Test Bass-Combo AT Cube 800 von GR BASS – 9,5 Kg für 800 Watt

[Testbass]

Nachdem Markbass durch die Verwendung von Neodymlautsprechern und digitalen Verstärkermodulen den Markt für leichte Basscombos erobert hat, macht derzeit ein weiterer Italiener den nächsten Schritt und reduziert das Gewicht weiter – und zwar durch die Verwendung von Carbon statt Holz für das Gehäuse. Bei Combos will GR BASS so 30-40% Gewichtseinsparung erreichen. Ich konnte nicht widerstehen und habe einen AT Cube 800 gekauft. Der Combo ist mit einem 12er Speaker und einem Hochtöner sowie einer Leistung von 800 Watt (RMS) ausgestattet und wiegt dabei – ganze 9,5 kg!!! Mit Abstand der leichteste Amp seiner Klasse. Meine Eindrücke möchte ich hier mitteilen. Dabei vergleiche ich den Combo mit Amps von Markbass und AER.

Lieferumfang
Der Combo kostet knapp 1.400 € und wird ernsthaft ohne Kabel und Bedienungsanleitung geliefert.

Äußeres
Äußerlich besteht er aus einem Materialmix aus Carbon, Holz mit Tolexbezug und Metallteilen und wirkt damit etwas „zusammengeschustert“. Die kleinen Druckknöpfe und Schieberegler machen auf mich nicht unbedingt einen roadtauglichen Eindruck und auch das dünne Ampblech wirkt billig. Insbesondere der Mute-Taster klemmt etwas. Von einem Amp dieser Preisklasse muss man eigentlich mehr erwarten können.

Sound
Kurz nach dem Einschalten setzt der nach meinem Empfinden recht laute Lüfter ein. Es gibt jedoch einen Minitaster, den man 8 Sekunden lang drücken muss, dann ist der Lüfter aus. Er schaltet sich dann nur noch im Notfall an. Das Ampmodul selbst wird ziemlich warm. Der Grundsound des AT Cube geht für meine Ohren so in Richtung leichter Mittenbetonung, was ich bei einem 12er auch so erwartet habe. Die Vierbandklangregelung arbeitet recht effektiv, insbesondere sind die festen Frequenzen für die beiden mittleren Regler recht gut gewählt. Ich konnte ohne viel Aufwand auf Anhieb eine Reihe unterschiedlichster Sounds einstellen, die mir gut gefielen. Den Hochtöner kann man auf der Rückseite mit einem Taster anpassen. Äußerst positiv fiel mir dabei auf, dass der Hochtöner auch bei voll aufgedrehten Höhen überhaupt nicht rauscht. Crispe, seuselnde Slappsounds oder raumfüllende Fingersounds sind kein Problem. Insgesamt würde ich den Combo soundmäßig als vielseitigen Allrounder bezeichnen.

Vergleich
Die vergleichbaren Markbass-Combos sind in Bezug auf die Ampmodule und deren Regler deutlich stabiler und wesentlich roadtauglicher gebaut. Dagegen hat Markbass im Gegensatz zu GR BASS anscheinend enorme Probleme, nebengeräuschfreie Hochtöner serienübergreifend zu produzieren. Vom Sound her würde ich den GR BASS im Vergleich zu den Markbass 12ern als gutmütiger, flexibler und nicht ganz so mittenbetont beschreiben. Insbesondere für Slapsounds hat mir der GR deutlich besser gefallen.

Vergleichen konnte ich den GR BASS auch mit den AER Amp One und AER Amp Three. Beide AER sind deutlich besser und stabiler verarbeitet. An den verwendeten Tastern ist im Gegensatz zum AT Cube nichts auszusetzen. Bei den AER klingen die Töne deutlich differenzierter, der GR klingt für mich mehr raumfüllend, teilweise im Vergleich zu den AER etwas undifferenziert oder leicht schwammig, insbesondere die H-Saite. Der Effekt ist allerdings nicht so stark, dass es mich stört. Dagegen klingt der GR BASS in den Höhen für mich deutlich besser – beide AER haben halt keinen Hochtöner. Von der Tendenz her fand ich die AER bei Fingersounds besser, beim Slappen dagegen den AT Cube. Interessant war aber auch der Lautstärkevergleich: Ich fand die AER mit 240 Watt nicht leiser als den GR Bass mit 800 Watt. Allerdings kann man beim GR BASS eine weitere Bassbox anschließen, bei den AER nicht (nur Anschluss für aktiven Subwoofer). Mit einer 210er Box ist der GR BASS dann schon etwas lauter.

