Hier ein Testbericht:
Glockenklang Bugatti-Professional-Endstufe
Der Transport dieser Endstufe sollte eigentlich zu einer Extra-Trainingseinheit für den Nachwuchs des lokalen Gewichthebervereins werden. Die Burschen haben mich dann aber versetzt. Nachdem ich mich versichert hatte, daß mein Orthopäde für den Fall des Falles nicht gerade im Urlaub wäre, habe ich die Sache dann selbst in die Hand genommen, nach dem Motto: So macht man sich als Tester stark. 27 Kilogramm galt es ins Studio zu transportieren. Ob sich die Schlepperei wenigstens lohnen würde?
AUSSTATTUNG UND WERTE
Für dieses Schwergewicht der Glockenklang Bugatti sind hauptsächlich zwei getrennte und extrem groß ausgelegte Netzteile verantwortlich. Verglichen mit Endstufen ähnlicher Leistung scheinen sie überdimensioniert. Sie ermöglichen jedoch eine makellose Reproduktion von Impulsen und ein transparent-lockeres Baßfundament (siehe unten). Beide Endstufenhälften sind im übrigen galvanisch voneinander getrennt, das Übersprechen ist folglich - minimal. Die Bugatti bietet 2x 300 Watt an 4 Ohm, bzw. 2x 160 Watt an 8 Ohm. Diese Leistung ist zum Abhören in einem mittleren bis größeren Studio ausreichend. Den Frequenzgang definiert der Hersteller mit 15 Hz (!) bis 22 kHz plusminus 0,1 dB. Der Rauschabstand ist mit größer als 103 dBA jenseits von Gut und Böse. Die Eingänge sind symmetrisch (XLR Männchen / Weibchen parallel), ihre Empfindlichkeit laßt sich von 1,1 auf 2,2 Volt umschalten. Die Verzerrungen (THD) beziffert der Hersteller mit kleiner als 0,1 Prozent (20 Hz bis 20 kHz). Angaben über die Anstiegszeit bis zur vollen Leistung werden nicht gemacht.
Die technische Ausstattung der Endstufe wird komplettiert durch Schutzschaltungen gegen Kurzschluß, Übertemperatur und Gleichstrom. Es gibt eine Einschaltstrom- Begrenzung, eine Einschaltverzögerung zum Schutz der Lautsprecher sowie einen eingebauten Peak-Limiter. Polklemmen aus Kupfer und XLR-Anschlüsse für die Lautsprecher sind serienmäßig. Die Bugatti kommt ohne Lüfter aus - eine Erleichterung für die Installation im Studio.
IM PRAKTISCHEN BETRIEB
Es kommt seiten vor, daß gerade eine Endstufe einen sehr definitiven ersten Eindruck vermittelt. Die Bugatti tut es. Eine wohl zutreffende Beschreibung für diesen ersten Eindruck ist: Sie geht mit dem Sound um, als sei er schwerelos. Sie liefert die beste Reproduktion von Bässen und Tiefbassen, an die ich mich erinnern kann. (Getestet wurde die Endstufe mit einem Paar Tannoy-LGM-Monitore, einem System, dem man keinerlei Baßbetontheit oder -lastigkeit nachsagen kann.) Auch bei größeren Lautstärken entstand nie der Eindruck, daß diese Endstufe im Begriff sei, in die leistungsmäßige Defensive gedrängt zu werden. Das Klangbild war in allen Frequenzbereichen ständig offen, frisch und transparent. Das im praktischen Betrieb hörbare Rauschen war gleich Null.
Gesamturteil
Die Glockenklang Bugatti hat als Studio»High-End«-Endstufe kaum Konkurrenz. Gerade im Studio zählt die mühelose Wiedergabe (noch) nicht begrenzter Impulse und nichtkomprimierter Bässe. Höchste klangliche Transparenz und Impulsfreudigkeit beugen Ermüdungserscheinungen bei längeren »Sitzungen« vor. Und wenn es einmal rauscht, ist es bestimmt nicht diese Endstufe. Verarbeitung und Ausstattung der Bugatti sind vorbildlich. Bleibt noch die angenehmste Seite dieses 27 kg schweren Powerblocks zu erwähnen: Der Preis. Er liegt in einem Bereich, der einen neuen Wert auf der nach oben offenen Preis/Leistungs-Skala markiert.
Martin Hömberg
Mit freundlicher Genehmigung des Nitschke Verlags GmbH, Euskirchen
