Fettes Problem - neue Songs schnell lernen - wie?

[5Bässer]

Hallo Basser,
habe gestern eine Anfrage bekommen, ob ich kurzfristig auf einem Jugendfestival als Bassist einspringen kann (deren Basser ist ausgefallen), die Band ist mir nur entfernt bekannt, es wird 4 mal gespielt jetzt am Wochenende. In einem Anfall von Wahnsinn habe ich gestern zugesagt. Man gönnt sich ja sonst nichts ...
Von der Songliste (33) kenn ich etwa die Hälfte der Stücke, bis auf etwa 5 Stücke konnte ich die restlichen im Youtube finden, habe sie bisher noch nicht gespielt. hab mir die Videos runtergeladen und die MP3-streams extrahiert. Problem ist, dass wir aufgrund der Kurzfristigkeit fürs Proben einfach keine Zeit mehr haben, kann sein, dass wir vorm Auftritt noch ne halbe Stunde dafür reservieren können... heißt es.

Wie schaff ich mir das Material am schnellsten drauf? Meine technische Fertigkeit ist nicht das Problem (obwohl ich erst sein Frühjahr 07 spiele), eher das merken der Songstruktur und das im Kopf transponieren, da die Youtube Songes meist in anderen Tonarten sind. Für das Studium von Notenmaterial und Tabs reicht die Zeit nicht, ich muss als nach Kopf und Gefühl spielen und da muss ich die Songs irgendwie intus haben. Kann man 13 Stücke in 2 Tagen lernen? Habt ihr da Tipps oder Erfahrungen? Ich hab zugesagt und will und muss da jetzt durch... mit Notizen machen hab ich schlechte Erfahrungen, wenn auf der Bühne die Post abgeht, kann ich Notizen einfach nichts anfangen...

 

[allerbässt]

Oha, da hast Du Dir ja was aufgeladen. Tipps habe ich keine, aber ich drücke Dir ganz fest die Daumen. Viel Erfolg.

 

[5Bässer]

Danke erstmal. Ich werd am Montag berichten, egal wie's gelaufen ist... Vielleicht sollt ich mir meinen MP3-Player mit den Songs unters Kopfkissen legen!?

 

[Donut333]

Notfalls kannst du ja nur die Grundtöne statt der Basslinien spielen, wenn das Lied keine zu einprägsame bassline hat.

 

[Herr K]

Ich würde trotzdem die Songs durchs hören nach Strukturen "untersuchen".
Ich weiß nicht um was für Musik es geht, aber ich gehe mal davon aus,
dass es sich bei deiner Basskarriere eher um Popularmusik handelt.
Also vermutlich viel I, IV, V Strukturen.
Sprich Hauptfunktionen. Damit kommen die meisten Songs ja in der Popkultur aus.
Und sonst: Einfach ein Blatt mit den Akkordfolgen/Gruntönen auf die Bühne mitnehmen,
fällt kaum auf.
Vor die Füße legen oder auf den Verstärker und während oder vor den Songs nochmal kurz anschauen.
Viel Glück!

 

[rabarvek]

Hängt halt stark von der Art der Songs ab.

Tabs und Noten würd ich mal ganz vergessen. Kannt du Leadsheets lesen? Mir hilft es jeweils, die Akkordfolgen niederzuschreiben, dann wird vieles klarer. Wenn es Songs aus einer Stilrichtung sind, in der ich mich auskenne, merke ich mir eigentlich nur noch, was anders ist, als ich es erwarten würde. (Beispiel: in einem Pop Song kommt die Bridge erst nach dem dritten Refrain oder die zweite Strofe ist vier Takte kürzer, als ich sie aus dem Gefühl spielen würde etc.)