Das Gewicht, der rauschfreie Hochtöner und der gutmütige flexible Sound lassen mich über die schlechte Qualität der Taster und den spartanischen Lieferumfang hinwegkommen. Ich werde den Amp behalten. Ich denke, die Verwendung von Carbon wird den Markt ziemlich aufmischen.

 

[LaFaro]

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Der Combo kostet knapp 1.400 € und wird recht spartanisch ohne Kabel und Bedienungsanleitung geliefert.
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ohne Strom-Kabel??? Dann muss die Preisgestaltung aber schon "sehr auf Kante genäht" sein.... Vielleicht sollte ich denen mal ein paar von denen schicken, die hier so rumliegen....

 

[Stratitis]

Alles in allem würde mich das nicht von meinem Eich Combo weglocken, auch wenn er mit 14Kg doch deutlich schwerer ist. Dafür wird nix warm und alle Schalter und Regler machen einen sehr hochwertigen Eindruck.

Noch was... Ein Hochtöner rauscht nicht! Das ist die Elektronik davor oder die Weiche ist schlecht konstruiert. So ein Horntweeter kann bis zu 10dB mehr Wirkungsgrad als ein Tieftöner haben. Wenn da der Pegel nicht angepasst, werden die Höhen viel zu schrill und das Amprauschen tritt deutlicher hervor.

 

[Testbass]

Die physikalischen Details sind nicht mein Ding. Ich kanns halt nur vom Klangergebnis her beschreiben.

 

[TheBass]

Schade dass Du den GR nicht mit einem AER Amp Two vergleichen konntest. Den habe ich nämlich. Im Gegensatz zum Amp One mit einem 10er hat der Amp Two nämlich wie der GR einen 12er + HT. Wenn allerdings schon der Amp One mit dem GR mithalten kann, wird der GR mit dem Amp Two vermutlich Schwierigkeiten haben. Der Amp Two hat nochmal ein paar Pfund mehr im Bass. Allerdings auch wortwörtlich. Der Amp Two wiegt satte 23,5kg. Da meiner allerdings wie Flughafenhandgepäck auf vier Rollen mit ausziehbarem Trolleygriff unterwegs ist, spielt das Gewicht keine grosse Rolle mehr.

 

[Testbass]

Das glaub ich gerne. Die AER One und Three würden mit Hochtöner sicher auch super klingen. Allein wegen des Sounds hätte ich den AT Cube auch nicht gekauft. Aber für 9,5 kg bin ich dann schon zu Kompromissen bereit. Beim Sound tut das hier nicht weh, eher bei der Verarbeitungs- bzw. Materialqualität.

 

[Gast78358]

Vielen Dank für deinen Bericht!! Ich hatte auch schon ein Auge geworfen auf diese neuen Italiener, weil kleiner und leichter noch besser ist als klein und leicht. Soeben ist das Interesse verflogen, weil:

die schlechte Qualität der Taster und den spartanischen Lieferumfang

Das ist eher ein schlechter Witz in dieser Preisklasse. Die von mir aus anderen Gründen nicht gemochten Markbassgeräte sind mechanisch gut konstruiert, AER sowieso.

Materialmix aus Carbon, Holz mit Tolexbezug und Metallteilen und wirkt damit etwas „zusammengeschustert“

Ich würde mit sowas nicht auf die Bühne gehen. Als Corona-Amp ist das aber zweitrangig, man geht im Moment ohnehin kaum auf die Bühne.

der rauschfreie Hochtöner

Stratitis hat es schon gesagt: Hochtöner rauschen nicht, sie übertragen aber das Rauschen, das vorher produziert wurde.

 

[BassPapa]

Wie dünn/dick sollen denn die Carbon-Platten sein ?

 

[Testbass]

Ohne zu messen schätze ich so 1,2 bis 1,5 cm.
Bei den Hälsen konnte sich Carbon ja nicht so durchsetzen. Aber bei den Gehäusen seh ich das anders, das könnte was werden. GR BASS bietet eine 4x10 mit 15 Kg an!

