Bühnen-Gags!

[sampson]

Zum Thema Ansagen:

Die zwei symphatischsten Frontmänner die ich je live gesehen habe waren
der Sänger von Dredg, einziges Kommentar auf der Bühne: "Thanks for your Ears" nach dem letzten Song. Ansonsten kein einziges Wort.
Und Maynard James Keenan von Tool. Seine einzigen Sätze auf der Bühne: "Lets get this shit done!" und "See you".

 

[Metalfist]

grundsätzlich bin ich für auflockernde bühnenansagen.
eine band die in keinster weise mit ihrem publikum kommuniziert kommt IMHO meist so richtig pseudo-cool mit star-allüren rüber.
wobei die kommunikation nicht unbedingt gesprochen sein muss, sondern oft reichen schon gesten aus.

hingegen ist zwanghaftes lustigsein aber auch meist mühsam.
bandinterne witzchen und gesülze versteht niemand und braucht niemand.


was aber im endeffekt übrig bleibt ist der gesamteindruck.
es soll ein geben und nehmen zwischen band und publikum sein.

 

[förb]

Zitat:Original erstellt von: badmatafaka


bandinterne witzchen und gesülze versteht niemand und braucht niemand.

Doch....ICH!

Ich seh das folgendermaßen und zugegebenermaßen n bisschen egoistisch!

Auf der Bühne will vorrangig ICH meinen Spaß haben! [] Wenn das Publikum auch welchen hat - umso besser....dafür tun wir auch einiges! Aber in erster Linien gehts mir darum dass ich / wir auch der Bühne Spaß haben! []

 

[rabarvek]

Im Prinzip finde ich auch, dass ein Konzert aus mehr, als Musik bestehen sollte. Wenn aber der Frontmann keine Entertainerqualitäten hat, nützen auch einstudierte Gags nichts - die machen es eher noch schlimmer.

 

[Bombasstard]

@Maurice: Thx

@Rabarvek: Da gebe dich dir völlig recht. Ein guter Entertainer wird auch einstudierte Gags gut rüberbringen, ein WIRKLICH guter Entertainer ist auch in der Lage, zu improvisieren. Entertainer-Qualitäten sind halt einerseits eine extreme Geschmacksfrage, andererseits, hat man sie oder man hat sie nicht. Es gibt leider zu viele, die sie nur glauben, zu haben ...

@sampson: Da sieht man mal, sie die Meinungen dabei auseinander gehen. Ich finde "Frontmänner" dieser Art absolut fürchterlich ...
Tool, Philipshalle Düsseldorf 2007, waren für mich die Ultimative Live-Enttäuschung meines bisherigen Konzert-Horizontes: fast 40 € für eine Konzertkarte, keine Vorband, die Band spielte exakt 60 Minuten und ging ohne Zugabe von der Bühne. Herr Keenan, der große Künstler von Gottesgnaden stand das ganze Konzert über am hinteren Bühnenrand, unbeleuchtet, vor einer Leinwand auf die unwertige Videos projiziert wurden. Bewegungsradius: Null. Interaktion mit dem Publikum: Null. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals vorher bei einem Rockkonzert um etwa 21 Uhr im Hellen nach Hause gefahren zu sein ...
Grau-en-haft! Ich kam mir fürchterlich verarscht vor.
Mein Gitarrist bei Salome's Dance damals (Devise: Musiker und Sänger haben zwischen den Liedern das Maul zu halten, Ansagen sind auf den Songtitel zu beschränken, wenn überhaupt) fand das total geil und große Kunst und wünschte sich, wir würden das auch so machen ... naja ...



Zum Thema Bandinterne Witzchen ... wenn das nicht Überhand nimmt und dazu dient, dass die Band auf der Bühne lockerer und entspannter wirt, finde ich das wie Salz in der Suppe. Und zum Thema "das Publikum versteht es nicht": Überlegt mal, in 30 Jahren erscheinen die ersten Star-Biografien über eure Band, perfekt passend zu eurer Million-Selling Re-Union World Tour. Und da recherchiert der Schreiber akribisch und findet heraus, was der kleine, wohldokumentierte Insider-Gag auf der Bühne, als ihr noch echter Underground wart, wirklich bedeutet hat ... und die Leute, die es Lesen sagen: Ja, da war ich dabei, ich erinnere mich noch an die blöden Witze damals ... *ggg*

 

[wernerwald]

vor allem wird es Shice, wenn man dem 4. Konzert dieser Band beiwohnt und man weiss, nach "Loosing my religion" kommt jetzt wieder dieser Gag 8-|

Grüezi ww

 

[Routa]

