"Zurechtschubsen" beim recording

fiss-a-wiss

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Hallo beisammen,

ich spiele gerade zuhause die Bass-Spuren ein für die nächste CD eines Projektes, von dem ich Teil bin.

Und obwohl ich große Mühe und Sorgfalt darauf verwende, tight und groovig zu spielen und dabei das Ganze auch lebendig klingen zu lassen, ertappe ich mich dabei, wie ich beim Durchhören (und -schauen) einzelne Noten mit dem flex-Werkzeug in logic noch genauer auf die drumbeats ziehe...

Ob das jetzt wirklich sinnvoll ist im Sinne des Endergebnisses, lasse ich mal dahingestellt (bzw ja, es ist sinnvoll, denn der "Producer" ist großer Fan von grid und Genauigkeit - also mache ich es lieber gleich selbst).

Was ich mich frage:

Wie üblich ist es wohl heute bei den Studio-Cracks wie Nathan East, Sean Hurley oder Pino Palladino, dass deren Töne noch zurechtgebogen werden?
Oder spielen die einfach jederzeit so geil und superexakt, dass die "heiligen" Töne nicht angetastet werden?

Gibt es da irgendwelche Quellen, Interviews etc., wo so etwas erwähnt wird?
 
Nuja, keine Antwort auf Deine letzte Frage, aber ein Erfahrungsbericht:

1. Vor 15 Jahren hatte ich ne Band. Wir waren total auf Abriss und Groove bedacht, haben das auch bis zum Verecken geprobt, auf der Bühne und bis in die letzte Reihe sind alle gehüpft wie blöd. Bambambabammbabamm! Aufs Maul!

-waren wir gut? Ja, weil wir uns den Arsch aufgerissen haben.

2. So ein Hampelmann erzählt von seinem Studio, wir haben keine Ahnung, aber 500€ für ne Woche.

3. Yeah! Wir haben krass geübt und ballern alles auf den Rechner.

4. Er erzählt von Technik und Microtime und von Metal und überhaupt blaaaaa....

5. Bis heute ne Scheißplatte mit bösem Sound und quantisiert von nem musikalischen Vollkrüppel. Keine Beleidigung, echt.

6. Er wollte mit seinen Studio-Uschis und mir Songs machen (ja, ich kann toll schreiben und singen🙄), sagte dann irgendwann: Musik macht man eh nur für Mösen und Geld.

7. Ich hab das Equipment eingeladen und für ein ganzes Jahr keine Musik gemacht.

Fazit: Mein Homerording klingt schlechter, aber echter. Und wenns groovt, Finger weg. Tolle Produzenten sind sicher Gold wert, aber drittklassige Mischer, die sich aufspielen, dürfen direkt die Fresse halten.
Jaaaa, sorry.
 
Ich bin mir fast sicher dass da bei jedem noch so krassen Musiker zurechtgerückt wird. Als Auftragsbassist habe ich bisher zwei Herangehensweisen kennengelernt:
- Mehrmals auf Teufel komm raus das ganze Stück
- Einzelne Stellen einspielen und zusammenbasteln.

Niemand versucht heutzutage mehr perfekte Takes abzuliefern und selbst wenn man ich mal einen Onetake geschossen habe, haben wir meistens trotzdem noch einen Safety Track aufgenommen. Ich bin auch immer wieder erstaunt, was man alles noch nachträglich korrigieren kann ohne dass man es nachher hört!

Edith: Groove lebt allerdings von Ungenauigkeiten, da gebe ich Nasenbär zu 100% recht!
 
Japp. Onetakes! War ich stolz auf meine...
Aber einzelne Parts aufnehmen und Töne schubsen ist was anderes.
Ich find ja die Technik toll, mach viel Techno und HipHop und übernehm alle Technik in Rock. Aber man will doch als Basser auf der Platte den Lauf hören, nicht gesamplete Einzeltöne:O!
 
f_luxus schrieb:
I Groove lebt allerdings von Ungenauigkeiten, da gebe ich Nasenbär zu 100% recht!
Zum Vergrößern anklicken....

Absolut - da stimme ich mit euch überein.

