Explorer und ähnliche Korpusformen und Kopflastigkeit

[Xestaro]

Hi zusammen!

Wer von euch spielt denn Bässe mit Korpus-Formen in der groben Richtung Explorer, Kelly, Thunderbird, whatever und wie schlimm Kopflastig sind die Instrumente?

Gibt es Möglichkeiten die Balance zu verbessern? Ist es überhaupt nötig?

Mir gehts hier hauptsächlich um 4-Saiter denn ich würde meinem zukünftigen Custom-Projekt gern eine Form in dieser Richtung verpassen, habe aber leider keine wirkliche Erfahrung damit welche zu spielen. Da ich schonmal einen Bass mit grauenhafter Kopflastigkeit in Händen hatte (wenn das auch ne andere Form war und ein 5er) mach ich mir da etwas Sorgen um das Thema.

 

[airbagger]

Mein Gibbo-Bird ist nicht kopflastig, beim Schraubhals Epi den ich davor hatte hab ich den Gurtpin von der oberen Zarge an den Halsfuss versetzt, da war dann Schluss mit der Kopflastigkeit.

 

[Hardrockracer]

Meine Zackenbarsche und auch die T-Birds sind nicht kopflastig. Allerdings hängt das immer auch von mehreren Faktoren ab. Halsholz/Korpusholz Verhältnis ist sicher ein Kriterium. Ich hatte mal nen BC Rich Ironbird. Der war kopflastig. Aber der Korpus war im Verhältnis zum Hals ziemlich leicht. Ich habe nen Hamer Blitz. Der ist nicht die Bohne kopflastig und insgesamt sehr leicht. Wichtig ist, wie hier schon gesagt auch die Position des vorderen Gurtpins. Bei Explorer/T-Bird idealerweise am Halsfuss. Was auch nicht schadet ist ein Gurt, der auf der Innenseite nicht rutschig ist. Sowas fängt zumindest eine leichte Kopflastigkeit auf ohne an der Schulter zu zerren, wo im selben Szenario ein Textilgurt den Hals sofort talwärts wandern lässt. Auf jeden Fall nicht blind kaufen sondern vorher auschecken.

 

[whitewater]

Ich sehe zwei Gesichtspunkte:
Was bedeutet für Dich Kopflastigkeit?
Ich finde es schon suboptimal, wenn der Hals nicht in der für mich optimalen Neigung bleibt, aber etwas tiefer stabil steht. Da geht auch sehr viel Bodyshaping etc. rein, je nachdem, wie hoch/tief Du den Bass hängen hast. Tief ist da imho unproblematischer.
Dieses Problem ist leider auch mit den oft empfohlenen rauen/breiten Gurten nicht lösbar, abgesehen davon, daß ich keine Böcke hab, mir von meinem Bass das Fell bzw. Hemd über die Ohren ziehen zu lassen.
Bist Du da toleranter, nervt es also nur, wenn die Kopflastigkeit den ganzen Bass quasi um den vorderen Gurtpin kopfüber drehen will, geht es hauptsächlich um Gewichtsverteilung.
Natürlich ist die erste Lösung, den Pin Richtung Kopfplatte zu bringen, aber das heißt dann eben Preci/Jazzy ähnliche Shapes statt Explorer, Bird oder auch Alembic. Dafür ändert sich damit der Hebel, das ist eigentlich immer der schlauere Ansatz.
Das andere ist halt das tatsächliche Gewicht.
Allerester Punkt: Kopfplatte möglichst klein, möglichst kurz (2/2 Tuner) aber vor allen Dingen leichte Tuner (Headless ist natürlich diesbezüglich das Beste, aber wir reden ja von Ex und Co.)
Was dann übrig bleibt ist das Gegengewicht am Korpus. Natürlich hilft halbwegs schweres Holz, aber damit wird der gesamte Bass unbequem schwer und der Hebel ist nur mässig gut. Leichtes Holz kann man mit expliziten Gewichten austarieren. Der Explorer hat dafür ja im Zacken unterm rechten Arm reichlich Platz.
Ich hab so eine Brownbass-Kopie (also wie das Alembic Stanley Clarke Signature Modell) von Andi Schack der ist sowas von kopflastig, das geht eigentlich gar nicht. Aber er wiegt nur 3kg (hohler Body ) Ich spiel den jetzt mit einem 1kg Gewicht am unteren Ende des Gurtes, damit geht es ganz gut, das ganze ist mit in Summe 4kg auch ok.
Das ist jetzt aber eine Lösung für Schätzchen, die aus ideellen Werten gerettet werden müssen. Beim Selbstbau oder Custombau hast Du ja die anderen Möglichkeiten.
Wenns also konkret auf eine Ex-Kopie rausgeht: der ganz schlaue Trick wäre Reverse Body Der nächstbeste (NonReverse) nicht zu leichtes Body Holz. So 2,5kg Body-Gewicht würde ich schon anstreben, sollte in Summe zwischen 4 und 5kg landen.
Die Kopfplatte ist schon recht zierlich auch wenn die Tuner 4links sind. Das kann man evtl. etwas schlanker gestalten, ohne daß es unmöglich aussieht. Besser wäre eine 2/2 wie bei John Entwistles Alembic.
Und. Unbedingt. Ganz wichtig. die leichtesten Tuner, die Du bekommst. Goto Reso oder so, und unbedingt kompakte.

