Frage zu Trussrod/Halseinstellstab

[Altair]

Wenn ich theoretisch eine Trussrodd-Schraube um 360 Grad drehe, geht dann der Trussrod auch um 360 Grad mit oder gibt es verschiedene technische Lösungen.
Gemeint ist, ob das konkave und konvexe Maximum immer eine halbe Schraubendrehung auseinander liegen.
Im konkreten Fall geht es um zwei Japan-Fender Pe und Jott aus den 80ern, an deren Einstellung ich mithelfe. Leider muss auch beide Male der komplette Hals demontiert werden, aber die Eingeweihten kennen das ja bereits.

 

[rawlikefishrob]

Ein normaler Single Action Trussrod macht den stab nur fester, also wird der Hals zunächst gerader und dann biegt er sich immer weiter weg, er wird immer konvexer.
Bei einem Double ACTION geht es von gerade einmal konvex und und in die andere Richtung konkav.
Als Start macht immer den Hals gerade mit der. Tendenz zu etwas backbow. Dann montiert man den Hals und lockert dann nötigenfalls, bis die Saitenlage passt.

 

[whitewater]

Ich glaube, da ist was im Verständnis nachzuarbeiten. Wenn wir über Fender, auch Japan der 80er reden, dann ist die Trussrod-Schraube eine Mutter. Wenn Du an der drehst, dann bleibt der Trussrod selber wo er ist, bewegt sich nicht und wird nur mehr oder weniger straff gespannt.
Das ist eine sog. Single-Action Konstruktion, d.h. der Trussrod kann von völliger (längs-)Spannungsfreiheit (da verläuft er über den kurvenförmigen Bogen des Kanals im Hals in genau dieser Kurve) solange gespannt werden, bis er komplett gerade ist, dann ist der Hals in dieser Kurve gebogen.
Das konkave Maximum wäre Spannungsfreiheit, das konvexe der vollständig gerade gezogene Trussrod. Danach kommt übrigens das berühmte "Ab".
P.S.: dazwischen liegen typischerweise mehrere Gewindegänge als mehr als 360Grad Drehung an der Schraube.
P.P.S.: ein sog. Cheater, also ein langer Schraubenzieher, ermöglicht es die Mutter mit dem Kreuzschlitz auch im eingebauten Zustand zu drehen. Hilfreich ist in jedem Fall, wenn nicht der Trussrod die Hauptarbeit machen muss, sondern man den Hals (4Hände ), bereits in die Richtung biegt, in die es gehen soll, oder auch die Saiten entspannt. Dann sollte die Mutter sehr viel weniger Reibung haben und kann entsprechend leichter bewegt werden. Lässt man dann los, oder zieht die Saiten wieder in Stimmung, hält sie die Spannung dann natürlich.

 

[jaco1972]

Danach kommt übrigens das berühmte "Ab".

Schneller als gedacht, besonders wenn schon reichlich Scheiben oder Federringe unter die Trussrod-Mutter geschmissen wurden.
Ein, zweimal federt die Mutter noch zurück, japp und ab...!

 

[whitewater]

Schneller als gedacht, besonders wenn schon reichlich Scheiben oder Federringe unter die Trussrod-Mutter geschmissen wurden.
Ein, zweimal federt die Mutter noch zurück, japp und ab...!

Eher, wenn bzw. weil die Einlage aus weichem Holz ist, und über die Jahre zusammengedrückt wurde. Dann ist der Trussrod schon in Ruhe recht gerade und kann nicht mehr viel bewegen, egal, wie weit man ihn spannt. Der Stahlstab längt sich ja nicht, wenn das Gewinde am Ende ist, und man Scheiben braucht, haben sich entweder die Widerlager verschoben oder ins Holz gedrückt, oder die Einlage ist eingedrückt.
Btw. beim OPM ist das keine separate Einlage, sondern direkt das Holz des Halses, da wird ja von hinten eine Nut mit bogenförmigem Bodenprofil gefräst.

 

[rawlikefishrob]

Schneller als gedacht, besonders wenn schon reichlich Scheiben oder Federringe unter die Trussrod-Mutter geschmissen wurden.
Ein, zweimal federt die Mutter noch zurück, japp und ab...!

Und deshalb spannt man (ich) die ALTEN Hälse etwas vor und schraubt nur fest und überlässt nicht der Mutter, dem Bullet die gewaltige Aufgabe des spannens..

