Gainstaging und irgendwelche brauchbaren Algorithmen im Eventide H9?

[yentzee]

Hallo,
ich habe vor ca 4 Monaten angefangen Bass zu spielen. Es läuft echt gut und ich möchte gerne ein paar Effekte ausprobieren.
Davor habe ich ca 25 Jahre elektronische Musik produziert und frage mich wie der PEgel innerhalb der Effektkette sein sollte.
Ich habe eine RNDI gekauft mit der ich in mein RME Fireface 802 gehe. Momentan nutze ich Ableton mit Plugins hätte aber gerne alles in Hardware um nicht immer den Rechner hochfahren zu müssen wenn ich mal spielen will. Ich habe hier noch ein altes Eventide H9 Max rumliegen und mir ein Vintage Bass Octave bestellt.
Nun frage ich mich welchen Pegel ich innerhalb der Signalkette fahren soll.
Ich spiele auf einem Sire V7 der aktiv ist, sich aber auch entsprechend abschalten lässt.
Innerhalb der DAW sollte der Pegel zwischen den Plugins bei ca -18 - -12 dbFS und maximalen Peaks bis -6dbFs liegen, wie ist das mit der analogen Signalkette?
Das H9 habe ich mal gegen ein OTO Boum getauscht aber nie so wirklich benutzt. Sind da tauglich Algorithmen für Bass drin? Ich bin weniger an Verzerrern interessiert, der Oktavalgorithmus klang mir zu wenig elektronisch wie ich hoffe das Vintage Octave Pedal klingt (klang bei you tube auf jeden Fall deutlich besser). Auch die Filterenvelopes waren eher mäßig aber vlt habe ich die Presets auch nur nicht richtig eingestellt. Bin für Tips dankbar.
Viele Grüße,
Jens

 

[xroads]

bei cleanem Bass...meist 0dB vor dem Preamp. Beim Bass ist es wichtiger, den Dynamikumfang zu kontrollieren, deshalb oft der Einsatz von
Kompressoren.

 

[mo-og]

Wenn du ohne DAW spielst, kannst du den Eingangspegel für In 1-4 am 802 per Gain-Poti direkt einstellen und an der "SIG" LED kontrollieren. Oder du schaust dir das in Totalmix VU genauer an. Alles laut genug ohne rote Peak Anzeige ist fein.

Dasselbe gilt im Prinzip auch für das H9 (aus'm Handbuch):

Adjust the H9’s input level for best audio performance. The red Peak LED indicates that the input signal level is close to clipping. Occasional flashing is OK. If the Peak LED is lit solidly, reduce the input level either by reducing the signal level fed to the H9 or by setting the H9’s input gain to a lower value. The green Signal Present LED shows signal present (40dB below clipping). Input Level is the same for all presets, and is found on the System Menu.

Press and hold the HOTKNOB button and Right Footswitch simultaneously for a few seconds to enter System Mode.
Turn the Knob until [UTILITY] is displayed.
Momentarily press the HOTKNOB button.
Turn the Knob until [INGAIN] is displayed.
Momentarily press the HOTKNOB button.
Turn the Knob to adjust the gain between 0dB and +18dB.
Press and hold the HOTKNOB button and Right Footswitch simultaneously for a few seconds to exit System Mode.

Mit der H9 Control-App geht's etwas komfortabler; dort gibt es auch eine Gain Einstellung mit Aussteuerungsanzeige, falls du das Ding per USB oder Bluttoth angeschlossen hast.

