Wie bei der Firma Probenraum organisieren?

[Stachelrochen]

Ich hoffe auf eure Erfahrung, wie man bei seinem Arbeitgeber einen Probenraum erlaubt bekommt.

Ich habe in den letzten Monaten auf der Arbeit so penetrant meine Begeisterung für Bass und Musik machen Kund getan, dass ich tatsächlich Kollegen für die Gründung einer Band zusammen bekommen habe. Mit zweimonatiger Suche mit Flyern und so sogar einen Drummer, was mir keiner zugetraut hat.

Und jetzt scheitert diese hoffnungsvolle Band in spe daran, dass unser Arbeitgeber uns angeblich keinen Probenraum zur Verfügung stellen kann, weil das gegen Brandschutz und Zutrittsregelung verstößt.
Dabei hat er etliche Bürogebäude über die Stadt verteilt, dass da bestimmt was ginge.

Habt ihr auch solche Hürden gehabt?
Und irgendwie genommen?

 

[Gast61796]

Habt ihr auch solche Hürden gehabt?

Auf jeden Fall. Wir hatten letztes Jahre auf unserer Intensivstation mehrere Stunden ein ganzes Zimmer frei - trotzdem wurde uns vehement verwehrt den Raum zum Proben zu nutzen. Die gemütliche Atmosphäre und die Anzahl der Steckdosen hätte uns sehr zugesagt... nunja.

Und irgendwie genommen?

Ich trenne lieber Beruf und Vergnügen - dann kann man auch mal im Krankenschein proben... allerdings ohne Bier

 

[Stratitis]

Wir haben das Glück, von unserer Firma eine ungenutzte Etage in einem unserer Bürogebäude für die Firmen-Bigband nutzen zu dürfen.
Wir sind aber angewiesen, grundsätzlich alle elektrischen Geräte, die kein Prüfzeichen der Elektrofachkraft haben, vom Stromnetz zu trennen, weil hier die Regeln für ortsveränderliche Geräte im gewerblichen Bereich gelten. Geräte, die keine allpolige Abschaltung haben, müssen vom Netz getrennt werden. Rauchverbot im Gebäude ist klar und das übliche Gedöns mit der Alarmanlage und Absprache mit dem Wachdienst, wenn's mal länger wie 21:00 wird...
Problem ist hier nur immer der Schlüssel. Wir haben für die gesamte Truppe (16 Musiker) 2 Schlüssel genehmigt bekommen, für die die Unterzeichner geradestehen müssen. Es wäre auch unklug, hier durch versiffte Räume nach Saufgelagen aufzufallen...
Egal.. dafür schwelgen wir in dem Luxus, einen 40m2 großen Übungsraum mit Zentralheizung und Kühlschrank zu haben und dazu noch diverse Nebenräume, wo sich das Blech warmspielen kann. Da es sich um Büroräume handelt, ist dei Akustik auch schön neutral und angenehm.

Für die Rockband haben wir das genaue Gegenteil. Ex-Kaserne, unbeheizt, schlecht isoliert, voll Rock'n Roll , scheiss Akustik, aber da können wir tun und lassen, wann und wie wir wollen... Dafür kostet er halt 130€ im Monat...

 

[claudio]

Ciao @Stachelrochen

mit Zugeständnissen ging das sogar bei meinem früheren Arbeitgeber, einer Bank. Wir durften den Raum gratis nutzen und hatten dafür als Auflage zwei bis vier einstündige Auftritte pro Jahr den Sommer durch auf der Kantinenterrasse gratis zu leisten (Essen und Getränk waren dafür frei). Auch wir mussten alle Elektrogeräte nach Gebrauch vom Netz ausstöpseln, das ist häufig Vorschrift in eigentlich gewerblich genutzen Räumen, "allphasige Trennung" genannt.

Nicht Mitarbeiter wurden auf einer Liste erfasst, mussten eine Ausweiskopie hinterlegen und durften in Begleitung eines Internen ins Gebäude rein und raus. Bei Subs wurde es dann immer ein wenig kompliziert, ging aber auch

Gruss
claudio

 

[aptu]

Wir hatten ebenfalls seinerzeit den Arbeitgeber mit dem Angebot auf Firmenparties zu spielen gelockt - und mit dem Hinweis, dass ne Firmenband den Zusammenhalt unter der Belegschaft fördert und sich somit letztlich günstig auf den Laden auswirkt.

Wir hatten ein Konzept vorgelegt, einfach ne Handvoll sauber designter Seiten in einem schmalen Ordner, schön alles in Corporate Design (hey! cooler Bandname!) gestaltet: wer die Mitglieder der Band sind, unsere Ziele (wichtig!), Art der Musik, angepeilte Probenäufigkeit, Sicherheitsaspekte (technisch, Zutritt, etc.), wann kann der erste firmeninterne Auftritt erfolgen, etc. Das Konzept hatten wir dann per Konferenz schön geschickt verkauft, mit vielen schönen Worten...