 

[Jogi68]

und wird ernsthaft ohne Kabel und Bedienungsanleitung geliefert.

Hast Du beim Händler nachgefragt? Alles, was ich bislang in der Hand hatte kam selbstverständlich mit Netzkabel und Manual. Klemmende Taster sind mir auch noch nicht untergekommen, hast Du das reklamiert?

 

[Jogi68]

Wie dünn/dick sollen denn die Carbon-Platten sein ?

Die Platten sind dreilagig, zweimal Carbon im Millimeterbereich, dazwischen "Schaum", der gleichzeitig stabilisiert und dämpft.

 

[Testbass]

Hast Du beim Händler nachgefragt? Alles, was ich bislang in der Hand hatte kam selbstverständlich mit Netzkabel und Manual. Klemmende Taster sind mir auch noch nicht untergekommen, hast Du das reklamiert?

Nee, noch nicht. Netzkabel hab ich genug. Und wegen des etwas klemmenden Tasters hab ich eigentlich wenig Hoffnung, dass das bei einem anderen dann in jedem Fall besser ist. Es liegt mehr an den Materialien und der Konstruktion selbst. Ich denk noch ein paar Tage drüber nach, ob ich ihn allein wegen dem Taster austausche.

 

[Jogi68]

Nee, noch nicht. Netzkabel hab ich genug. Und wegen des etwas klemmenden Tasters hab ich eigentlich wenig Hoffnung, dass das bei einem anderen dann in jedem Fall besser ist. Es liegt mehr an den Materialien und der Konstruktion selbst. Ich denk noch ein paar Tage drüber nach, ob ich ihn allein wegen dem Taster austausche.

Wie gesagt: Ist mir noch nicht untergekommen. Kann man ja beim Händler checken.

 

[BassPapa]

Die Platten sind dreilagig, zweimal Carbon im Millimeterbereich, dazwischen "Schaum", der gleichzeitig stabilisiert und dämpft.

Also "Sandwich", Danke.

 

[schatten]

Die Platten sind dreilagig, zweimal Carbon im Millimeterbereich, dazwischen "Schaum", der gleichzeitig stabilisiert und dämpft.

Wirklich Schaum und keine Waben? Ich hätte jetzt eigentlich auf (Nomexpapier-)Wabe getippt. Aber klar, Schaum ist billiger, vor allem, wenn es PVC und kein PMI ist.
Auf jeden Fall hat so ein Sandwich eine ziemlich schlechte Impact-Festigkeit. Einmal vor eine Ecke gesemmelt und man hat ein tiefes Loch in der Platte, wo es bei Holz eine leichte Macke gäbe. Und bei Schaum kann man auch mit stumpfen Gegenständen Dellen erzeugen.
Mich würde ja auch mal interessieren, ob das Laminat wirklich nur aus CFK besteht, oder ob sich unter einer Lage CFK dann doch Glasfaser befindet.

 

[Jogi68]

Ich hätte auch Waben erwartet, war´s aber nicht. Sah nach einlagiger CFK aus, ohne Glasfaserlage drunter. Eckenimpact hab ich mich nicht getraut zu testen...

 

[crystalgreen]

GR AT Cube 800 reduziert das Gewicht weiter … 9,5 kg … mit Abstand der leichteste Amp seiner Klasse … 12er Speaker und Hochtöner sowie einer Leistung von 800 Watt (RMS)

Unter 10 kg sind schon mal eine Ansage. Auch bei den Maßen H 43 x B 40 x T 35 cm ist das ok, obwohl ich mir gerade im Tiefenmaß eine sogar noch schmalere und damit noch leichter tragfähige Combo wünschen würde.

