Die Seele eines Basses...

[Null9er_neu_2851]

Moin!

Hier wurden ja bereits zahlreiche Diskussionen über das individuelle Trauminstrument losgebrochen. Neben der ganzen Innovationsmanie würde mich allerdings mal eine ganz andere Seite interessieren: Die Seele eines Basses!

Ich selbst spiele einen Sandberg Bolt SM2 (von 2001), einen Spector NS2 (von 1986) und einen Musicman MM30 (von 1992). Der Sandberg ist dabei sicherlich der aufwändigste und vielseitigste Bass und hat auch die beste Bespielbarkeit. Allerdings fehlt ihm das gewisse Etwas, welches ich hier einfach mal mit "Seele" umschreiben möchte. Selbst der Spector klingt trotz der aktiv-sterilen EMGs deutlich charaktervoller und verbindlicher als der Sandberg. Und das geht mir nicht nur bei meinen Bässen so. Es gibt ja mittlerweile zahlreiche Hersteller (insbesondere in deutschen Landen) die Kopien und Über-Kopien verschiedener Bassklassiker anbieten. Die Bässe sind super gebaut, ausgezeichnet bespielbar und haben tolle (sterile) Sounds. Im Vergleich zum jeweiligen Original fehlt mir dabei allerdings immer etwas. Vielleicht sind sie ja zu perfekt?

[?] Kennt ihr dieses Erlebnis? Und woran liegt das? Muss ein Instrument erstmal 10 Jahre reifen? [?]

Freue mich auf eure Antworten!

 

[rabarvek]

Gute Frage. Spontan hätte ich erst mal auf das 10 Jährige Reifen getippt. Dann erinnerte ich mich aber, wie ich damals im Basscenter massenweise Bässe ausprobiert hatte und im Moment, als ich den Zola in die Finger nahm wusste: der isses!
Woran das liegt? Ich würde behaupten, an einer subjektiven Wahrnehmung des Bassisten und dass er aufgrund dieser das Instrument mit mehr oder weniger Seele spielt, was dann zum Klangunterschied führt.
Was die Sache mit Kopie / Original betrifft: Der Zola, ist eine JB Kopie und das "das isser" Gefühl hatte ich nie bei einem Original Fender.

Dass Perfektion zu Seelenlosigkeit führen soll, ist für mich schwer nachvollziehbar. Das würde ja bedeuten, dass ein Bassbauer, der in langer mühevoller Arbeit ein möglichst perfektes Instrument schaffen will, ein seelenloseres baut als einer, der es schnell hinpfuscht.

Bleibt noch die Möglichkeit von industrieller Fertigung / Handarbeit. Ich kann mir schon vorstellen, dass das einen Einfluss hat.

 

[Null9er_neu_2851]

Wenn der Zola DER Bass für dich ist, der von keinem Fender erreicht wird, dann hast du wohl auch ein Instrument das "nur" nach JB aussieht, nicht aber so klingt Du warst ja auch nicht auf der Suche nach 'nem Jazzbass, oder?

Das die Auffassung und Definition der "Seele" sehr subjektiv ist, ist ja auch klar. Aber trotzdem gibt es Instrumente, die zwar aus einer Serie kommen, aber irgendwie besonderer sind als die 100 Bässe, die davor und danach gebaut wurden.

Das mit dem "sterilen Instrument" war sicherlich etwas überzogen dargestellt. Ich finde beispielsweise, dass die LeFay-Bässe auch einen ganz eigenen Charakter haben. Da habe ich bisher auch keine wirkliche "Chargenabhängigkeit" festgestellt. Vielleicht liegt es ja an den eigenen Kreationen (Holz, Detaillösungen) und den selbstgemachten Zutaten (PUs). Bei dem sonstigen "Instrumenteneinheitsbrei" kann ich mich allerdings nur sehr selten wirklich für ein Instrument begeistern. Bei den "souligen Bässen" ist das jedoch völlig unabhängig vom Preis und vom konstruktiven Aufwand! Aber wie gesagt, das ich auch wirklich mein subjektiver Eindruck.

 

[seBASStian]

Ich denke es ist ein bißchen wie mit der Liebe []

Es verlieben sich ja auch nicht alle Männer in die gleiche Frau (bzw natürlich auch nicht alle Frauen in den gleichen Mann [])

Der eine Bassist entdeckt in dem einen Bass dessen Seele, der andere Bassist in einem anderen Bass.