Der Bandchef und gleichzeitig Producer leider nicht... die live-drums dieser Produktion kommen zum Teil aus USA und Italien und sind teilweise von echten Cracks gespielt.
Aber er (der Chef) lässt sie "sicherheitshalber" nochmal durch Beat Detective laufen, damit alles schön "on the grid" ist :rolleyes:

Zu seiner Verteidigung muss ich auch sagen, dass meistens noch loops mitlaufen - so hat er das jedenfalls gerechtfertigt :bier:

Was er letztendlich mit meinen Bass-Spuren veranstaltet, hab ich nicht in der Hand, aber immerhin spiele ich ja schon zu den zurechtgerückten drums und ich gebe mich der Hoffnung hin, dass meine takes mehr oder weniger so bleiben... :cool:
 
Wenn ein Take super ist und irgendwo ne Gurke dabei ist wird geschoben oder die Stelle aus einem anderen Take reinkopiert. Gerade letzteres ist ja nicht „gelogen“!
Aber dennoch ist es dann krass, wie gut manche Aufnahmen gespielt sind und es ist klar, daß es damals mit Bandmaschine aufgenommen wurde. Schneiden konnte man allerdings auch schon „vor Komputer“. Deutsche Grammophon (Karajan)- da sind oft mehrere Schnitte im Takt!
H
 
Ich bin da nicht so Freund von. Muss ich auch nicht, da ich eher räudige Musik mache.
Wir haben dadurch, dass wir die Basic Tracks mit drei Instrumenten in einem kleinen Raum live einspielen, so viel bleed auf den Mikros, dass das eh nicht so gut geht.
Aber hey...wenn wir‘s könnten und die Zeit hätten, würden wir sicher auch flicken.
 
Ich habe mich mal mit einem Studiobesitzer bei einer Kaffeepause unterhalten, der schon die etwas bekannteren Metal Bands produziert hat und da kamen wir auf das Thema. Er meinte es wird immer gschoben und gerückt....
 

Sichere Quellen wird es wohl wenige, wenn überhaupt geben.
Von Pino Palladino gibt es einige Youtube video von Recording Sessions. Seine Lines sind auch so auf dem Endprodukt zu hören. Ich meine, wer Palladino für eine Session holt wie auch seinen Flow hören und der ist sicher nicht robotic.
Nathan East ist eine Bassmaschine, der kann sich selbst quantisieren, wenn es verlangt wird.

Am Schluss kommt es natürlich auf die Musik und die Kundschaft an.
Wobei die Kundschaft überraschend flexibel ist wenn das Endprodukt schlüssig ist. Wem hilft es, wie beim Bauklötzchen bauen, alles schön aufeinander zu stapeln ? Dem Sound, dem Groove?
Was ist in deinem Fall z.B. groovig?
Groove ist kein Mojo, Groove ist, wenn es zur Musik passt.

Ein schönes Beispiel für beides ist für mich "master of puppets" von Metallica. Die Gitarre und Drums sitzen wie festgedübelt aufeinander, während der Bass fröhlich vor sich hin eiert.
Genau diese Lebendigkeit wurde beim Nachfolger schmerzlich vermisst.

Während 95 % der Metalbands mit der Lupe vor dem Monitor sitzen, spielt die erfolgreichste Metalband Iron Maiden nach dem Motto, wer zuerst fertig ist, holt schonmal Bier.
 
franzmann schrieb:
Wenn man Zeit sparen viel kann man einzelne Töne schubsen, aber alles aufs Grid kann den Groove töten.
Beispiel:

YMMV.
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Sehr schönes Beispiel.
Ich hab's gegen Ende meiner Homerecording-Karriere genau anders herum gemacht. Drums auf's Grid programmiert und dann mit viel Handarbeit meine Live-Standardmacken reingeschoben.
Erster Bassdrum Hit von schnellen Doppelschlägen verschluckt, beim Ref leicht angezogen, dezente Temposteigerung über den Song, bei Snarewirbeln links Rimshot und rechts nicht immer und die Becken trifft man auch nicht ständig optimal.

Heidenarbeit, aber hinterher ging's.

Freulein schrieb:
Während 95 % der Metalbands mit der Lupe vor dem Monitor sitzen, spielt die erfolgreichste Metalband Iron Maiden nach dem Motto, wer zuerst fertig ist, holt schonmal Bier.
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Zitat Gers: "Fror me, a Klicktrack kills music." Zumindest sinngemäß.
 
Vermutlich wird es auf der Erde keinen Musiker geben, der 100% perfekt auf den Beat spielen kann. Auch bei den allerbesten wird man man am PC minimale Timingschwankungen sehen. Aber man hört sie nicht bzw. sie klingen musikalisch. Wenn man hinterher jede Note 100% auf den Punkt zieht, kann man auch gleich alles mit Samples und Sequenzer einspielen. Wird bei vielen Produktionen ja mittlerweile auch so gemacht. Da stellt sich mir die Frage, warum man dann überhaupt noch ins Studio geht; um eine 100%ig perfekte und klinisch tote Produktion zu erstellen ? Dazu braucht man keine Musiker.
 
ich spiel dann für unsere nächsten 500 welthits schon mal meine 24 noten ein.



wow, that was easy...
 
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