Runoffgroove Big Daddy (Baubericht und Klangbeispiel)

[walktheline]

Hallo zusammen,

ich hab früher zu aktiven Bandzeiten (also bis ca. 2008/2009) regelmäßig Effekte für mein Gitarren-Effektbrett gebaut - einfaches Zeug, also Zerrer und Booster. Als dann wegen eines Umzugs die Band aufgehört hat, hab ich auch die Bastelei sein lassen. Einen Zerrer, den im Titel genannten Big Daddy (https://runoffgroove.com/grace.html , der zweite Schaltplan weiter unten) hatte ich allerdings davor noch gebaut und nach ein paar Schwierigkeiten zum Laufen gebracht (und sehr viel Hilfe im Musikding-Forum). Nachdem ich jetzt ja meinen Danelectro-Klon baue (Form: Danelectro Hodad, also ein End-90er-Modell aus der Zeit der Wiederbelebung der Marke) und die in den 90ern/2000ern auch Effekte in ihre Instrumente reingepackt haben, dachte ich mir: Warum eigentlich nicht? Soll ja eine Hommage an diese Instrumente werden.

Also, findig den alten Effekt ausgegraben, an die Schaltung gelötet und - nichts. War damals also doch ein Fehler drin? Im Rahmen der Fehlersuche, und weil es so ein einfacher Bauplan ist, hab ich ihn nochmal auf eine neue Lochrasterplatine gelötet und es kam imnmer noch nur ein lautes (sehr lautes! Verstärkung durch einen LM386 ist echt verschärft) Brummen.

Die Lösung: Ich habe mir eine Audio Probe gebaut (ein altes Klinkenkabel gekappt, die Masse an die Effektmasse mit angeschlossen und an den Signalweg einen Kondensator (0,1uF) gelötet). In den Effekt habe ich eine Loop geschickt, dass Signal dran liegt, und dann die Audio Probe in den Amp und mit dem Kondensator als Kontakt durchgeprüft. Ergebnis: Eingangsbuchse nicht richtig angelötet, es kam also nie Signal an den Effekt (*facepalm*). Tja. Das war dann schnell gerichtet. Und danach hat es geklungen, wie es soll!

Fazit: Beim Selbstbau auf jeden Fall Möglichkeiten eruieren, wie man Fehler erkennen kann. Die Audio Probe hat mir dabei sehr geholfen. Hier ein Link für Interessierte: https://www.diystompboxes.com/pedals/debug.html

Ich finde den Effekt ziemlich gut, also auf jeden Fall tauglich als Bass-Effekt. Starke Zerre möglich, Fundament bleibt meiner Einschätzung nach (zuhause über den Übungsamp bzw. ins Focusrite Scarlett) gut erhalten. Für Interessierte lade ich einen Clip hoch, als Anhang. SIgnalkette: Rickenbacker 4001 (beide PUs, Hals leicht zurückgedrehtes Vol), Big Daddy mit Gain ca. 12 Uhr, Focusrite Scarlett, Reaper DAW). Was meint Ihr?

wtl

 

[Axel]

Hört sich gut an. Kernig und definiert aber recht fett.

Ist das die geboostete (mehr Gain) oder gebufferte Variante?

Kannst du uns auch mal mit Gain bei 9 Uhr oder tiefer hören lassen? Kann mir vorstellen, dass das Pedal einen schönen Breakup hat (Knusper-Alarm)

Ich denke mit einem Big Muff Style Tonestack hinten dran könnte das noch geiler und fetter werden (sollte man dann nochmal buffern. Aber muss man nicht. Ich glaube Colorsound hat da immer drauf verzichtet . . . )

. . . oder die geboostete Version nehmen, hinter Booster ein Big Muff Tonestack (ohne Mittenloch) um die Qualität der Zerre zu steuern (in meinem Fall wohl meistens Bässe absenken) und hinten dran ein genau gleich gevoictes um den Klang wieder auszugleichen.

langer Rede kurzer Sinn: ich finde das inspirierend

 

[walktheline]

