Hörkrise ...

[TriggerSneaker]

Der Titel lässt die übliche Diskussion um Gehörschäden und -schutz vermuten, aber darum geht es hier nicht.

Worum es mir geht ist: Ich bin nun 32 Jahre alt, und seit bald 1,5 Jahren verspüre ich so gut wie gar kein Bedürfnis mehr, Musik zu hören ... im Gegenteil, mehr und mehr empfinde ich Musik, die ich nicht selber mache, als störendes Geräusch, zumindest aber als anstrengend.

Stille ist mir dieser Tage wesentlich angenehmer. Die Geräusche des Alltags finde ich beruhigender als das Geplärre aus Kopfhörern.

Nun mache ich seit bald 17 Jahren aktiv Musik, habs als Nebenfach auch studiert und bin an sehr vielen verschiedenen Arten von Musik vorbeigekommen, aktiv wie passiv. Bei ebenfalls vielen bin ich auch länger geblieben, und viele haben ihren festen Platz in meiner Biografie, aber hören muss ich sie heutzutage nicht mehr.

Wenn ich mich alle paar Wochen mal aufmache und das Netz nach musikalischen Neuigkeiten durchstreife, mach ich die meisten Sachen nach ein paar Sekunden aus, weil sich das Gefühl einstellt, eh alles schonmal gehört zu haben.

An sich ist das ja nicht weiter dramatisch, aber manchmal fühlt es sich schon so an, als wäre man irgendwie "raus", und das einem die Einflüsse ausgehen ...

Geht euch das ähnlich, hattet ihr auch mal solche Phasen?

 

[Mudskipper]

Geht euch das ähnlich, hattet ihr auch mal solche Phasen?

Ganz ehrlich?
Nein, ich finde immer irgend was was mich kickt, egal ob neu oder 100 Jahre alt,ich bin ein Musik-Junkie. Mit Musik kann ich auch am besten abschalten, manchmal entdecke ich sogar in den abgedroschensten Kamellen noch irgend was, was mich kickt oder was mir nie aufgefallen ist - aber ja, Musik kann genau so auch auf den Sack gehen, keine Frage.

 

[mikki]

seit jahren "muß" ich einfach zur musik mitspielen, egal ob rock, jazz, trance, klassik....
passiv musikhören mache ich selten. selbst beim autofahren hab ich oft die kiste aus, normalerweise fahre ich eh mit dem motorrad.
ich hab halt überall im haus bässe, gitten und verstärker rumstehen, das macht es mir einfach.
das ändert sich aber sicher auch mal wieder....

ach ja, wenn man selbst mitklimpert, hat i.d.r. selbst die bescheuertste mucke ihren reiz.

p.s.
so kann man immer noch was für sein musizieren lernen und mitnehmen.

 

[Andreas_SH]

Worum es mir geht ist: Ich bin nun 32 Jahre alt, und seit bald 1,5 Jahren verspüre ich so gut wie gar kein Bedürfnis mehr, Musik zu hören ... im Gegenteil, mehr und mehr empfinde ich Musik, die ich nicht selber mache, als störendes Geräusch, zumindest aber als anstrengend.

Kann ich total nachvollziehen, geht mir genau so !
Vor allem unfreiwillige Berieselung geht mir TOTAL auf den Sack, wenn ich Musik höre, tue ich das bewusst und hör mir Sachen an, die mich gerade interessieren.
Radio schalte ich im Auto auch nur noch sehr selten an und meist bald wieder aus, was die Sender bringen kotzt mich in der Regel an.

Internetradiostationen aus dem Ausland sind ab und zu mal ne Alternative, weil man da mal was ganz anderes hört als das ewig wiedergekäute Mainstream-Gedudel der hiesigen Stationen.

Und Tips für gute Mucke die sich zu hören lohnt finde ich in letzter Zeit am häufigsten in Basserforen...

 

[TriggerSneaker]

seit jahren "muß" ich einfach zur musik mitspielen, egal ob rock, jazz, trance, klassik....
passiv musikhören mache ich selten. selbst beim autofahren hab ich oft die kiste aus, normalerweise fahre ich eh mit dem motorrad.
ich hab halt überall im haus bässe, gitten und verstärker rumstehen, das macht es mir einfach.
das ändert sich aber sicher auch mal wieder....

ach ja, wenn man selbst mitklimpert, hat i.d.r. selbst die bescheuertste mucke ihren reiz.

p.s.
so kann man immer noch was für sein musizieren lernen und mitnehmen.

