Industrielle Fertigung besser als Handarbeit?

J.K.

J.K.

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Hallo!

Ich habe mal 'ne Frage zur Zuverlässigkeit bei der Herstellung von Bässen.
Und zwar, ob industriell gefertigte Bässe, sozusagen von der Stange, nicht wesentlich zuverlässiger funktionieren als handgefertigte (wesentlich teurere) Einzelstücke.
Ich habe mir nämlich, als Weihnachtsgeschenk sozusagen, nach zwanzig Jahren das erste Mal einen richtig exclusiven Bass gegönnt (Clover XP15) und bin damit überhaupt nicht glücklich. Der Hals ist viel zu weich und muss ständig nachjustiert werden. Auch einen Überprüfung bei Clover hat keine Besserung gebracht.
Solche Probleme hatte ich mit meinen bisherigen (und wesentlich billigeren) Bässen noch nie gehabt.
Gibt es unter euch Basser, die ähnlich schlechte Erfahrungen mit teuren, handgefertigten Bässen gemacht haben?
 
Bei meinem einzigen handgefertigten Bass habe ich eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht.
Zur Zuverlässigkeit bei der Herstellung: bei Serienbässen ist die industrielle Herstellung ein Vorteil, weil es nicht so viele Toleranzen gibt. Wenn dann noch gutes Material verwendet wird, kommen m.E. immer auch gute Instrumente selbst in den unteren Preisklassen heraus (s. z.B. Yamaha, Ibanez).
Der Vorteil beim 'hand'-gemachten liegt für mich in der sorgfältigen Auswahl hochwertiger Hölzer und dem genauen Einstellen des Basses auf meine Bedürfnisse. Die wichtigen Teile macht denke ich jeder Bassbauer mit einer Maschine, weil die einfach genauer arbeitet. Erst die Feinarbeiten machen dann das Besondere aus.
Bei Deinem Clover hat denke ich der Hals kein besonders gutes Material. Da hilft eigentlich nur tauschen oder falls das nicht geht, zurückgeben.
 
Jaja, das ist auch mein Verdacht, dass die bei Clover für den Hals ungeeignetes Holz genommen haben.
Merkwürdig ist nur, dass die bei Clover trotz angeblicher Überprüfung nicht davon gemerkt haben, obwohl ich ich denen die Symptome ausführlich geschildert habe. Als ich den Bass von Clover wieder zurückbekommen habe, hatten die den Hals lediglich leicht nachjustiert.
Funktionierte am ersten Tag noch einwandfrei, aber schon am zweiten Tag haben die Saiten wieder munter auf den Bundstäbchen gescheppert, sprich: der Hals war schon wieder krumm.
Für einen Bass, der über 1000 ? gekostet hat, völlig inakzeptabel!
 
Ich sehe den Vorteil bei Handarbeit - Bässen auch klar darin, dass ich mir "mein" Instrument bauen lassen kann.
Außerdem ist ein guter Bassbauer in der Lage, gerade durch die Handarbeit einem Instrument mehr Seele und Charakter einzuhauchen, wenn er die Entsprechende Erfahrung hat.
Aber der Begriff ist natürlich auch sehr dehnbar: Ein Vergleich aus Braunschweig: BassArt bauen eigentlich nur Einzelstücke, da ist der Anteil des Maschineneinsatzes deutlich geringer als bei Sandberg, die ja schon recht arbeitsteilig und in größeren Stückzahlen unterwegs sind.
Was mir auch an den heimischen kleineren Bassbauern gefällt (also alles unterhalb von Warwick) - der Verschnitt ist geringer als bei der industriellen Fertigung. Und das finde ich bei Tropenhölzern etc. auch wichtig.
 
Das denke ich auch, dass das Material für den Hals ungünstig war. Im übrigen ist der Bass noch kein halbes Jahr alt, so dass noch volle Garantieansprüche bestehen.

Meine Laune hebt sich aber schon wieder, denn heute habe ich erfahren, dass Clover mir einen komplett neuen Bass zuschicken will. Ich denke, das ist ein faires Angebot.
Ich werde mich hier an dieser Stelle mal melden, wenn ich den neuen Bass habe.
Würde mich echt freuen, wenn ich dann über Clover Positives berichten könnte.
Dann brauche ich mir auch keine Gedanken mehr darüber zu machen, ob ein billigerer Bass von der Stange nicht die bessere Wahl gewesen wäre.
 
Also ich bin mit meinem handgebauten Lefay mehr als zufrieden.
Man kann sich bei Anfertigung halt seine individuellen Wünsche und Träume erfüllen lassen. Sei es nun Holzauswahl, PUs oder was auch sonst noch.
 
