Coldplay tut mir auch nicht leid, zumal ich deren Musik stinklangweilig finde, aber darum geht es nicht. Coldplay ist nur ein Beispiel dafür, dass selbst bei extrem hohen Streamingzahlen nichts beim Künstler landet.
Muss ja letztlich jeder für sich selber entscheiden, aber ich finde, Streaming-Dienste sind Ausdruck der allgemeinen Gleichgültigkeit gegenüber Musik, die sich in den letzten Jahren zunehmend ausbreitet. Keiner hat ein Problem damit, 5,-€ für einen Cappuccino zu zahlen, aber selbst ein Euro für den Download eines Musikstücks ist den meisten schon zu teuer.
Ich will Dir auch gerne glauben, dass Du Spotify nur zum Reinhören nutzt, aber sei Dir zumindest bewusst, dass auf jeden, der sich nach dem Reinhören tatsächlich die CD kauft, wahrscheinlich Tausende kommen, denen das Reinhören reicht. Zudem unterstützt auch jeder, der - so wie Du - nur reinhört, das Streaming-System, das damit immer größer wird.
Der Kauf von CDs und LPs hat für mich letztlich auch etwas mit Wertschätzung und Hörkultur zu tun: Woher sollen Menschen, die mittlerweile mit Streaming-Diensten aufgewachsen sind, das Bewusstsein dafür haben, dass Musik einen Wert hat? Ich will nicht anfangen, rumzujammern, dass früher alles besser gewesen sei und ganz sicher habe ich früher davon geträumt, soviel Musik zur Verfügung zu haben wie heute. Aber wenn man ein paar Wochen sein Taschengeld spart, dann mit dem Bus in die Stadt zum Plattenladen fährt, dort mit zittrigen Händen 20,-DM über den Tresen schiebt und dafür die brandneue Scheibe seiner Lieblingsband bekommt, die man dann in den nächsten Wochen x-mal hört und jede Note aufsaugt - dann steht das zum Prozess des Musik-Erschaffens in anderem Verhältnis als wenn man sich von irgendwelchen Internettauschbörsen auf einen Schlag ein paar Gigabyte Musik runterlädt oder eben auch jederzeit jedes beliebige Musikstückauf sein Handy streamt.
Wie gesagt: Das wäre mir alles egal, wenn die Künstler angemessen entlohnt würden...
Ich will es nicht runter spielen, aber hier wird schon ganz schön viel gelabert und Panik verbreitet. Kleine Bands haben sich auch schon vor dem Internet in der Hauptsache mit Spielen über Wasser gehalten. Bei den Großen ist das natürlich wieder eine andere Sache, aber auch keine existenzielle. Da muss man eben weiter an Lösungen arbeiten und tut man ja auch. Wir können natürlich auch das Internet abschalten.
