Low Cut in der Rockmusik

[ffetzer]

Hallo zusammen

wir stehen in der Band kurz davor uns ein Zoom LiveTrak L-20 zu beschaffen, um insb. während Proben die einzelnen Spuren aufzunehmen und nachträglich kleinere Aufnahmen daraus zusammenzumischen. In diesem Zusammenhang habe ich mir das Thema Low Cut für den Bass genauer angeschaut und ich habe das Gefühl, dass die Low Cuts/High Pass relativ hoch - im Bereich 120HZ - 200Hz - und gefühlt auch relativ steil angesetzt werden, gerade bei 80er Jahre Rockmusik, die wir aktuell hauptsächlich spielen. So zum Beispiel hier:



oder hier noch etwas extremer:



In der Rockmusik der 90er und später wird der Low Cut scheinbar tiefer gesetzt, was gefühlt auch damit zusammenhängt, dass die Gitarren tiefer gestimmt werden und der Platz sonst dünn werden würde.

Wie macht ihr das im Mixing, wo setzt ihr den Low Cut an? Wie macht ihr es Live? Gibt es eine Übersicht über Trends, Ansätze usw. in den unterschiedlichen Genres und Zeiträumen oder etwas ähnliches?

Viele Dank für eure Tipps und Erfahrungen
ffetzer

 

[DeusVult]

Wie macht ihr das im Mixing, wo setzt ihr den Low Cut an? Wie macht ihr es Live?

Kurz hinter dem tiefsten Fundamentalen Ton.
I.d.R. bei ca. 40hz (Bei einem auf E1 41,2hz gestimmten 4-Saiter - je nachdem wo das Fundament in dem Song liegt und Multing sowie EQ/Filter Automation mal ausgenommen)
Die allermeisten Hifi Geräte kommen ohnehin nicht unter die 40hz.
Bei einem Sub-Bass (ich produziere ja auch und hauptsächlich elektronische Musik) sieht das wieder anders aus. Der kann im schlimmsten Fall auch mal bis 20hz runter gehen.
Und alles darunter hörst sowieso nicht mehr.
Das ist eine eher praktikable Herangehensweise und weniger Trends geschuldet.

Zoom LiveTrak L-20 zu beschaffen, um insb. während Proben die einzelnen Spuren aufzunehmen und nachträglich kleinere Aufnahmen daraus zusammenzumischen. In diesem Zusammenhang habe ich mir das Thema Low Cut für den Bass genauer angeschaut und ich habe das Gefühl, dass die Low Cuts/High Pass relativ hoch - im Bereich 120HZ - 200Hz

Hören tust du den Bass trotzdem. Passt, wenn es euch lediglich um Ideenaufnahmen geht, aber für einen ersthaften Mix würd ich das nicht nehmen.
Was für ein Art Gerät ist das?

 

[Mudskipper]

Was für ein Art Gerät ist das

Zoom LiveTrak L-20

Zoom LiveTrak L-20; Kombinierter Mixer, Audiointerface und Recorder; 20 diskrete Kanäle (16 Mono- plus zwei Stereokanäle) mit XLR- und 6,3 mm Klinkenbuchsen; gleichzeitige Aufnahme von 22 Spuren, Wiedergabe von 20 Spuren; USB-Audio-Interface mit 22...

€899,00

www.thomann.de

Low/Hipass würde ich einfach probieren was am Besten klingt, kann man pauschal gar nicht sagen.

 

[DeusVult]

"Low Cut pro Kanal zwischen 40 - 600 Hz variabel einstellbar"

Passt doch.

 

[ffetzer]

Ja, natürlich kann das Zoom das. Es geht mir auch weniger um das Zoom - das soll hauptsächlich zum Recording der Spuren dienen
Ich wundere mich nur darüber, dass hier hauptsächlich ein Low Cut zwischen 40 und 80Hz "empfohlen" wird (Druck erhöhen, Ressourcen schonen), bei den o.g. Aufnahmen der Low Cut aber viel höher liegt und deutlich invasiver zu sein scheint. Für meine Ohren hört sich die Spur alleine da natürlich auch etwas "Schwach" an, in den Mix passt sie aber natürlich super rein.

 

[Masl]

Wie schon gesagt wurde: Einfach ausprobieren bringt an der Stelle am meisten.

