Oh, Mann ... Metal und Bass ... für mich mittlerweile eine echte Hass-/Liebesbeziehung.
Ich habe da folgende Erfahrung gemacht:
Es gibt zwei Dinge, die von Beginn an zu grundsätzlich anderen Ergebnissen führen:
- du trittst einer bestehenden Band bei
- du bist Mitbegründer einer Band
Wenn du Mitbegründer einer Band bist, hast du die Möglichkeit, der Band deinen Stempel mit aufzudrücken. Du kannst dich am Songwriting mitbeteiligen, du kannst deine Soundvorstellungen mit einbringen, deine Mitmusiker und die Band "wächst" von Beignn an mit deiner Spielweise zusammen. Hier, genau an diesem Punkt hast du die großartige Möglichkeit, alles auszuprobieren; zumindest in dem Rahmen, den die Band thematisch liefert.
Natürlich, wenn die Band eh mehr oder weniger EINEN Songwriter-Gott/Bandbesitzer/Banddiktator u.ä. besitzt, dann ist es ungefähr dasselbe wie:
Wenn du einer Band neu beitrittst, hast du GERADE IM METALBEREICH häufig das Problem, dass du einen, meistens zwei Gitarristen hast, die häufig ein jahrelang eingespieltes Team sind, und die auch sehr häufig von ihren vorigen Bassisten eine Art "sei still und spiel die Grundtöne unserer Akkorde auf die Bassdrumm"-Haltung gewöhnt sind. Die kommen häufig nicht damit zurecht, dass man vielleicht noch was melodisches dazu spielen möchte. Die können häufig auch nicht verstehen, dass man als Bassist auch GEHÖRT werden will (und nicht nur gefühlt).
Ich hatte dieses Problem schon mehrfach, dass Metalbands mit zwei Gitarristen ihren Bassisten nur als besseres Metronom und Erdbebenquelle angesehen haben, und mich immer zuückgepfiffen haben, wenn ich mal was anderes machen wollte - bzw. wir haben dann meist auf kurz oder lang festgestellt, dass wir nicht zusammen spielen können.
Ich glaube, viele Bassisten - gerade in Metalbands - gefallen sich gut in einer mehr oder weniger passiven Rolle. So als "Fundament", als "ausgleichende Kraft", als "Ruhepol". Viele Metal-Bassisten, die ich kenne, haben sich in ihrer Spielzeit kaum entwickelt, sich wenige neue Dinge angeeignet, weil sie keinen Grund dazu sehen. Viele Metal-Bassisten, die ich kenne, tragen nur sehr wenig bis gar nichts zum Songwriting bei. Somit entsteht natürlich bei den entsprechenden Gitarristen (gerne die Bandbosse) ein wenig die Erfahrung - und auch Erwartung - dass Bassisten mehr oder weniger Werkzeuge sind, die man so einsetzen kann, wie man will.
Und wenn dann mal ein fordernder, kreativer Bassist ankommt, sind diese Leute dann meistens überfordert.
Ja, natürlich gibt es auch ne Menge Ausnahmen, aber dies ist meine bisherige Erfahrung.
Mir fallen wirklich nur SEHR WENIGE mir bekannte Metal-Gitarristen ein, deren Ego einen spielfreudigen Bassisten verträgt. Wenn jemand im Ruhrgebiet einen solchen kennt, bitte mir vorstellen
Was noch dazu kommt, ist die Frage des Gitarrensounds:
Die Gitarren im Metal müssen immer brachialer und fetter klingen. 7-Saiter (find ich prinzpiell ja cool, aber die müssen dezent eingesetzt werden), ENGL und MESA-Aufrüsten, und dann Ultra-Gain-Riffing. Den Bass braucht man da wirklich nur noch für die Sub-Bass-Frequenzen, aber wirklich HÖREN, was der Bassist da spielt, kann man nicht mehr.
Das ist besonders im Live-Sektor spürbar, wo die meisten Sound-Mischer überfordert sind, neben den ultrabrachialen Gitarrensounds, die sie als Signal bekommen, auch noch nen transparenten Bass zu mischen, was, gerade wenn man nur nen schnellen Line-Check bekommt, auch eine fast unmögliche Augabe ist. Ist zumindest meine Erfahrung im "Lokalmatador"-Sektor.
Das sind leider aber auch im Moment die Hörgewohnheiten der Produzenten und der Käufer. Beispiele für solche Produktionsmonster sind die "This Godless Endeavor" von Nevermore, oder auch Sachen von Arch Enemy, Mercenary, In Flames ... alles ultrafett auf die Gitarren abgemischt, gerade bei Nevermore zur Perfektion in der Soundgewalt getrieben ... der Bass hingegen geht da völlig unter, das zeigt sich auch bei Live-Konzerten der besagten Bands.
Und das geht wirklich auch anders, wenn man z.B. alte Queensryche hört; auch Helloween oder Gamma Ray haben trotz zwei Gitarristen immer nen transparenten Bass gehabt, da gibt es viele Beispiele ... aber bring das mal nem Gitarristen bei, der bei "seinem super fetten geilen Megasound" gerade einen Abgang bekommt.
Insofern bin ich nach dem stillen Ableben "meiner" Band, wo ich "meinen" Stil spielen konnte, schon seit längerem auf der Suche nach ner neuen Band. Weil ich nicht wieder durch die Monatelange "ich suche mir gute Leute"-Mühle gehen wollte, habe ich lange und verzweifelt nach ner bestehenden Band gesucht, ich wollte ausnahmsweise mal in ein gemachtes Bett steigen.
Aber bislang habe ich nur Pleiten erlebt. Ich weiß, dass ich selbst als Mensch nicht immer der einfachste bin, aber ich denke, der Großteil meiner Pleiten lässt sich auf oben angeführte Dinge zurückführen.
Die letzte Band, die sich von mir getrennt hat, weil sie mehr oder weniger einen unauffälligen "sei still und spiel Grundtöne"-Bassisten gesucht hat, meinte zu mir, ich sollte doch lieber ne eigene Band gründen, da wäre ich der Typ für ... naja, das versuche ich jetzt wieder.
Manchmal, in schweren Stunden, denke ich immer wieder darüber nach, ob ich nicht einfach zu viel will, ob es nicht einfach so ist, dass man im Metal keinen geilen Bass HABEN WILL!
Dann lege ich mal wieder ne Iron Maiden mit Steve Harris auf, oder eine Nightwish mit Marco Hietala, oder Control Denied mit jenem besagten Steve DiGiorgio (Bandboss Chuck Schuldiner war offensichtlich ein geiler Gitarrist, dessen Ego einen spielfreudigen Bassisten vertragen hat) und merke: Es geht doch, es geht doch ...
So, viele Worte. Ich wollte schon lange mal einen Thread zu diesem Thema hier eröffnen, jetzt gibt es schon einen, also bin ich wohl nicht ganz alleine
P.S.: Ich spiele nebenbei noch mit ner Musikstudentin in einer Pop-Rock-Band; Stil ist wohl so "Roxette mit Funk-Einschlag". Das Mädel spielt Gitarre, singt und schreibt die Songs alleine. Aber hier ist es NIE ein Problem gewesen, weil sie immer mit den Songs alleine auf der Gitarre ankommt, und der Schlagzeuger und ich da dann nen richtigen Song draus machen. Wir können da spielen, was wir wollen, grooven, Slappen, Funken, Straighte 8er ... es hat bislang immer gepasst und unsere Songwriterin war glücklich
Ich glaube schon, dass das durchaus was mit dem Musikstil zu tun hat ...