Das mache ich allerding auch häufiger, aber das zählt für mich dann eher unter "üben"

Ganz ehrlich?
Nein, ich finde immer irgend was was mich kickt, egal ob neu oder 100 Jahre alt,ich bin ein Musik-Junkie. Mit Musik kann ich auch am besten abschalten, manchmal entdecke ich sogar in den abgedroschensten Kamellen noch irgend was, was mich kickt oder was mir nie aufgefallen ist - aber ja, Musik kann genau so auch auf den Sack gehen, keine Frage.

Ok, Musik-Junkie war ich eigentlich nie so richtig ... die Leute, die permanent Stöpsel in den Ohren haben, hab ich nie so richtig verstanden. Hab zwar auch gelegentlich bei der ÖPNV-Nutzung Kopfhörer benutzt, aber eher selten und zeitlich begrenzt.

Beim Autofahren Musikhören geht bei mir tatsächlich ganz gut, weil da die Hände und der Sehsinn abgelenkt sind, während sich die Ohren auf die Musik konzentrieren können. Da ich allerdings seit längerem autofrei lebe, kommt es dazu eher selten ...

tue ich das bewusst und hör mir Sachen an, die mich gerade interessieren.

Was mich so wundert, selbst Sachen, die ich eigentlich mag, stören mich im Moment eher ...

 

[mikki]

Das mache ich allerding auch häufiger, aber das zählt für mich dann eher unter "üben"



Ok, Musik-Junkie war ich eigentlich nie so richtig ... die Leute, die permanent Stöpsel in den Ohren haben, hab ich nie so richtig verstanden. Hab zwar auch gelegentlich bei der ÖPNV-Nutzung Kopfhörer benutzt, aber eher selten und zeitlich begrenzt.

Beim Autofahren Musikhören geht bei mir tatsächlich ganz gut, weil da die Hände und der Sehsinn abgelenkt sind, während sich die Ohren auf die Musik konzentrieren können. Da ich allerdings seit längerem autofrei lebe, kommt es dazu eher selten ...

und für mich fällt es mehr unter die rubrik "spass haben und abfeiern".
mann, wie ist das geil, z.b. mit den ganzen "helden" von früher musik zu machen, oder zu schnellem goa trance zeugs harte sechzehntelorgien abzulassen.
dabei spielt es auch nur eine untergeordnete rolle, daß das qualitativ von meiner seite aus eher jam session charakter hat.
mir doch egal, ich hab spaß dabei, deswegen mache ich das.
hört sowieso niemand zu, den es zu bespaßen gilt.

 

[mikki]

Kann ich total nachvollziehen, geht mir genau so !
Vor allem unfreiwillige Berieselung geht mir TOTAL auf den Sack, wenn ich Musik höre, tue ich das bewusst und hör mir Sachen an, die mich gerade interessieren.
Radio schalte ich im Auto auch nur noch sehr selten an und meist bald wieder aus, was die Sender bringen kotzt mich in der Regel an.

Internetradiostationen aus dem Ausland sind ab und zu mal ne Alternative, weil man da mal was ganz anderes hört als das ewig wiedergekäute Mainstream-Gedudel der hiesigen Stationen.

Und Tips für gute Mucke die sich zu hören lohnt finde ich in letzter Zeit am häufigsten in Basserforen...

ich werde richtig aggressiv, wenn ich auf arbeit zwangsberieselt werde mit diesem 08/15 mainstream scheissdreck, wozu ich gar nicht erst musik zu sagen will. das ganze natürlich in einer höllenlautstärke...
ich hab nem kollegen schon ernsthaft ein "kantholz im genick" angedroht.

 

[TriggerSneaker]

und für mich fällt es mehr unter die rubrik "spass haben und abfeiern"

Naja, wenn man die beiden Kategorien kombinieren kann, ist das doch optimal

 

[mikki]

Naja, wenn man die beiden Kategorien kombinieren kann, ist das doch optimal

dazu bin ich viel zu faul und genußsüchtig

 

[claudio]

Ciao @TriggerSneaker

ich bin nun 44, mache seit knapp 40 Jahren Musik und spiele nächstes Jahr seit 30 Jahren Bass, eine geraume Zeit davon auch hauptberuflich, zur Zeit aber nicht mehr hauptberuflich. Ich hatte solche Phasen, wo ich nichts hören konnte, ich hatte auch Phasen, wo ich nur noch wie ein Roboter mitgespielt habe und eigentlich gar nicht mehr wollte. Blöd, wenn der Kühlschrank leer ist... Ich glaube, das sind Phasen die kommen und gehen. Mach' Dir noch keine Gedanken. Erst wenn es länger dauern sollte und Du die Lust an allem verlierst (das ist mir in einer Depression passiert und musste professionell behandelt werden), müsstest Du gegensteuern.

