Geschnatter an Konzert

[bassbeat]

Ich war am Konzert von "The Slow Show".
Sehr intime, kleine Location. Etwa 100 Leute - Bühne auf Bodenhöhe, man stand eigentlich beim Zuhören mit auf der Bühne. Die Musik perfekt gespielt. Man wurde eingehüllt in diese wunderbaren tiefenentspannenden Klänge. Die Musiker extemst sympathisch und super aufgelegt - trotz der sehr kleinen Location.

Bis hier..... ein Traum von einem Konzert.

Leider war der Abend aber trotzdem alles andere als entspannend.

Es gab eine Gruppe Leute an der Bar, die redeten, laut lachten und mit den Gläsern einen tierischen Radau machten. Bei der Musik von "The Slow Show" ist das wie ein Burn Out morgens um zwei vor dem Altenheim.
Wieso bezahlt jemand 28SFr./25€ Eintritt, um dann die anderen zu nerven, den Musikern keinen Respekt zu zollen und blöden Scheiss zu quatschen, was man in jeder beliebigen Bar auch machen könnte?

Bei der ersten Zugabe kam der Sänger alleine raus und begann auf der Gitarre einen Akkord schön zerlegt mit einem wunderbaren Effekt welcher den Raum bis in die hinterste Ecke mit Licht füllte, zu spielen.
2 Sekunden das Gefühl, als ob man schwebt.......
Dann von links:"Das ist eine Gretsch!" "Ne, sicher nicht!" "Doch Mann, das ist definitiv eine Gretsch!" "Nein, ich hab eine Gretsch, die sieht anders aus!"

Es war eine Gibson!!

Aber echt, ist das in dem Moment wichtig? Kann man nicht einfach mal die Schnauze halten und die Ohren aufmachen?

Wie seht ihr das? Ist das eine Unart? Darf man das? Nervt euch das auch? Oder gehört ihr zu den Quatschern? Wenn ja, wieso macht ihr das an einem Konzert?

Fragen über Fragen.

 

[Gast5650]

Ehrlich gesagt, gehen mir Leute, die mir vorschreiben wollen, wie ich mich auf einem Konzert verhalten muss, tierisch auf den Senkel.
Ich verhalte mich, wie ich gerade Bock habe.
Selbstverständlich möglichst ohne andere zu tangieren.
Wobei es Leute gibt (Pssst!) die mich tatsächlich anstacheln, eben jene lautstark zu verspotten.

 

[Talentfrei]

uhi, dann möchte ich gar nicht wissen was Du über mich denkst, wenn ich zwischen den Musikern rumwussle und Fotos mache...

 

[alice d.]

auf dem doors-konzert wollte ich damals auch robby krieger und ray manzarec genießen. die neben mir wollten pogen. ich denke, das sind zwei verständliche reaktionen und wir haben uns räumlich arangiert...

 

[TieftonTom]

Mich nervt das Geschnatter manchmal auch, egal ob als Zuhörer oder wenn ich selbst auf der Bühne stehe. Das zeugt nicht gerade von "Respekt" vor dem darstellenden Künstler, bzw. vor den 95% der Zuhörer, die die Musik hören wollen. Vielleicht bin ich einfach nur oder es ist halt so in der U-Musik.
Da hilft nur, die Anlage so weit aufzudrehen, dass das Gesabbel nicht mehr hörbar ist.
Wenn man weis, dass die Musik eher für Hintergrund sein soll, ist das für mich was anderes. Also Musik bei Festen, Hochzeiten etc. nicht der Haupt-Act ist.
In der E-Musik bei Klassikaufführungen würde sich niemand trauen, das Orchester durch Kommentare zu übertönen. Ich zumindest nicht.

 

[dumbopop]

lautes gesabbel und offenkundiges desinteresse an der darbietung finde ich auch unartig. ok, aufm stadtfest oder im bierzelt ist sowas nicht zu vermeiden, weiß man ja vorher, laufkundschaft eben. aber in einer intimen location bei intimer musik? das ist wie lautes gesabbel oder telefonieren im kino (hatten wir gerade im "verrohungströt"). auch im der philharmonie würde solchen störern gezeigt, wo der maurer das loch gelassen hat.
gerade in locations, wo die lautstärke niedrig gehalten werden muss und man eben nicht gegenfeuern kann, respektlos.