Danke für die Rückmeldung und die freundlichen Worte, @Axel !
Das ist die Version mit Gain Stage statt Buffer, also mehr Gain. Ein Vergleichs-Sample werde ich gerne aufnehmen, kann dann auch 'volle Kante' gleich zum Vergleich mit aufnehmen. Niedrigster Gain geht für mein Ohr (und natürlich so ohne Band/Backingtrack) eher über Knuspern hinaus, aber ich prüfe und berichte.
Ein Tonestack wäre natürlich cool, aber zum Einbau in den Bass hätte ich auf a) kleine Platine und b) nur einen Regler (Gain) Wert gelegt. Falls ich es nochmal als Pedal aufsetze, würde ich es versuchen, zu maximieren (also mit EQ, mit Überspannungsschutz-Diode und den sonstigen Geschichten, die halt ein Pedal vervollständigen).

Zum Vergleich würde ich auch noch einen Bazz Fuss aufbauen und vergleichen, was mir so als eingebauter Effekt gut taugt. Den hast Du schonmal gebaut, oder?

 

[Axel]

Ich hab ganz übersehen, dass du den als Onboard-Zerrer baust.

Ich glaube wir sind die selbe Art von Depp
Ich bastle gerade an einem einem Bazz Fuss (damit die Antwort: ja. Hab ich schon mal gebaut ) den ich ebenfalls onboard einbaue (hab ein paar Tricks, mit denen ich den auch eher als Preamp verwenden kann als nur ultra-brutal Fuzz). Ich werde bei Gelegenheit berichten.

Hast du schon mal gemessen wieviel Strom der Big Daddy zieht? Meine halb-informierte Schätzung wäre, dass dir der "Power Amp Chip" LM386 die 9v Batterie ziemlich schnell leer macht . . .

 

[Axel]

ein kleiner Tip der in meinen Zerr-Onboard-Preamp auf jeden Fall reinkommt:

bei heftigem Zerren, macht das Tone-Poti deines Basses ja nicht wirklich viel.
schnapp dir ein Stereo-Poti und ersetze eine der Leiterbahnen (gar nicht so schwer. Laschen des Gehäuses aufbiegen, untere Leiterbahn heraus heben und ersetzen), so dass du am Ende folgende zwei Leiterbahnen zur Verfügung hast:

• Bahn A: mit deinen präferierten Werten für ein passives Tone Poti (500/250kOhm, lin/log)
• Bahn B: 47kOhm, linear (Edit: im Original ist es linear. Da sinkt es am Anfang sehr sehr schnell ab. Kann eh passen. Aber gefühlsmäßig ist vielleicht reverse-log besser)

Bahn A verkabelst du wie gewohnt.
Bahn B wird als Teil eines "Stupidly Wonderfull v1" Tonestacks Teil hinten an den Zerrer dran gehängt (u.U. vorm Volume-Pot). Siehe hier für eine Simulation (dreh das Volume Poti in der Simulation ganz auf. Ich hab das brutal hoch angesetzt damit es so ist als wäre es gar nicht da. Original sind 100k).

Das muss wahrscheinlich nicht mal mit auf die Platine. 2 Kabeln zum Poti, Kondensator von Poti zu Erde und gut ist.

bist du passiv, arbeitet das Tone-Poti wie ein normales Tone-Poti.
schaltest du den Zerrer an, nimmt dir das Tonestack auch ganz offen schon mal die (bei Zerren sehr grauslichen) Höhen um 10khz weg. Und je weiter du zu machst, desto dunkler wird auch der Zerr-Sound.

nur ein Vorschlag

 

[Axel]

falls der online Tonestack Calculator jemals offline geht:

 

[bassmeta]

Off topic:

Falls ich bei solchen Orchideen Webseiten Angst habe dass sie offline gehen.
Kopiere ich mir die komplette auf den lokalen Rechner.

wget -mpEk https://example.com

 

[Axel]

eh
hilft dann halt allen anderen nicht

 

[walktheline]

Wow, Axel, das ist mal ausgefuchst! Ich guck mir das an und schaue, ob ich das hinbekomme. Evtl. bau ich zum Vortesten einen Tonpoti ('klassisch') dran und schaue, wie mir das taugt.
Hab heute Morgen eine Banzai-Bestellung abgeschickt, wenn die da ist, mach ich mal einen Bazz Fuss fertig und teste, welcher wohl eingebaut wird. Schräge Fuzz-Sounds find ich nämlich schon gut. Deswegen hab ich mir auch mein Parallel Universe (self-oscillating fuzz) gig-tauglich in ein Gehäuse gepackt. Das hätte leider viel zu viele Potis zum Einbau in ein Instrument...