Es ist heute halt auch so, dass die permanente Reizüberflutung "Liftmusik überall" dazu führt, dass sich der Kopf auch eine Auszeit nehmen muss und Dir das halt so mitteilt.

Gruss
claudio

 

[seppblind]

Stille

Die stille schätze ich auch immer mehr je älter ich werde.
Musik nebenher laufen lassen mag ich schon lange nicht mehr.

mach ich die meisten Sachen nach ein paar Sekunden aus, weil sich das Gefühl einstellt, eh alles schonmal gehört zu haben.

Ich war vor jahrzehnten praktisch jedes konzert das in der umgebung stattfand...klassik, jazz, funk, soul...
1000-de, wahnsinn,
dann hat man noch das radio, LPs, CDs,
im ferneher überall musik bei spielfilmen, dokus, ...
im gasthaus, ...bei den kollegen im auto...
overload total !

Ja, das ist eben fluch und segen der technik, die dauernde verfügbarkeit; das hat bei mir auch zu einer bedauerlichen abnutzung geführt.

Wie war das wohl bis vor hundert jahren, wenn man in ein konzert ging und das orchester mit dem wunderbaren klang, ganz frisch und unverbraucht, am trommelfell vibrierte.
Himmlisch

 

[mikki]

sei froh, daß du altersbedingt nicht mitreden kannst, das kommt im laufe der jahrzehnte von ganz alleine.
die nebenwirkungen sind nicht immer die angenehmsten.
ich würde ja gerne mehr bassen, aber mir tun die knochen einfach zu weh...mal als kleines beispiel.

 

[TriggerSneaker]

ch könnte dem TE nur empfehlen mal komplexeres zu hören und auch zu spielen.

Ich glaube, viel "komplexer" (im Sinne von vertrackt, detailreich, vielschichtig) als zeitgenössische Kammer- und Orchestermusik (Stockhausen, Ferneyhough oder auch Harry Parch) geht's kaum noch, und damit bin ich irgendwie auch durch ... da muss man sich wirklich hineinvertiefen, und das kann sehr, sehr anstrengend sein.

Und Musik-Sport, der eher für Instrumentalisten interessant ist ... naja ... fand ich irgendwann mal faszinierend, inzwischen eher nicht mehr.

Das blöde bei "komplexer" Musik ist halt, das sie, wie schon erwähnt, häufig zum Sport verkommt und die Komplexität eher Selbstzweck oder im schlimmsten Fall ein Vehikel zur virtuosen Selbstdarstellung (um nicht zu sagen Masturbation) wird.Das gilt für die ganze Prog-Schiene nicht weniger als für zeitgenössische Kammermusik.

Altersbedingt kann ich da sagen, das das meistens dann Öde wird, wenn man das einmal "entlarvt" hat ... so gings mir zumindest. Heutzutage weiss ich eleganten Minimalismus oder auch schroffe, fast primitive Einfachheit, wie man sie z.B. in manchen Arrangements von Tom Waits findet, wesentlich mehr zu schätzen.

Generell hab ich ein faible für Musik entwickelt, die bis zu einem gewissen Grad "unberechenbar" ist, z.B. Improvisationsmusik im Stile eines Peter Brötzmann, Mats Gustavsson oder, etwas zahmer, auch John Zorn. Macht aber live auch mehr Spass ...

Gelegentlich lass ich sogar stundenlang selbst programmierte, musikalische Zufallsgeneratoren laufen und gucke, was das mit mir macht (neulich z.B. beim Bügeln ... interessante Erfahrung).

Ihr seht, es liegt nicht daran, das ich aufgehört hätte, zu suchen

 

[Gast60969]

Ciao @TriggerSneaker

ich bin nun 44, mache seit knapp 40 Jahren Musik und spiele nächstes Jahr seit 30 Jahren Bass...

Gruss
claudio

Alter Sack Du! Bin Bj 72, aber nächstes Jahr auch 30jähriges am Bass.

Die "üblichen" Radiosender sind bei uns auch abgeschaltet, da diese ständigen Wiederholungen nerven. Aber ich lasse mich von Musik gerne berieseln, deshalb liebe ich Spotify oder lass über Internet einen z. B. kubanischen Sender laufen. Da ich "auf Arbeit" eh selten Musik hören kann und dort meist mind. 10h verbringe habe ich mich nicht "sattgehört", zumal für mich immer klar war das Musik Hobby ist und ich auch andere Freuden im Leben habe.