 

[Niandra LaDes]

ich schließe mich sebasstian an...

der bass sagt sicherlich auch viel über den charakter des bassisten aus.. *g*

 

[Nymi]

Genau dieses Gefühl hatte ich auch mit meinem ESP Jazz Bass... [^][^][^]

Liebe auf den ersten Griff, sozusagen...
Ja, sowas in der Richtung muss es wohl sein... []

 

[victor9000]

Zitat:Original erstellt von: Null9er.... Selbst der Spector klingt trotz der aktiv-sterilen EMGs deutlich charaktervoller und verbindlicher als der Sandberg.

Der vermeintlich 'sterile' Sound ist genau das, was ich von den EMG's will. Er ist allerdings nicht steril sondern bringt den Ton des Basses rüber ohne viel selbst zu färben.
Für mich ist wichtig, das Holz des Instrumentes zu hören, da liegt für mich die 'Seele' drin und das macht nach meiner meinung auch die 'Seele' Deines Spector aus.
Ich habe mir schon Instrumente gekauft, die mit PU einfach nur schlecht klangen, aber der Holz-Sound (obwohl es bei einem gar kein Holz ist) war gut.
Bässe wie die Sandberg etc. sind sicherlich toll. Allerdings hatte ich schon viele in der Hand und keiner hat das 'den muss ich haben' Gefühl verursacht, das ich bei allen meinen anderen Instrumenten hatte.
Das ganze ist m.E. sehr individuell und nicht an irgendwelche Daten oder Preise geknüpft.
Bei alten Instrumenten spielt sicherlich auch das Alter des Holzes eine Rolle, das mit der Zeit immer trockener wird und dadurch anders klingt.

 

[corvette$$]

Ich glaube auch das die Seele eines Basses nur sehr subjektiv beurteilt werden kann.[]
Das Wort Charakter finde ich aber etwas passender.
Zum Cahrakter eines Basses gehört für mich neben dem Sound, der Bespielbarkeit und der Verarbeitung aber sicher auch das "Anfassgefühl" und dass Aussehen.
Ich spiele am aller liebsten auf Bässen mit Natur finish.
Ich liebe es das Holz zu spüren.
Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich so einen Bass in der Hand habe.
Vielleicht fühle ich mich dann "Seelenverwand" mit dem Bass.
[]

 

[hotzenbasser]

Ich möchte zu diesem Thema sagen, dass ich u.a. zwei Bässe spiele, die schon mindestens zehn Jahre "abgehangen" sind. Einer davon ist ein über 20 Jahre alter Ibanez Roadstar II Bass (damals ca. DM 2000.-), dem man einen sehr eigenständigen Charakter zusprechen kann oder wenn man möchte könnte man dies auch als "Seele" bezeichnen.

Ich besitze noch einen über 10 Jahre alten Ibanez SdGr (Edelausführung mit Mahagoni-Korpus, damals ebenfalls um 2000.-). Bei diesem Bass fehlt mir etwas die "Seele", obwohl er eine sehr ausgeklügelte Aktiv-Elektronik besitzt.

Des weiteren durfte ich mir im Sommer 2005 einen Marleaux Consat Basic maßchneidern lassen (Eschenholzkorpus, Ahornhals mit Ebenholzgriffbrett, Häussel-Single-Coils, aktive 3-Band-Elektronik).

Obwohl es sich bei dem Marleaux um ein praktisch neues Instrument handelt, muss ich dazu sagen, dass er schon jetzt eine große "Seele" und einen sehr eigenständigen Charakter besitzt und dieses Instrument mein persönlicher Traumbass darstellt.

Für mich zeigt sich daraus, dass nicht unbedingt das Alter eines Intrumentes ausschlaggebend ist, obwohl Marleaux bei den Bässen natürlich mehrere Jahre gelagertes Holz verwendet, im Gegensatz zur fernöstlichen Massenware.

Ich denke, dass vielmehr die sorgfältige Auswahl der Komponenten und die Verarbeitung eine entscheidende Rolle spielt, ob ein Bass eine Seele besitzt oder nicht. Letzenendes ist es wohl eine rein subjektive Entscheidung des Einzelnen, ob für ihn ein Instrument "Seele" besitzt oder nicht, wobei natürlich auch die Optik und die Erlebnisse, welche man mit dem Instrument verbindet eine Rolle spielt.

 

[rabarvek]

Falls Bässe wirklich eine Seele haben, hoffe ich, dass meiner mal in den Himmel kommt )

 

[Mike`adelic]

Bässe sind auch irgendwie wie Klamotten, entweder sie stehen einem oder nicht. Wisst ihr was ich meine?