 

[Altair]

Die Basshälse waren durch den Besitzer so eingestellt, dass sich beide leicht nach hinten bogen und die Saiten quasi auf den mittleren Bünden auflagen. Es sollte wohl eine superniedrige Saitenlage erzielt werden. Ich habe erstmal beide Trussrods eine halbe Umdrehung nach links gedreht, damit die Saiten den Hals in die entgegengesetzte Richtung ziehen. Das hat soweit auch funktioniert, jetzt soll sich das Holz erst mal in die richtige Richtung hinarbeiten. Dann ist die Frage, ob ich weiter nach links drehe, falls die Saitenlage noch zu niedrig ist oder ob ich dann ganz schnell wieder am Ausgangspunkt ankomme = halbe Drehung.
Wie würdet ihr weitermachen?

 

[goldbass]

Wie würdet ihr weitermachen?

Den Spannstab soweit lockern, bis eine dezente Saitenlage eingestellt ist. Die Krümmung sollte so stark sein, dass (bei heruntergedrückter Saite am 1. und letzten Bund) am 7. Bund ein Zwischenraum von +- 0,3 mm entsteht. Wieviel Du da drehen musst, ist je nach Instrument unterschiedlich.

 

[goldbass]

Die Basshälse waren durch den Besitzer so eingestellt, dass sich beide leicht nach hinten bogen und die Saiten quasi auf den mittleren Bünden auflagen.

Dann würde ich vermuten, dass der Bass in seinem vorigen Zuhause bei niedrigerer Luftfeuchtigkeit gelagert war und sich nun der Hals ausgedehnt hat.

 

[Altair]

Ich habe die Befürchtung, ich könnte eventuell zu weit drehen. Ich weiß ja nicht, an welchem Punkt der Krümmung ich aktuell bin.

 

[goldbass]

Ich habe die Befürchtung, ich könnte eventuell zu weit drehen. Ich weiß ja nicht, an welchem Punkt der Krümmung ich aktuell bin.

So wie ich dich verstehe, hast du eine zu starke Krümmung nach hinten und musst den Spannstab lockern. Da kann nichts passieren, außer dass du eventuell wieder anziehen musst, weil du zu viel gelockert hast.
Der Spannstab geht kaputt, wenn du ihn zu stark anziehst ...

 

[bassilisk]

Dann ist die Frage, ob ich weiter nach links drehe, falls die Saitenlage noch zu niedrig ist oder ob ich dann ganz schnell wieder am Ausgangspunkt ankomme = halbe Drehung.

Ich habe den Eindruck, du hast den Stab nicht so ganz verstanden.
Das ist kein sich drehendes Exzenter, sondern eine Schraube. Nach links wird immer weiter locker, bis die Mutter lose ist und nach rechts spannt immer weiter bis es blockiert oder abreißt.
Wenn du also immer noch zu niedrig bist: Weiter drehen, bis es basst.

 

[whitewater]

Aber eins hast Du richtig verstanden, nicht zuviel auf einmal, ruhig mal ein paar Tage Ruhe lassen.

 

[goldbass]

Noch ein Tipp, wenn die Schraube am Halsfuß ist:
Kapo am ersten Bund festmachen, Saiten gut lockern, bis sie schlackern, dann hinten die Halsschrauben ca. 1cm weit rausschrauben und den Hals aus der Tasche drücken. So kommst du gut an die Schraube und der Hals muss nicht runter.

Schraubenzieher mit schön breiter Klinge benutzen, der gut in die Mutter passt. Cheater-Klingen nehme ich persönlich nicht so gerne, vor allem nicht, wenn die Mutter schwergängig ist - aber jeder wie er mag.

 

[Altair]

Ich habe den Eindruck, du hast den Stab nicht so ganz verstanden.
Das ist kein sich drehendes Exzenter, sondern eine Schraube. Nach links wird immer weiter locker, bis die Mutter lose ist und nach rechts spannt immer weiter bis es blockiert oder abreißt.
Wenn du also immer noch zu niedrig bist: Weiter drehen, bis es basst.

Da hast Du leider recht. Bisher hat die Kenntnis von lefty-loose zu righty-tight ausgereicht, ohne dass ich groß nachgedacht habe, was genau dabei im Hals passiert.
Mit diesen Bildern wurde es mir dann aber klar:
Gitarre&Bass Workshop

Noch ein Tipp, wenn die Schraube am Halsfuß ist:
Kapo am ersten Bund festmachen, Saiten gut lockern, bis sie schlackern, dann hinten die Halsschrauben ca. 1cm weit rausschrauben und den Hals aus der Tasche drücken. So kommst du gut an die Schraube und der Hals muss nicht runter.

Guter Tipp. Das ich nämlich der echt nervtötende Teil der Arbeit. Schön, wenn sich da etwas überspringen lässt.