Meine Reise zu einem Custom Shop Precision Bass

uvona

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Nachdem ich bisher ein stiller Mitlesen hier im Forum war, möchte ich auch einen Beitrag leisten und von meinem Weg zu und den ersten Erfahrungen mit einem Custom Shop Precision Bass berichten. Vorab kurz die wichtigsten Daten zu meiner Person: Ich bin Jahrgang 1960, also schon langsam vintage 😉. Ich spiele seit meinem 17. Lebensjahr als engagierter Amateur Bass und bin froh und stolz auch während meines Berufslebens immer am Ball bzw. Bassspielen geblieben zu sein. Es ist zu meinem Lebenselexier geworden und jetzt im Ruhestand habe ich sogar richtig viel Zeit dafür. Stilistisch habe ich mit Rockmusik begonnen und enge, verrauchte Proberäume mit viel zu lauter Musik zur Genüge genossen. Vor der Rockmusik ging die Reise mehr und mehr in den Bereich Jazz und Blues. Aktuell spiele ich überwiegend im Duo mit einem Gitarristen und alle zwei Wochen ergänzt um einen Drummer etwas, das ich als harmonischen Jazz bezeichnen würde. Es ist halt schwer, Musik mit Worten zu beschreiben.
Bässe habe ich auf meiner musikalischen Reise viele verschiedene gespielt, Spector, MusicMan, Guild Pilot um nur einige zu nennen. Mein Interesse richtete sich dann auf Jazz Bässe und vom American Standard über das Jaco Tribute Modell bis hin zu aktiven Nachbauten von Maruszczyk habe ich auch verschiedene Modelle gespielt. In den letzten Jahren schlich sich aber mehr und mehr der Precision Bass in meinen Fokus. Früher fand ich den Sound zu knochig und es fehlten mir vom Jazz Bass gewohnte Mitten. Aber der Preci ließ sich nicht abschütteln und so startete ich einen ersten Versuch mit einem American Original 60s entsprechend meinem Baujahr. Leider wurde ich mit diesem Bass nicht warm und ich verkaufte ihn wieder. Der nächste Versuch war ein PJ, der American Ultra Precision. Das war zwar kein lupenreiner Preci, aber er hat das Eis für mich gebrochen. Ein tolles Instrument, gerade auch von der Bespielbarkeit her. Aber der Gedanke an einen "echten" Preci ließ mich nicht los.
Der nächste Versuch war ein American Professional II und der traf ins Schwarze. Ich bin von dem Instrument begeistert und habe ihn heute noch. Aber einmal vom Preci-Fieber gepackt ließ mich der Gedanke nicht mehr los, wie wohl ein "alter" Preci aus der Zeit um meinen Geburtsjahrgang klingen mag und sich spielen lässt. Von den Erfahrungen mit dem American Original 60s war ich noch etwas skeptisch. Intensiveres Recherchieren und Studium viele Youtube-Videos brachte für mich die zu überprüfende Erkenntnis, dass die 60s-Pickups wohl mehr Wicklungen und daher einen etwas komprimierteren Sound haben, während die Pickups aus den späten 50ern wohl weniger Wicklungen und einen etwas offeneren Sound haben sollen. Also begab ich mit auf die Suche nach einem Modell aus den späten 50s. Ein Vintagemodell kam aus Preisgründen von vornherein nicht in Betracht, ein Custom Shop Modell wäre eine preiswerte Alternative. Aber auch dort war die Preisentwicklung ein echtes Hindernis, wenn Preis größer 4k, z.T. auch schon größer 5K aufgerufen werden. Bei meiner Suche stieß ich dann aber auf einen Custom Shop 59er Preci, der deutlich darunter angeboten wurde, weil schon einmal der Koffer zu Fotozwecken geöffnet worden war!?! Es war dann zu meinem Glück auch noch ein NOS-Modell, Relic wollte ich nicht haben, habe da kein Verständnis für. Kleine Fragezeichen wegen der sehr breiten Halses - 1,75'' am Sattel hatte ich noch nie gespielt - und die Farbe Two Tone Sunburst habe ich zurückgestellt und den Bass bestellt.
Als der Bass dann ankam und ich den wohligen Schauer beim erstmaligen Öffnen der Koffers genossen hatte, war ich nach dem Anspielen sehr schnell überzeugt. Der Bass klingt für mich perfekt. Ein großer runder, warmer Sound, der gleichzeitig differenziert klingt und sensibel auf den Anschlag reagiert. Nach dem obligatorischen Finetuning in der Einstellung des Instrumentes und nun mehr als 6 monatiger Spielpraxis bin ich restlos begeistert und glaube, meine "Seelenbass" gefunden zu haben. Er klingt für mich einfach göttlich und im Zusammenspiel mit dem Gitarristen bzw. im Trio ist er immer gut wahrnehmbar, auch wenn es mal lauter wird. Er wird nie von den anderen Instrumenten zugedeckt, er ist einfach immer da, wie es einen guten Preci auszeichnet. Und den breiten Hals weiß ich nun zu schätzen. Er behindert mich in keiner Weise, im Gegenteil habe ich einfach viel Platz zum Platzieren meiner Finger, besonders wenn ich auch mal hin und wieder einen Akkord greife.
Ist der Bass jetzt perfekt? Meine Antwort ist: fast. Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die ich von einem teuren Custom Shop Instrument nicht erwartet hätte: Zum einen waren die Mechaniken für meine Begriffe furchtbar. Sie waren sehr schwergängig und ein sauberes Finetuning der Stimmung echt nicht einfach. Nach Hinweisen bei Talkbass habe ich sie gegen Gotoh GB640N ausgetauscht, die perfekt in die vorhandenen Bohrungen passten und qualitativ das bieten, was ich mir vorstelle. Ich kann es kaum nachvollziehen, dass ich bei einem Custom Shop Bass Hardware austauschen musste. Und dann ist da noch ein eher optischer Makel: Die Pickups sind leider gekippt eingebaut und stehen mit der Oberseite nicht parallel zum Pickguard. Ich habe schon versucht, die Schaumstoffpolster darunter so zu verschieben, dass sie gerade stehen, aber hatte leider keinen Erfolg. Ich muss vermuten, dass die Bohrungen für die Pickupschrauben schlampig gemacht wurden. An eine Korrektur habe ich mich noch nicht getraut, weil ich nicht in größere Schwierigkeiten laufen will, wenn die neuen Bohrungen zu nahe an den vorhandenen gesetzt werden müssen und das Ganze dann nicht mehr hält. Da es sich auch nur um ein kosmetisches Thema handelt, nehme ich es hin und sage mir, dass es wohl zum Fender-Vibe gehört, dass nichts perfekt ist. Als Gesamtpaket schränken dies kleinen Probleme meine Freude und Begeisterung an dem Bass aber definitiv nicht ein.
Zum Schluss noch die obligatorischen Fotos, damit Ihr seht, woran ich mich so freue bzw. auch, was mit den Pickups los ist.