Hier gibt's Vorschläge für H9 mit Bass:

Hit the Low End - H9 as a Bass Pedal

With effects algorithms that range from reverb to delay to pitch-shifting and beyond, the H9 is a pedal that pretty much does it all. In … Hit the Low End – H9 as a Bass Pedal Read More

www.eventideaudio.com

Und ich gebe @xroads recht: Ein guter analoger Basskompressor ist oft hilfreich

 

[ChrisReiss]

Hi,
was die analoge Seite betrifft: Ich stelle das so ein, dass der Bass ohne Effekte in etwa genau so laut ist, wie mit Effekten. Mir fällt grad auch kein Grund ein, warum man das anders machen sollte, außer vielleicht einen Solo-Sound etwas lauter "Boosten". Dieser Pegel wird am Ende der Kette ans Interface weitergegeben und dort soweit verstärkt, dass er in etwa Bereich der genannten -18 bis -12 dBFS liegt. Das nennt man dann Einpegeln oder "vorverstärken" und das ist auch der Pegel, mit dem das Signal auf der Festplatte "aufgenommen" wird.
Ziel ist das Signal so zu verstärken, dass es viel Abstand zum Noise-Floor hat, aber ohne dass es verzerrt. Weil heute 24 Bit gängig sind, kann man der etwas defensiven Empfehlung der -18 bis -12 dbFS problemlos folgen. Man baut sich so einen gewissen Sicherheitsbereich ein, falls die Pferde mal mit einem durchgehen (alles über 0 dBFS wird abgeschnitten und endet in sofortiger digitaler Verzerrung).
Ist einem dieses Signal beim Spielen über den Computer zu leise, muss man die Abhöranlage aufdrehen, am Gain-Staging wird nichts mehr verändert! Für die Balance zwischen den Signalen sind die Kanalfader zuständig.
Das Ausgangssignal eines aktiven Basses kann schon so laut sein, dass man am Gain-Regler des Interfaces wenig bis gar nichts mehr regeln muss. Das ist OK so…
Grüße
Chris

 

[yentzee]

Super, vielen Dank für die Antworten.
Bin momentan etwas überwältigt. Habe gerade ne Menge Funkbreaks in Ableton in verschiedenen Szenen die ich sobald der Midifootswitch kommt dann per Fuß umschalten will. Habe in dem Kanal des Basses mehrere Ketten, momentan mit Amplitube aber habe noch viele andere Plugins (Soundtoys, Arturia, Plugin Alliance, Slate etc) die ich ebenfalls per Fußschalter mit verschiedenen Snapshots umschalten kann, sobald der mal geliefert wird.
Bin jetzt etwas unschlüssig was ich machen soll, komplett digital (kann die Puffergröße sehr niedrig einstellen, da in dem Projekt ja kaum was an Plugins ist) oder mit Pedalen. Habe mal die Emulation vom OC2 und dem Mutron in Amplitube ausprobiert bin aber nicht so ganz überzeugt, was allerdings auch an meinen rudimentären Skills und mangelnder Kenntnis liegen kann. Klingt Hardware nochmal besser? Werde das Vintage Bass Octave mal ausprobieren aber wenn das ähnlich klingt vermutlich wieder zurück schicken. Ich habe gerade einiges an Studio Hardware verkauft und könnte dementsprechend auch Hardware finanzieren, kenne mich jedoch viel zu wenig aus um bewusst kaufen zu können.
Erstmal vielen Dank für die Infos.
Viele Grüße,
Jens

 

[ORA]

Ich würde sagen, dass man schon fast alles digital abbilden kann, Original OC2 Sound ist dabei wohl eine der schwersten Angelegenheiten. Der ist bei mir das letzte analoge Pedal auf dem Board geblieben. Es gibt eine kostenlose Emulation, die ist gar nicht schlecht:

Christopher Hooker / New Kultur Studios - Audio Engineering: Plug-ins

christopherhooker.com

Dann noch eine Bezahlversion, die ich immer mal ausprobieren wollte:

Octaver 82 - Vintage Monophonic Octaver Pedal Plugin (VST, CLAP, AU, AAX)

Octaver 82 is an analog modeled simulation of a classic vintage monophonic octaver pedal made in the early '80s. Available as VST2, VST3, CLAP, AU and AAX plugins!

