Zuverlässigkeit Röhrenamps 300W Klasse

[ojutan]

Guten Abend,
nachdem ich dutzende Seiten im Mesa Boogie Thread durchgelesen hab und ein paar andere... hab ich eine spezifische Frage.
Wie zuverlässig sind eignetlich 300W Amps?

Man findet Mesa Boogie Bass 400, und den Ampeg SVT-CL, der Orange Ad200 wär vielleicht auch noch ein Kandidat und der Fender Super Bassman.

Im Bass 400/400+ sind 12 röhren für die Endstufe am Werkeln, im Fender und im SVT CL sind es 6, im Orange immerhin noch 4. Ein Viererpack 6l6 oder EL34 schlägt mit 150 Euro zu Buche...
Wie sind da so die Erfahrungswerte? Wann werden Neugeräte reparaturanfällg, wenn man z.B. 2x im Monat mal 2 Stunden lang halb bis drei viertel aufdreht, sprich der Amp tatsächlich elektrische Arbeit verrichten muß? Bzw worauf muß man bei Gebrauchten achten? Den Super Bassman hab ich gebraucht bisher noch nicht gesehen, die anderen ab 1300 Euro...

 

[Ray Mahogany]

Die Frage ist zu pauschal gestellt, die Reparaturanfälligkeit hat mit dem Prinzip 'Röhrenverstärker' erstmal nichts zu tun.
Mehr jedoch mit Fertigungsqualität der Komponenten und/oder des Gerätes.
Je nach Hersteller, Herstellungsort oder gar bestimmten Baureihen gibt's da wohl mal gewisse Häufungen von Problem-Amps...
Ich hatte, in den letzten fast vier Jahrzehnten, bisher einen Vox V200, gebraucht gekauft: Keinerlei Probleme, einen Mywatt 200, gebraucht gekauft: Keinerlei Probleme, einen Bugera BVV3000, neu gekauft: Keinerlei Probleme. Derzeit ist es ein Wolfgang Behn Boost B200, neu gekauft: Keinerlei Probleme.

 

[Hedgeman]

Ehrlich gesagt finde ich die Diskussion um die wartungsintensiven Röhrenamps etwas übertrieben.

Habe einen SVT CL, da war bisher eine Röhre mal durch in den letzten 8 Jahren. Wurde dann als Paar ausgetauscht.

Der Amp ist eigentlich jede Woche im Einsatz und anfangs war er auch live mit unterwegs. Ansonsten alles top. Das Ding müsste so Anfang 2000er gebaut worden sein. Also auch schon um die 20 Jahre alt. Alle anderen Röhren wurden bisher nicht getauscht und hatten noch über 90% als die eine kaputt ging. Von daher… so lange müssen andere Amps erst einmal halten.

 

[beate]

Wie zuverlässig sind eignetlich 300W Amps?

Genauso zuverlässig wie kleinere Amps, wenn sie genauso gut konstruiert sind.

Wichtig ist eine gute Belüftung, und sehr hilfreich sind einzeln einstellbare Röhren. Dann kann man die nämlich auch einzeln austauschen, falls mal eine ein Problem haben sollte. Die Wahrscheinlichkeit für den Ausfall einer einzelnen Röhre ist bei 6 Stück halt nun mal ein bisserl größer als bei 2 Stück.
Ach so: Endstufenzerre mag ja spannend klingen - aber nicht alle Geräte sind darauf ausgelegt. Damit das klappt, müssen die Schirmgitterströme sauber begrenzt werden. Wichtig, wenn man alte Tanzmucker-PAs und ähnliches als Bassamp nutzen möchte.

Bisher hatte ich folgende Probleme:

Fender Twin Reverb, 4 6L6GC: "klingende" Endröhren, also Mikrofonie. Auch nach dem Röhrentausch - das Problem waren also nicht die Röhren.

Dynacord Eminent 2 - eine Endröhre. Darf sie nach mehr als einem halben Jahrhundert auch. Sie ließ sich durch Nachstellen des BIAS noch ein paar Jahre länger nutzen. Jetzt scheint sie aber tatsächlich fällig zu sein.

Echolette M40: da waren mal ein paar Schirmgitterwiderstände durch; die Endröhren haben dann kurzzeitig rote Bäckchen bekommen. Sie scheinen es aber überlebt zu haben. Ich hatte der Kiste vorsichtshalber neue Röhren spendiert, vermute aber, dass die alten noch tun.

Dynacord G-2000: da weiß ich nicht, wie alt die Röhren wirklich sind. Aber sie haben ebenfalls schon Jahrzehnte auf dem Buckel. Seit dem Umbau sind zwei Endröhren ausgefallen. Uralte, abgenutzte Exemplare, die ich einzeln ersetzt hatte. Durch uralte, nicht ganz so abgenutzte Exemplare.

Mit anderen Worten: über Unzuverlässigkeit kann ich mich nun wirklich nicht beklagen. Auch nicht in den großen Kisten. Und wenn eine der Kisten 6 Endröhren hätte, wäre das auch nicht viel anders. Aber wie gesagt: alles Geräte mit Bias für jede Röhre einzeln.

 

[E-A-D-G]

Mein 78er SVT, damals neu gekauft, war oft genug kaputt. Ich denke mal, ich hatte einfach Pech mit dem Teil, trotz Made in USA.
Es sind elektrische Geräte, und die können nun mal kaputt gehen. Und wenn man Pech hat, dann hat man einfach Pech damit. So ähnlich wie der 6er im Lotto, nur anders herum.