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Die PUs MÜSSEN gekippt sein, du folgst damit dem Griffbrettradius und gewährleistet somit den perfekten Abstand der Saite zum Griffbrett und zum PU und damit die gleiche Lautstärke über alle Saiten. Deswegen hat Onkel Leo den PU so entwickelt.

Ich stelle sogar die Saitenreiter „rund“ ein…

Glückwunsch zu dem schönen Preci :-)

Edit: Die AOs haben auch 1.75“ Sattelbreite ;-)
 
Vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich meine bei dem Kippzustand nicht den Winkel entsprechend dem Griffbrettradius, sondern dass die Pickups wie auf dem Foto dargestellt, vorne niedriger stehen als hinten. Ich hoffe, das ist nachvollziehbar ausgedrückt.
Danke für den Hinweis zur Sattelbreite beim AO. Das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, dass der auch einen gleich breiten Hals hatte.
 
Glückwunsch zum Ruhestand und natürlich zum wunderschönen Prezi!

Du kannst an der Halsseite des PUs noch einen Streifen Schwamm oder Moosgummi unterlegen. Die Schrauben laufen senkrecht zum Body in die Bohrlöcher?
 
Vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich meine bei dem Kippzustand nicht den Winkel entsprechend dem Griffbrettradius, sondern dass die Pickups wie auf dem Foto dargestellt, vorne niedriger stehen als hinten. Ich hoffe, das ist nachvollziehbar ausgedrückt.
Danke für den Hinweis zur Sattelbreite beim AO. Das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, dass der auch einen gleich breiten Hals hatte.
Das Problem kenne ich auch. Oft kommt das daher, dass die Bohrlöcher zwar richtig gebohrt sind, die Schrauben aber manchmal etwas "schräg" angesetzt sind, da diese ja in den Löchern "Spiel" haben.
In dem Fall behelfe ich mir damit, dass ich die Schrauben ganz rausdrehe. Dann den PU runterdrücke, so dass ich viel von der Schraube "sehe" und diese dann neu reinschraube, möglichs gerade. Auch ist oft der Schaumstoff entweder zu hart oder zu weich - natürlich kann man auch den Schaumstoff noch mal korrigieren oder etwas unterlegen auf der Seite, wo es zu tief ist.
Wenn man beim reindrehen sieht, dass die Schraube schräg "läuft" kann man dann mit etwas Druck gegenwirken und das Problem sollte behoben sein.
Ansonsten geht es natürlich auch so, dass man sich neue, etwas dickere Schrauben kauft und diese reindreht, so dass sie sich dann gerader ins Holz drehen.