 

[Xestaro]

Aaaaaalso... vorher anspielen wird leider nichts werden, da es sich um einen Instrumentenbauer aus Finnland handelt (Kiiras) der eben erst auf Bestellung bauen würde. Der Mann war bisher mit allem sehr offen und so hilfreich wie er nur konnte, daher vertrau ich ihm da durchaus. Allerdings hat er bisher auch nur selten Bässe in solchen Formen gebaut und ist sich daher auch noch nicht ganz sicher wie der Bass am Ende so balanciert wäre.

Den Vorschlag den Gurtpin an den Hals Ansatz zu setzen brachte er auch schon und ich hatte selbst die Idee auf eine kürzere 2x2 Kopfplatte zu setzen. Möglichst leichte Mechaniken sind sicher auch eine gute Idee.
Auch hab ich den Bass am Gurt durchaus relativ tief hängen was vielleicht etwas hilft. So knapp unter Gürtellinie irgendwo.

Ich hab mit EIN BISSCHEN Kopflastigkeit auch kein großes Problem, ich will nur nicht das Gefühl haben ständig mit der Hand den Hals heben zu müssen. Der BC Rich Warlock 5-Saiter aus günstiger Serie den der Bassist meiner ersten Band damals hatte war halt schon eher... suizidal. Das Ding wollte immer augenblicklich im Freifall Richtung Boden wenn man auch nur daran dachte den Hals loszulassen und das wäre halt dann das negativ Extrem in dieser Hinsicht das ich auf jeden Fall vermeiden will.
Von perfekt ausbalanciert bis dort hin gibt's natürlich viel Spielraum und je weniger neckdive, desto besser, aber wie gesagt: ein bisschen ist total vertretbar.

Der Instrumentenbauer denkt, dass das Instrument relativ schwer werden könnte. Er baut Hälse 5-streifig aus Ahorn und Wenge, der Body soll Esche werden, was er als relativ schweres Holz empfohlen hat, die Konstruktion verschraubt.
Er würde mir durchaus auch einen mit verlängertem oberen Horn bauen aber rein optisch ist es schon nicht so einfach da was zu designen das ebenso gut aussieht wie das Original.

 

[whitewater]

Ok, da besteht doch Hoffnung. Normale (nicht Sumpf- oder Weiß-) Esche ist vom spezifischen Gewicht her schon mal ein Gegenstück zum Hals. Ich bin nicht 100% firm, was ein Explorerkorpus an Volumen zusammenbringt aber das ist ja auch nach hinten/rechts hin verteilt.
Bei der Kopfplatte würde ich mich dann halt am Alembic orientieren, und der Gurtpin muss eh an den Halsansatz:

Allerdings, wenn das ein Custom vom Bassbauer ist, dann sollte der da schon wissen was er tut. Unmöglich ist es ja nicht.
@Basvarken sollte da was zu sagen können, der hat ja schon einiges in der Beziehung gebaut. https://www.brooksbassguitars.com/brooks-12-string-basses-851795.html
Von Torillo hab ich bis jetzt nur Bird-ähnliche Formen gesehen, aber das ist ja auch schon die Richtung.

 

[Bruce Payne]

Ich spielte als Gitte in einer Metalband eine Dean ML (aus der "Tropical Era" mit kleinem Korpus), als Bassist in einer Rockkapelle aktuell einen Thunderbird und ab und an beim Jammen mit einem Kumpel eine Explorer von Solar Guitars. Alle verfügen in der aufgeführten Reihenfolge über einen mehr oder weniger starken Neck-Dive, den ich als Teil des Deals zu akzeptieren gelernt habe - vielleicht auch, weil alle Geräte wegen des vergleichsweise flachen Halsprofils eine andere Handhaltung/Spielposition begünstigen?
Am Ende wird wohl immer ein gewisser Hang in die Waagerechte bleiben...