 

[walktheline]

Hier mal noch mehr Klangbeispiele @Axel - anfangs auf ca. 8 Uhr Gain, dann die zweite Hälfte Gain ganz auf. Zum Vergleich noch ein extra Klangbeispiel für den Rickenbacker ohne Effekt. Die Saiten sind nicht mehr neue Pyramid Gold Roundwounds (hab ich geschenkt bekommen also mussten sie auch mal ran, normal würde ich Rotos oder sowas spielen).

 

[Axel]

Ich glaube statt "Gain auf 8:00 und dann ganz auf" hast du nochmal das Soundfile aus dem Eingangspost hochgeladen

 

[walktheline]

Peinlich... danke für den Hinweis! Jetzt aber das richtige File.
Anmerkung: Ich hab bewusst auch chromatische Läufe gespielt, um zu zeigen, wie es mit der Notendifferenzierung bei dem Effekt aussieht (bzw. ich dacht das wäre vielleicht interessant).

 

[Axel]

Irgendwas mag ich an der Oberton-Struktur. Aber dein 8:00 wäre eher mein 15:00. Im Hoch-Gain Bereich mag ich ihn nicht so gern.

Wenn ich das nächste mal bei Musikding bestelle, lass ich mir so einen kommen und dann schau ich, ob ich aus ihm heraus kitzeln kann, was ich im inneren Ohr höre.
Meine fixe Idee ist (wie oben beschrieben) ein Big-Muff Tonestack davor und eines dahinter einzubauen. Und zwar mit Mitten-Kontrolle.
Je ein Stereo-Poti kontrolliert Tone von beiden (!) Tonestacks und Body von beiden (!) Tonestacks. Aber gegengleich (!). D.h. wenn du Bässe vor der Zerre absenkst, werden sie hinten automatisch wieder angehoben. Wenn du die Mitten vor der Zerre anhebst, werden sie dahinter wieder abgesenkt. In meinem Kopf macht das Sinn (vor allem für dynamisch aggressive Zerre) . . . und ich will einfach hören, was das macht

 

[walktheline]

Klingt von der Konzeption her mega-abgefahren (I like it!), das ist inspirierend!
Wenn Dir die Schaltung zu viel Gain hat, kannst Du ja auch die Grace-Schaltung (also mit dem Buffer) zum Vergleich aufbauen bzw. die Teile gleich mitbestellen.
Ich für meinen Teil muss jetzt ganz schnell (Eile mit Weile?!) den Bass fertigbauen, damit ich das alles klingen hören kann!!!

 

[Axel]

Klingt von der Konzeption her mega-abgefahren (I like it!), das ist inspirierend!

danke. Manchmal würde ich mir wünschen, mein Kopf würde aufhören ständig solche Konzepte auszuhecken

Wenn Dir die Schaltung zu viel Gain hat, kannst Du ja auch die Grace-Schaltung (also mit dem Buffer) zum Vergleich aufbauen bzw. die Teile gleich mitbestellen.

Ich kauf mir mal sicher beides. Allerdings macht der vorgeschaltete Tone-Stack auch schon mal -6db. Das könnte mit Buffer schon wieder fast zu wenig Input sein. Wir werden sehen.

Ich für meinen Teil muss jetzt ganz schnell (Eile mit Weile?!) den Bass fertigbauen, damit ich das alles klingen hören kann!!!

Schlau. Mein Bazz Fuss Projekt ist schon seit Monaten am Steckbrett . . .

 

[walktheline]

Also sowohl an Gitarre als auch an Bass gefällt mir der nach wie vor. Ich müsste mal messen, wie viel Strom der zieht (bzw. googlen wie ich das am besten mache, Multimeter ist ja vorhanden aber ich will ja richtig messen) aber ich bin Fan davon. Hab direkt mal ein völlig verdrehtes Tribut an Dinosaur Jr. damit aufgenommen, aber das ist so lo-fi dass ich es hier eigentlich nicht teilen kann.
Egal: Spaß!