 

[Jost Halenta]

Es gibt sicher bei vielen Phasen, in denen man mal eine Auszeit braucht und das ist sicher auch Typ-bedingt. Es kann aber auch sein, daß du vielleicht nicht an den richtigen Stellen gesucht hast oder vielleicht würde es dich inspirieren mal anderen Instrumenten zu lauschen. Jetzt habe ich natürlich keine Ahnung welche Musikstile du magst oder komplett ablehnst. Vielleicht kann ich (und andere natürlich) dir Tipps geben, die dir wieder Spaß machen und dich neu inspirieren. Schreib mal was du so magst.
Die meisten Radiosender können einem natürlich den Spaß an der Musik komplett verderben und oft empfinde ich es als absolut unerträglich. Ich höre mittlerweile beim Duschen (sonst gar kein Radio mehr) WDR 4. Da laufen Songs, die ich seit über 30 Jahren nicht mehr gehört habe. Die meisten Songs fand ich damals total bescheuert, aber heute ist es eine witzige Zeitreise und ich muß oft grinsen.

 

[Andreas_SH]

WDR 4. Da laufen Songs, die ich seit über 30 Jahren nicht mehr gehört habe. Die meisten Songs fand ich damals total bescheuert, aber heute ist es eine witzige Zeitreise und ich muß oft grinsen.

So geht es mir manchmal wenn ich "Radio Paradise" höre...

http://www.radioparadise.com

 

[doubleball]

Musik höre ich meistens live, zuhause eher selten, im Auto nur ausgewählte CDs oder wenn Radio, dann WDR5 oder DLF. Die Musik ist da selten, dann aber meist erträglich.

Musik als Hintergrundberieselung kann ich überhaupt nicht ab. Wenn ich Musik höre, dann höre ich bewusst zu.

 

[alice d.]

gestern hab ich radio gehört, weil meine frau unbedingt in diesen laden wollte...
...ich bin bald umgegangen da. mit was für grotesk schlechten darbietungen man heutzutage ins radio kommt... irre. komplett loco.

ich höre seit ewigkeiten nicht mehr radio. ich hab aus viel blues und... man würde es heute "oldies" nennen... mein eigenes radio gebaut.
aber der vorrat an guten oldies ist jetzt auch nicht unbegrenzt. ich höre also auch immer weniger musik. aber dafür immer bessere... und immer bewußter.

 

[TheSinner]

Hab ich auch ab und an... Musikmüdigkeit.
Meine Therapie ist dann, bewusst gänzlich andere (gute) Musik zu konsumieren. In meinem Fall Klassik, Chöre, Kirchenmusik, Lateinamerikanisches, Skandinavisches...
Damit beeinflusse ich auch bewusst meine Stimmung, also wenn ich mies drauf bin, meide ich zu getragene Melodien...

 

[Grga]

Worum es mir geht ist: Ich bin nun 32 Jahre alt, und seit bald 1,5 Jahren verspüre ich so gut wie gar kein Bedürfnis mehr, Musik zu hören ... im Gegenteil, mehr und mehr empfinde ich Musik, die ich nicht selber mache, als störendes Geräusch, zumindest aber als anstrengend.

Stille ist mir dieser Tage wesentlich angenehmer. Die Geräusche des Alltags finde ich beruhigender als das Geplärre aus Kopfhörern.

Nun mache ich seit bald 17 Jahren aktiv Musik, habs als Nebenfach auch studiert und bin an sehr vielen verschiedenen Arten von Musik vorbeigekommen, aktiv wie passiv.

Solange Du die Stille findest ist doch alles im Lot. Je nach Konditionierung des eigenen Hörens und Hirn.. war ich schon so drauf, dass ich fast 10 Jahre fast nur Zappa hören konnte.. alles von ihm.. und das Interessante war.. es beruhigte mich. Dagegen wurde mir von Mainstreamkram regelrecht schlecht, machte mit aggresiv. Nichtmal Blues oder Funk ging damals. Zum Glück hat sich das wieder ausgeglichen und ich wundere mich heute, warum ich Alben wie "Shut up and play yer guitar" etc. sogar zum einschlafen hörte.
Heute höre ich viel Jazz aber wenn's "zu wild" wird steige ich auch wieder aus.. höre auch wieder ab und an Mainsteam.. nur nicht das was aus dem Radio plärrt, eher ältere Sachen. Ich hab' mir 'ne "Relax" Playlist angelegt.. da ist auch Barock und Klassik dabei, auch mal 'ne Filmmusik.. Rock höre ich nur äusserst selten, obwohl ich mein Leben lang auf unterschiedlichen Instrumenten Rock in allen möglichen Variationen gespielt habe.. bringt mir nur noch selten Sbass.. der Blues jedoch sitzt ganz tief drinnen und ich schrammle gerne was bluesiges auf der Gitarre. Am Klavier kommt meistens was jazziges raus und am Bass eher funky Kram.. hauptsache man findet Freude.. in der Stille od. mit Musik.

Gruss Grga