www.audiority.com

Und diverse andere sicherlich noch. Meine persönliche Empfehlung allerdings: Line6 HX Stomp + Helix Native holen. Das HX Stomp ist eine Multi FX mit einer riesigen Auswahl an Effekten und allem, was man so braucht. Hier im Forum gibts zu der Serie auch viel zu viele Infos https://www.bassic.de/threads/helix-world.14869011/. Meiner Ansicht nach ist der riesige Vorteil in Kombination mit Helix Native, der deinem Workflow zugute kommen könnte, dass du sämtliche Patches zwischen der VST (Helix Native) und dem Gerät hin-und herschieben kannst, bei Bedarf auch nur einzelne Effektblöcke. Das funktioniert komplett per Drag&Drop, ist sehr beeindruckend. So könntest du, wenn du deinen PC nicht nutzen willst, dich mit dem Stomp auf die Couch setzen, Kopfhörer dran - denn das Ding hat auch noch einen Kopfhörerverstärker - und loszocken. Über den FX Loop kannst du auch aus einer anderen Quelle Loops/Beats o.ä. einschleifen, alles in Stereo. Aufnehmen geht darüber auch theoretisch, direkt digital per USB in die DAW statt noch einmal DA/AD Wandlung zum Interface zu haben. Da hast du dann auch so Optionen, wo du parallel das DI Signal und das bearbeitete Signal aufnehmen kannst, so dass du mit Helix Native einfach re-ampen kannst bei Bedarf. Ist natürlich eine kleine Investition.

Edit: Und hat auch verschiedene Wege, Octaver zu emulieren, sogar einen OC2 Klon. Der hat mich aber noch nicht ganz überzeugt, andere schon, s. hier: https://www.bassic.de/threads/helix-world.14869011/page-241#post-17549878

 

[mo-og]

Klingt Hardware nochmal besser?

Hey Jens,
mit dieser Frage machst du hier je nach Erfahrungs- und Vorliebenhorizont der User evtl. ein großes Fass auf…
Klar hat es Vorzüge, alles mit Bits und Bytes und tollen Algorithmen "in the box" zu machen und über das besser und / oder schlechter lässt sich trefflich diskutieren. Größter Vorteil ist vielleicht der schlanke physikalische Verkabelungsaufwand und das wahlfreie unendliche Abspeichern und Abfrufen von Einstellungen. Dafür verbringst du eben Lebenszeit vor dem Monitor und in Menüs
Digitale Hardware ist ja nichts anderes als ein nach Verwendungszweck gezüchteter und mit entsprechenden Bedienelementen ausgestatteter Rechner. Der durchaus seine eigene Klangästhetik und dadurch seine kreative Berechtigung haben kann.
Nach meinem Dafürhalten ist die Emulation eines analogen Gerätes eben immer ein "das klingt wie…", wohingegen das Gerät selbst eben dann das "this is it" ist. Ob das nun den Aufwand, oft das Gewicht (und die Kosten) rechtfertigt, das muss man mit sich selbst ausmachen.
Meistens ist es am Schluss dann eben eine Mischung aus beiden Welten, je nach Vorliebe und Anspruch. Am Anfang und Ende steht Bass-seitig die analoge Welt, solange wir noch ohne Synapsen-gekoppelten Usb-Anschluß hinterm Ohr existieren können.
Wie simpel war das doch vor 30-40 Jahren, als es keine digitalen Replikas gab und Drag&Drop bedeutete, das man Geräte anschließt…

 

[bassmansemi]