Ich konnte ohne viel Aufwand auf Anhieb eine Reihe unterschiedlichster Sounds einstellen, die mir gut gefielen. … der Hochtöner auch bei voll aufgedrehten Höhen überhaupt nicht rauscht. … hat Markbass im Gegensatz zu GR BASS anscheinend enorme Probleme, nebengeräuschfreie Hochtöner serienübergreifend zu produzieren. Vom Sound her würde ich den GR BASS im Vergleich zu den Markbass 12ern als gutmütiger, flexibler und nicht ganz so mittenbetont beschreiben. … Bei den AER klingen die Töne deutlich differenzierter, der GR klingt für mich mehr raumfüllend, teilweise im Vergleich zu den AER etwas undifferenziert oder leicht schwammig

Eine solche Combo mit 800 Watt hat wahrscheinlich mit dem internen Lautsprecher immer noch eine Leistung von etwa 400 Watt, womit man jedenfalls auf kleineren Gigs und gegenüber einem laut gespielten Flügel gut mithalten könnte und trotzdem nur ein vergleichsweise leichtes Equipment tragen muss.

Alles in allem würde mich das nicht von meinem Eich Combo weglocken, auch wenn er mit 14Kg doch deutlich schwerer ist.

Ich besitze den auch und finde darin bisher den besten Kompromiss zwischen einerseits hervorragender Qualität und Klang gegenüber Gewicht und Größe. Eine noch einmal deutliche Reduktion von Gewicht und Maßen bei gleichzeitig mehr Watts finde ich aber schon auch sehr reizvoll.

Schade dass Du den GR nicht mit einem AER Amp Two vergleichen konntest. Der Amp Two hat nochmal ein paar Pfund mehr im Bass. … Da meiner allerdings wie Flughafenhandgepäck auf vier Rollen mit ausziehbarem Trolleygriff unterwegs ist, spielt das Gewicht keine grosse Rolle mehr.

Der von @Testbass angestellte Vergleich ist halt nur interessant, um eine grobe Einordnung vornehmen zu können. Denn der AER Amp two hat sehr viel größere Maße: 240 W / 8 ohms, H 50 x B 42 x T 35 cm und 23,5 kg. Ok, wenn ein Rollwagen oder Trolley meine Probleme beim Schleppen lösen. Aber hier geht es ja gerade um bestmögliche Tragbarkeit.

Allein wegen des Sounds hätte ich den AT Cube auch nicht gekauft.

Ich hatte auch schon ein Auge geworfen auf diese neuen Italiener, weil kleiner und leichter noch besser ist als klein und leicht. Soeben ist das Interesse verflogen, weil: … Die von mir aus anderen Gründen nicht gemochten Markbassgeräte sind mechanisch gut konstruiert, AER sowieso. Ich würde mit sowas nicht auf die Bühne gehen.

Ich zögere auch, aber der Anfang einer weiteren Verringerung des Gewichts ist gemacht.

Hast Du beim Händler nachgefragt? Alles, was ich bislang in der Hand hatte kam selbstverständlich mit Netzkabel und Manual. Klemmende Taster sind mir auch noch nicht untergekommen, hast Du das reklamiert?

Finde ich einen wichtigen Punkt. Wenn das geklärt wäre, dann wären zwei schwere Kritikpunkte nochmal entschärft (oder auch nicht).

 

[Testbass]

Ich hatte den Amp letztlich doch zurückgehen lassen. Grund waren weitere Verarbeitungsmängel, die ich erst nachträglich entdeckt habe. Der Combo sah hinten ganz anders als auf den Produktfotos aus. Dort waren runde Bassreflexöffnungen, bei mir war aber eine große rechteckige Öffnung. Und es bröselte etwas weißer Staub hinten raus. Ich hab mit nem Smartphone das Innere fotografiert und dabei konnte ich sehen, dass im Innern die Kante einer Sandwichplatte nicht abfurniert war. Von dort kam wohl das weiße Pulver her. Möglicherweise löst sich der Schaum zwischen den Carbonschichten beim Schwingen etwas auf und bröselt dann vor sich hin. Irgendwie kam mich das Ding nachher mehr wie ein Prototyp oder Vorführmodell vor.
Dennoch fand ich das Konzept vielversprechend, auch wenn es nicht so stabil wie Holz ist. Vom Sound und Gewicht her würd ich den Amp jederzeit wieder kaufen, wenn ich sicher sein könnte, dass meiner einfach ein Montagsgerät war. Leider hat sich bei GR-Bass bisher nichts weiterentwickelt und auch andere Hersteller sind noch nicht auf den Zug aufgesprungen. Wird wohl auch mit Corona zusammenhängen.