Ist aber am Ende nichts, was mich je so gestört hat, dass ich da akuten Handlungsbedarf hatte.
 
Vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich meine bei dem Kippzustand nicht den Winkel entsprechend dem Griffbrettradius, sondern dass die Pickups wie auf dem Foto dargestellt, vorne niedriger stehen als hinten. Ich hoffe, das ist nachvollziehbar ausgedrückt.
Danke für den Hinweis zur Sattelbreite beim AO. Das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, dass der auch einen gleich breiten Hals hatte.
Ja, das kommt bei Fender zumindest bei den Mexico Modellen sehr oft vor bzw. ist fast die Regel.
Ebenso bei meinem. Ich habe die alten Bohrlöcher mit Leim und Zahnstocher verschlossen und dann neu gebohrt. Jetzt passt das.
Bei nem CS meiner Meinung nach schwer zu akzeptieren. Wenn Du nicht selber ran möchtest, macht Dir das jeder Gitarrenbauer für nen Hunni.

edit: Ich muss Hozzy zumindest was meine Erfahrung angeht leider widersprechen. In allen Fällen von schrägen PUs waren es schräge oder falsch platzierte Bohrlöcher.
 
Danke für die vielen Hinweise und Lösungsvorschläge. Ich werde mir das beim nächsten Saitenwechsel noch einmal genauer ansehen und die Schrauben auch noch mal ganz rausdrehen. Verschieben des Moosgummis habe ich schon ohne Erfolg versucht. Ich vermute, dass die Bohrlöcher schräg oder nicht mittig zu den Ausschnitten für die PUs im Pickguard platziert sind. Werde mal sehen. Wenn es mit einfachen Mitteln zu lösen ist wie neues Reindrehen der Schrauben nach Hozzys Emfehlung, mache ich das. Wenn es nach Problemen aussieht, lasse ich die Finger davon. Mein Leidensdruck ist nicht so hoch, dass ich darüber schlaflose Nächste hätte. Finde es aber äußerst ärgerlich, so etwas bei einem teuren Custom Shop Bass zu erleben.
 
Hat das denn irgendwelche Auswirkungen, wenn der PU so gekippt ist?
Mal abgesehen vom Triggern meiner latenten OCR? 😂
 

...das mit dem "schiefen" Pickup kann MusicMan auch . Im TalkBass Forum wurde das mal diskutiert, weil es bei vielen Cutlass Bässen auftrat.
Man kam schließlich zu dem Schluß: "It's not a bug, it's a feature" :D.
Ich würde dem Ganzen soundtechnisch nicht zuviel Bedeutung beimessen😉.
Hier mal mein Pickup:

CutlassPickup.jpg
 
Gratulation, sehr schönes Instrument. Und gerade das Twotone Sunburst macht sich sehr gut. Ich finde es nur schade, dass Metallabdeckungen immer entfernt werden, aber natürlich wenn sie beim Spielen stören..
 
Ja, sie stören mich leider beim Spielen. Ich schlage über dem Pickup an und mute auch hin und wieder durch Auflegen des Handballens auf die Bridge. Da kommen mir die Abdeckungen leider in die Quere. Optisch finde ich das Aussehen mit den Covern auch schöner.
 
edit: Ich muss Hozzy zumindest was meine Erfahrung angeht leider widersprechen. In allen Fällen von schrägen PUs waren es schräge oder falsch platzierte Bohrlöcher.

Passiert auch gerne mal, wenn man die Löcher für die Schrauben von Hand bohrt, in dem man die PUs in die Aussparung des PGs legt und dann durch die Schraubenlöcher der PU Kappen bohrt. Bei einem minimal nicht zentrierten Bohrer kann man dann gerne mal "schräg" bohren...
Spricht also zumindest für "Handarbeit". Meist ist aber tatsächlich bloß das nicht zentrierte Moosgummi schuld. Und wenn es einmal eine schräge Form angenommen hat, lässt sich da leider wenig korrigieren, außer man tauscht es aus.

Ist aber nichts, was sich nicht beheben ließe. Man kann auch die Löcher mit einem Zahnstocher verschließen und dann so vorgehen, wie ich es beschrieben habe. Wenn man beim reindrehen schaut, dass man die Schraube gerade reinschraubt hilft der Zahnstocher auch beim "wiederzentrieren" :-)

Alles kein Hexenwerk.
 

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