Fretless lernen

[donatus]

Hi,

spiele seit 6 Jahren einen 4-Saiter (fretted) und habe mir jetzt zu Weihnachten einen fretless 5-Saiter (Harley Benton HBB5000FL) gegönnt. Ja, ja, ist ein "Billigbass" aber er schnurrt wie ich mir das vorgestellt habe. Allerdings ist es ein hartes Brot, einigermaßen saubere Töne zu intonieren. Das Ding hat halt keine Markierungen auf dem Griffbrett.

Stelle mir schon vor, daß ich eine ziemliche Zeit brauchen werde, bis es einigermaßen sauber klingt, aber würde gerne wissen, wer Tips zum üben hat. Wie habt ihr den Fretless in den Griff gekriegt?

Gruß, Donatus

 

[Humpty]

Oft hilft es, Leersaiten anzuschlagen und dann auf den anderen Saiten drüberzuspielen, dann merkst du meist relativ gut, ob du die Töne triffst. Funktioniert auch mit Flageoletts, muss halt nur harmonisch passen.
Außerdem kannst du dich leichter an Töne herantasten, wenn du sie anfangs immer von unten anslidest, bis der Ton deiner Meinung nach passt, mach das mit geschlossenen Augen und Stimmgerät, dann kannst du dein Gehör kontrollieren.

 

[Erzengel]

also ich hab fretless meine fretless technik unter anderem so verbessert,indem ich immer wieder quinten greife.
bedeutet im prinzip nichts anderes als die ganze zeit quinten in verschiedenen lagen zu greifen und dabei natürlich auch alle seiten ho hund runter [](auch wenns langweilig wird,und benutze bei nem fretless fingersattz 1,4 soweit möglich. du greifst im prinzip drei bünde.den ersten zeigefinger,zweiter bund mittelfinger,dritter bund ring und kleinfinger)
jedoch führt bei einem fretless nichts an einem guten gehör drumherum!!!nur wenn du dein gehör schulst kannst du auch fretless sauber spielen,eigentlich der einzige weg...

 

[Guybrush]

Meinen Kontrabass habe ich gefesselt und erpresst, er soll gefälligst sauber intonieren, ansonsten würde ich ab sofort nur noch einen Bogen spielen, der mit Sägeblättern bespannt ist.

Hörtraining und wenn es nicht anders geht, helfen selbstgemachte Markierungen am 5., 7., und 12. Bund. Auch gut, ist es immer wieder eine Kontrollsaite zu spielen, also wenn du auf dem 2. Bund der G Saite bist, eben das leere A oder ein E am 12. Bund und dann schauen, ob es eine "Quarte" ist, etc. pp. Eben immer mit Intervallen, die man gut differenzieren kann, also Oktave, Quarte, Quinte.

 

[donatus]

Hi,

vielen Dank für die Tips bis hier. Es scheint tatsächlich besser zu klappen, wenn man eine Leersaite als Referenz nimmt und dazu Töne greift. Witzigerweise hängt es bei mir anscheinend von der Tagesform ab, wie sauber die Töne kommen. Es gibt Tage, da klappt es schon ganz gut. An anderen Tagen stelle ich den Fretless sehr schnell wieder in die Ecke und greife zu meinem alten Bundbass.

Aber ihr habt recht: es hilft nur üben, üben, üben......

Gruß, Donatus

 

[lukke]

hi,
erstmal "daumen hoch", fretless ist gut!

das wichtigste ist wirklich dein gehör! du musst einfach die abstände der töne dir vorstellen ("so klingt ein ganzton") können, damit du sie dann auch richtig greifst. zur kontrolle, wie schon die anderen gesagt haben kann man die leeren saiten nehmen. und du musst ganz langsam anfangen, und nicht gleich durch alle lagen, erst wenn man die tiefen beherrt, bringt es was in die höheren zu gehen.
es hilft wenn du erst eine passage auf einem bundbass spielst und dann auf dem fretless, dann weißt du wie es klingen muss.
viel spaß.

 

[JohnnyRook]

Und noch ein grosses Plus an Humpty: bei JEDER Gelegenheit die Leersaiten als Referenz heranziehen!

Bei unseren Fretless ist es technisch einfach unmöglich (weil ständig vorm Bauch herumwackel) fixe Referenzpunkte wie bei den Cellisten hin zu bekommen. Da verrutscht man ganz automatisch irgendwann mal in's 'Off'.
Das ist keine Schande und das einzige was man dagegen tun kann, ist a) gute Ohren zu haben, b) sein Fretboard im Schlaf bedienen zu können und sich c) damit abfinden können, dass auch Les Claypool gelegentlich ein C# für ein C greifft.

Aber ansonsten macht fretless spielen tierisch Spass!

in diesem Sinne

cheers

-JR

 

[Sudden Jumble]

Zur Not: nimm ein Stimmgerät, schließ es an den Bass an, such Dir sie einzelnen Töne raus und markier sie mit Tipp-Ex an der seite des Halses zum ÜBEN. Wenn Du dann mal ein Gefühl für Dein Spielholz bekommen hast und ned dauernd auf die Markierungen schielen mußt, kannst Du sie einfach wieder weg machen!