Für mich gehört der Clover XP15 gar nicht unbedingt in die Kategorie der handgefertigten Bässe. Das ist ja ein Serienmodell und wird an Musikläden geliefert. Daher ist die Fa. Clover für mich eher eine kleine 'industrielle' Fima (irgendwo zwischen Industrie und Handarbeit). Preislich bist du mit 1000 Euro auch noch deutlich unter Einzelstücken vom Bassbauer.
 
Zitat:Original erstellt von: Naranja

Für mich gehört der Clover XP15 gar nicht unbedingt in die Kategorie der handgefertigten Bässe. Das ist ja ein Serienmodell und wird an Musikläden geliefert. Daher ist die Fa. Clover für mich eher eine kleine 'industrielle' Fima (irgendwo zwischen Industrie und Handarbeit). Preislich bist du mit 1000 Euro auch noch deutlich unter Einzelstücken vom Bassbauer.
Zum Vergrößern anklicken....

....ja, das glaube ich auch. Um in dieser Preisklasse zwischen 1000 und 1400 ? rentabel Kleinserien zu fertigen, kommt man um eine Industrialisierung bzw. Automatisierung nicht drumrum. Ich denke zumindest die Vorfertigung des Körpers und des Halses, ( Kontur aussägen, vorhobeln) sowie das Ausfräsen der Halstasche, der Elektronikfächer und dergleichen werden wohl automatisiert sein, sei es über Kopierschablonen oder im günstigsten Fall CNC Programme.
Die Anschaffung von automatisierten Maschinen rentiert sich ja sicherlich schon bei mehr als 50 Bässen annähernd gleicher Bauart (und das ist sehr hoch gegriffen, wahrscheinlich sind es bedeutend weniger), zumal die Modellpallette ja beibehalten wird, somit sicher in Zukunft mehrere davon gefertigt werden. Spezielle Modifikationen wie z.B. unterschiedliche PU Taschen lassen sich bei gleichbleibender Grundform relativ schnell umproblematisch im Programm ändern, wodurch auch somit mehrere Modelle abgedeckt werden.
Die Feinarbeiten wie z.B. Feinschliff sowie das Anpassen werden wohl bei Firmen dieser Größenordnung weiter in Handarbeit laufen. Somit hätte das Gütesiegel "Handmade" weiter (zu Recht) seine Berechtigung.[;-)]

Gruß Khayman
 
N?Abend allerseits!

Ich hatte ja angekündigt, dass ich mal berichten wollte, wie es mir mit dem neuen Clover ergangen ist.

Vor etwa 10 Tagen habe ich das Teil beim Guitar Center Cologne (Filiale von Beyer?s Music) abholen wollen. Man überreichte mir einen nagelneuen Bass aus der neuen Münchener Produktion. Die Freude darüber währte aber nur kurz, denn schon beim ersten Antesten fiel mir auf ? dreimal dürft ihr raten ? dass auch dieser Bass schepperte wie Sau. Der Bass musste dann erst mal ordentlich justiert werden (warum können die das bei Clover nicht vor der Auslieferung anständig tun?). Danach schien der Bass gut zu funktionieren. Beim ersten richtigen Einsatz musste ich dann aber feststellen, dass, wie schon beim ersten Bass, die E-Saite in bestimmten Bereichen des Halses stark zum Bundscheppern- und sirren neigte. Ich habe mir dann gestern bei Beyers mal stärkere Saiten aufziehen lassen, in der Hoffnung, dass sich das Problem damit beseitigen lässt (Die E-Saite wirkte beim Clover auch immer sonderlich schlaff). Der Techniker stellte aber schon vorher fest, dass die Justierung (zum x-ten Mal) nicht optimal war. Aber auch die dickeren Saiten bewirkten nur eine mäßige Besserung.

Heute habe ich den Bass dann zurückgebracht und wollte den Kaufvertrag rückgängig machen. Ich hatte die Hoffnung, damit diesem Trauerspiel ein Ende setzen zu können.
Aber weit gefehlt, denn man drückte mir nur einen Gutschein über den Kaufpreis in die Hand. Auf meine Aufforderung, mir den Kaufpreis zurückzuerstatten, sagte man mir dann, dass ich darauf keinen Rechtsanspruch hätte (plumper Verkäufertrick halt). Auf meinen Hinweis, dass ich Beyers schon zum 6. oder 7. Mal die Möglichkeit gegeben habe, einen eindeutigen Produktmangel zu beheben und ich daher sehr wohl einen Anspruch auf Rückerstattung des Kaufpreises hätte, verweigerte man mir dies beharrlich.
Na ja, ich habe Beyers ein Ultimatum gestellt, danach werde ich die Sache an meinen Rechtsanwalt weiterleiten.

