Yo, bei Versandkosten wird gern vergessen die Arbeitszeit und Verpackungsmaterial, möglicherweise noch Wegstrecken zur Poststation zu kalkulieren. Nicht umsonst steht ja bei den Firmen auf der Rechnung "Verpackung und Versand". Die Versandkosten setzten sich also immer aus dem Porto und Zusatzkosten zusammen. Der Privatverkäufer nimmt das Verpacken hingegen oft auf seine Kappe und reicht nur das reine Porto durch (oder erlässt sogar das als Verhandlungsmasse). Das aber als selbstverständlich zu sehen ist falsch.
Stell dir vor, du würdest einen Bass versenden. Reines Porto wäre versichert vielleicht 20 Euro. Jetzt brauchst noch nen großen Karton (gibts so in der Filiale gar nicht), du bastelst dir also ne halbe Stunde was zurecht, Knallfolie, Klebeband, es soll ja sicher ankommen. Dann noch ne Viertelstunde zum Paketshop, auf dem Land manchmal länger, inkl Sprit und eigentlich sogar weiteren Kfz-Kosten. nehmen wir mal 30ct/km), Parkticket Innenstadt, Schlange stehen am Schalter, Rückweg. Betriebswirtschaftlich kalkuliert müsste der Versand dann min 50 Euro kosten! Du hast aber nur das Porto weitergereicht und deinen sonstigen Aufwand musst du strengenommen vom erzielten Verkaufspreis der Ware abziehen.
Und jetzt stell dir vor, du versendest nur ein kleines Pedal, Päckchen haste zuhause, ist in 5 Minuten sicher verpackt. Das Porto kostet auch nur 5 Euro und das Verpackungsmaterial ist auch günstiger. Ansonsten hast du aber einen ähnlichen Fahrt- und Zeitaufwand. Das Pedal für 30 Euro verschenkst du also eigentlich! Sofern du "Time is cash, time is money" verstanden hast und begriffen hast, dass dein PKW kein unzerstörbares perpetuum mobile ist, das für Umme fährt. Ok, mancher wie ich hat vielleicht das Glück den Paketshop fußläufig in 1 Min erreichen zu können oder verbindet sowas mit fälligen Einkäufen, wenn man eh in die Stadt muss und der Käufer (wider Erwarten) bereit ist mal 3 Tage auf sein Paket zu warten. man erwartet heute ja eher "Versand umgehend nach zahlungseingng. Der Käufer überweist online sofort und erwartet dann spätestens am nächsten tag den Versand. hast du an dem Tag gerade nix in der Gegend des Paketshops zu tun, hast du also zusätzlichen Auifwand. Oder man hat nen Dienstwagen und erledigt sowas illergalerweise auf dem Arbeitsweg, da zahlts dann der Chef. Aber grundsätzlich voraussetzen darf man das nicht.
Und jetzt stell dir vor du bist so ein "halbprofessioneller" Ebayer, der jeden Tag ein paar Pakete mit kleiner Marge versendet und nur Porto berechnet. Aber den halben Tag verpackt, jeden Karton und Polsterung für 2 Euro einkaufen muss, dann der Artikel-EK, Kosten/Zeit für die Onlinestellung des Angebots usw. Und dann wundert er sich, warum die kleine Marge am Ende noch kleiner wurde als gedacht und für den Arbeitsaufwand dann nichtmal der gesetzliche Mindestlohn überbleibt.
Und je niedrigpreisiger der Artikel, umso unausgewogener das Verhältnis. Versandhändler preisen die tatsächlichen Kosten bereits in den Artikelpreis ein, haben zudem Rahmenverträge zu unfassbaren Konditionen. Versandkostenfrei gibt es nämlich nicht (genausowenig, wie es dieses "wir schenken Ihnen die MwSt.", wie die Elektronikmärkte ja so gern werben). Auch nicht bei Thomann. Und auch nicht bei Amazon Prime, diese Artikel sind nämlich oft im Grundpreis schon höher, Augenwischerei also. Und das macht den Gebrauchtverkauf günstiger Artikel oft unrentabel, wenn da noch echte Versandkosten zukommen.
Es ist also nicht per se Abzocke, wenn jemand auf das Porto noch was aufschlägt. Ob man das zahlen möchte, muss dann natürlich jeder selber wissen.