Walking Bass: C#m (jazz-artig)

[bandchef]

Hi Leute,

ich brauch für einen Song von uns eine Walking Bassline in folgender Struktur:

C#m7 | % | % | % | F#m7 | % | % | % | C#m7 | % | % | % | A7 | % | G#7 | %

Erster Ton soll/muss ja anscheinend immer der Grundton des jeweiligen Akkords sein, der dritte Ton einer der drei überbleibenden Akkordtöne (beim C#m7 also E, G# und H). Töne auf der Zählzeit 2 und 4 "Fülltöne". Es muss aber doch auch in den drei weitern Takten die in C#m7 laufen, möglich sein, als ersten Ton auf Zählzeit 1 nicht "wieder nur" das C# (wegen C#m7) zu spielen, oder?
Alles was ich mir so zusammengebaut habe, klingt aber mehr oder weniger beschissen; irgendwie.

Habt ihr Ideen?

 

[MRoyce]

So strikt immer Grundton auf die 1 wird bei sowas wirklich schnell öde. Von daher:
1. Ruhig mal einen Takt auf der 7 anfangen und chromatisch hochlaufen
2. Von der 5 runter auf den Grundton
3. Von der 5 chromatisch runter zur Terz, den nächsten Takt auf dem Grundton beginnen

 

[bandchef]

Vielen Dank für deine Antwort.

Was bedeutet in deinem Kontext 5 und 7? 5. Stufe, 7. Stufe?

Das bedeutet bei C#m7 (C# - D# - E - F# - G# - A - B - C# ) dann also von G# runter auf das C# bzw. von H rauf auf C#? Gerade von H rauf auf C# bringt aber nicht viel Abwechslung, weil da ja im Endeffekt nur ein C als Zwischenton dazwischen ist, oder?

 

[mike_bass]

Hallo!

Die erwähnten Regeln machen zwar Sinn und sind gute Anhaltspunkte für‘s Erlernen von Walking-Bass, nach kurzer Zeit oder bei bestimmten Formen klingt das jedoch schnell langweilig. Außerdem entspricht diese Denkweise dem Jazz als Genre nicht im Geringsten und das merkt man.

Die gespielte Alkordfolge ist ein Moll-Blues. Am besten man hört sich von den Legenden an, wie man da drüber spielen kann(!).

Also meine Vorschläge: Mr. P.C oder Stolen Moments anhören und dann einige Linien in deine Tonart legen. Ein gutes Beispiel für Walking Lines über einen Akkord der wirklich lange liegt wäre ‚So What‘.

Also, anhören, Transkribieren und aufsaugen und dir zu eigen machen, so geht‘s am besten!

Viel Spaß,
Michael

EDIT:







....ist denk ich alles von Paul Chambers gespielt. Timing/Phrasing und die gespielten Linien kann man mit gutem Gewissen (wenn man mag 1 zu 1) in sein Spiel übernehmen, da dran gibt's nichts zu rütteln.

 

[soul 24-7]

mike_bass hat natürlich grundsätzlich völlig Recht: Genauso geht es!
Aber da bandchef die Basslinie vermutlich eher jetzt als in ein paar Monaten oder Jahren braucht, habe ich mal notiert, wie so eine Linie bei mir klingen könnte.

Wenn Akkorde länger liegen bleiben, nehme ich mir schon mal Freiheiten heraus und baue quasi weitere Akkorde ein - die habe ich im Sheet in Klammern gesetzt. Vielleicht hilft Dir das ja weiter.

 

[mike_bass]

Und nicht vergessen: man darf Töne auch doppelt spielen und kann auch mal halbe Noten einbauen!

Gerade wenn es darum geht einen schönen Bogen (Dynamik) zu spannen, bietet es sich an Rhythmik und Tonmaterial zunächst rudimentär zu halten, das lässt dann die Linien mit wechselnden Tönen anders (stärker) dastehen.

Takteweise nur Grundtöne zu spielen kann auch reizvoll sein.

Wenn ihr schon länger in der Form seid und es zur Sache geht (das muss man spüren und die Mitmusiker sollten Sattelfest sein) trau dich, und spiel einen Pedalton auf der 5 Stufe (also G#), zum Beispiel über die letzen 2 Takte und noch über die ersten 2, dann erst zurück auf den C#m7. Man kann auch über die ersten 12 Takte ein C# Pedal legen oder ein Ostinato bauen.

Mir würden jetzt Seitenweise Variationsmöglichkeiten einfallen, das schöne daran ist, dass einfach nichts passieren kann und man niemanden wehtut, wenn man sich aus dem Fenster lehnt.

 

[Drop2]

Hi Leute,

ich brauch für einen Song von uns eine Walking Bassline in folgender Struktur:

C#m7 | % | % | % | F#m7 | % | % | % | C#m7 | % | % | % | A7 | % | G#7 | %

Erster Ton soll/muss ja anscheinend immer der Grundton des jeweiligen Akkords sein,

Du liegst teils richtig. Bei Harmoniewechsel MUSS der Grundton auf die Eins.
Wenn die Harmonie aber über mehrere Takte bleibt, wie in Deinem Beispiel, kann man auf der Eins der folgenden Takte auch einen anderen Akkordton, z.B. Terz oder Quinte spielen.
Wichtig ist dass Du diese Eckpunkte (die Eins) immer logisch ansteuerst.

