Einstieg auf Fretless-Bass

[tofi1]

Ich täte mal eure Hinweise brauchen.

Bisher habe ich immer bundierte Bässe gespielt, 5-Saiter.
jetzt habe ich einen 5-Saiter fretless, BassLine Incognito.
Und jetzt möchte ich geren wissen, was den Unterschied beim spielen so ausmacht.
Mal abgesehen davon ,daß es keine Bünde gibt.
Hat da jemand vielleicht eine kleine Einführung parat, die ich mir mal anschauen kann?
Und natürlich was zum üben?

Vielen Dank im voraus!

 

[Hen]

Moin!

@Denis und ich haben einen Kurs zu genau diesem Thema aufgenommen:

Fretless für Umsteiger

Dieser wird Anfang des kommenden Jahres erschienen und über ca. 10-12 Lektionen gehen, wo alle wichtigen Themen behandelt werden. Dazu können 1:1 Online-Stunden mit mir für Q&A zu einem günstigen Preis hinzugebucht werden.

Vielleicht wäre das ja was für dich...



Für den Anfang würde ich dir jetzt erst mal folgendes empfehlen:

Zupfhand: Probiere viel mit verschiedenen Positionen aus, ein Fretless reagiert sehr intensiv auf einen Wechsel der Kontaktstelle. Achte beim spielen das der Sound konstant bleibt, je nach Kontaktstelle entstehen verschiedene Obertöne welche auf unser subjektives Empfinden der Tonhöhe einwirkt. In der Praxis kann der zweimal exakt gegriffene Ton einmal "höher" oder "tiefer" wirken, je nachdem welches und wie viel Obertonspektrum mitschwingt.

Greifhand: Schaue dir genau an in welcher Lage du mit welchem Fingersatz spielt, Stichwort für Google wäre enge, normale und weite Lage auf dem Cello.

Intonation: Da gibt es sehr sehr viel zu beachten, eine lebenslange Aufgabe. Zu Beginn arbeite erst mal mit Tönen, welche du mit Leersaiten vergleichen kannst, das waren BEADG. Perfekt intoniert erklingen diese Schwebungsfrei. Im nächsten Schritt nimmst du die Quinten dazu, das waren dann F#BEAD, diese klingen richtig gespielt auch nahezu Schwebungsfrei, wenn man hier auch etwas mehr Übung braucht dies zu hören. Und ganz allgemein gilt es, alle Linien singen zu können! Das muss nicht schön klingen, tut es bei mir auch nicht, schafft aber einer Vorstellung für die richtig Tonhöhe.

Zu guter Letzt: Verzichte zu Beginn beim Üben auf alle Effekte, am besten auch auf den Amp. Ein Fretless ist dem akustischen Instrument in seinem Klangideal viel näher als der bundierte E-Bass. Mag am Anfang langweilig und anstrengend sein, wird dich aber langfristig deutlich weiter bringen.


Grüße Hen

 

[LaFaro]

...Im nächsten Schritt nimmst du die Quoten dazu, das waren dann F#BEAD...

"Quoten" meint vermutlich "Quinten"...

 

[Hen]

"Quoten" meint vermutlich "Quinten"...

Maaaaaan, ich hätte das auch gesehen und gerade verbessert, verdammte Autokorrektur auf dem Handy.... Warum musst du auch meine Beiträge immer so genau lesen...

Grüße Hen

 

[Mr.Mingus]

am besten auch auf den Amp.

ich bin allem voll bei dir. ich habe meinen fretless auch sehr lange trocken daheim gespielt. mein Problem war das ich die richtige intonation auf der E-saite nie richtig gehört habe. (bei den anderen saiten war dies kein problem)
bin deshalb in mein kleines mischpult.

 

[tofi1]

Wenn ich das richtig verstanden habe:

Fretless als völlig neues Instrument betrachten und bei Null anfangen.
Einzelne Töne anschlagen und versuchen, alles herauszufinden, was ich damit alles anstellen kann.

Ich mach mich mal dran.

@Hen
Wann? wie? Wo? Wer? Was?

 

[Hen]

Fretless als völlig neues Instrument betrachten und bei Null anfangen.
Einzelne Töne anschlagen und versuchen, alles herauszufinden, was ich damit alles anstellen kann.

Nein, ganz so schlimm ist es nicht. Man kann grundsätzlich alles vom E-Bass auf den Fretless übertragen. Gerade zu Beginn lohnt es sich erst mal alle Linien auf dem E-Bass zu spielen um sie dann auf den Fretless zu übertragen. Fingersatz bleibt ja gleich, alle grundlegenden Techniken auch.

@Hen
Wann? wie? Wo? Wer? Was?

Ich gebe dir Bescheid...

Grüße Hen

 

[tofi1]

Danke!

 

[Mr.Mingus]

Fretless als völlig neues Instrument betrachten und bei Null anfangen.

so krass find ich das auch nicht. die fingersätze müssen halt sauberer sein. versuche auch dir nicht anzugewöhnen aufs griffbrett zu schauen. versuchen die intonation zu hören, nicht zu sehen. (fällt mir auch noch nicht ganz leicht)

enge, normale und weite Lage auf dem Cello.

das interessiert mich auch

 

[Hen]

das interessiert mich auch

Enge Lage
Oft auch "Kontrabass-Fingersatz" genannt, wobei der Name irreführend ist da es dort auch andere Fingersatzmodelle gibt. Passender wäre Simandl-Fingersatz aber naja, am Ende nicht entscheidend wie man es nennt... Die enge Lage umfasst 3 Halbtöne mit den Fingern 1-2-4, wobei beim 4. Finger der 3. zusätzlich aufgesetzt wird.