Zitat:Original erstellt von: Bombasstard

Beispiel 1:
Opeth, sehr geile progressive Death Metal-Band mit Texten und Konzepten, die sicherlich extrem intellektuell und tiefschürfend sind.
Ich hab die auf dem Dynamo-Festival im Zelt gesehen; vorher noch nie was von denen gehört, mich aber sehr gefreut.
Ich wurde ziemlich enttäuscht, weil es eine sehr introvertierte Performance war, der Sänger total in sich gekehrt, kaum Ansagen und auch völlig humorlos. Passte gut zur Musik, die technisch und auch emotional perfekt vorgetragen wurde ... aber irgendwie gefiel mir das Ganze zu Hause auf der Couch mit Kopfhörern besser. Unterhalterischen Mehrwert hatte das Konzert nicht.

Beispiel 2:
Pain Of Salvation, Prog Metal mit extremster "erhobener-Zeigefinger"- "Ich-suche-den-Sinn-des-Lebens"- und "Ich-habe-irgendetwas-ganz-obskures-intellektuelles-weltverbesserisches-studiert-und-lasse-euch-alle-daran-teilhaben"-Attitüde. Auf ihren CDs bringen die komplizierteste hochdramatische Konzepte voller Dramatik mit einem Sendungsbewusstsein, auf welches Bono von U2 stolz wäre. Unglaubliche Band, und wenn man auf so was steht auch emotional mitreissend.
Dann ging ich auf ein Konzert in einem kleinen Club in Oberhausen, und hatte ein wenig die Befürchtung, ein zweites "Opeth-Desaster" zu sehen. Ja, toll, erkläre mir die Welt, weine deinen Schmerz aus, belehre mich ...
Und dann erwiesen sich die Musiker als total witzige Typen, die zwischen ihren todernsten Liedern untereinander wirklich spontane Witze machten, sich gegenseitig neckten und zwischenzeitig überaus häufig erkennen ließen, dass sie an dem, was sie da auf der Bühne gemacht haben, immens Spaß hatten.
2 1/2 Stunden perfekte Bedienung von Intellekt und Humor mit X Zugaben ...

Zu Beispiel 1:

Das erstaunt mich ziemlich, da muss der Akerfeldt wohl einen sehr schlechten Tag erwischt haben.
Der ist sonst bekannt für seine witzigen Ansagen, die von Sarkasmus nur so triefen.
Beispielsweise bei uns im Dezember, als sie in der Schweiz auftraten:

"Sweden is famous for metal and Switzerland is famous for chocolate!"

oder schau dir diese Videos mal an:

[URL]http://www.youtube.com/watch?v=pGbSPcMhj0s[/url]
und
[URL]http://www.youtube.com/watch?v=gRVDifmqW0E&feature=related[/url]

zu Beispiel 2:

[URL]http://www.youtube.com/watch?v=yMU-07RG50M&feature=related[/url]

Schau dir an, was Steven Wilson ab ca. 2:40 sagt; das unterstreicht dieses Beispiel. Melancholische Musik muss nicht auf melancholische Musiker schliessen.

Ausserdem sind übrigens auch Porcupine Tree bekannt für spontane und lustige Aktionen im Bezug auf Situationskomik. Wer die DVD gesehen hat, weiss was ich meine, als Wilson im wichtigsten Teil die Saite der A-Gitarre reisst.

"Where was I standing?"

 

[honkymeyer]

Damit einstudierte Gags sicher zünden, müssen sie wirklich professionell durchdesigned sein. Wenn ich mir gelegentlich von unseren heutigen Fernsehkomikern, Comedians genannt, gelegentlich meine Zeit verplempern lasse, erwische ich sie fast immer bei mindestens einem Rohrkrepierer. Das sollte man als Amateur besser ganz lassen. Spontan sollte spontan bleiben! Dafür braucht man schon Sensibilität oder viel Glück.
Ein befreundeter Musiker hat einmal während unseres Gigs auf der Bühne mit einem Besen zu fegen angefangen. Das hat niemand vorher gewußt und ich weiß auch nicht, was er eingenommen hatte. Ohne unser Spiel entscheidend zu unterbrechen, konnten wir teilweise pantomimisch darauf eingehen. Das wirkte einfach nur komisch und kam auch beim Publikum an. Glück gehabt!
Grüsse von der Ostsee

 

[Gast12852]

ich habe pain of salvation als vorband von dream theater gesehen und da waren keine witze oder interaktionen zu erkennen sondern nur eine langweilige show

es gibt aber auch bands wie die ärzte beispielsweise, wo man genau weiss ich werde jetzt unterhalten. wie schlimm wäre ein ärztekonzert ohne gags.....
einer der es echt super hinbekommt zwischen geilem spiel und interaktion mit dem publikum ist tm stevens.....genialer bassist und entertainer in einem....empfehlenswert

es kommt finde ich immer auf die musik an, die man macht, wo solche gags erlaubt sind, aber manchmal wird man auch überrascht, wenn dann die kleine gothicsängern einen geilen witz raushaut
und natürlich spontan sollte es sein auch wenn es mal daneben geht...
mein ehemaliger sänger hat die ansagen immer ganz genau geplant, da war man kaum spontan, weil er ja die ansage machen muss, wenn es so auf dem blatt steht.....

