Bandaufnahmen in Eigenregie - Tipps/Erfahrungen für Bass Aufnahme

[kadauz]

Hallo Leute,
wir möchten in naher Zukunft anständige Aufnahmen von unseren Songs produzieren, und das in Eigenregie. Dass das natürlich nur ein Kompromiss ist, ist uns klar. Aber wir haben Freude dran, die Örtlichkeiten und wollen es einfach mal versuchen. Unser Drummer ist der Nerd, hat schon ein Drummer Recording Workshop hinter sich, Aufnahme/Mixing Equipment und einen recht guten Sinn für Sound.

Hier mal mein Gear, das ich bei Proben und Gigs verwende:
Bass: Preci + Ray (werde ich je nach Song beide nutzen)
Amp: Eich T900 (DI preOut Setting ist komplett linear)
Pedale: Chorus (EHX), Envelope (MXR), Kompressor (Mira), Drive (Jive), Frequenzweiche für Drive (Woody).

Jetzt stell ich mir die Frage, wie ich das Aufnehmen mit meinem Bass so anstelle.

1. Überhaupt Pedale nutzen? Also einfach Bass direkt in den Amp und vom linearen DI Out ins Pult? Oder sogar Bass -> Pult? Nachteil hier ist, man müsste wirklich alles im Nachgang so hinbiegen, dass es einem passt.
2. So einspielen, wie man es auch im Gig macht? Und somit hoffentlich wenig im Post ändern?
3. Kompressor komplett deaktivieren, da man Post überall sowieso komprimiert wie Hölle?
4. Die EQ Funktion des Amp nutzen?
5. Noch ne Spur mit Box aufnehmen?
...

Ihr seht, letztendlich geht es darum, wie "fertig" der Sound sein soll, bevor er aufgenommen wird.
Ich weiß, dass es dazu wohl keine richtige Antwort gibt. Aber vielleicht hat der ein oder andere von Euch schon das gleiche hinter sich und kann da Tipps zu geben. Ich tendiere dazu, "meinen Sound" aufzunehmen, da ich nicht einschätzen kann, wie gut ich das (oder der Drummer) im Nachhinein rundbekomme.

 

[bassmansemi]

Ich würd "deinen Sound" aufnehmen also aus dem DI-out des Amps, dann zusätzlich die Box mit nem Mikro mitnehmen und wenn du dir noch alle Möglichkeiten offen halten willst (kost ja nix) vor dem Pedalboard das Signal mit DI-Box auftrennen, sodass der Out in dein Pedalboard geht (für "deinen Sound") und der Parallelout der DI-Box zusätzlich in die Soundkarte (so hast du ein völlig unbearbeitetes Basssignal)

 

[tiefesB]

1. jein! Ja! Nein!
2. jein. Vielleicht, aber watt wenns nicht passt?
3.Ja genau
4. nö
5. ach nee, muss dat? Lieber simulieren lassen?

 

[4enima]

Am besten deinen fertigen Sound aufnehmen sowie ein nacktes DI-Signal (Also Bass direkt ins Audio-Interface oder DI-Box dazwischen). Wenn du mit Zerre+Effekten spielst, vllt. auch noch mal ein Signal inkl. der Effekte, aber ohne Box (wieder DI nach den Bodentretern oder aus dem Amp-DI). Im Studio bewährt sich oft DI und dort dann EQ + Kompressor anpassen. Oftmals ist das DI druckvoller und durchsetzungsfähiger als ein Amp+Box Signal und beim Mikrofonieren solcher Kombis kann man viel falsch machen. Ein für dich guter Live/Proberaumsound funktioniert halt auch nicht unbedingt in einem Studiomix.

Mit einem reinen DI-signal bist dann aber auch komplett deinem Drummer und seinen Künsten ausgeliefert, was zu Frust führen kann, gerade wenn ihr unterschiedliche Vorstellungen habt. Deswegen am besten fertigen Sound plus DI als Backup und dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Wichtiger ist da dann eine gut eingespielte Performance, die kann nach gusto gereampt & bearbeitet werden und man kann A/B Vergleiche machen, ob dein fertiger Sound überhaupt im Mix funktioniert oder DI+Nachbearbeitung besser klingt.

 

[kadauz]

Danke, das hilft sehr. Da würde ich dazu tendieren ein fertiges und ein rohes Signal parallel aufzunehmen. Reicht es, wenn ich einfach vor dem ersten Pedal eine passive DI Box dranhänge und dann aufsplitte? Oder gefällt das dem passiven Preci nicht?

