Bass(um)bau - vom Korea-Lefty zum Mediumscale Fretless

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Hallo zusammen,

mein aktuelles Bauprojekt geht dem Ende entgegen (Danelectro Hodad Remix nenn ich es mal) und ich will das nächste langsam vorbereiten. Da ich für den Danelectro ja einen Hals zugekauft habe, bzw. einen anderen Bass dafür zerlegt habe, liegt hier noch ein Korpus rum. Genauer gesagt ein Vester Linkshänderbass-Korpus in richtig verranztem Schwarz. Der wurde definitiv benutzt und war zuletzt wohl auch schwer mit Zeug beklebt. Form ca. wie dieses Modell (der im Inserat ist wohl Shortscale, meiner ist 34"):


Nachdem ich weder Linkshänder bin noch verranztes Schwarz bevorzuge, will ich den Korpus modifizieren und daraus ein Instrument bauen, das ich noch nicht habe (und vielleicht auch nicht brauche?): einen Fretlessbass mit 32" Mensur, als Mediumscale. Warum Fretless? Habe ich noch nicht, und beim Basshals bauen ist die Bundierung mir der größte Graus. Warum 32"? Weil durch meine Veränderungen das lange Horn wegfällt und damit die Kopflastigkeit zunimmt. Da kann ich mit kürzerer Mensur, kleinerem Headstock und leichten Mechaniken gegenwirken.

Der Plan wäre, das lange Horn symmetrisch zum unteren Horn zu machen, also eine Art Gibson-SG-Form. Ist an mir 1,90m-Typen dann zierlich, aber mei, kann i ned ändern (wenn ich den Korpus verwenden will zumindest). Wenn es als Bass gar nicht wirkt, kann ich immer noch ne Gitarre draus zaubern.

Das Holz des Korpus ist beim derzeitigen Stand der Entlackung ganz hübsch anzusehen, etwas rötlich und nicht super hart zu bearbeiten (Erle??? Linde??? Was man in den 90ern in Korea halt genommen hat?), aber ich denke, ich würde wieder deckend lackieren. Ich hab zwei wunderschöne Instrumente mit super sichtbarer Maserung (Mapleglo Rick und 3TS-Preci), da kann es auch wieder zugekleistert werden mit einer hübschen Farbe. Ich dachte an Blau oder Türkis, mit einem Silver-Sparkle-Pickguard.

Den Hals möchte ich gerne selbst bauen, wieder mit wenig Elektroeinsatz (Bandsäge hab ich zB keine zur Verfügung), mal sehen wie ich das genau mache. Holz soll heimisch sein, also kein Wenge o.ä. sondern Nuss oder Elsbeere oder so, mit einem Griffbrett aus irgendeinem Obstbaum, Birne/Apfel oder was ich so finde. Helles Fretboard hab ich noch nicht am Bass, also noch ein Novum. Keine Ahnung, ob ich es schaffe, einen Hals zu bauen, aber probieren möchte ich es schon.

Mehr zu den einzelnen Schritten kommt dann so peu à peu.
Anmerkungen/Schmäh etc. immer willkommen :-)

wtl
 
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Hier der Korpus vor allen Umbauten. Da hatte ich ihn recht ordentlich von Klebespuren befreit, aber schön war er immer noch nicht (Lackabplatzer etc.).
 

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Spannendes Projekt!

Vor dem Halsbau musst Du Dich nicht fürchten, auch ohne Maschinen. Die einzige Maschine, die ich für Hälse einsetze, ist eine Bohrmaschine für die Mechanikbohrungen. Weil meine Bohrwendel zu klein ist für 14er Bohrer :D

Unverzichtbar aus meiner Sicht ist eine Japansäge. Ich nutze ein, die auf einer Seite eine Zahnung für quer zur Faser hat und auf der anderen eine für Längsschnitte.

Für einen Fretless würde ich Apfel nicht verwenden. Birne ist hart genug. Noch härter wäre Pflaume, aber Du willst ja helles Holz.

Falls Du es irgendwo bekommen kannst: Weißdorn ist unglaublich hart und sehr hell.
 
@rumblebird2 danke für die Holz-Tipps und die Hinweise zum Werkzeug! Werde ich dann bei der Suche beherzigen (noch ist es ja nicht so weit). Eine richtig gute Japansäge wäre was, ja! Machst Du dann mit der auch den Spannstabkanal? In einem Youtube-Video hab ich jemand gesehen, der den Kanal vorbohrt, damit er dann mit der Fräse weniger Arbeit hat; sowas könnte ich mir dafür vielleicht auch vorstellen.