Wenn ich nen Stingray spiele, klingt der nicht so, wie ich mir den Stingray vorstelle. Hingegen klingt mein JazzBass bei mir so, wie ich mir nen Jazzbass-Sound vorstelle.

Mit Bässen die sich gut bespielen lassen (auch hier nicht die Individualität von "angenehm" vergessen! []), aber nicht so klingen wie man's will, ist das wie ein Pulli der passt, aber kacke aussieht []

 

[Lukbass]

Hootchy hat da einen guten Vergleich aufgestellt. Das selbe ging mir neulich als wir ein paar Aufnahmen gemacht haben durch den Kopf. Ich habe für die Aufnahmen teilweise einen alten Fender Precision in Lake Placid Blue (schauer), nen Warwick Dolphin V (ganz schlimmes Design) und eine Fender Jaguar Bariton Gitarre in three tone Sunburst (kotz!) gespielt. Die Sounds alleine klangen schon mal gar nicht nach meiner Art Bass zu spielen und ergaben oft erst dann einen Sinn, wenn sie unter die Hauptspuren gelegt wurden. Richtig schlimm wurde es aber erst als ich dann die Fotos von dieser Session sah. Ein total seltsames Bild, sich selber mit einem babyblauen Fenderbass zu sehen oder mit einer total hässlichen Baritongitarre, die dazu noch in der nach meiner Meinung schlimmsten Farbgebung überhaupt, lackiert wurde. Eigentlich spiele ich sonst nur Instrumente in Schwarz oder seit neustem teilweise noch welche mit Oilfinish, da hat man vom optischen her plötzlich das Gefühl, einen ganz anderen Bassisten zu sehen und irgendwie hat man auch das Eindruck ganz andere Sounds zu hören, dabei habe ich mit dem blauen Preci oft meinen eigenen schwarzen Preci gedoppelt, der eigentlich sehr ähnlich aufgebaut ist (OK, meiner ist ein 88-er der blaue war ein 80-er). Irgendwie hab ich halt auch einfach das Gefühl, ein Instrument bekommt erst dann eine Seele, wenn man es gut kennt und wenn man es selber viel gespielt hat.

 

[derBassjung]

Ich liebe Philosophie!
Im Ernst, ich kenne dieses Gefühl mit einem Instrument "eins" zu sein - seine Seele zu spüren. Ich habe 8 Bässe, alle recht ähnlich (dei meisten sind Fender Preci's) und nur 2 davon haben diese "Seele". Ist schon komisch, das sind noch nicht mal die teuersten oder ältesten. Die haben einfach irgendwas, keine Ahnung was das ist. Wenn ich einen der Beiden in die Hand nehme, ist es etwas besonderes. Die Beiden würde ich auch nie verkaufen, lieber verhunger ich!

 

[rabarvek]

@Null9er: Nein, ich habe nicht nach dem Fender Sound gesucht. Ich ich suchte nach MEINEM Sound, ohne zu wissen wie der klingt. Darum geht es meiner Meinung nach bei diesem Thema: Ein Bass bekommt in dem Moment eine "Seele", in dem ein Bassist sagt: "Das bin ich, der durch dieses Instrument spricht".
Wenn mir eine Frau das Herz bricht, ist mein Bass der erste, dem ich es erzähle und er fasst meinen Kummer in Töne für die ich keine Worte fände. Und wenn ich mich freue, lassen wir zusammen die Erde beben, dass alles um uns tanzt.
Mein Zola begleitet mich schon seit zehn Jahren. So lange hat es nichts und niemand geschafft. Kein Wunder, dass ich da sentimental werde. Hat mein Zola deshalb eine Seele? Für die einen ist es ein Stück Holz, für die andern ist es die tiefste Beziehung der Welt.