 

[bassmansemi]

Danke, das hilft sehr. Da würde ich dazu tendieren ein fertiges und ein rohes Signal parallel aufzunehmen. Reicht es, wenn ich einfach vor dem ersten Pedal eine passive DI Box dranhänge und dann aufsplitte? Oder gefällt das dem passiven Preci nicht?

Das sollte reichen

 

[Eliashaugk]

Eine Aktive DI wäre noch schöner

 

[beate]

Erste Gegenfrage: wie macht Ihr das mit der Gitarre?

Vor kurzem habe ich auch mit dem Bandrecording angefangen. Weil wir nicht viele Mittel haben, folgendermaßen:

Unser Pult hat ein 4-Kanal-Interface. Reicht für Voc, Sax, Bass und in Zukunft Background Voc. Oder ne Gitte. Theoretisch, denn den "Gitarrenpart" übernehme ich auf dem Bass.
Dazu nochmal zwei Kanäle von einem anderen Interface fürs Schlagzeug, synchronisiert durch Resampling auf dem Rechner. Mikrofon mit 2 Mikros in Glyn Johns-Setup.

Das Setup für mich: ich nutze den DI-Out am Mywatt, also mit Effekten, Klangregelung, aber ohne die Boxen. Die simuliere ich in der DAW mit einem Hoch- und einem Tiefpass. Und habe dabei gelernt, dass ich besser klinge, wenn ich alles über ein 70bis75-Hz-Hochpass laufen lasse, auch live.

 

[Nick McNoise]

... Dazu nochmal zwei Kanäle von einem anderen Interface fürs Schlagzeug, synchronisiert durch Resampling auf dem Rechner. Mikrofon mit 2 Mikros in Glyn Johns-Setup. ...

Offtopic: Glyn Johns hat m.W. drei Mikros an den Drums eingesetzt (Bassdrum und die beiden "speziellen").

Ontopic zum Bass aufnehmen:
Wenn ihr genug Interface/Aufnahme-Spuren habt, nimm auf jeden Fall(!) zusätzlich zu wasauchimmer eine trockene Spur auf. Ist zu schade, wenn ein toll gespielter Take nicht verwendet werden kann, weil "der Chorus und die Zerre dann doch etwas arg" waren für den Mix.

Wenn Interface/Aufnahme-Spuren knapp sind (weil ihr beispielsweise Drums und Bass zusammen "live aufnehmt" ), würde ich vom Bass nur die nackte DI-Spur aufnehmen.
Du kannst beim Aufnehmen ja trotzdem Effekte und Amp als Monitor benutzen,
damit es sich "richtig anfühlt".

M.E. wichtig:
DI-Spuren sind Sekunden-Minibruchteile "schneller" am Interface/auf dem Band
als Bass+Effekte+Amp+mikrofonierte Boxen-Spuren. Is' Physik, machste nix bei.
Wenn diese Spuren zusammen eingesetzt, also gemischt werden,
sollten sie vorher genau phasengleich ausgerichtet werden.
(Es sei denn, der ggf. hörbar leicht phasenverschobene Klang gefällt, passt, tut was für den Song ...)
Gilt auch für andere Instrumente.

Ansonsten ist sowas 'ne Frage der Recording-Philosophie:
Am einen Ende des Spektrum steht: "Alles so aufbauen-machen-tun und vor allem spielen(!), wie es am Ende wirklich klingen soll und das möglichst naturgetreu aufnehmen."
(Ich nenne es die Blue-Note-Edel-Jazz-Variante).

Am anderen Ende steht: "Alles möglichst flexibel halten und das Studio selbst (Räume, Technik+Effekte, evtl. sogar Studiomusiker) einsetzen, um ein bestimmtes Klangbild zu formen/realisieren."
(Ich nenne das die Pet-sounds-Pepper-"Zählen tut nur, was am Ende auf'm Masterband ist."-Live-Realisierbarkeit-egal-Variante.)
Plus aller Mischformen dazwischen.

Und natürlich kann mensch beim Bass genauso "bescheuert" vorgehen,
wie es bei E-Gitarren für normal gehalten wird.
Hieße also:
Eine Spur nackert DI (für Reamping und/oder nachträgliche Effktorgien).
Eine Post-Effekte-Prä-Amp-Spur (zwei, wenn Stereoeffekte).
Eine Post-Effekte-Post-Amp-Spur (zwei, wenn Stereo).
Und x Spuren von der/den mikrofonierten Box/en.

Vorteile:
Dann könnt ihr nachträglich eim Mix entscheiden, was am besten passt.
Und dank Nacktspur ggf. auch einen komplett anderen Basssound per Reamping und/oder nachträgliche Effektorgien erstellen.