Vorweg: Ich bin kein Experte oder habe große Mixingerfahrung.

Es kommt mMn stark auf den Gesamtsound der Band und den Basssound im Speziellen an. Bei den von dir geposteten Beispielen ist der Bass sehr mittig, die Gitarren schieben unten herum, es gibt eine fette Bassdrum. Da macht ein höher angesetzter Low Cut Sinn.

Grundsätzlich sollten sich Bassdrum und Bass in den tiefsten Frequenzen nicht allzu sehr in die Quere kommen, daher wird bei Rock und Co. meiner Erfahrung nach gerne alles unter 60 Hz (oder in der Größenordnung) weggeschnitten. Dann hat die Bassdrum Platz und der Bass sortiert sich darüber ein.

In meiner Band (böser Metal auf C) schneide ich zB bei Demoaufnahmen alles unter 40 Hz konsequent weg, aber eigentlich müsste es für eine aufgeräumten Mix noch mehr sein. Live im Proberaum gehe ich bis 70 Hz hoch, was aber auch am Raum liegt.

Ein Gedanke noch: Beim Bass ist der erste Oberton viel wichtiger als der Grundton. Auch wenn das tiefe E bei ~40 Hz liegt, hört unser Ohr da eher die wichtigeren 80 Hz. Entsprechend kann der Low Cut höher sein, ohne dass es den Gesamthöreindruck zu sehr schadet.

 

[DeusVult]

Ja, natürlich kann das Zoom das.

Hat mich auch verwundert. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass es, wie so oft, um technische Specs geht. Mein Fehler.

bei den o.g. Aufnahmen der Low Cut aber viel höher liegt und deutlich invasiver zu sein scheint. Für meine Ohren hört sich die Spur alleine da natürlich auch etwas "Schwach" an, in den Mix passt sie aber natürlich super rein.

ICH mag den Druck des Fundaments.
Wenn ich das wegschneide und zusätzlich das Tiefmitten Wummern bei idk zwischen 200 und 400 hz absenke, weil ICH das nicht mag, bleibt mir am Ende zu wenig Bass.
Aber klar, kommt, wie mit allem auf den Gesamtmix an und darauf wie DU ihn aufbaust.
Bei Rock spielen aber ohnehin die Mitten eine große Rolle beim Durchsetzungsvermögen?

 

[claudio]

Ciao zäme,

man kann auch, wenn man untenrum nicht zu viel Energie verblasen und dennoch Tiefbässe haben will, dem Bass einen nicht färbenden Kompressor mit der Kick als Sidechain geben (Ducker). Das braucht aber ein wenig Einarbeitung damit das nicht Kacke klingt. Ist fummelig von wegen Attack und Release, kann aber - wenn richtig gemacht - gut klingen. Leute wie @DeusVult , welche modernere Sounds produzieren, werden diese Technik aber wohl eher nutzen als Rocker.

Gruss
claudio

 

[Hedgeman]

Ich würde da mal ganz fundamental zwischen live/Proberaum, Cd und Live- Aufnahme mit dem Zoom unterscheiden

Wenn ich über meine Anlage spiele, habe ich einen Low-Cut bei 50hz, einfach um Ressourcen zu schonen und meine Pappen vor meinem Synth zu beschützen. Alles andere, Raumanpassung live etc. Mache ich über den EQ von Amp.

Bei der Produktion für eine CD gibt es, wie gesagt, 1000 Parameter an denen das hängt. Da kann man kaum allgemein was zu sagen, außer dass man im Bereich um die 100hz +/- 50 gerne mal Bassdrum, Bass und Gitarren hat und dass ein guter Mix da irgendwie ein passendes Konzept haben sollte.

Was den Zoom und andere Live- Aufnahmegeräte angeht ist meine Erfahrung, dass ein hoch angesetzter Hi- Pass ( durchaus auch über 100hz) sehr sinnvoll ist.

Das Ziel ist ja eine transparente und gute Skizze mitzuschneiden. Die Dinger spucken keine fetten Aufnahmen für Demo- oder Promozwecke aus und haben daher wenig mit CD- Produktionen zu tun.

Untenrum kommt es fast immer zu Matsch und insgesamt zu Übersteuerungen, wenn man da Zuviel mit aufnimmt. So zumindest meine Erfahrung mit Geräten von Zoom, Boss und Tascam.

