Medicus 69
Preci-Fan durch und durch
Schon seit einiger Zeit lese ich mit Interesse die Diskussionen um die Marke Bugera und möchte hier mal versuchen, meine jüngsten Erfahrungen dazu mitzuteilen.
In den letzten 30 Jahren meiner Bassistenlaufbahn war ich immer sehr markenorientiert unterwegs, es musste für mich immer alles nur vom Feinsten sein. Zeug der bekannten Hersteller wie Ampeg, Hiwatt, Marshall, Orange, Tecamp, Fender, uswusw, all das hab ich schon besessen.
Dann las ich das erste Mal hier im Forum vom Bugera 3000, hatte aber noch keinerlei Bedürfnis, hier kauftechnisch tätig zu werden, war ich doch mit Ampeg V4Bs und SVT VR mehr als gut bestückt. Einen CL besaß ich auch mal vor Jahren, der mir aber zu langweilig und muffig war. Der Bugera 3000 wird ja als Klon davon verkauft, deshalb war die Kiste für mich ziemlich uninteressant.
Dann wollte ich eine Box aus meinem Bestand verkaufen und bot sie einem hier in meiner Stadt ebenfalls lebenden und mir gut bekannten Bassisten an, der Interesse bekundete und wir verabredeten uns bei mir im Proberaum, damit er die Box in Ruhe antesten konnte. Ich konnte sogleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wusste ich doch, dass er auch mittlerweile Bugera 3000 Fan geworden ist und diesen zum Testen mitbringen würde.
So geschah es denn auch, wir wuchteten den Amp, der erstmal für mich im ersten Moment einen absolut hochwertigen Eindruck hinterließ, auf die Box. Kurze Aufwärmphase des Amps, Standby raus und was ich da dann zu hören bekam, haute mich echt von den Socken. Ein dicker Röhrenamp, wie er klingen muss, fett, druckvoll, wuchtig, warm mit tollen Mitten und seidigen Höhen, vor allem im Ultra High Modus, den ich immer schon total geil fand. All das eben mit einem wunderbar ausgewogenen Frequenzgang, alles ist da, was man braucht. Ich konnte es nicht glauben, das Ding zerstörte mal eben mit links mein jahrelanges Vorurteil gegenüber der billigen Chinaware.
Als ich den Bass dann in die Hand nahm und ausprobieren konnte, wie der Bass auf mein Spiel reagiert und dies ebenfalls zu meiner vollen Zufriedenheit ausfiel, war mir klar : so ein Ding muss ich einfach haben, ich kann mich dem einfach nicht verschließen.
Nach entsprechender Recherche im Web kam dann zu Vorschein, dass nur noch der Music Store zwei B Waren hat und in der Angst, das Ding könnte vllt sogar bald vom Markt verschwinden, habe ich sofort noch im Beisein des zufrieden grinsenden Kollegen zugeschlagen.
Wenige Tage später war er dann da, erwartungsvoll wuchte ich das Teil auf meine Box, kurze Warmlaufphase, StandBySchalter raus ..... Und es gab ein Klacken und dann hing der Amp im Fault-Modus fest. Die Enttäuschung war gigantisch, sogleich melde sich das Engelchen auf meiner Schulter, was mir sagte "war ja auch irgendwie klar, was kaufste auch so einen billigen Scheiss "...... da kamen wieder die Gedanken, dass so ein billiges Zeug eben wirklich nicht funzen kann. Nach einigen weiteren Versuchen und ebensovieler Relais-Klacker aufgrund des Sprungs in den Fehlermodus sah ich mich schon im Geiste, wie ich das Teil entnervt ins Auto und zur Poststation wuchten muss. Und ich hasse das !
Am nächsten Tag kam dann mein Bekannter, um die Box abzuholen und wir probierten den Amp nochmal zusammen aus. Durch Zufall sah er dann, wie von der Infiniumschaltung hinten beim Umlegen des StandBys kurz die LED der 4. Röhre aufleuchtete. Die logische Erkenntnis : die 4er Röhre ist wohl durch. Zum Glück hatte ich Ersatzröhren am Start und habe eine alte, aber absolut funktionierende Mesa Boogie 6550 aus einem Sunn Modell T, die ich damals ausgetauscht hatte, in den Bugera eingesetzt. Und siehe da, das Ding lief wieder einwandfrei .... Und : klang phantastisch !