 

[whitewater]

Wann werden Neugeräte reparaturanfällg, wenn man z.B. 2x im Monat mal 2 Stunden lang halb bis drei viertel aufdreht, sprich der Amp tatsächlich elektrische Arbeit verrichten muß?

Bei einem solchen Nutzungsprofil in der Größenordnung 30-50 Jahre. Respektive, es werden dieselben Probleme in etwa nach der selben Zeit auftreten, wie auch bei Transistoramps, nämlich kratzende Potis und nachlassende Koppel-Cs.
Ein Risiko besteht allerdings, wenn Du zwischen den 2x im Monat den Amp jeden Tag 5-10 mal an und ausschaltest, um ein wenig rumzudaddeln, auch wenn da keine wirklich "elektrische Arbeit" stattfindet, die Heizdrähte nehmen das jeweilige Hochheizen und wieder Abkühlen durchaus wahr.
Und natürlich sind die grossen Massen bei den Trafos, aber auch die Röhren etwas anfälliger gegen wirklich grobe Erschütterungen (also was so der durchschnittliche DHL oder Hermes-Bote an Methoden kennt).

 

[whitewater]

Ehrlich gesagt finde ich die Diskussion um die wartungsintensiven Röhrenamps etwas übertrieben.

Habe einen SVT CL, da war bisher eine Röhre mal durch in den letzten 8 Jahren. Wurde dann als Paar ausgetauscht.

Der Amp ist eigentlich jede Woche im Einsatz und anfangs war er auch live mit unterwegs. Ansonsten alles top. Das Ding müsste so Anfang 2000er gebaut worden sein. Also auch schon um die 20 Jahre alt. Alle anderen Röhren wurden bisher nicht getauscht und hatten noch über 90% als die eine kaputt ging. Von daher… so lange müssen andere Amps erst einmal halten.

Eben. Da sollte man auch mal mitrechnen, daß die Röhrenamps aus den "goldenen" 60er und 70ern inzwischen 50 Jahre im Einsatz sind. Da sind viele Transen zwischenzeitlich einfach wegen GAS kombiniert mit Platzmangel auf dem Müll gelandet.

 

[ojutan]

Danke für eure Tips. Hat mir schon mal sehr geholfen.

 

[cfortner]

Ich habe vorsichtshalber immer einen Transistoramp mit dabei, einmal ist mit der TE VA350 verreckt, da hat er den Gig gerettet.

Ansonsten: Vorsichtig transportieren, dann halten die ewig, wenn man kein Montagsmodell hat.

Und oft werden Probleme garnicht durch die Endröhren, sondern durch ausgetrocknete Koppel-Cs verursacht. Also erst checken (lassen), dann tauschen.

 

[whitewater]

Und oft werden Probleme garnicht durch die Endröhren, sondern durch ausgetrocknete Koppel-Cs verursacht. Also erst checken (lassen), dann tauschen.

Oder auch durch platzende Netzteil-Elkos. Gibt so einen schönen Rauchpilz über dem Gerät

 

[beate]

Wobei die das meistens schon Jahre vorher ankündigen. Und dazu reicht sogar eine Sichtprüfung.

 

[sandmann]

Ich besitze seit circa zehn Jahren einen Fender Super Bassman, der funktioniert ohne jedes Problem. Da stellen sich die Röhren aber auch selbst ein, keine Ahnung, ob das viel ausmacht.

 

[E-A-D-G]

Ich habe vorsichtshalber immer einen Transistoramp mit dabei, einmal ist mit der TE VA350 verreckt, da hat er den Gig gerettet.

Mein SVT war zwar ziemlich oft kaputt, aber komischerweise nie auf der Bühne.
Ironie des Schicksals, der einzige Amp der mich jemals in Stich gelassen hat, auf der Bühne, das war ein TE Transistoramp. Letztes Jahr im Sommer.
Ersatzamp? Nö, wozu!
Die Lösung? Bass direkt in's Pult und Sound auf die Monitore.
Und selbst ohne Monitore würde ich quasi im Blindflug weiterspielen, etwas "Sound" drücken die Pa-Boxen doch eigentlich immer auf die Bühne zurück.

 

[jensenmann]

Der einzige Röhrenamp, der mir jemals auf der Bühne gestorben ist, war mein Hiwatt von 1976. Dem hatte ich in der Woche davor komplett neue Elkos spendiert. Leider war eines der neuen(!) Elkos kaputt und gab nach 10min spielen den Geist auf. Der Gig ging trotzdem locker rum weil ich hinten neben dem Schlagzeuger stand und der genug Bass auf dem Drumfill hatte, so daß ich mich satt hören konnte.

Wenn ich genauer drüber nachdenke, dann hatte ich bestenfalls alle 10 Jahre mal einen defekten Röhrenamp. 1x der Hiwatt, 1x der B15 (im Studio) und 1x der Bassman 135 (auch im Studio). Bei letzteren beiden war es jeweils eine Vorstufenröhre. Mein alter 1970er SVT war ein Import aus USA und musste für unsere Netzspannung umgebaut werden. Der hat zu Anfang gezickt und hat mehrere Anläufe gebraucht, bis er gerichtet war und zuverlässig gespielt hat. Ab da habe ich hunderte von Gigs mit ihm gespielt. U.a. war er mehrere Jahre im Bandbus und wurde über Europas Schotterpisten geschippert. Bei meinen anderen, nicht-Röhren Amps (SWR SM400 und Trace AH600SMX), mit denen ich ebenso viele Gigs gespielt habe, war auch mal was kaputt (SWR:Endstufe gestorben, Trace: Kabel abgerissen). Von daher kann ich aus meiner Erfahrung heraus nicht sagen, daß Vollröhrenamps weniger zuverlässig sind.