Hals / Trussrod: Schaden durch zu hohe Saitenspannung / Flats

[DGM]

Moin.

Zum Thema Saitenspannung gibt es zwar schon 11.378 Freds, aber zu der Frage die mich beschäftigt, habe ich bisher keine zufriedenstellende Auskunft gefunden.

Kann eine zu hohe Saitenspannung auf Dauer den Hals oder den Trussrod schädigen?

Konkret geht es um die Fender 9050 ML.
Auf meinem Squier CV 60 P Bass hatte ich circa ein Jahr die La Bellas 760 FS deep talking Flats drauf. Die waren mir aber irgendwann zu muffig. Hatte in verschiedenen Beiträgen gelesen, dass die Fenderflats etwas brillanter klingen und diesen Klang auch relativ lange halten. Hab mir dann zum Testen einen Satz 9050 ML geholt, den ich jetzt seit gut 6 Monaten aufgezogen und viel gespielt habe. Die Saitenspannung empfinde ich schon als ziemlich stark, was mir persönlich jedoch gefällt und meiner Spielweise entgegenkommt. Sie haben den Sound bisher gut gehalten und ich mag die Dinger!

Irgendwo habe ich aber vor Jahren mal aufgeschnappt, dass eine zu hohe Saitenspannung auf Dauer den Hals kaputt macht. Kann das sein bzw. was kann da passieren? Verzieht sich der Hals vielleicht auf Dauer so stark, dass man mit dem Trussrod keine Möglichkeit mehr hat, das bei anderen Saiten wieder zu korrigieren? Kann der Hals sich durch die hohe Spannung verdrehen? Trussrod kaputt gehen? Oder was?
Vielleicht lacht jetzt der ein oder andere, aber ich würde die 9050 ML auch gerne auf meinen teureren US Preci aufziehen, aber wegen des Gerüchts dass der Hals dadurch auf Dauer Schaden nehmen kann, traue ich mich irgendwie nicht..
@Hozzy habe gelesen, dass du die Saiten schon lange spielst. Hattest du mal irgendwelche Probleme in dieser Richtung damit?

Wäre dankbar, wenn mir jemand etwas Verbindliches dazu sagen könnte.

 

[cwegy]

Mach dir keine Sorgen, es gibt zehntausende glückliche Bassisten, die ohne Probleme 9050ML spielen

 

[whitewater]

Vielleicht ein wenig Background wo solche Halbwahrheiten herkommen, und worauf Du achten solltest:
Insbesondere bei älteren Instrumenten kommt es vor, daß der Trussrod "am Anschlag ist", also nicht mehr als die aktuelle Besaitung halten kann, oder daß er bereits überfordert ist, und der Hals krumm gezogen wird. Die Trussrodmutter ist dann am Anschlag und mit weiterdrehen reißt man sie dann halt ab. Ebenso kann es vorkommen, daß das Gewinde korrodiert ist und die Mutter nicht weiter will. Da kann man halt mit Gewalt nichts machen.
Ein CV Preci sollte da aber in keinem Fall sein, sonst wäre das ein Schaden ab Werk oder zwischenzeitlich schwerste Misshandlungen.
Wenn stärkere Saiten aufzieht, sollte man das am Trussrod kompensieren. Also bei deinem recht neuen Bass, no Problem. Bei den o.g. Problemen lässt man das besser.
Aus zwei Gründen:
Wer will schon einen Bass spielen, bei dem man ein Telefonbuch zwischen Saiten und Hals durchwerfen kann?
Wenn der Hals über längere Zeit so krumm gezogen bleibt dann nimmt er auch über kurz oder lang Schaden und ist dann "normalerweise" krumm. Das gilt auch für das Lagern ohne oder mit entspannten Saiten. Nicht der Zug an sich ist schädlich, sondern wenn der Hals über lange Zeit mit einer Krümmung leben muss, die der Besitzer eigentlich nicht will. Dann kann es bei "zurück zu gerade" halt auch zu unverhergesehenen Reaktionen kommen.

Also, kurz, drauf mit den Dingern, Hals nachstellen, glücklich sein. Beim Nachstellen ist es übrigens nie verkehrt, wenn man den Trussrod etwas entlastet indem man am Sattel/der Kopfplatte etwas Druck nach hinten ausübt.

 

[Hozzy]

@Hozzy habe gelesen, dass du die Saiten schon lange spielst. Hattest du mal irgendwelche Probleme in dieser Richtung damit?

Nein, eigentlich nie. Die 9050ML haben auch nie besondere Aufmerksamkeit am Trussrod benötigt, so stark ist der Zug nicht. Meistens hat eine ⅛ bis ¼ Drehung vollkommen ausgereicht, wenn überhaupt eine nötig war. Ich habe allerdings bei Flats den Hals gerne noch flacher gestellt, weil es möglich war und die Saitenlage dadurch flacher wurde. Durch die geringere Schwingung schnarrt dann nichts und man kann den Hals pfeilgerade einstellen...

Anders sieht es bei LaBella 760(F)M aus.... die haben wesentlich mehr Zug, aber die 9050er sind zwar straff im Spielgefühl, aber ziehen nicht am Hals

 

[DGM]

Oh vielen Dank euch für die Antworten.

@cwegy
Ja, das hab ich mir auch gedacht, dass Tausende andere diese Saiten auch spielen. Aber mein Vater hat mir irgendwann mal gesagt „wenn 1000 Leute die Brücke runter springen, springst du dann auch hinterher?“ das ist eine philosophische Frage, die ich verinnerlicht habe. Daher stelle ich mir diese Frage auch bei banalen Dingen, wie zum Beispiel Saitenspannung.

@whitewater das hast du sehr gut beschrieben und ich hab’s verstanden. Hätte ich vielleicht selbst drauf kommen können, aber manchmal brauche ich ein wenig Ansprache..
Danke dir!

@Hozzy
genau das Gefühl hatte ich auch, dass die La Bellas weicher im Spielgefühl sind. Aber ich wusste bisher nicht, dass sie physikalisch stärker ziehen als die Fenderflats. Kann bestätigen, dass ich mit den Fenderflats den Hals meines Squiers gerader einstellen kann als mit den La Bellas. Auch dir, vielen Dank für die Erklärung

Ich ziehe mir die 9050er jetzt auch auf meinen anderen Preci und werde glücklich damit. Ich spiele seit gut 30 Jahren Bass, aber habe leider erst vor zwei Jahren die Flats entdeckt. Könnte mir echt selbst in den Arsch beißen… hab bisher was verpasst!

 

[Kalmar]

Fenders dürften keine Probleme machen. Die Jamerson-LaBellas oder auch die Steve Harris Flats hingegen können den Hals an seine Grenze bringen. Manchmal ist auch das Holz Auflagefläche Weich - die Trussrod-Mutter wandert immer weiter in den Hals (und kommt irgendwann am Ende des Gewindes an). Also auf die Mutter achten. Und wie oft man die zu hoch werdende Saitenlage korrigieren muss.

Viel Spaß mit den Fender-Flats!

 

[Scorn8]

Ich habe die 9050 ML auf einem Fender Jaguar Bass.
Etwas am Trussrod brauchten die mehr aber nix wildes.
Auf einem doch recht preiswerten Stagg Fretless den ich an einem Kumpel verkauft habe sind 9050 ML schon ne ganze Weile drauf und machen keine Probleme mit dem Hals.