Hey Jens,
mit dieser Frage machst du hier je nach Erfahrungs- und Vorliebenhorizont der User evtl. ein großes Fass auf…
Klar hat es Vorzüge, alles mit Bits und Bytes und tollen Algorithmen "in the box" zu machen und über das besser und / oder schlechter lässt sich trefflich diskutieren. Größter Vorteil ist vielleicht der schlanke physikalische Verkabelungsaufwand und das wahlfreie unendliche Abspeichern und Abfrufen von Einstellungen. Dafür verbringst du eben Lebenszeit vor dem Monitor und in Menüs
Digitale Hardware ist ja nichts anderes als ein nach Verwendungszweck gezüchteter und mit entsprechenden Bedienelementen ausgestatteter Rechner. Der durchaus seine eigene Klangästhetik und dadurch seine kreative Berechtigung haben kann.
Nach meinem Dafürhalten ist die Emulation eines analogen Gerätes eben immer ein "das klingt wie…", wohingegen das Gerät selbst eben dann das "this is it" ist. Ob das nun den Aufwand, oft das Gewicht (und die Kosten) rechtfertigt, das muss man mit sich selbst ausmachen.
Meistens ist es am Schluss dann eben eine Mischung aus beiden Welten, je nach Vorliebe und Anspruch. Am Anfang und Ende steht Bass-seitig die analoge Welt, solange wir noch ohne Synapsen-gekoppelten Usb-Anschluß hinterm Ohr existieren können.
Wie simpel war das doch vor 30-40 Jahren, als es keine digitalen Replikas gab und Drag&Drop bedeutete, das man Geräte anschließt…

Die Möglichkeit alles jederzeit genau so wie zuvor aufzurufen is vermutlich einer der größten Vorteile..kann aber auch Fluch sein

 

[yentzee]

Vielen Dank für die Antworten. Das Thema analog / digital kenne ich von der Produktion elektronischer Musik. Habe nen Moog Minitaur und der haut jedes Plugin um allerdings muss ich ihn beim Abmischen etwas zähmen. Denke in der Produktion hört man es dann nicht mehr.
Ich war mir nicht ganz sicher, wie gut die ganzen Gitarre/Bass Plugins sind. Amplitube kostet ich glaube 300 Euro oder sowas, das kosten einzelne Plugins bei Plugin Alliance. Aber vermutlich der klassische Fehler vom Preis auf die Qualität zu schließen.

Ach was ich auch gerne noch wüsste ist, ob das Thru Signal an der Neve DI genau das gleiche Signal ist, das rein gegangen ist. Ich habe viele youtube Videos gesehen und auch mein Basslehrer meinte ne DI sei die wichtigste Investition. Habe mal Interesse halber etwas gespielt und gleichzeitig das Signal vom xlr out und Thru über das Fireface aufgenommen. Die Wellenform sieht wirklich 100% identisch aus.

Ich bin ohnehin etwas irritiert über den Einsatz der DI.
Gehe ich Recht in der Annahme, dass, sollte man Pedale nutzen, diese vor der DI eingeschleift werden um dann per DI ins Interface um aufzunehmen oder würde man den Bass direkt in die DI leiten um per xlr eine möglichst gute unbearbeitete Aufnahme zu bekommen um später entweder mit Plugins oder Hardware nachbearbeiten zu können und über den Thru das Signal holt und in die Effekte leitet und dieses entweder nur zum Abhören verwendet oder auch aufnimmt?
Ich frage weil wenn ich z.B. nach Kompressoren gucke z.B. ein Cali76 mit 350 Euro oder so zwar eher ein teures Pedal aber im Vergleich zu nem original 1176 extrem günstig ist (vom Behringer / Clark Teknik Klon, der übrigens gut sein soll, mal abgesehen) und ich mich wundere wie ähnlich sich die Kompressoren sind.

Ein Multieffektpedal klingt auf jeden Fall mal gut, allein der Tatsache wegen Presets umschalten zu können. Vielleicht wäre ja die ideale Lösung doppelt zu tracken. Ich merke aber gerade, dass ich mir Gedanken über Dinge mache die vermutlich irrelevant sind, da ich erstmal lernen muss vernünftig zu spielen .

Vielen Dank für die vielen netten Antworten übrigens

Gruß
Jens