Normale Lage
Auch Standard Lage genannt, jeder Finger hat einen Halbton (oder Bund), also 1-2-3-4. Ist auf dem E-Bass wohl die gebräuchlichste Spielweise für die Greifhand.

Weite Lage
Zwischen dem 1. und 2. Finger wird ein Ganzton gebracht da man diese ganz gut voneinander abspreizen kann. Dadurch bekommt man einen Tonraum von 5 Halbtönen den man häufig gebrauchen kann, entweder als große Terz vom 1. Finger aus oder im klassischen Dur-Tonleiter-Fingersatz vom 2. Finger aus für die Blue Note in Form der kleinen Terz auf dem 1. Finger.


Aus meiner Erfahrung am Kontrabass oder Fretless Bass ist es ungemein wichtig zu wissen, welchen Finger ich in welcher Lage benutze um Ton x zu greifen. Jede Lage erfordert eine andere Haltung der Hand. Wenn man weiß in welcher man sich gerade befindet und wie die Hand dann auszusehen hat, kann man allein damit die Intonation deutlich verbessern. Ob mit Bundlinien oder nicht, man kann auf einem Fretless nicht nach dem Motto "Malen nach Zahlen" spielen, sonst wird's brutal ungenau. Und da genau da muss man sich mit dem Lagenspiel auskennen, nicht im Bezug auf die absolute Tonhöhe (wobei das nicht schadet) aber für die relative.

Das wissen um das saubere Lagespiel bringt aber auch auf dem normalen E-Bass weiter, besonders wenn es Linien geht die nicht klappen. Dies liegt in den meisten Fällen nicht an unausgeprägten Fähigkeiten sondern einfach nur an fehlendem Wissen. Die Virtuosität eines Jaco ist weit weniger ein Geheimniss, wenn man mal genau schaut wie er dieses Wissen anwendet. Natürlich muss man dann immer noch schnelle Finger haben, aber das ist am Ende nur mechanisches Üben...

Grüße Hen

 

[Gast74883]

Ich selbst habe ja keinen Fretless, aber schon öfters mal einen angespielt.

Das erste was mir immer extrem auffällt: man kann mega geil und einfach Sliden! Der Kraftaufwand (wenn man dies so nennen kann...) mit der Greifhand ist viel kleiner angenehmer. Die erste / tiefe Lage geht ganz gut, sobald es höher wird ist man ratzfatz tontechnisch daneben. Lange Noten sind undankbar, kurze verzeihen im Bandgefüge eher mal ausreisser.

 

[tofi1]

Das ist bei bundierten Bässen aber auch nicht anders.
Wennst die lange Note nicht sauber trifsst und nachkorrigierst, hört das fast jeder.
Und wenns timing nicht stimmt, hast eh verschissen.

 

[Gast74883]

Das ist bei bundierten Bässen aber auch nicht anders.

Stimmt!
Eine Pfeife auf dem Bundbass wird auch auf dem Fretless kein Jaco sein
Da wir aber alles unglaublich gut aussehende Bass profis sind, betrifft uns das nicht im geringsten

Es gibt ja Bassisten welche seit dem "ich probier mal einen Fretless Bass aus" wechsel niemehr zurück sind zum Bundbass.
Also muss es etwas spezielles haben, was sobald man mal drinn ist, einfach mehr hergibt als beim Bundbass.

 

[tofi1]

Zum Punk prügeln nehm ich den Preci.
Das wird auch so bleiben.

 

[Mad Jazz Morales]

Zum Punk prügeln nehm ich den Preci.
Das wird auch so bleiben.

Bei der iRREN OFFENSiVE hab ich zeitweise mit nem Remington Steele gespielt.

 

[Mudskipper]

Bei der iRREN OFFENSiVE hab ich zeitweise mit nem Remington Steele gespielt.

Und wenn es Jemand nicht weiss: das ist ein Le Fay Fretless mit Stahlgriffbrett.

 

[Hen]

Bei der iRREN OFFENSiVE hab ich zeitweise mit nem Remington Steele gespielt.

Und wenn es Jemand nicht weiss: das ist ein Le Fay Fretless mit Stahlgriffbrett.

@orgeloli spielt auch seinen 5er Fretless Ox in der Punkrockband, das rotzt richtig gut!

Geht alles, man muss nur wollen - oder tun!

Grüße Hen

 

[EmJay20]

Einfach mal informieren "Fretless Bass Lessons/Tips" gibt viele gute Einstiegsinfos.

 

[Ray Mahogany]

oder tun!

Genau das: Einfach machen!
Mir hat sich der Fretless schnell erschlossen, als ich einfach mal dem 'Gedächtnis' meiner Greifhand vertraut habe. Klar, man muss gegenüber einem Bundbass gefühlt zwei Millimeter 'danebengreifen', aber die Abstände der Töne bleiben die gleichen.
Einfach mal die Angst beiseitelegen.
Das gleiche gilt für den Sound: Einfach machen.

 

[EmJay20]

Es kommt jetzt einfach ein großes Thema hinzu, das neu ist: Intonation.

Gehörbildung ist elementar, sonst klingt es nicht. Das ist wie ein Sänger, der falsch intoniert, das hört jeder Zuhörer.

Die eigene Wahrnehmung schulen ist dabei essentiell. Mitsingen beim Spielen. Das, was man spielen will, ohne Instrument singen können. Letztlich läuft das unter "relatives Gehör", das kann und muss man trainieren.

Andere Sachen wie Vibrato, Tonbildung mit der linken und rechten Hand usw. sollte man mit einem Lehrer abklären.