 

[U-Bass]

Ich habe mir einen alten Bass zum fretless umgebaut und die Markierungen absichtlich dran gelassen. Das hilft am Anfang wirklich. Aber ich war auch erstaunt, wie gut ich die Töne schon bei den ersten Versuchen treffe. Wenn es schneller wird, dann geht schon mal einiges vorbei. Ich habe mich auch schon dabei erwischt wie ich einen ganzen Halbton rauf oder Runter "gerutscht" war. Na und, passiert eben und mit der Zeit wird es wirklich besser. Aber cool ist es schon! []

 

[JohnnyRook]

Recht hast Du, lieber U-Bass []

Es wird viel zu viel Voodoo-Schmarrn über den Fretless verbreitet. Nur Profimusiker/Menschen mit dem Absoluten Gehör/Bass-Priester vom Orden der Bundlosen/Jaco Klone etc. dürften den Fretless spielen.
Was dazu führt, dass sich so mancher Bassist (und damit sind nicht nur die Newbies gemeint) sich vor dem Fretless zu fürchten scheinen.

Das ist natürlich alles Quatsch. Hab mir vor kurzem einen Live-Mittschnitt von The Police angesehen, mit Sting (als er noch cool war []) am fretless Preci. Dem war zu seinen besten Punk-Reggae Zeiten so ziemlich wurst, wo er da hingegriffen hat (nur hat er -im Gegensatz zu Jack Bruce- auch wirklich sauber den Ton getroffen).

Lange Rede:

1) Der Fretless ist für alle da. Am besten geht man ihn rotzfrech und ohne Cello-Studium an. Klar wird man sich am Anfang vergreifen, aber das tut man nach 20 Jahren immer noch.

2) Man besorgt sich Bunny Brunels "Fretless Bass" und spielt das gesamte Werk wenigstens zweimal durch. Ab dann ist man bestens für das bundlos-Spiel gerüstet.

3) Den üblichen Anfängerfehler (hab's ja auch getan []) vom Üben mit dem Stimmgerät gleich wieder ablegen. Was soll das bringen? Eine graphische Anzeige die einem zeigt, dass man daneben liegt überträgt sich nicht automatisch auf's Innenohr. Völlige Zeitverschwendung. Wer Ohren hat, der höre (und wer Finger hat, der greift halt auch mal daneben...die ohne Ohren hörens ja eh nicht [])

in diesem Sinne

Euer JR

 

[Sputnik]

Zitat:Original erstellt von: JohnnyRook

Der Fretless ist für alle da. Am besten geht man ihn rotzfrech und ohne Cello-Studium an. Klar wird man sich am Anfang vergreifen, aber das tut man nach 20 Jahren immer noch.
<snip>
Wer Ohren hat, der höre (und wer Finger hat, der greift halt auch mal daneben...die ohne Ohren hörens ja eh nicht [])

Und vor allem, es macht Spass []

*weiterdanebengreifengeht*

 

[Metalfist]

wie schon erzengel geschrieben hat, hilft der kontrabassfingersatz ungemein beim finden der richtigen töne...

ansonsten hilft echt nur üben ==>bei mir geht es nach einen halben jahr fretless schon ziemlich gut mit der intonation, allerdings was über dem 7,8,9 bund ist, wird echt schwierig und ist nicht mehr so exakt...

kleiner tipp von mir:
nimm ein stimmgerät und trag dir die halb und ganztöne mit "windowcolor" (dieser farbe für kinder==> lässt sich entfernen und hinterlässt 0 spuren) seitlich am griffbrett auf... ==> das hat mir ungemein geholfen...

viel spass mit deinem neuen teil!!!

 

[capricorn]

@donatus: was du auch machen kannst, falls du ein keyboard zur verfügung hast, spiele beispielsweise ein c-dur mit irgend einem flächen-sound der stehen bleibt und spiele dann passende melodien und tonleitern darüber (über das gesamte griffbrett)! dann hörst du schon relativ schnell, ob du daneben liegst! und wenn du die möglichkeit hast, nimm das ganze auf und höre es dir anschliesend an! das könnte zu beginn zwar relativ ernüchternd sein, trägt aber sehr erfolgreich zur gehörbildung bei!

 

[JohnnyRook]

Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee!
Kannst Dir auch 'Band-in-A-Box' zulegen (ein Programm das es für wenig Geld im Web gibt, man sämtliche Akkordfolgen eingeben kann und man eigendlich nur noch Bass dazu spielen muss).

 

[funkfreak]

Ich bin vor kurzem mit meinem selbstgebauten Fretless fertig geworden. Ich hab eigentlich keine grossen Probleme mich daran zu gewöhnen. Das liegt wohl daran, dass ich erstens die Masse meines alten Halses übernommen habe und deshalb meine finger von alleine an den richtigen Ort springen und zweitens weil ich kleine Dots aus Fimo (einer Knetmasse) auf der Halsseite eingesetzt hatte.
so ab dem 15. Bund ist es dann schon relativ schwer immer die richtigen Töne zu treffen und auch Akkorde zu spielen fällt mir relativ schwer, sowie das Tappen. Doch ich werde noch weiter fleissig üben
auf jeden Fall ist es ratsam irgendeine Markierung am Hals zu haben und viel zu üben. Ich denke es ist auch eine grosse Hilfe, wenn man sich den Lauf genau vorstellen kann und schon bevor man ihn spielt schon genau auf dem Griffbrett sehen kann...

 

[Diesel]

Hallo,
hab vor ca. Jahren mal einen älteren recht schlichten Ibanez Fretless geborgt und bin nicht glücklich geworden. Seit ein paar Monaten hab ich einen Marleaux Consat und bin absolut begeistert. Der hat allerdings an den Stellen wo üblicherweise Bünde sind Markierungsstreife. Für den Puristen sicher völlig unakzeptabel, sieht nicht ganz so cool aus wie ein ganz schwarzes Board, ist aber eine große Hilfe und macht riesig Spaß.
Gruß
Diesel[]