 

[Hardrockracer]

Also ich kann nur sagen, dass mein Blitz überhaupt nicht kopflastig ist und das auch ohne 2+2 Anordnung. Die finde ich nämlich entsprechend hässlich. Auch muss der Korpus nicht schwer wie ein Stein sein (siehe meinen Blitz). Warum muss es ein Custom Instrument von einem finnischen Instrumentenbauer sein? Wenn keine Eile angesagt ist, erstmal zurücklehnen und das Terrain sondieren. Wo wohnst Du? Vielleicht willst Du mal meinen Blitz checken? Der ist unverkäuflich. Aber Du hättest eine Ahnung ob das was für dich wäre. Taucht immer mal wieder bei Kleinanzeigen auf.

P.S. Du erwähntest BC Rich aus günstiger Serie, das sind gnau die Fallbeile, die Du nicht willst.

 

[TodesMichl]

Ich hatte mal den hier:

Spector Euro X4. Eigentlich nur für den US Markt gebaut bei NBE, aber irgendwie ist der dann doch wieder nach DE gekommen.
Der war trotz 4,4 kg so massiv kopflastig, das machte wirklich keinen Spaß. Selbst im Sitzen ging das gar nicht.
Auch nachdem da extra Gurtpinne hinten montiert wurden, war das immer noch nicht optimal.

Habe mich dann davon getrennt und mir einen „normalen“ Spector geholt.

Ich hatte auch mal kurzzeitig einen US Thunderbird.

Der war dagegen gar nicht kopflastig. Hatte gut 3,9 kg.
Handling war wirklich ok, aber ich bin doch kein Thunderbird-Typ. Der Hals war mir viel zu dünn. War halt ein guter Kurs hier über Bassic und ich wollte unbedingt mal einen TB haben.

Habe auch ein paar Jahre einen Warwick Thumb 5 Bolt on gespielt. War auch ziemlich kopflastig, aber mit dem passenden Gurt kam ich damit klar.
Schön tief hängen und ab die Post.
Kennst Du ja als Metaller .

Also irgendwie kommt man mit allem klar, aber inzwischen mit weit über 40 habe ich persönlich dann doch Bock auf was angenehmes.
Da passt mein Spector LX4 mit 3,6 kg echt richtig gut.
Ist halt schon besser, wenn der obere Gurtpin mehr Richtung 12. Bund geht.
Also ruhig erstmal so einen Zackenbarsch irgendwo ausprobieren und schauen, wie man klarkommt. Wenn man nur 16-tel spielt und den Hals immer schön festhalten kann, dann tut ein bisschen Kopflastigkeit nicht weh. Ansonsten wird es nach ein paar Stunden Probe doch echt unangenehm.

 

[Xestaro]

Also mit "ein gewisser Hang in die Waagerechte" hab ich nicht unbedingt ein Problem würde ich sagen. Mit Hang zum Küssen des Bodens sind wir dann eher bei "Nein, danke!"

Hier mal ein Bild von einem Bass in der Korpusform auf die ichs abgesehen hätte, hier allerdings ein 5-Saiter:

Ich habe mal eben mit Fotos von nem Hamer Blitz verglichen. zumindest scheint die obere Zarge im gleichen Bereich am Hals anzusetzen (sichtbares Ende so ca am 18. Bund, hinterm Hals vermutlich noch etwas weiter vor gerundet).

Was Kopfplatte angeht wäre ich wohl bei der Bass-Version hiervon:

Hatte grade noch einen Gedanken was man evtl machen könnte was ich mal noch mit dem Kollegen besprechen muss was er davon hält.

 

[cellkirk74]

Also ich habe 2 birds, die beide gehen. Der Opi vintage ist wegen der größeren Kopfplatte etwas anfälliger, aber es geht.

Aus Soundgründen ist mein Hauptbass in der einen Band ein Gibson SG-Z, also ein longscale EB mit kleinem und leichten 60ies Korpus. Der ist kopflastig und muss festgehalten werden, klingt aber in der Band einfach genau richtig.

Im Zweifel braucht es halt hinten Am Korpus genug Gewicht.

 

[beate]

Man kann im Fall der Fälle immer auch den unteren Gurtpin nach "links" versetzen. Dann gelangt ein größerer Teil des Korpus unter den Schwerpunkt. Das wirkt der Kopflastigkeit entgegen.

 

[Xestaro]

Man kann im Fall der Fälle immer auch den unteren Gurtpin nach "links" versetzen. Dann gelangt ein größerer Teil des Korpus unter den Schwerpunkt. Das wirkt der Kopflastigkeit entgegen.

Ich bin mir nicht 100% sicher ob ich dich richtig verstehe...

 

[beate]

Schau Dir mal den Hamer Blitz weiter oben haben. Da ist das umgesetzt.

stell Dir am besten vor, das Ding hinge vor Deinem Bach. Wieviel größer ist die Masse unterhalb der Linie wischen den beiden Gurtpins gegenüber der oberhalb? Und wie ändert sich das, wenn der Gurtpin tatsächlich in der Mitte ist?