Habe auch den Clovers eine E-mail geschickt und über die Schwierigkeiten mit dem neuen Bass berichtet. Bin mal gespannt, was die dazu sagen...
 
Hallo!

Also heute habe ich mich mit Beyer's Music darauf geeinigt, dass ich einen Fender Jazz S1 als Ersatz erhalte. Wunderbares Instrument!
Ich hoffe, dass jetzt die Probleme ein Ende haben.
 

Hi zusammen, hi J.K.,

ich muss sagen, daß ich etwas staune. Ich habe selber zwei Clover-Bässe (Slapper und XP15) und bin komplett zufrieden damit.
Clover baut seit fast 20 Jahren Bässe - den traue ich schon zu, daß sie einen Schraubhals korrekt hinbekommen. Das da mal einer aus der Reihe tanzt kann ja sein (das wird jedem Bassbauer wohl mal unterkommen, das sich ein Hals verzieht), aber daß zwei Bässe die gleichen Probleme haben, zumal sie anscheinend nicht direkt hintereinander gebaut worden sind, finde ich merkwürdig. Wie ich im neuen Gitarre und Bass gelesen habe, haben die "neuen" XP15 aus München den Hals aus stehenden Jahresringen - das ist richtig hart.
Tut mir natürlich leid mit Deinen Erfahrungen bzgl. Clover, aber das einzige, was ich mir vielleicht vorstellen könnte ist, daß Du vielleicht einen sehr harten Anschlag hast. Meine Clovers hatten werksmäßig eine flache (aber gute) Saitenlage - daß kann man mit hartem Spiel schon überreizen. Für mich ist das optimal so - aber die Saitenlage höher zu stellen, ist eigentlich ganz easy (Am besten erst mal den Halsstab ein wenig lösen - nicht gleich an der Bridge rumstellen - machen übrigens auch manche Läden gerne falsch :-( So long.
 
Solche "Schauergeschichten" gibts von fast jeder Marke... ich sag da nur: niemals blind kaufen sondern immer testen testen testen!!!

 
Ja das gibt es wirklich bei jeder Firma denke ich. Ich hatte mal Probleme bei dem Lack eines Yamaha RBX ,aber Yamaha hat den gleich umgetauscht und der neue ist super :-))!
Aber die Cort Bässe haben aber wirklich nen schönen Klang...grad der Mahagoni/Nussbaum...lägger!!! ;-)
 
Hi,
man kann nicht generell sagen, daß es einen qualitativen Unterschied zwischen exklusiver Handarbeit und industrieller Fertigung gibt.
Ich habe z:B. kurze Zeit bei Warwick gearbeitet und mir auch schon bei Formentera Guitars einen Bass komplett in Handarbeit gebaut.
Bei Warwick wird z.B. der Body mittels einer Kopierfräse hergestellt, da gibt es quasi keine Toleranzen und ein Body ist wie der andere. Die Bünde werden mit einer Maschine innerhalb von wenigen Sekunden in den Hals gepreßt. Im Vergleich dazu ist die Gefahr bei Handarbeit, daß man doch mal ein etwas schlechteres Teil produziert, daß man aus Kostengründen dann doch nicht wegschmeißt, solange es im Toleranzbereich liegt.
Da ich teure und billige Instrumente spiele, sehe ich den Vorteil der billigen natürlich im Preis und bei den handgefertigten habe ich quasi einen Maßanzug, der genau nach meinen Vorstellungen gebaut wurde, was mir natürlich am besten gefällt.
 
vielleicht hast du ja tatsächlich auch einfach nur doppelt Pech gehabt.
Mmm soll ja eine Firma geben bei der es öfter mal vorkommt..... fängt mit "F" an.... na wer weiß es??

:-)
 
Seit August habe ich auch einen Clover XP15.5 (Ahorn/Mahagony). Ich bin ziemlich begeistert über den Sound und das Handling. Normale Longscale-Mensur und trotzdem eine gut ansprechende tiefe H-Saite. Mit Scheppern habe ich keine Probleme, dabei ist die Saitenlage relativ niedrig eingestellt. Der Kollege aus der Nachbarband hat einen Warwick Jazzmaster oder so. Da schlabbert die H-Saite mehr. Je nach Einstellung kommt der Clover ziemlich echt wie ein Jazzbass rüber. Den Stingray nehme ich ihm nicht ganz ab, da klingt der echte besser, aber so finde ich den Punch im Serienbetrieb des Steg-PU´s in Kombi mit dem Neck-PU klasse. Auch hört man bei Neckonly den Preci etwas raus. Das Instrument ist also ein guter Allrounder.
 
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