Klasse war's. Ist ja leider schon wieder eine Weile her.
Habe gerade die Programm der drei Tage nochmal rausgekramt. So sah "mein Festival" aus:
Freitag:
Steps Ahead waren sehr gut. Hatte ja vorher im Bassprofessor gelesen: Etienne Mbappe spielt tatsächlich mit Handschuhen! Komische Sache, aber er groovte gut.
E.S.T waren ebenfalls (, aber auf ganz andere Art) super. Sehr intensive Musik! Leider haben sie in dem Zelt gespielt, wo's für diese Art von Musik etwas laut hergeht (man hört zwischen den Stücken und bei leisen Passagen die Band in der Halle nebenan und einiges von der angrenzenden Trink-/Fressmeile).
Katie Melua war nicht mein Fall, was den Vorteil hatte, dass wir uns doch entschieden, zu David Sanborn zu gehen. Die Begleitband war ausdrücklich nicht angekündigt, eine Art Überraschung und es war.... Marcus Miller und Band! Das war gut! Marcus Miller hat mehr Fretless gespielt als sonst, hatte nette Soli, Sanborn war halt Sanborn, schneidend im Ton und bluesig. Am besten fand ich, dass Dean Brown (der langjährige Gitarrist von MM) richtig viel Platz bekommen hat. Der Kerl ist sicher verrückt, aber ich finde ihn klasse. Insgesamt wirkte das Konzert relativ ungeprobt und deshalb frisch.
Anschließend Mari Boine, indianisch angehauchter Folk, schöne Stimme, nett. Jedenfalls nett genug, um nicht bei Marcus Miller eigenem Set rechtzeitig zu sein. MM fand ich dann auch nur "standard"(was nichts so schlimmes ist).
Samstag: Die 16 Euro Zuschlag für Steely Dan haben wir dann (aus Prinzip) doch nicht ausgegeben, dafür das Vanguard Jazz Orchestra angesehen, endlich mal "echter" Jazz
Muss auch mal sein, gute Solisten. Aus Bass-Sicht aber uninteressant.
Aus Bass-Sicht noch unspannender: Raul Midon, blinder Sänger und Gitarrist, da er Solo dastand und einfach nur super war! Spielt ganz eigen persussiv die Accustic, singt sehr schön und macht echt geile Trompeten-Soli mit dem Mund. Empfehlenswert. Lustig wurde es bei der Zugabe "Jealous Guy" von John Lennon: India Arie (eine Sängerin, die später auch noch ein Set spielen sollte) kam beim Refrain mit Micro singend auf die Bühne, die beiden sangen ein bischen zusammen und Raul Midon sagte sie dann fälschlich als Trijntje Oosterhuis (holländische Jazz-Sängerin) an. Nachdem sie ihm dann ihren richtigen Namen ins Ohr geschrien hatte, meinte er nach einigem Lachen nur "These thing happen, when you're blind!".
"Reunion" waren auch sehr gut. Ich hatte Chuck Loeb irgendwie nie beachtet. Er ist immer noch nicht mein Lieblinggitarrist, hatte aber eine gute Band (Till Brönner mal nicht nur schmuseweich, Eric Marienthal, Jim Beard, Bassist Tim Lefebre war cool und hatte den einzigen von mir beim Festival gesichteten P-Bass, Dennis Chambers hat mir zwar schon mal besser gefallen, ist aber auch mäßig noch gut!).
Abschließend nach etwas CD- und Bücher-Stöbern noch etwas MAceo Parker, der aber mittlerweile nicht mehr so mein Fall ist.
Sonntag: Fing für mich mit dem Knaller an, Mike Stern Band mit Anthony Jackson und Dave Weckl. Dave Weckl fnd ich recht schwach, aer ok. Mike Stern mag ich sehr gerne und live ist alleine seine Spielfreude schon immer wert hinzugehen. Aber ich kann nur sagen, dass Anthony Jackson wieder mal ein Ohren- und Augenschmaus war. So ein musiklisches, engagiertes Spiel, kein Ton "nur so" gespielt, Augen und Ohren immer auf, soviel Sinn für Tonbildung (mal mit links gedämft, mal mit voller Wucht, oder mit Volumenpedal reingesungen, mal mit Plektrum), soviel Harmonie-Spiel. Einfach grandios!
Danach Randy Brecker Electric Band mit Victor Bailey am Bass, einem weiteren meiner Lieblingsbassisten. Gute Band, der Ton von Randy Brecker war is auf wenige Momente grausig, Victor Bailey hatte ein nettes Solo, leider nur eines, groovte aber super durchs Set.
Amy Winehouse wurde übrigens kurzfristig abgesagt; eingesprungen ist... Marcus Miller, der somit dreimal auf dem Festival gespielt hat (falls er nicht nich zusätzlich bei irgendwem aufgetaucht ist.) Marcus schien allerdings nicht viel Lust zu haben, mal was anderes als in seinem Set vom Freitag zu spielen, deshalb sind wir dann zu Elvis Costello/ Alllen Toussaint. Ganz gut, die Songs und Arrangements von Allen Toussaint waren mir allerdings viel zu altbacken.
Danach hatte ich keinen Sinn für Sly & the Family Stone. Baschluss war also das Joshua Redman Trio, sehr gut, sehr schön, aber auch viele, viele Noten pro Sekunde...
Alles in allem ein tolles Fetival. Durch die große Auswahl kann jemand anderes aber auch ein ganz anderes Wochenende verbracht haben. Das ist eben auch das schöne dort.
Also: Empfehlenswert gerade auch für Nicht-Jazz-Puristen, auch wenn es ein bischen ein Supermarkt ist.