Ach so, bei meinem RD habe ich das auch so gemacht, beim (älteren) Explorer hatte ich nur den oberen Gurtpin versetzt:

 

[Xestaro]

Schau Dir mal den Hamer Blitz weiter oben haben. Da ist das umgesetzt.

stell Dir am besten vor, das Ding hinge vor Deinem Bach. Wieviel größer ist die Masse unterhalb der Linie wischen den beiden Gurtpins gegenüber der oberhalb? Und wie ändert sich das, wenn der Gurtpin tatsächlich in der Mitte ist?

Ach so, bei meinem RD habe ich das auch so gemacht, beim (älteren) Explorer hatte ich nur den oberen Gurtpin versetzt:
Anhang anzeigen 785352

Anhang anzeigen 785354

Ah ok, dann hab ichs doch richtig verstanden, danke!

 

[whitewater]

Wobei das mit dem unteren Gurtpin wie an dem RD gezeigt noch inkonsequent ist, da der Pin damit auch weiter nach hinten geht. Mehr Wirkung erziehlst Du bei einer Anordnung, wie man sie bei dem blauen Spector von @TodesMichl sieht, auch wenn er bei dem von massiver Kopflastigkeit berichtet. Wahrscheinlich auch daher der zweite Pin auf der Rückseite des Basses.

 

[TodesMichl]

Wobei das mit dem unteren Gurtpin wie an dem RD gezeigt noch inkonsequent ist, da der Pin damit auch weiter nach hinten geht. Mehr Wirkung erziehlst Du bei einer Anordnung, wie man sie bei dem blauen Spector von @TodesMichl sieht, auch wenn er bei dem von massiver Kopflastigkeit berichtet. Wahrscheinlich auch daher der zweite Pin auf der Rückseite des Basses.

Das hat wirklich schon einiges gebracht mit den Gurtpinnen hinten.
Allerdings waren das ja die fetten Dunlops, die man entweder normal oder eben als Security Locks mit den Gegenparts mit Kügelchen als Sicherung verwenden kann.
Konsequenterweise hätte ich da die Flush Mounts nehmen müssen, wie man das auch an den Dingwalls findet.
So trägt das doch etwas auf.
Aber dafür muss da echt schon ein ordentliches Loch in den Korpus.
Und nicht jeder will diese Dunlop Dinger haben. Gab es ja bei Warwick auch mal früher. Da ist mir dann mal mein ehemaliger Thumb Bolt on segeln gegangen weil die Feder die Kugeln nicht mehr richtig rausgedrückt hat. Auf einmal lag der Bass auf dem Boden. Zum Glück nichts weiter passiert und nur bei der Probe.
Der Käufer wollte das Schaller System haben, also kam dann am Ende auch das dran. War also gut, dass ich die Löcher nicht so groß habe machen lassen.

Trotzdem kommt mir ein Bass mit so einem Korpus nicht mehr ins Haus.

Da fällt mir ein:
Über ein Wochenende hatte ich mal einen Sandberg 48 da.

Der hing auch ganz gut am Gurt.
Pin am Hals war auch hinten am Korpus.
Das ist der Viktor Brandt Signature.
Das wäre doch was für Dich @Xestaro.
Noch mehr Black Metal Axt geht ja fast nicht mehr .
Mit der PJ Konfiguration als Black Label und der 3-Band Elektronik hat der auch echt richtig wumms. Gibt es als 4er und 5er in Aged und nicht Aged.

Aber trotzdem muss man irgendwie den Hals immer ein bisschen hochhalten.
Meinen Stingray 5 hänge ich um und der bleibt da, wo er ist. Eine bessere Haptik habe ich bislang noch nicht erlebt. Und da gingen in den letzten Jahren echt einige Bässe durch meine Finger .

 

[beate]

Wobei das mit dem unteren Gurtpin wie an dem RD gezeigt noch inkonsequent ist, da der Pin damit auch weiter nach hinten geht.

Aber gar nicht mal so arg viel, zumindest beim RD.In der Praxis wird man beide Gurtpins versetzen müssen. Einfach, weil das Instrument Instrument sonst unergonomisch weit nach rechts oder links zu hängen kommt. Besonders ausgeprägt ist das übrigens bei den Flying V-artigen.

 

[Talisker]

Extrembeispiel Gurtpinversatz.
Nicht unbedingt Bühnentauglich, geht aber…

 

[Basvarken]

Keine der Bassgitarren, die ich jemals gebaut habe, ist kopflastig.

Dies liegt zum einen an der Verwendung von Leichtbau-Mechaniken (z. B. Gotoh Res-o-lite, Hipshot Ultralite).
Und auf der anderen Seite die Platzierung des hinteren Strapbuttons. Das platziere ich oberhalb der Mitte.