Dein Beispiel sind übrigens die Changes von Coltrane's Blues EQUINOX. Dieses Stück steht tatsächlich in C# Moll. Leider spielt der Bassist Steve Davis keinen Walking Bass sondern das Vamp des Intros.

 

[bandchef]

Hey vielen lieben Dank! Ihr seid ja der Wahnsinn. Ich schau mir das Material gut an und werd dann versuchen eine Mischung von beiden zu kreieren!

Vielen lieben Dank!

 

[jaco1972]

Mein Beitrag zum Thema Equinox.
Im nächsten Jahr haben wir schon 20jähriges Bandjubiläum.

 

[soul 24-7]

Bei Harmoniewechsel MUSS der Grundton auf die Eins.

Das ist ein Fall für Radio Eriwan: Im Prinzip ja... In der Regel wird es zwar genau so sein, aber ich kenne viele Ausnahmen davon, bei denen auch bei einem Akkordwechsel nicht der Grundton auf der Eins gespielt wird. Die Terz oder Quinte können ebenso gut gespielt werden und je nach Kontext hätte ich auch kein Problem damit, etwas ganz anderes zu spielen - zB einen oder mehrere chromatic approach notes, die zum Grundton (oder zu einem anderen Akkordton) hinführen. Es kommt immer darauf an, wie man es verpackt bzw. die Linie fortführt.

Aber um einen Einstieg ins Thema Walking Bass zu bekommen, ist die Regel schon gut

 

[Drop2]

... aber ich kenne viele Ausnahmen davon, bei denen auch bei einem Akkordwechsel nicht der Grundton auf der Eins gespielt wird. Die Terz oder Quinte können ebenso gut gespielt werden und je nach Kontext hätte ich auch kein Problem damit, etwas ganz anderes zu spielen - zB einen oder mehrere chromatic approach notes, die zum Grundton (oder zu einem anderen Akkordton) hinführen.

Das sind natürlich ohne Zweifel Informationen die für einen Einsteiger zunächst wenig Bedeutung haben.

Weiterhin gilt:
Wird bei einem Akkordwechsel die Terz im Bass gespielt nennt man diesen Akkord Sextakkord, bzw. bei Vierklängen Quintsextakkord (z.B. C/E bzw. C7/E)
Und wird bei einem Akkordwechsel die Qinte im Bass gespielt nennt man diesen Akkord Quartsextakkord, bzw. Terzquartakkord (z.B. C/G bzw. C7/G)
Dies ist immer dann sinnvollerweise zu spielen wenn's im Leadsheet steht.

 

[soul 24-7]

Das sind natürlich ohne Zweifel Informationen die für einen Einsteiger zunächst wenig Bedeutung haben.

Völlig richtig, daher ja auch der letzte Satz in meinem Post. Ich finde es nur wichtig, auch Anfängern klar zu machen, dass derartige Regeln super sind, um den Einstieg zu finden, dass sie aber nicht in Stein gemeißelt sind.

 

[Phuxx]

Moin moin! Noch eine Idee (klar, natürlich je nach Zeitdruck vielleicht eh keine Option...):
Mal probiert, z.B. nur den C#m Akkord als Backing laufen zu lassen (selbst eingespielt / Looper / YouTube-Video etc) und einfach mal mit den Akkordtönen zu experimentieren? Vlt sogar zunächst mal nur mit 1-b3-5 oder auch mit 7, noch ohne chromatisches Zeug? Nur so, um ein Feeling für den Klang dieser Töne im Kontext des Akkords zu bekommen? Als eine kleine Sequenz beim Einüben / Ausprobieren solcher Sachen?

Mache ich aktuell verstärkt, hab aber erst recht spät damit angefangen einfach mal zu experimentieren und meinem Ohr da zu vertrauen. Dann wechsel ich ab und zu ins 2-Feel, das entschleunigt noch mal und lässt sich gut mit dem WB kombinieren.

Wie auch immer: gutes Gelingen!

 

[Gast79815]

Ich reduziere das immer auf 3 Regeln:

Erstens: Grundton / Basston auf die 1 - kommt der gleiche Akkord mehrmals hintereinander, reicht die 1 des ersten Taktes; immer auf die 1 ist aber auch dann immer richtig.

Zweitens: Absolut verbotene Note: Durterz im Mollakkord. Der Rest ist Geschmack und Interpretation.

Drittens: Den Grundton des folgenden Akkordes auf keinen Fall vorwegnehmen. Heißt bei deinem Beispiel: Auf die 4 im 4. Takt kein F#. Eine Vorwegnahme des folgenden Grundtones klingt immer nach "da hat sich wer verhaspelt".

Ansonsten: Metronom auf 2 und 4 laufen lassen, üben. Die schönste theoretisch richtige Linie klingt Scheiße, wenn´s nicht groovt.

Amen.

 

[Gast79815]

"Equinox" ist übrigens bis aufs Intro ein ganz normaler 12-Takter, des Kollegen Beispiel hat ein paar Takte mehr. Falls da also Equinox bei rauskommen soll, stimmt dein sheet nicht.