Und: wir hatten klar gemacht, dass wir als Band keine kommerziellen Interessen hatten, sondern ausschließlich aus Spaß unter Kollegen für Kollegen spielen wollten.

Tja. Damals hab ich aaallerdings getrommelt, nicht gebasst. Hat gewirkt. Also, unsere Vorgehensweise, um nen Raum zu bekommen - nicht etwa meine Trommelei...

 

[Talisker]

Dagobert hätte einfach die Firma gekauft...

 

[aptu]

... und ne Band - ohne Bassisten!


Edith sinniert: ... und würde seinen Neffen aus dessen Hängematte kippen und zum Stage Hand-Dienst verdonnern; Tick, Trick und Track würden begeistert einen Fanclub gründen; Gundel G. würde versuchen, Dagobert die Aufzeichnung seiner ersten selbstgespielten Note zu entwenden; die Panzerknacker - na, wie immer; und Oma Duck würde der Band einen Space Cake backen.

 

[haebbe58]

Das alles betrifft folgende wichtige organisatorische Bereiche:

Brandschutz
Arbeitssicherheit (Health & Safety)
Unternehmenssicherheit (Security)
Versicherungen

und noch einige mehr, das sind jedoch die wichtigsten

Dafür gibt es in größeren Unternehmen jeweils interne oder externe Beauftragte bzw. Berater:
Brandschutzbeauftragter
Arbeitssicherheitsfachkraft
Unternehmenssicherheitsbeauftragter

Mit diesen Beratern/Fachleuten würde ich das erstmal erörtern. Z.B. die Prüfung elektrischer ortsveränderlicher Geräte betrifft sowohl Versicherung, Brandschutz und Arbeitssicherheit, Einbruchsgefahr (evtl. erhöht durch die Musikgeräte) betrifft Unternehmenssicherheit, Lärmbelastung betrifft Arbeitssicherheit, usw.

Durchführung:

Im Prinzip ist es notwendig, dass man für den angedachten Bereich dann eine Gefährdungsanalyse erstellt, die alle o.g. Bereiche abdeckt. Dort werden zuerst Mängel aufgezeigt, dann Massnahmen zur Behebung erarbeitet und dann entschieden, welche Massnahmen zur Behebung geeignet sind. Wenn die dann durchgeführt wurden und erneut eine Analyse stattfand, die keine Mängel mehr aufzeigt, dann kann diese Umgebung/System/Umfeld in Betrieb gehen.

Für die Erstellung einer Gefährdungsanalyse ist er Unternehmer/Inhaber oder Geschäftsführer verantwortlich, o.g. Berater müssen ihn dabei unterstützen.

Da dies einen gehörigen Aufwand darstellt, wenn man alles richtig machen will, lehnen die meisten Bosse solche Anfragen ab.

 

[boeb]

Im Prinzip ist es notwendig, dass man für den angedachten Bereich dann eine Gefährdungsanalyse erstellt, die alle o.g. Bereiche abdeckt. Dort werden zuerst Mängel aufgezeigt, dann Massnahmen zur Behebung erarbeitet und dann entschieden, welche Massnahmen zur Behebung geeignet sind. Wenn die dann durchgeführt wurden und erneut eine Analyse stattfand, die keine Mängel mehr aufzeigt, dann kann diese Umgebung/System/Umfeld in Betrieb gehen.

Ist das noch Rock'n'Roll?

 

[Stratitis]

Das ist der Gewerbestandort Deutschland!
Die Krönung wäre noch eine Lärmbegrenzung der PA nach behördlichen Vorschriften, um keine Gehörschäden zu produzieren und die Umgebung nicht akustisch zu verseuchen.. Je größer der Betrieb, um so schlimmer wird das....

 

[haebbe58]

Ist das noch Rock'n'Roll?

Die Frage ist irrelevant, denn es handelt sich dabei um Gesetze und andere Rechtsvorschriften in DE bzw. EU, die für jeden gewerblichen Bereich gelten. Und jede Firma muss sich somit daran halten. Ob das dann tatsächlich gemacht wird, ist die Entscheidung des Inhabers/Unternehmers/Geschäftsführers, weil der das Risiko trägt. Passiert etwas und er hat sich nicht daran gehalten, kann das bis zum Einwandern in den Knast führen (von saftigen Geldstrafen und Regeressforderungen seitens BG, Versicherung usw. genauso wie vom Erlöschen des Versicherungsschutzes mal ganz abgesehen)

Diskussionen darüber sind also unnötig, weil sie nichts, rein gar nichts daran ändern und erst recht kein Gesetz aufheben können.