@Flox guter Hinweis, klar. Das größte Problem ist für mich da das Gewicht des Korpus, das unter der Ausfräsung 'leidet' (bezogen auf Kopflastigkeit). Ich hatte vor, die Löcher zu schließen (ein Hoch auf deckende Lackierungen) und dann an der gewohnten Stelle Regler anzubringen. Wenn ich abenteuerlich werden will, könnte ich z.B. eine Aktivelektronik (also die Platine) in das 'leere' Fach bauen und die Regler dann auf der anderen Seite. Oder ich könnte eine reine passive Schaltung (bin eh mehr für passive Bässe) mit so Drehrädchen-Potis machen und die direkt auf dem Pickguard unter den Pickups anbringen. Da bin ich noch flexibel.
 
@rumblebird2 danke für die Holz-Tipps und die Hinweise zum Werkzeug! Werde ich dann bei der Suche beherzigen (noch ist es ja nicht so weit). Eine richtig gute Japansäge wäre was, ja! Machst Du dann mit der auch den Spannstabkanal? In einem Youtube-Video hab ich jemand gesehen, der den Kanal vorbohrt, damit er dann mit der Fräse weniger Arbeit hat; sowas könnte ich mir dafür vielleicht auch vorstellen.
Nein, da habe ich ohne böse Absicht gelogen :II

Den Kanal fräse ich. Aber das macht Dir garantiert jeder Schreiner für einen Fünfer in die Kaffeekasse. Gerade Linie, 6mm Fräser, 9mm tief - bei den üblichen 2Wege-Stäben. Aner der Mutter brauchst Du etwas mehr Platz, das geht aber gut mit einem schmalen Stechbeitel.

EDIT: Meine Japansägen hole ich bei Feine Werkzeuge oder Dictum. Ich habe noch ein paar andere als die oben genannte und inzwischen 2 von jeder Sorte. Die jeweils erste hat über 20 Jahre gehalten und ich säge damit auch grob meine Bodies aus den Planken, weil ich so wenig Maschinenlärm wir möglich haben will.
 
Stand heute: mit dem Fön und dem Stechbeitel geht der Lack gut ab, siehe Bild des Zwischenstandes. Kein Vergleich zur "Kaltbearbeitung".
Die Pickupfräsung hab ich zum Swimmingpool gemacht (ist noch ziemlich rough, das wird noch hübscher), um Positionen für die Lipsticks am Danelectro zu checken. Kommt mir für das Projekt auch entgegen, weil ich noch nicht weiß, ob die Original -Vester-PJ-Pickups wieder rein sollen oder vielleicht ein Humbucker oder ein Delano-Ei oder oder oder. Und bei Mediumscale ist ja auch die Position ggf anders als bei Longscale.
 

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Und bei Mediumscale ist ja auch die Position ggf anders als bei Longscale.
Falls Du ähnlichen Klang wie beim Longscale haben willst, dann ist das definitiv so!

Ich baue Mediumscale mit einer Mensur von 813mm. Wenn ich z.B. einen 62er J Bridge an die selbe Stelle setzen wollte (was mir niemals in den Sinn käme!!!) dann wäre das also die 802mm des Longscale multipliziert mit (813/864).

Mit dem Stechbeitel machst Du Dir aber ganz schön Arbeit :w00t: Du wirst hinterher viel Spachtel brauchen, so wie ich das sehe.
 

Geföhnt geht der Lack in langen Streifen runter und es ist nicht so ein Dreck wie mit einem elektrischen Schleifgerät. Spachtel werd ich brauchen, ja, dafür war ich bis jetzt zu ungeschickt mit meiner Technik; leider (die Rückseite hat dann schon etwas besser geklappt). Schön ist es nicht immer, wenn ich an sowas arbeite... aber ich hab noch eine gewisse Hoffnung, durch Übung besser zu werden.
 
Ja, die braucht einen schärferen Grat... Ich wollte hier jetzt grad recht boarisch fluchen, verkneif's mir aber nochmal.
 
Ich werde es in Angriff nehmen, gerade die Zarge stelle ich mir damit besser bearbeitbar vor, hast eh recht.
 
Die Arbeit hieran geht gerade etwas langsam voran, hab aber noch einen Trick zum Lack entfernen, sozusagen aus der "Kinderstube":

Bügelperlen werden ja mit einer Schicht Backpapier über dem Plastik gebügelt, damit des Zöglings Kunstwerk für die Ewigkeit hält. Das klappt auch mit Poly-Lack und das Bügeleisen bleibt sauber durch die Schicht Backpapier (Voraussetzung: eher niedrige Stufe bei der Hitze einstellen). Nach dem Bügeln direkt Werkzeug ansetzen und man bekommt ziemlich kontrolliert lange Streifen Lack ab. Werde das auch an den Zargen probieren, sollt ganz gut funktionieren. Bilder, wenn der Rotz ab ist.
 

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