Wir haben dann den Amp zur Sicherheit 2 h laufen lassen, alles gut.
Nun wollte ich es aber auch wissen, der Amp sollte nun live geprügelt werden, denn meine Skespis war logischerweise noch nicht ganz verflogen.
Dann kam der erste Gig und wir haben fast 3 Stunden in brütender Hitze gerockt und der Amp hat alles klaglos überstanden. Keine Mucken, kein Knacken, drei Stunden satten Druck ohne Verluste. Nach dem Gig kamen zwei Bassisten zu mir und fragten, was das denn für ein Amp sei, ich hätte ja einen Megaton .... Naja, sowas freut einen ja immer, ihr kennt das ja selber
Ich habe dann Kontakt aufgenommen mit dem Music Store und die haben mir dann nach meiner Beschreibung sehr schnell und kulant zwei ! nagelneue TAD Röhren kostenlos zugeschickt.
Letztes WE dann wollte ich den Amp optisch etwas mehr an meine Boxen anpassen und hatte mir vorgenommen, die Frontplatte mit zur Box passenden Bespannstoff zu versehen. Da ich in einer 70er Classic Rock Band spiele, hat es mir der AV Look der Ampegboxen angetan und ich hatte noch etwas Stoff über, denn ich hatte mir meine beiden AMPEG 610 HLF auch schon so verschönert, und der Stoff sollte es nun werden. ( bei mir isst das Auge immer mit ) Beim Auseinandernehmen des Amps und einem dabei sich anbietenden Blick in die Verdrahtung usw konnte ich dann sehen, dass der Amp absolut sauber verarbeitet ist. Ich sehe da keinen Unterschied zu den bekannten Marken, die ja nun mittlerweile auch fast alle aus China kommen, wie meine geliebten Ampegs auch, und ich habe mich in dem Moment wirklich zurecht gefragt, warum muss der Markenamp, ebenfalls in China produziert, vllt aus gleichen oder wenigstens ähnlichen und vor allem ja funktionierenden Bauteilen hergestellt, mehr als das Vierfache (!) kosten ? Ist dieser Bugera für CA 600 Euro der "realistische" und für den Musiker fair und realistisch kalkulierte Preis eines solchen Amps und die anderen Hersteller schlagen so dermaßen da Gewinn drauf, das es nur so raucht ?
Mittlerweile habe ich gestern den zweiten Gig mit dem Teil absolviert und auch hier alles bestens. Meinen V4B reissue und meinen SVT VR habe ich immer noch und werde sie auch behalten, nicht etwa zur Sicherheit, denn so langsam ist meine Angst und Skepsis verflogen .... sondern weil die Dinger natürlich auch phantastisch klingen und noch einen etwas anderen Sound machen, den ich auch sehr sehr geil finde. Da gibt es diesbezüglich keinen Sieger oder Verlierer. Ich möchte mit diesem kleinen Bericht hier nur all denen Mut machen, die immer noch vllt wie ich monatelang vor dem PC sitzen und das alles hier im Forum verfolgen und sich nicht entschließen können, dem Markenfetischismus die rote Karte zu zeigen ....
Ich kann nur sagen , traut euch ! Auch, wenn es verdammt schwer ist ! Ich jedenfalls habe kurz danach für die zweite Band noch den zweiten B Ware Buggi gekauft ... Und der lief auf Anhieb und hat auch schon den ersten Gig klaglos überstanden. Und tönt phänomenal !
Als nächstes werde ich mir, wenn der Kontostand wieder besser aussieht, mal die Veyrons anschauen. Hier ist noch die Frage, Veyron T oder M .... Er soll klanglich so nah wie möglich am Bugera 3000 sein .... aber das bekomme ich noch raus
Und ich denke, da werde ich auch nicht enttäuscht ....Euch allen noch einen schönen Sonntag !
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