 

[Null9er_neu_2851]

Wow, das wird ja richtig romantisch-poetisch hier. Okay, ich gebe zu, dass das Wort "Seele" die ganze Sache etwas überzeichnet. Aber unabhängig davon, ob eine Instrumentenbaureihe zu mir passt, kling (meiner Ansicht nach) ein und der selbe Basstyp auch bei einzelnen Instrumenten immer anders. Ich hab unzählige Stingrays gespielt. Pre-Ernie Ball, Modelle der 90er und neu produzierte Bässe. Immer den MM30. Bis auf die Bridge haben alle eine indentischen Aufbau (Hölzer, PU und Hardware) und auch den selben Grundcharakter. Aber irgend so ein 92er hat dann wirklich zu mir und mit mir gesprochen [:0]. Es war 'ne lange Suche, aber das Warten auf den passenden Partner hat sich gelohnt! Ich habe schon andere 92er-Modelle gespielt, aber da fehlte mir immer etwas. Ist vielleicht auch wirklich eine emotionale Geschichte und sicher 'ne sehr subjektive Angelegenheit. Schön ich auf jeden Fall, dass unsere Lieblinge offensichtlich mit zunehmendem Alter immer reifer und bässer werden...

 

[andiblueeyes]

damit ich mein tiefes verlangen befriedigen kann muss ich an dieser stelle auch noch was loswerden. denn tiefste poesie und philosophie haben mich schon immer gereizt
also ich habe vor einigen jahren, als ich keine ahnung vom bass hatte, ich hatte freude am spielen und so, aber sonst, naja...
nun also vor diesen vielen jahren erfüllte sich ein langer traum, ich würde meinen eigenen bass kaufen! ich hatte mehrere jahre gspart und so, nunja ich ging also in den laden und kam, ca 1 stunde später mit meinem sandberg custom wieder raus. und obwohl ich keine ahnung hatte, noch vorstellungen oder sonstwas, diesen bass würde ich nicht mehr hergeben!

ca 5 jahre später hab ich nun einen neuen machen lassen, von sandberg. eine spezialanfertigung. dazwischen hab ich auch andere bässe gespielt, die hatten bei mir keine chance, keine ahnung weshalb, aber sandberg ist mein alles in sachen bass.
tja also und der neue bass, tja der ist soooo geil!

das fazit ist denke ich klar, es kommt nicht wirklich auf den bass an. natürlich gibt es schrott- und edelteile, aber du kannst nicht über seelen von bässen diskutieren, denn sowas gibt es nicht. was es aber gibt sind seelen von bassisten und die entscheiden sich meist für seelenverwandte instrumente denke ich, das heisst, wie der bassist, so der bass, würde erklären wieso die musikindustrie noch nicht pleite gemacht hat, weil es soviele verschiedene instrumente gibt.

 

[thiele-small]

Man selber ändert sich mit der Zeit. Damit ändern sich bisweilen auch die Vorlieben und Vorstellungen wie ein Bass sein soll. Der Bass der gsetern noch dein ein und alles war ist morgen vielleicht nur noch deine zweite Wahl.
So ist das Leben. Auch zu Bässen.

 

[Susanne]

@rabarvek:Schön gesagt []
Ich hab bei Jamsessions schon öfter erlebt, dass ein Bass von verschiedenen Leuten gespielt wurde (manch einer ist halt zu (schlepp-)faul seinen mitzubringen...). Und bei jedem klingt er anders. Und jeder Bassist klingt auf jedem Bass nach sich selbst.

Zitat:Original erstellt von: rabarvek


@Null9er: Nein, ich habe nicht nach dem Fender Sound gesucht. Ich ich suchte nach MEINEM Sound, ohne zu wissen wie der klingt. Darum geht es meiner Meinung nach bei diesem Thema: Ein Bass bekommt in dem Moment eine "Seele", in dem ein Bassist sagt: "Das bin ich, der durch dieses Instrument spricht".
Wenn mir eine Frau das Herz bricht, ist mein Bass der erste, dem ich es erzähle und er fasst meinen Kummer in Töne für die ich keine Worte fände. Und wenn ich mich freue, lassen wir zusammen die Erde beben, dass alles um uns tanzt.
Mein Zola begleitet mich schon seit zehn Jahren. So lange hat es nichts und niemand geschafft. Kein Wunder, dass ich da sentimental werde. Hat mein Zola deshalb eine Seele? Für die einen ist es ein Stück Holz, für die andern ist es die tiefste Beziehung der Welt.

 

[Awesom-O]

Siehe auch "Fender-Precis Suchtgefahr"...
Mein 78er Preci hatte eine Seele... deswegen beiß ich jetzt in den sauren Apfel und kauf ihn mir zurück...

 

[bauschi]

ich weiss nicht...ob meine alten fenders tatsächlich eine "seele" haben oder nicht..aber wenn ich sie berühre oder höre..

vor allem im vergleich zu allen anderen bässen, die so in die finger kriege...

dann gehe ich jedesmal mal stark davon aus.[]

bauschi[^]