rap/Elektropop Loch klaffen.
Ich selbst hatte nach ein paar Proben immer kein Bock mehr auf Covern und habe aber vor 5 Jahren einen Gig auf einer Geburtstagsparty gespielt (groß, sprich 200 Leute). Es war eine Coverband, in der ich grade 4 Wochen war, es sollte "gerockt" werden. Also haben wir Motörhead, Silverchair, Graveyard und Sabbath gecovert. Nach dem ersten Song sind die Leute Ü50 mit einem Lemonface aus dem Bühnenbereich geflohen, da es zu laut sei, man hätte lieber was von Abba und Boney M gehört. Die Leute im Studentenalter fanden es ganz okay, wollten aber Elektro und Rap hören. Tja....mit den Bands, die das Ü50 Publikum wollte, hätte da voll gepunktet werden können.
Dann noch in meiner jetzigen, eigenen Band: als wir noch ohne Gesang unterwegs waren, heiratete der Drummer und wir haben eine (wirklich gute) Hochzeitssägerin + Tastenmann eingeladen mit uns 2 Deutschpop/Liebssongs zu spielen (fragt mich bloß nicht nach den Titeln, ich habs verdrängt und mich hat es einiges an Überwindung gekostet..irgendwas Julimond mäßiges). 2 Proben, bei der Hochzeit dann einem Durschnittspublikum Vorgetragen, die sich garnicht mehr eingekriegt haben. Voller Erfolg. Dann kam noch eine Dame um die 50 und meinte: " jetzt noch ein paar Schlager und die Hütte brennt".
Ich hätte 0 Probleme damit Alice in Chains, Skid Row, Judas Priest, Maiden und meinetwegen auch die Scorpions und Aerosmith zu Covern...aber wir leben nicht in den U.S.A. Dort wird es auch weniger, aber Rock(gut) covern ist dort zum Teil wohl luktrativ.
Zum Glück stehe ich nicht nur auf Rock und Metal. Wir spielen Funk mit Rockeinschlag und haben 3 Cover eingebaut (Jamiroquai, RHCP, Skunk Anansie), ansonsten eigene Songs. Ob und wie das ankommen wird, zeigt sich bei den ersten Gigs in diesem Sommer. Wenn 20-40 Leute Spaß haben udn wir auch, bin ich glücklich
.