Nachteile:
- Höherer Zeitaufwand beim Setup+Aufnehmen und später beim Entscheiden.
- Dann müsst ihr beim Mix entscheiden, welche der drölfzig Basspuren am besten passt.
(Habt ihr eigentlich schon entschieden, wer das letzte Wort bei der Produktion hat?
Wenn nicht ... kann es lustig werden .
Oder sehr unschön.
Hat schon seinen Sinn, dass professionelle Aufnamen immer einen federführenden Produzenten haben.)

Auch Musikstil, Selbstverständnis der band und/oder einzelnen MusikerInnen und der Anspruch ans Gesamtergebnis sind Faktoren, die über den jeweiligen Aufwand (insgesamt oder für einzelne Instrumente) entscheiden können/sollten.

Wenn ihr das in Eigenregie (wenig Geld involviert) und mit einigermaßen Begeisterung macht,
sage ich mal zu:
Macht, was ihr wollt-
denn das könnt potentiell am besten.

Wenn es Spaß gemacht habt, macht ihr es irgendwann nochmal
- und dann sicherlich besser als bei ersten Mal.

Ich wünsche euch viel Spaß!

 

[Nick McNoise]

Den noch zum Thema Kompressoren.
Die machen lauter, was leiser ist und leiser, was laut ist.
Können also auch unangenehme Nebengeräuschen (Einstreuungen, Greifgeräusche, Fretbuzz etc.) unangenehm laut machen.
Und/oder natürliche Spieldynamik killen.

Live ist das vielleicht egal, weil es eh nur ein Sekundenbruchteil ist.
Here now, then gone forver.
Aber Aufnahmen hört mensch eben öfter und auch oft kritischer.
Von daher würde ich mindestens die nackte Spur absolut nackt, also auch unkomprimiert aufnehmen.

 

[kadauz]

Den noch zum Thema Kompressoren.
Die machen lauter, was leiser ist und leiser, was laut ist.
Können also auch unangenehme Nebengeräuschen (Einstreuungen, Greifgeräusche, Fretbuzz etc.) unangenehm laut machen.
Und/oder natürliche Spieldynamik killen.

Live ist das vielleicht egal, weil es eh nur ein Sekundenbruchteil ist.
Here now, then gone forver.
Aber Aufnahmen hört mensch eben öfter und auch oft kritischer.
Von daher würde ich mindestens die nackte Spur absolut nackt, also auch unkomprimiert aufnehmen.

Danke auch dir für die vielen Informationen. Ich habe mich gestern nochmals mit dem Drummer ausgetauscht. Wir werden wohl ein Reamping bei Gitarre und Bass machen. ich bin gespannt.

 

[bloospitt]

Wir haben letztes WE unsere erste Single mit so nem Setup releast.
Speziell zum Thema Bass:
Ich hab den in zwei Spuren parallel abgegriffen:
Einmal Signalkette -> Bass (LeFay Herr Schwarz) -> DI (Radial Pro) -> Interface
Und einmal Bass -> Aus dem DI über den Durchschleifport in mein Darkglass B7K Ultra, dort dann mit Cabsim via DI Out raus ins Interface.

In der DAW hab ich dann die beiden Spuren geblendet. An Effekten kam noch die SVT Suite von Ampeg dazu beim nackten DI Signal.
Sowie der in Logic integrierte Default Kompressor.

Ist ganz ordentlich geworden denk ich.
(gemixt + gemastered habe ich es dann btw).

 

[bassmansemi]

Wir haben letztes WE unsere erste Single mit so nem Setup releast.
Speziell zum Thema Bass:
Ich hab den in zwei Spuren parallel abgegriffen:
Einmal Signalkette -> Bass (LeFay Herr Schwarz) -> DI (Radial Pro) -> Interface
Und einmal Bass -> Aus dem DI über den Durchschleifport in mein Darkglass B7K Ultra, dort dann mit Cabsim via DI Out raus ins Interface.

In der DAW hab ich dann die beiden Spuren geblendet. An Effekten kam noch die SVT Suite von Ampeg dazu beim nackten DI Signal.
Sowie der in Logic integrierte Default Kompressor.

Ist ganz ordentlich geworden denk ich.
(gemixt + gemastered habe ich es dann btw).

Drums könnten für mich noch etwas fetter sein, aber sonst nice

 

[ChrisReiss]

Drums könnten für mich noch etwas fetter sein, aber sonst nice

Jep, cooler Mix, aber bei nächsten mal Mut zu Bässen und tiefen Mitten
Vor allem bei ca. 250Hz (Grundtonbereich) und darunter…
Grüße
Chris