 

[KonfroBass]

Ich meine, es ist fast egal, ob ein Gag spontan oder einstudiert ist: Ist die Pointe gut und hat sie das richtige Timing, dann wird sie funktionieren oder zumindest nicht peinlich sein. Stimmt einer der beiden Komponenten nicht, dann wird es wahlweise peinlich, nicht lustig, dröge oder alles zusammen.

Die besten Entertainer, die ich kenne, sind/waren extrem präzise und langwierige Vorbereiter. Das gilt für jede Bühne, auch wenn auf ihr Musik gemacht wird. Mein Paradebeispiel ist Götz Alsmann: Seine Conference ist exzellent - und sie ist WOrt für Wort vorbereitet und intensiv geprobt.
Wahrscheinlich denken wir Normalsterblichen (= nicht als Entertainer auf die Welt Gekommenen), das Timing würde uns eher gelingen, wenn es spontan kommt. Das ist oft so, aber bei weitem nicht immer. Und das Schlimmste ist: Es funktioniert oft nur ein Mal. Bei der WIederholung bräuchten wir die Vorbereitung, und auf die haben wir dann verzichtet.

Ich finde auch, dass ein bisschen Geplapper bei einem Konzert dazu gehört - noch wichtiger allerdings finde ich, dass die Songs nicht genauso gespielt werden, wie ich sie auf der CD anhören kann. Aber das ist ein anderes Thema.

 

[sampson]

Zitat:Original erstellt von: Bombasstard
Herr Keenan, der große Künstler von Gottesgnaden stand das ganze Konzert über am hinteren Bühnenrand, unbeleuchtet. Bewegungsradius: Null. Interaktion mit dem Publikum: Null.

Naja, er stellt sich halt nicht als Frontman dar weil er keiner ist.
Die Band besteht aus vier gleichwertigen Mitgliedern.
Und in Interviews betont er auch dass es um die Musik geht und nicht um Entertainment.

Lieber 60 Minuten voll mit Musik. Als 180 wovon die meiste Zeit mit dämlichen Kommentaren und blöden Witzen abgedeckt wird.

Für mich war Tool mehr als beeindruckend. Super Sound. Perfekt gespielte Songs. Mehr als eine Stunde wäre schon wieder zuviel Input gewesen.

Aber wie du sagst: Meinungen sind verschieden.
Und ich finde dass ein Frontman der sich beim Publikum unbeliebt macht die ganze Band zunichte macht. Egal wie geil man die Musik vorher fand.
Dann lieber Less Talk, More Rock!

Ein anderes Beispiel wären die Toten Hosen.
Gut, ich mag die Musik sowieso nicht. Aber von gefühlten 1000000 Interviews ist der einzige der das Maul aufmachen darf Campino.
Von den anderen hab ich noch nie ein Wort gehört.
Das ist für mich keine Band, sondern eher ein Angestellten Verhältniss.

Woher kommt es eigentlich dass von einer Band schon automatisch erwartet wird, dass Sie sich mit dem Publikum belabern?

 

[Lucio]

äh...also einstudierte Witze sind ja mal total kacke....sowas is auch nicht witzig, denn wie schon erwähnt wurde, das merkt man sofort, denn man betont auch ganz anders....schonmal en Theaterstück mit grottenschlechten Schauspielern gesehen...oder die Calgon Werbung? Gensauso gestellt kommts rüber!!!

Lieber auf Reaktionen oder Rufe des Publikums reagieren und da mal en witzigen Kommentar geben.

Wenn man nicht spontan witzig sein kann, dann einfach lieber die Klappe halten

 

[Unbekannter]

Also manchmal sind aber auch nicht geplante Sachen echt langweilig und doof. Also zum Beispiel bei den Ärzten. Ich war auf mehreren Konzerten und ich liebe die Jungs, aber manchmal sind ihre Ansagen bzw. Shows zwischendurch echt langweilig für Manchen.