Weshalb willst du im Kopf transponieren? Lerne das Material auf jeden Fall gleich in der richtigen Tonart! Besorg dir den [url="http://www.ronimusic.com/"]Amazing slow downer[/url] (ohnehin Pflicht auf jedem Musiker PC). Damit kannst du Soundfiles gleich transponiert abspielen und in der richtigen Tonart dazu üben.

Mach deine Mitmusiker auf deine Situation aufmerksam und dass du auf Hints und Zeichen angewiesen bist. Da du ihnen letzten Endes den Gig rettest, werden sie sicher hilfsbereit sein.
Du schreibst halt wenig über deine Fähigkeiten. Kannst du vom Griffbrett des Gitarristen ablesen, was er spielt? Oder von der Tastatur des Keyboarders?

Vor allem: Lade die Songs auf deinen MP3 Player und höre bis zum Gig nichts anderes. Wenn du dabei nicht gerade ein Flugzeug durch einen Tropensturm steuern musst, konzentriere dich auf die Songstruktur, spiele mental mit, verinnerliche dir die Übergange.

Falls du in einer "Dream Theatre" tribute Band angeheuert hast, vergiss alles, was ich bisher gesagt habe, mach auf der Bühne eine coole Miene und tu so, als ob alles was du spielst so sein müsste und das Publikum einfach zu doof ist, deinen kreativen Ansatz zu verstehen.

Den letzten Abschnitt meine ich nur halb ironisch: Wenn du dich während des Gigs verirrst, suche den Wiedereinstieg nicht schüchtern, sondern schreite selbstsicher darauf zu, das fällt weniger auf.

Was die Bassliniengestaltung betrifft: Achte beim pausenlosen anhören der Songs, (selbst während der gleichzeitigen Durchführung eine Hirnoperation) auf die wichtigen Akzente der Basslinie. In einer Walkingbasslinie kannst du z.B. eigentlich machen was du willst, solange du auf die Eins den Grundton erwischst.

Sonst kann ich dir nur alles Gute wünschen und dich mit der Weisheit aufzumuntern versuchen, dass im Trockenen noch niemand schwimmen gelernt hat.

 

[5Bässer]

Danke für die tollen Tipps. Ich habe mir grad die Songstrukturen nach dem Schema I, IV, V plus Molltonarten notiert und krieg jetzt etwas Struktur rein. Der Amazing slow downer ist extrem hilfreich!

 

[5Bässer]

Also: bin grad zurück, wir haben 4 Gigs gespielt und es war einfach nur supergeil!!! Die Jungs (und Mädels) hatten mir Lead-Sheets mitgebracht und wir haben vor jeden Gig zwischen Soundcheck und Show etwa na knappe halbe Stunde, wo wir ein paar Sachen ausprobieren konnten. Dabei habe ich mir ein paar Notizen aufs Leadsheet gekritzelt und es hat wunderbar geklappt. Bei zwei/drei kritischen Sachen hatten wir verabredet, dass sich der Rhythmusgitarist etwas zu mir rumdreht, dass ich seine Griffe sehen kann (was einfacher war, als aufs Leadsheet zu gucken). Meine leichte Nervosität war also unbegründet.
Wir hatten recht schnell das Gefühl als hätten wir schon ewig zusammen gespielt, da war mächtig Energie auf der Bühne, die auch aufs Publikum übersprang. Der nächste gemeinsame Gig ist schon ins Auge gefaßt, da sich deren Bassistenproblem wohl nicht so ohne weiteres lösen läßt.
Danke nochmals für Eure Tipps... vor allem auch Dir - @rabarvek!

 

[rabarvek]

Ist gerne geschehen.
Schön, dass es so gut geklappt hat.

 

[leo_neu_3137]

Was ist ein Leadsheet? *blush*

 

[5Bässer]

Im Leadsheet sind die zu spielenden Akkorde in einem (Takt)schema notiert, vor allem nützlich für die Gitarristen. Insofern war mir anhand der Akkorde klar, wo die Reise hingeht und welche Bassnoten dazu zu spielen sind.