 

[Ochsenblut]

Ooooooooch, aufm Stadtfest habe ich auch schon Leute erlebt, die das Publikum ziemlich erbost haben, weil sie zum Beipiel einfach in die Menge pinkelten. Nicht schön. In jenem erwähnten Fall mit der Pinkel-Attacke meinte der Sänger (Gerd Knebel) der Band (Flatsch) ganz lakonisch: "Ei schmeißt den doch raus..." Gesagt - getan, fertig. Manchmal ist die Straße einfach nicht groß genug für alle.
Im intimen Ambiente kann Gequassel wirklich ganz schön nerven, stimmt. Ich hab eine ganze Weile mit einem Sänger zusammengespielt, der die Quasselstrippen von der Bühne aus aufgefordert hat, nach der Show vorbei zu kommen und sich einen Elternbrief abzuholen, den sie das nächste mal unterschrieben vorzeigen müssen. Das hat erstaunlich oft gut funktioniert, die Lacher waren auf der Seite der Band und die Reklame für den nächsten Gig war auch platziert. Aber der Typ konnte auch wirklich eine sehr psychopathische Ausstrahlung erzeugen, so dass man sich nicht sicher war, ob er nicht bei der nächsten Störung persönlich vorbeikommt, um die Eingeweide des Delinquenten mit bloßen Händen ans Kneipenlicht zu befördern...

Ist aber nie passiert - die Band hat sich letzendlich aus anderen Gründen aufgelöst.

 

[pitsieben]

Ich habe noch nie Menschen erlebt, die lauter reden als wir spielen.

 

[Ray Mahogany]

 

[Gast27578]

Nun, es ist doch eh common geworden, sich möglichst so zu benehmen, dass man den eigentlich Zweck der Veranstaltung konterkariert, oder? Gehe ich auf ein "grosses" Konzert sehe ich keine Bühne, keine Musiker, nix nur Handy- und besser Tabletbildschirme. Live Konzerte live zu sehen ist fucking out. Sitze ich in einem Seminar, höre ich überdeutlich wie ganz selbstbewusst von Onkel Karls Blasenproblemen gesprochen wird. Und wer höflich um etwas mehr Ruhe bittet, ist ein Arsch. Ich glaube, ich würde Kinofilme schon gar nicht mehr ertragen, wenn nicht spätestens alle 45 Minuten ein Handy klingelte. Und im Restaurant zu sitzen, ohne dass am Tisch gegenüber Sohnemann Candy Crush mit Ton spielt, während Mutti gerade vom Sohn beschimpfen durch einen Anruf ihrer Mutter untebrochen wurde, während Vati in Ruhe die Fussi Ergebnisse checkt, wäre für mich wie Suppe ohne Salz. In meinen Träumen bin ich dafür solche Leute ansatzlos, ohne jene Vorwarnung totzuschlagen. Da ich aber von pazifistischer Natur und ängstlich vor dem Knaste begnüge ich mich mit einem Magengeschwür.

 

[DanielKahPutt]

Da es bei uns keine "Stille" gibt, wenn wir mal angefangen haben, fallen mir die "quatscher" nicht auf.
Da wir relativ speziell sind, passen wir in die meisten Veranstaltungen nicht rein und da ist man es gewohnt das sich die "Hälfte" des Publikums nicht so wirklich für uns interessiert.
Lauter als Mein Stack hat aber noch niemand gequatscht.

 

[Ochsenblut]

Ja, klar, leuchtet ein.
Blöd ist das aber bei Gigs, die nicht unter dem Label "Party" oder "Experimentell" laufen sondern unter "Kultur". Da stört es dann nicht nur mich als Musiker sondern auch die anderen Gäste. Da kommt es ganz gut, wenn man die Quassler von der Bühne runter ein wenig einbremst. Die Leute im Publikum trauen sich ja nicht etwas zu sagen.

 

[alice d.]

 

[Ens]

Ich habe noch nie Menschen erlebt, die lauter reden als wir spielen.

Amen

Zum Glück ist das so!
Wenn ich das bei etwas untergründigen Rock- oder Metal-Veranstaltungen sehe, beschränkt es sich auf einige wenige die hier und da mal schnell ein Foto machen oder kurze Videoclips aufnehmen und dann ist das Ersatzgehirn schon wieder in der Hosentasche verschwunden.
Neulich habe ich mich zu Volbeat nach Frankfurt schleppen lassen...
Da hat man schon nach kürzester Zeit fast nichts mehr gesehen, weil man von derart vielen Smatphone-Displays geblendet wird das es kracht

 

[alice d.]

frage: könnte die melodie zu candy-crush aus zehntausend handys lauter sein als eine rockband?

 

[Ens]

frage: könnte die melodie zu candy-crush aus zehntausend handys lauter sein als eine rockband?

Vermutlich nicht.
Wohl aber, ob der Anzahl, den Einsatz von Massenvernichtungswaffen rechtfertigen

 

[pitsieben]

Ich habe unglücklicherweise noch nie vor 10000 Leuten gespielt...aber ich behaupte mal:

NEIN!

Könnten 10000 Leuten die Handys aus der Hand fliegen, wenn wir anfangen?

Eindeutig JA!

 

[alice d.]

wenn ich jetzt ein handy mit lautstärkemessapp hätte, könnte ich mal messen, wie laut mein handy so kann...