Wenn das Holz in einer Trockenkammer heruntergetrocknet wird, kann man diesen Prozess auf ein paar Wochen verkürzen.
Holz ist hygroskopisch, nimmt also Feuchte aus der Umgebungsluft auf und gibt sie wieder ab. Ich kann deshalb mit Sätzen wie "das Holz lagert schon 30 Jahre" wenig anfangen. Hört sich romantisch an, aber besser wird das Holz dadurch mMn. nicht.
Prinzipiell gebe ich Dir Recht: Kammergetrocknetes Holz ist in den meisten - konstruktiven - Fällen nicht schlechter als Luftgetrocknetes.
Hier würde ich aber differenzieren: Bei akustischen Instrumenten sind wir wohl einig, dass das Holz einen erheblichen Einfluss auf die Qualität des Instruments hat. Bei elektrischen Gitarren und Bässen kann man sich darüber streiten - es gibt aber viele ernstzunehmende Meinungen, dass das hier auch so ist.
Holz baut bereits beim Aufsägen innere Spannungen auf und ab. Beim Trocknen genauso. Wenn ich sehr schnell trockne, bleiben innere Spannungen eher erhalten, als bei langsamen Trocknen über viele Jahre - zumal bei langer Lagerung die Luftfeuchte und die Temperaturen ständig schwanken.
Deshalb sehe ich eine langsame Trocknung als besser an. Ob das nun tatsächlich relevant und spürbar ist, sei mal dahin gestellt.
Wenn ich nun aus verhältnismäßig kleinen Holzmengen in Handarbeit hochwertige Instrumente bauen würde, wäre der Fall für mich klar: Nur lange gelagertes, luftgetrocknetes Holz!
Wie gesagt: Ob das tatsächlich einen Unterschied macht, wage ich nicht zu beurteilen. Aber bereits dieses "Vielleicht" wäre für mich und meine Kunden entscheidend. Sei es auch nur wegen des Mojo
Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen:
Der Aufwand, eine Esche zu organisieren, zu transportieren und aufsägen zu lassen, ist enorm! Ob das Holz wirklich geeignet ist, sieht man erst anschließend. Dann wird wieder transportiert, eingelagert, evtl. ab und zu umgesetzt (wir haben das in meiner Lehre noch so gehandhabt: Holzlager umsetzen mit dem Senior-Chef
).
Nach einigen Jahren hat man dann Holz mit richtig viel Mojo. Meine Scheune ist voll davon. Macht mir richtig viel Freude. Das ist aber mein persönliches Privat-Vergnügen.
Ob ich mir das als Unternehmer antun würde, glaube ich eher nicht. Da geht man zum gut sortierten Holzhändler und holt sich das, was in dem Moment für Handwerker und Kunden das Richtige ist.