 

[Gwen Ponlec]

ich hab mal der band meines bruders ausgeholfen, das war das erste konzert des gitarristen-sängers (16-jährig). er war sehr nervös, wollte aber trotzdem alles sehr professionel machen. er hat es ungewollt fertig gebracht, das publikum mit den simpelsten ansagen zu unterhalten!! beispiele: (er war sehr schüchtern)

"der nächste song heisst ...ähm (flüstert zum kollegen chrigi, was kommt als nächstes??" (er hat sich dabei zu wenig vom mikro weg bewegt [])

"ähm ja.. ich möchte mal die band vorstellen.. also ja... am schlagzeug hockt der chrigi, gitarre alex, am bass der mäsi und... ähm.. aso ja, ich bin der antony [](verlegenes lachen)"

das klingt hier im forum extrem öde, aber live war es toll. es hat nur so gut gewirkt, weil antony alles daran setzte eine gute show zu machen! den leuten hat es nur gefallen, weil er sich selber war (extrem wichtig, er hat sich nicht verstellt), er hatte charme und auf dem "schülerband-niveau" ist das wichtig, denke ich.

verallgemeinert möcht ich sagen:
wichtig ist es, dass das publikum die musik mit euren persönlichkeiten verbinden kann! wenn ihr das musikalisch könnt, umso besser, wenn nicht, seit euch selbst auf der stage!! finger weg von irgendwelchen einstudierten rollenspielen...

 

[Bremshebel]

mich wundert es ein bisschen, dass der Frontman von "The Hives" noch nicht genannt wurde. Auch eine sehr ausdrucksstarke Persönlichkeit, der es perfekt versteht mit dem Publikum umzugehen!
Ich denke, die sind auch alle zu 99% einstudiert, aber wenn sie eben sitzen und man es kann.. was solls?

Mal ein paar schnell aus Wiki zitiert:
"Bad music is the devil and I will be your exorcising priest, helpin' you out!"
"I don't know if you know this but there are monsters in XXX. If the club goes silent then the monsters come and kill everybody!"

 

[Penelope]

Total lässiges Thema. Wie unterschiedlich doch auch in diesem Bereich die Geschmäcker sind.

Bei unserer Musikrichtung darf auch Unterhaltung dazwischen sein.

Wir beginnen meistens damit, dass wir unseren absoluten Hit ansagen, den wir schon weltweit gespielt haben, auch in ...dorf und ... (sagt euch ja jetzt nicht viel, jedenfalls 100 Einwohner-Gemeine). Alle warten und dann kommt der Beginn eines Volksliedes. Mag jetzt total blöd rüberkommen, lockert aber auch und bringt immer eine Menge Lacher.

Es gibt einen Song den ich am Bass beginne. Ich vergess jedes Mal darauf, alle warten, schauen mich an ... auf gut Deutsch ich lass mich verarschen und tu als ob ichs nicht schnall, dass ich jetzt ab der Reihe bin. Mein Haarfarbe hilft mir da [].

Die Vorstellung der Band haben wir in einen Blues eingebaut, jeder der dran ist, spielt lauter und soliert. Effektvoll mit jeweils einem anderen Spot.

Die Stimmung unter uns auf der Bühne spiegelt sich auf alle Fälle im Publikum. Haben wir Spaß, können wir ihn auch vermitteln.

 

[Gast5650]

Zitat:Original erstellt von: Penelope

Haben wir Spaß, können wir ihn auch vermitteln.

Ich glaube darum geht's.

 

[Metalfist]

Zitat:Original erstellt von: Tomtom

Zitat:Original erstellt von: Penelope

Haben wir Spaß, können wir ihn auch vermitteln.

Ich glaube darum geht's.

dass denke ich auch.

aber es gibt dann schon manchmal tage, an denen es einfach besser läuft und dann wieder schlechter...

letzten sommer hab ich (unbewusst!) in schweden auf einem festival die leute durch tanzen auf der bühne und durch meinen ansagen in dezenten melancholisch-cholerischen wienerisch so in meinen bann gezogen, dass die sängerin gesagt hat, dass die leute eigentlich fast nur noch auf mich geschaut haben.
eigentlich war es schon ein running gag, weil ich immer nur gesagt habe "the next song is for the swedish girls"...
nach der 3ten ansage haben sie es kapiert und schon wenn ich nur richtung mikro ging gröhlten leute mit "the next song..."[:X][:X][:X]
an dem tag ist es einfach gelaufen...

auch den obligatorischen leeren kreis 7m vor der bühne konnte ich beseitigen durch die ansage, die leute sollen näher kommen.
das publikum hat mir aus der hand gefressen.
sowas habe ich vorher auch noch nicht erlebt.

wir sind durch diese schmäh sehr sympathisch rübergekommen und das feedback war phänomenal.
und meiner sängerin war es sehr recht, weil sie dadurch weniger druck auf ihr hatte.