 

[claudio]

Das ist der Gewerbestandort Deutschland!
Die Krönung wäre noch eine Lärmbegrenzung der PA nach behördlichen Vorschriften, um keine Gehörschäden zu produzieren und die Umgebung nicht akustisch zu verseuchen.. Je größer der Betrieb, um so schlimmer wird das....

das ist übrigens kein Witz, sowas stand bei uns auch in der Vereinbarung. Kontrolliert wurde allerdings nie, die waren alle auch früher jung und wild nehme ich mal an

 

[boeb]

Die Frage ist irrelevant, denn es handelt sich dabei um Gesetze und andere Rechtsvorschriften in DE bzw. EU, die für jeden gewerblichen Bereich gelten. Und jede Firma muss sich somit daran halten. Ob das dann tatsächlich gemacht wird, ist die Entscheidung des Inhabers/Unternehmers/Geschäftsführers, weil der das Risiko trägt. Passiert etwas und er hat sich nicht daran gehalten, kann das bis zum Einwandern in den Knast führen (von saftigen Geldstrafen und Regeressforderungen seitens BG, Versicherung usw. genauso wie vom Erlöschen des Versicherungsschutzes mal ganz abgesehen)

Diskussionen darüber sind also unnötig, weil sie nichts, rein gar nichts daran ändern und erst recht kein Gesetz aufheben können.

Das ist mir schon klar.

Aber trotzdem...



Und noch eins...

 

[haebbe58]

Das ist der Gewerbestandort Deutschland!

nicht nur ... ist eigentlich überall in der EU so, wird nur nicht überall so rigoros umgesetzt ... in manchen Ländern aber sogar noch rigoroser ... z.B. UK und Skandinavien

 

[Talisker]

Man könnte das Risiko ganz pragmatisch aber auch durch einen (Unter-) Mietvertrag auf die Gesellschafter einer noch zu gründenden RocknRoll GbR abwälzen.

 

[haebbe58]

Man könnte das Risiko ganz pragmatisch aber auch durch einen (Unter-) Mietvertrag auf die Gesellschafter einer noch zu gründenden RocknRoll GbR abwälzen.

Ja, kann man schon, aber ganz raus kommt der Unternehmer/Inhaber trotzdem nie ... da er zumindest für die Sicherheit und Funktion aller festen Einrichtungen (Zugänge, Verkehrwege, Beleuchtung, Brandschutz, ... ) verantwortlich bleibt ...

 

[Fonzarelli]

Das ist der Gewerbestandort Deutschland!
Die Krönung wäre noch eine Lärmbegrenzung der PA nach behördlichen Vorschriften, um keine Gehörschäden zu produzieren und die Umgebung nicht akustisch zu verseuchen.. Je größer der Betrieb, um so schlimmer wird das....

Meinst Du echt in irgendeinem anderen Land der 1. Welt sind die Gewerbevorschriften wesentlich lockerer?

 

[Stratitis]

Den Anwaltskanzleien, Versicherungen und BGs sei dank!

Dazu kommt ja auch noch, dass man in den Räumlichkeiten keine Fluchtwege verstellen darf (logisch) oder auch irgendwelche Kabel im Proberaum nicht so herumliegen dürfen, dass da irgendeiner drüber stolpern könnte. Nachher verheddert sich noch ne Putzfrau drin...
Die Sicherheitsfachkraft stellt dann auch noch fest, dass nix gefährlich lose rumsteht und gesichert ist.

Aber was nimmt man nicht alles für einen großen, wohltemperierten Raum in Kauf...

Unsere Firma ist da schon ein wenig übergenau... Ich kann mich noch an den letzten Gala-Auftritt in unserer großen Aula erinnern, wo die Sicherheitstante mit einm Phonmessgerät rumlief und feststellte, dass es in der Tischreihe vor der Band doch etwas laut war (da stand das Blech... )
Das ist halt die Kröte, die wir für den Firmenproberaum schlucken müssen... Auf Events als Big Band zur Verfügung stehen...
Dafür löhnen sie wenigstens einen professionellen Dirigenten für unsere Truppe

 

[MauMau]

Ach du Schei...!

Ist das noch Rock'n'Roll?

Sicher nicht!

Man könnte das Risiko ganz pragmatisch aber auch durch einen (Unter-) Mietvertrag auf die Gesellschafter einer noch zu gründenden RocknRoll GbR abwälzen.

Wär nicht RocknRoll GmbH besser? Mal einen RocknRoll-Fachanwalt fragen...

da können wir tun und lassen, wann und wie wir wollen... Dafür kostet er halt 130€ im Monat...

Das ist ein echtes Schnäppchen und eh die viel bessere Lösung imho.

 

[fmm]

Das ist der Gewerbestandort Deutschland!
Die Krönung wäre noch eine Lärmbegrenzung der PA nach behördlichen Vorschriften, um keine Gehörschäden zu produzieren und die Umgebung nicht akustisch zu verseuchen.. Je größer der Betrieb, um so schlimmer wird das....

Yep.
Sogar die Bereiche, in denen sich eine Tür öffnet werden mit Sicherhheitsstreifen auf dem Boden markiert.
Es handelt sich dabei übrigens um ganz normale Bürotüren.