 

[DeusVult]

Leute wie @DeusVult , welche modernere Sounds produzieren, werden diese Technik aber wohl eher nutzen als Rocker.

Ja, arbeite ich sehr viel mit. Da die Kick in elektronischer Musik oft in Key zum Track getunt ist, teilt sie sich gerne die Frequenz mit dem Bass Fundament. Da ist das nötig.
Aber auch das "ducking" ist Geschmackssache und eher bei modernen Sounds zu finden.

Allgemein bei Rock weiß ichs nicht so genau, aber meine gehört zu haben, dass die Kick dort gerne mal Halbton tiefer oder höher liegt zum Bass Grundton. Wenn ich keinen Mist im Kopf habe.
ICH würd aber wahrscheinlich trotzdem sidechainen, je nachdem wie die tails in die quere kommen

 

[DavidNesselhauf]

Hallo zusammen

wir stehen in der Band kurz davor uns ein Zoom LiveTrak L-20 zu beschaffen, um insb. während Proben die einzelnen Spuren aufzunehmen und nachträglich kleinere Aufnahmen daraus zusammenzumischen. In diesem Zusammenhang habe ich mir das Thema Low Cut für den Bass genauer angeschaut und ich habe das Gefühl, dass die Low Cuts/High Pass relativ hoch - im Bereich 120HZ - 200Hz - und gefühlt auch relativ steil angesetzt werden, gerade bei 80er Jahre Rockmusik, die wir aktuell hauptsächlich spielen. So zum Beispiel hier:

ich würd empfehlen, ohne Low Cut aufzunehmen, und dann später in der DAW den Low Cut einfach nach Laune zu platzieren. Es ist toll, für schnelle wilde Sachen den Lowcut für Bass (weniger doll auch für Drums) zb. bei 70-90 hz zu haben, für Balladen/Langsames aber nur bei 35hz. Ich "tune" den Lowcut gern, bis die "Überhöhung", die direkt vorm Cuotoff passiert, dem Song dient.

 

[4enima]

Wie die meisten schon gesagt haben, das kommt ganz individuell auf Sound, Instrumentierung, Geschmack und vieles Weitere an.

Bei Metallica hast du immer mega tiefe/fette Gitarren und die wollen den Sound bewusst so, also wird der Bass ganz raus gedreht wie bei "...and justice for jason/all" oder die Frequenzen werden anders aufgeteilt um den Sound zu erreichen. Dann bekommt der Bass halt bspw. sein Peak bei 200hz statt 80hz. Unterm Strich muss es funktionieren und oft ist das Hauptziel leider nicht unbedingt ein guter Basssound.

Beim Mixen sollte man sich hauptsächlich an der Bassdrum orientieren. Hier muss das Zusammenspiel passen. Oft nehmen die den Platz zwischen 30-80hz voll ein, dann ist es sinnvoller für den Bass bspw. die Frequenzen um 80-150hz zu pushen. Hat dann weniger Tiefbass, aber darf dafür im Hochbass/Tiefmitten gas geben. Gibts aber auch genau anders rum. Wie gesagt, sehr individuell, kommt immer drauf an.

Das der Bass, Mix oder auch Amp/Box die Fundamentale Frequenz abbilden muss, hört man ja immer wieder, ist aber Schwachsinn. Wenn DeusVult sagt, so hört es sich für ihn am Besten an, ist das legitim, aber ist keine Voraussetzung für einen gut&voll klingenden Bass oder Mix. Der entsteht für das Ohr hauptsächlich über die erwähnten Obertöne/Vielfachen.


So, um was gehts aber eigentlich?
Recording der einzelnen Spuren mit dem Zoom und danach abmischen? Dann lass den Lowcut weg! Im Mix kannst du nur mit dem Arbeiten was da ist. Willst du beim Mixing doch Frequenzen um die 40hz anheben und hast die vorher mit dem Lowcut abgeschnitten, sind sie weg. Dann mach so Sachen lieber nachträglich im Mix.
Soll einfach die ganze Bandaufnahme als Stereomix festgehalten werden, ja, dann sollte man mit LowCut, EQ usw versuchen einen vernünftigen Gesamtmix hin zu bekommen und dann aufnehmen.

Gings um das generelle Thema LowCut und Bass, dazu wurde von Mitpostern und mir ja im Bezug aufs Mixing schon ein bisschen was geschrieben. Im Alltag auf der Bühne & Proberaum ist es meist sogar die Wunderwaffe mal einen höheren Lowcut zu testen. Oft werden Raummoden weniger angeregt, der Gesamtsound matscht weniger und Mixer tuen sich mit dem Bühnensound auch leichter. Damit es nicht dünn klingt muss man dann aber an anderer Stelle gegenarbeiten

An den Youtube solo Spuren würde ich mich auch nicht unbedingt orientieren. Das sind nicht zwingend immer die originalen Stems aus den Aufnahmen und haben daher nicht zwingend Aussagekraft.

 

[DeusVult]

Wenn DeusVult sagt, so hört es sich für ihn am Besten an, ist das legitim, aber ist keine Voraussetzung für einen gut&voll klingenden Bass oder Mix.

Das habe ich aber so auch nicht gesagt, ok?!
Schöne Zusammenfassung ansonsten. Unterschreibe ich

 

[4enima]

Das habe ich aber so auch nicht gesagt, ok?!
Schöne Zusammenfassung ansonsten. Unterschreibe ich

Ne, hast du nicht, war auch nicht so gemeint. Wollte nur das Missverständnis aufräumen, dass unbedingt die Fundamentale präsent im Mix sein muss, da das immer wieder Thema ist, egal ob beim Sound, Boxenkauf, ect. Du hast ja auch entsprechend begründet, warum dir das so am besten gefällt

 

[FFMBasser]

Bei mir ist der HighPass beim Bass meist bei 65 Hz und den Gitarren mindestens bei 130 Hz.

 

[claudio]

Ja, arbeite ich sehr viel mit. Da die Kick in elektronischer Musik oft in Key zum Track getunt ist, teilt sie sich gerne die Frequenz mit dem Bass Fundament. Da ist das nötig.
Aber auch das "ducking" ist Geschmackssache und eher bei modernen Sounds zu finden.

Allgemein bei Rock weiß ichs nicht so genau, aber meine gehört zu haben, dass die Kick dort gerne mal Halbton tiefer oder höher liegt zum Bass Grundton. Wenn ich keinen Mist im Kopf habe.
ICH würd aber wahrscheinlich trotzdem sidechainen, je nachdem wie die tails in die quere kommen

gerade live sind Ducker sehr beliebt, da man so trotz dichtem Tiefenspektrum den Limiter der Saalbeschallung weniger triggert.

 

[DeusVult]

gerade live sind Ducker sehr beliebt, da man so trotz dichtem Tiefenspektrum den Limiter der Saalbeschallung weniger triggert.

Kann man den Limiter eigentlich auch auf Frequenzen regeln, sagen wir er grenzt ein z.b. 150 hz oder bei 600hz?
Meiner arbeiter nämlich nur an der Pegelspitze, meine ich.
Ich mischte bisher nicht live

 

[claudio]

Kann man den Limiter eigentlich auch auf Frequenzen regeln, sagen wir er grenzt ein z.b. 150 hz oder bei 600hz?
Meiner arbeiter nämlich nur an der Pegelspitze, meine ich.

kann man sicher machen, aber die Saallimiter machen einfach hart (und mit grausligen Artefakten) bei 100dBA dicht. Wenn man laut mischen muss, dann muss man halt unten Energiespitzen wegbügeln, damit man im Mittel unter dem Limiter bleibt ohne dass es "zu leise" wirkt. Abgesehen davon ist 100dBA ein ziemliches Brett, aber ich habe schon einiges erlebt. Auf der sicheren Seite ist man da halt einfach wenn man unten bei einer harten Transiente vom Kick den Bass etwas in den Hintergrund drückt, bevor der Limiter zuschlägt. Ebenso kann man verzerrte Gitten etwas hinter den Gesang rücken ohne dass man den Sänger unangenehm weit hochziehen muss.

 

[DeusVult]

Abgesehen davon ist 100dBA ein ziemliches Brett,

Stimmt.

Auf der sicheren Seite ist man da halt einfach wenn man unten bei einer harten Transiente vom Kick den Bass etwas in den Hintergrund drückt,

Mit sidechaining?

 

[claudio]

Mit sidechaining?

ja, früher™ im outboard, heute hat mein Pult solch eine Funktion fertig eingebaut: